Lebensdaten
1814 – 1896
Geburtsort
Elbing
Sterbeort
Elbing
Beruf/Funktion
Ingenieur ; Werftgründer
Konfession
lutherisch?
Normdaten
GND: 117621765 | OGND | VIAF: 8170077
Namensvarianten
  • Schichau, Gottlob Ferdinand
  • Schichau, Ferdinand
  • Schichau, Gottlob Ferdinand

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Zitierweise

Schichau, Ferdinand, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117621765.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Carl Jacob (1765–1848), Maurer, Gelbgießermeister in E., S d. Christoph (1723–93), Hufenwirt in Gr. Thierbach (Kr. Preuß. Holland), u. d. Regina Marx (1735–1802);
    M Anna Elisabeth (1787–1865), T d. Peter Lenk (1726/30-92), Kornmessermeister in E., u. d. Maria Elisabeth Döllner (1765–1808);
    Ur-Gvv Hanß Zichau (1684–1760), Hufenwirt;
    1843 Juliane (1817–93), T d. Heinrich August Harting, HR in Berlin, u. d. Magdalena Lerch;
    1 S Erich (1844–1927), Landwirt. 4 T u. a. Elisabeth (1854–1919, Carl Ziese, 1848–1917, Ing., Alleininh. d. Schichauwerke in Danzig u. E., Dr.-Ing. E. h., GKR, s. Jb. d. Schiffbautechn. Ges. 20, 1919, S. 178-83; DBJ II, S. 202-06 u. Tl., B d. Rudolf Ziese, * 1850, Ing., Vertr. d. Schichauwerke in Rußland);
    E Hildegard Ziese (1877–1927, Carl Carlson, 1870–1924, Ing., Prokurist, 1917 Erbe d. Schichauwerke, Dr.-Ing. E. h., s. NDB III).

  • Biographie

    Nach einer Schlosserlehre in Elbing 1829-31/32 erhielt S. auf Empfehlung des Elbinger Gewerbe Vereins, dessen Mitglieder er mit einer selbstgebauten Dampfmaschine beeindruckt hatte, vom preuß. König einen Freiplatz an der Kgl. Gewerbeakademie. Im Anschluß an sein Studium (1832–35) begab er sich auf eine technologische Informationsreise ins Rheinland und nach England und kehrte 1837 nach Elbing zurück. Im selben Jahr gründete er hier eine kleine mechanische Werkstätte mit acht Arbeitern, die er bald zu einer Maschinenbauanstalt für Kraft- und Arbeitsmaschinen erweiterte. Bau und Reparatur von Dampfmaschinen bildeten den Kern seiner Unternehmungen. Obwohl er zunächst Schiffsmaschinen für benachbarte Holzschiffswerften lieferte, wandte er sich seit 1855 dem aufkommenden Eisenschiffbau zu. So entstanden 1855 die „Borussia“, der erste in Preußen gebaute eiserne Schraubendampfer, im folgenden Jahr der Heckraddampfer „Julius Born“ und der Seitenraddampfer „Express“ auf der neuen Werft. Nach dem ersten Lokomotivauftrag 1859 errichtete S. 1870 die Lokomotivfabrik und Kesselschmiede Trettinkenhof, 1886 gründete er die Elbinger Dampfschiffsreederei und|die Schiffswerft in Danzig, 1891 die Reparaturwerkstätte in Pillau, 1873 übernahm er die benachbarte Mitzlaffsche Werft. Die weitere Expansion des inzwischen bedeutendsten Industrieunternehmens in Ostpreußen war jedoch behindert durch die beengten Verhältnisse in Elbing, das beschränkte Fahrwasser des Frischen Haffs und die Lage fern ab vom offenen Meer. 1873 übernahm der Maschinenbauingenieur Carl Ziese die Leitung des Schiffsmaschinenbaus bei Schichau und forcierte den weiteren Ausbau der Schichau-Werke. 1877 baute S. erstmals ein Kriegsschiff für die preuß. Marine. Noch bedeutender war die Bestellung eines Versuchstorpedobootes und die anschließende Order von 10 weiteren Booten für die russ. Marine. 1883 konnte sich S. in einem Wettbewerb für Torpedoboote, den die dt. Admiralität ausgeschrieben hatte, gegenüber der A.G, „Weser“ in Bremen und der Vulcan-Werft in Stettin durchsetzen. Dank der von Ziese konstruierten leichten Dreifachexpansions-Dampfmaschinen, die hohe Geschwindigkeiten ermöglichten, wurden Torpedoboote gebaut und nach Italien, Norwegen, Österreich und in die Türkei sowie nach Russland, China, Japan und Brasilien geliefert. 1886 wurde die Elbinger „Dampfschiffs-Reederei F. Schichau“ gegründet. Auf Zieses Initiative wurde 1891 in Danzig eine neue Werft errichtet für große Schiffe wie den Kreuzer „Gefion“ (1893) oder die Fassagierdampfer „Prinzregent Luitpold“ und „Prinz Heinrich“ (1894) für den Norddt. Lloyd in Bremen. Bei S.s Tod waren in seinen Betrieben rund 4000 Menschen beschäftigt. Die Schichau-Werke wurden danach von Ziese bis zu dessen Tod 1917 weitergeführt. Ihm folgte sein Schwiegersohn, der 1898 als Schiffbauingenieur in die Firma eingetretene schwed. Ingenieur Carl Friedolf Carlson. Als dieser 1924 an einer Blinddarmentzündung starb, leitete seine Frau das vom Reich getrennte, von Rüstungsaufträgen ausgeschlossene und durch Inflation und Liquiditätsengpässe bedrängte Unternehmen, das 1929 als größter industrieller Arbeitgeber im dt. Osten vom Dt. Reich übernommen wurde. Neuer Direktor wurde Hermann Noe (1879–1961). Gegen Ende des 2. Weltkrieges war die „F. Schichau AG“ zu einem der größten Unternehmen des Dt. Reiches angewachsen. Während die Schichau-Werft nach dem Krieg in Bremerhaven neugegründet wurde, 1988 mit der Seebeckwerft zur „Schichau Seebeckwerft AG“ fusionierte, heute als „SSW Fähr- und Spezialschiffbau GmbH“ firmiert und sich 2003 nach dem Bremer Vulkan-Zusammenbruch 1996 im Anschlußkonkurs befindet, wurde die in poln. Besitz gelangte Danziger Werft als „Lenin-Werft“ weitergeführt. – preuß. KR (1872), GKR (1887); Ehrenbürger d. Stadt Elbing (1887); Grashof-Gedenkmünze (1894); Denkmal v. W. Haverkamp (1900), in Elbing, Lustgarten nahe d. Schichau-Werft (wohl 1945 zerstört).

  • Literatur

    ADB 54;
    A. C. Th. Müller, Die Entwicklung d. Schichauschen Werke in Elbing, Danzig u. Pillau, in: Jb. d. Schiffbautechn. Ges. 7, 1906;
    Die Schichau-Werke in Elbing, Danzig u. Pillau 1837-1912, 1912 (P);
    Die Schichauwerke in Elbing, Danzig u. Pillau, in: Dtlds. Schiffbau, 1912;
    A. Bihl, 100 J. Schichau 1837-1937, 1937 (P);
    E. Westphal. Ein ostdt. Pionier, F. S. in seinem Leben u. Schaffen, 1957 (P);
    150 J. Schichau-Werke, Vortrag v. K. Lehmann, Westpreuß. Landesmus. Münster-Wolbeck 1987;
    H. J. Schuch, Die Schichau-Werke 1837-1987, in: Ostdt. Gedenktage, 1987, S. 290-94 (L, P);
    150 J. Schichau Unterweser AG, 1987;
    P. Kemp, in: Oxford Companion to Ships and Sea, 1976;
    E. Lehmann, in: ders., 100 J. Schiffbautechn. Ges., Biogrr. z. Gesch. d. Schiffbaus, 1999 (P);
    BJ I, S. 364 f. u. III, Tl.;
    zur Fam.:
    E. Grigoleit, Ahnentafel d. Begr. d. Schichauwerke in Elbing GKR F. S., in: Ahnentafeln berühmter Deutscher, Folge 4, Lfg. 5, 1937, S. 118-20.

  • Autor/in

    Lars U. Scholl
  • Zitierweise

    Scholl, Lars U., "Schichau, Ferdinand" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 721-722 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117621765.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Schichau: Ferdinand Sch., Ingenieur und Begründer der Maschinenfabrik und Schiffswerft in Elbing, ist am 30. Januar 1814 in Elbing geboren, studirte auf der Gewerbeakademie in Berlin und begründete 1837 das Schichau-Werk, welches heute über 7000 Arbeiter beschäftigt und einen Flächenraum von zusammen 62 ha umfaßt, von denen über 70 000 qm bebaut sind. Das Werk schließt nachstehende Etablissements in sich: 1. die Maschinenfabrik, Eisen-, Stahl- und Broncegießerei und Schiffswerft in Elbing; 2. die Locomotivfabrik und Kesselschmiede in Elbing; 3. die Schiffswerft für Schiffe jeder Größe in Danzig; 4. das Schwimmdock und die Reparaturwerkstatt in Pillau. 1840 erbaute Sch. die erste moderne Hochdruckmaschine Deutschlands, 1841 den ersten in Deutschland hergestellten Dampfbagger (annähernd gleichzeitig baute Späth einen Trocken-Dampfbagger), 1855 den ersten in Preußen gebauten eisernen Schraubenseedampfer „Borussia“, 1877 das erste Hochseetorpedoboot für die kaiserlich russische Marine, 1878 die erste Compound-Schiffsmaschine der kaiserlich deutschen Marine, 1880 die erste in Deutschland gebaute Compound-Locomotive, 1882 die erste auf dem europäischen Continent gebaute Dreifach-Expansionsmaschine, 1883 die erste Dreifach-Expansionsmaschine für Torpedoboote und elektrische Centralen. Das zur Zeit schnellste Schiff der Welt, das russische Hochseetorpedoboot „Adler“ (28,4 Seemeilen Geschwindigkeit) ist auf der Schichau’schen Werft 1888 gebaut. 1897 erreichten vier von der Schichau’schen Werft für China gebaute Torpedojäger eine Maximalgeschwindigkeit von 36,7 Knoten. Es sind dies die schnellsten Boote der Welt.

    Fast alle Seestaaten der Erde, Deutschland, Italien, Oesterreich, Rußland, die Türkei, Japan, China, Brasilien, Norwegen, Schweden u. s. w. haben Torpedoboote und Torpedokreuzer von Sch. bezogen.

    Die Zahl der auf seiner Werft erbauten Torpedoboote beläuft sich heute auf über 340. Aus seiner Maschinenfabrik gingen bisher über 2000 Dampfmaschinen von mehr als 1 300 000 indicirten Pferdekräften hervor. Auf der von Sch. im J. 1891 begründeten zweiten großen Schiffswerft in Danzig sind im Laufe der letzten Jahre zahlreiche und gewaltige Kriegs- und Handelsschiffe entstanden, vor allem Panzerschiffe und Schnelldampfer größter Dimensionen. Im ganzen wurden bisher auf den Schichau’schen Schiffswerften 800 See- und Flußdampfer mit Geschwindigkeiten von 20—36 Knoten per Stunde, sowie 50 Dampfbagger verschiedener Systeme gebaut. Die Locomotivfabrik lieferte 1300 Locomotiven, darunter 390 Compound-Locomotiven. Die im J. 1897 neu gebaute Schichau’sche Stahlgießerei liefert Stahlgußstücke bis zu 50 Tonnen|= 50 000 kg Reingewicht. Sch. starb am 23. Januar 1896 im hohen Alter von 82 Jahren.

    • Literatur

      Zeitschrift des Vereins dtschr. Ingenieure XL, 30. — Biographisches Jahrbuch I, 364. — Mittheilungen der Schichauwerke an den Unterzeichneten.

  • Autor/in

    F. M. Feldhaus.
  • Zitierweise

    Feldhaus, Franz Maria, "Schichau, Ferdinand" in: Allgemeine Deutsche Biographie 54 (1908), S. 6-7 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117621765.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA