Lebensdaten
1862 – 1943
Geburtsort
Frankenstein bei Kaiserlautern
Sterbeort
Speyer
Beruf/Funktion
Bischof von Speyer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 117458910 | OGND | VIAF: 27849136
Namensvarianten
  • Sebastian, Ludwig
  • Sebastian, L.

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Zitierweise

Sebastian, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117458910.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus seit d. 17. Jh. in Geinsheim (Pfalz) nachweisbarer Fam.;
    V Andreas (1821–88), aus Geinsheim, Zündholzfabr. in F., seit 1873 in K., S d. Franz Joseph (* 1787), aus Geinsheim, u. d. Catharina Christoph, aus Maikammer;
    M Juliane Kurz ( v. 1884, ev.);
    5 Geschw u. a. Charlotte, Barbara, führten S.s Haushalt.

  • Biographie

    Nach dem Abitur 1883 am Gymnasium in Kaiserslautern trat S., weil er in seinem Heimatbistum Speyer wegen der großen Bewerberzahl zurückgewiesen worden war, in das Priesterseminar Bamberg ein, wurde dort 1887 zum Priester geweiht und nach fünfjähriger Kaplanszeit 1892 zum Pfarrer in Hohenmirsberg und 1900 von St. Ludwig in Ansbach ernannt. 1914 nominierte Kg. Ludwig III. den durch vielfältige pastorale und caritativ-soziale Aktivitäten bewährten Pfarrer, Dekan und Distriktsschulinspektor zum Domkapitular in Bamberg. Im neuen Amt übernahm S. insbesondere die Betreuung Verwundeter und Kriegsgeschädigter und bearbeitete nebenbei auf Anregung des Kirchenhistorikers Sebastian Merkle (1862–1945) eine Dissertation über „Fürst Alexander v. Hohenlohe-Schillingsfürst 1794–1849 und seine Gebetsheilungen“ (1918), aufgrund derer er 1918 in Würzburg zum Dr. theol. promoviert wurde. Bereits 1917 hatte ihn Ludwig III. als Nachfolger Michael v. Faulhabers (1869–1952) zum Bischof von Speyer nominiert; in Erinnerung an seine einstige Abweisung in Speyer wählte er sich den Wappenspruch „In Patriam Redux“. Als Bischof der bis 1930 der franz. Militäradministration unterstehenden, konfessionell stark gemischten bayer. Rheinpfalz (mit der Saarpfalz) und als entschiedener Gegner eines separatistischen Pfalzstaates (1923/24) gründete er u. a. den Diözesancaritasverband (1920), das Konvikt in Landstuhl, das Priesterseminar Maria Rosenberg, mehrere klösterliche Niederlassungen, Schulen und Krankenhäuser; zudem erweiterte er Seminar und Konvikt in Speyer. Nachdem ihm 1927 im Vollzug von Art. 14 § 3 des Bayer.|Konkordats das freie Besetzungsrecht von 211 der 221 Pfarreien im pfälz. Teil des Bistums zuerkannt worden war, baute er dank zahlenmäßig starkem Priesternachwuchs die Seelsorgeorganisation seines Bistums aus und weihte während seiner Amtszeit über 100 neue Kirchen. Des weiteren veranstaltete er einen Eucharistischen Diözesan-Kongreß (1925) und zwei Diözesansynoden (1927 u. 1939).

    Nach der Machtübernahme Hitlers anfangs zurückhaltend, weigerte sich S. angesichts beginnender Repressalien gegen Klerus und Ordensleute, zum Abschluß des Reichskonkordats einen Dankgottesdienst zu feiern. Als sich nach der Saarabstimmung 1935 die Auseinandersetzungen um die Konfessionsschule, die Reduktion klösterlicher Lehrkräfte und die Entfernung der Schulkreuze erneut verschärften und Devisenprozesse gegen die Orden überhandnahmen, ging S. im Febr. 1937 mit einem Hirtenbrief mit Nachdruck in die Offensive. Der Gauleiter und Reichskommissar für das Saarland, Josef Bürckel (1895–1944), bezichtigte ihn daraufhin öffentlich des Konkordatsbruchs, mit der Folge propagandistischer Angriffe gegen S. in der dt. Presse. Anläßlich der Feier von S.s Goldenem Priesterjubiläum 1937 zwang ihn eine SA-Gegendemonstration zum Ausweichen in das Benediktinerkloster Neuburg bei Heidelberg. Nach der dt. Besetzung Frankreichs 1940 nahm S. vom NS-Regime aus Metz vertriebene Seminaristen und Professoren in Speyer auf, erteilte ersteren auch die Weihen und firmte im Metzer Sprengel. 1941 wurde ihm, mit Rücksicht auf sein Alter und seine zusätzlichen Aufgaben in Lothringen, in der Person seines Caritasdirektors Joseph Wendel (1901–60) ein Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge beigegeben, dessen Hilfe S. jedoch kaum in Anspruch nahm.

  • Auszeichnungen

    Geistl. Rat (1914);
    Ehrenmitgl. d. Metropolitankap. Bamberg;
    Ehrenbürger d. Univ. München;
    Kg.-Ludwig-Kreuz (1916);
    Ehrenkreuz d. Kgl. Verdienstordens v. Hl. Michael (1917);
    preuß. Verdienstorden f. Kriegshilfe (1918);
    Prinz Adalbert-Gedenkmünze;
    goldene Kronprinz Rupprecht-Medaille (1930);
    päpstl. Thronassistent (1930).

  • Literatur

    H. Prantl, Zur Gesch. d. kath. Kirche in d. Pfalz unter nat.soz. Herrschaft, in: Bll. f. pfälz. KGesch. u. rel. Volkskde. 42, 1975, S. 79–117;
    ders., Die kirchl. Lage in Bayern nach den Reg.präs.berr. 1933–1943, V, 1978;
    L. Volk (Hg.), Akten dt. Bischöfe über d. Lage d. Kirche 1933–1945, IV–VI, 1981–85;
    K. H. Debus, Kirchen u. Rel.gemeinschaften in Speyer seit 1918, in: Gesch. d. Stadt Speyer, hg. v. d. Stadt Speyer, II, ²1983, S. 465–527;
    H. Ammerich, Die Entwicklung d. Pfarrorganisation im Bm. Speyer im 19. u. 20. Jh., in: Archiv f. mittelrhein. KGesch. 44, 1992, S. 247–68;
    ders., Das Bm. Speyer u. seine Gesch., IV, 2001;
    M. Weitlauff, Dr. Joseph Wendel (1901–1960), Koadjutor-Bf. u. Bf. v. Speyer (1941–1952), Mit e. Qu.anhang, in: Archiv f. mittelrhein. KGesch. 54, 2002, S. 351–432;
    M. Heim, in: Lb. d. Bischöfe v. Speyer seit d. Wiedererrichtung d. Bm. Speyer 1817/21, 1991, S. 257–75 (L, P);
    Dt. Führerlex. (P);
    Schärl;
    Gatz I (L, P);
    Lex. Pfälzer, 1995 (P); – Qu Bm.archiv Speyer.

  • Autor/in

    Manfred Weitlauff
  • Zitierweise

    Weitlauff, Manfred, "Sebastian, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 109-110 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117458910.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA