Lebensdaten
1883 – 1972
Geburtsort
Frankfurt/Main
Sterbeort
London
Beruf/Funktion
Publizist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 117277886 | OGND | VIAF: 119415864
Namensvarianten
  • Stern, Edgar (bis 1918)
  • Stern, Paul Edgar
  • Laukhard der Jüngere, P. (Pseudonym)
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Zitierweise

Stern-Rubarth, Edgar, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117277886.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus westfäl. Industriellenfam.;
    V Moritz H. Stern (1859–1922, Kaufm., Industr. in F.;
    M Martha N. N. (Ps. Ernst Marat) (1864–1912), Dichterin;
    Rheydt (Rheinland) 1917 Josefa Rubarth, Lehrerin; 1 Pflege-T.

  • Biographie

    S. besuchte das Goethe-Gymnasium in Frankfurt/M. Es schlossen sich lange und unregelmäßige Studien-, Lehr- und Reisejahre an. S. war häufig in Frankreich, studierte Nationalökonomie an der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften in Frankfurt/M. und wurde 1914 an der Univ. Berlin mit einer Arbeit zur Werther-Rezeption der damals weitgehend vergessenen franz. Schriftstellerin Claire de Duras (1777–1828) promoviert. Zeitweise arbeitete er als Kaufmann im Unternehmen seines Vaters und veröffentlichte seit 1905 erste Feuilletons, u. a. im „Simplicissimus“ und in der „Vossischen Zeitung“. Im 1. Weltkrieg diente er 1914–18 als Offizier im Nahen Osten und an der Westfront.

    1919 wurde S. Redakteur beim Ullstein-Verlag, 1925 – mit Unterstützung Gustav Stresemanns – Chefredakteur des Wolffschen Telegraphen Büros (Dir.mitgl. seit 1929). 1920–22 wirkte er zudem als Dozent an der Hochschule für Politik in Berlin. 1926 zählte er zu den Mitbegründern der Fédération Internationale des Journalistes (Vorstandsmitgl. bis 1935), die als Dachorganisation der nationalen Journalistenverbände für Pressefreiheit und tarifliche Bezahlung von Journalisten eintrat.

    1933 entband das Auswärtige Amt S. auf Druck der NSDAP von seinen Funktionen. Der Ausschluß aus der Reichsschrifttumskammer wegen seines jüd. Großvaters zwang ihn 1935 zur Emigration. Seit 1936 erarbeitete er sich in England eine zweite Karriere als Herausgeber bei Amalgamated Press und als Autor für führende Presseorgane wie „Daily Telegraph“, „Times“ und „Contemporary Review“. Zu Beginn des 2. Weltkriegs einige Monate interniert, beriet er danach die brit. Propaganda. Nach dem Krieg schrieb er als London-Korrespondent für mehrere deutschsprachige Tageszeitungen wie die „Stuttgarter Zeitung“, „Augsburger Allgemeine“ und „Aachener Volkszeitung“ und hielt in Deutschland häufig Vorträge zu Themen der Europapolitik und der Zeitungswissenschaft.

    S. gilt als „Europäer der ersten Stunde“. Schon Anfang der 1920er Jahre schlug er in seinen außenpolitischen Kommentaren u. a. für die „Vossische Zeitung“ vor, eine europ. Zollunion zu bilden. Die Staaten Europas könnten wirtschaftlich nur gesunden, wenn sie einen großen Absatzmarkt schüfen und sich wechselseitig Rohstoffe zugänglich machten. S. warb in der Folge für die Locarno-Politik Stresemanns und die Normalisierung der Beziehungen zwischen den europ. Staaten. Er engagierte sich nicht nur publizistisch für die Europa-Idee, sondern initiierte 1924 auch die Gründung des Europ. Zollvereins mit Schwestervereinen in 19 Nationen. Die Vorschläge dieses Vereins zur wirtschaftlichen Einigung erfuhren in Frankreich – gestützt durch Aristide Briand als Ehrenpräsidenten – einige Beachtung. Gleichzeitig nahm S. bis 1932 mehrfach an der dt. Delegation beim Völkerbund teil und konnte Stresemann und Briand seine Ideen zur europ. Zollunion vortragen. Seit 1927 amtierte er auch als Generalsekretär der Dt.-Franz. Gesellschaft, die sich für Verständigung und kulturellen Austausch einsetzte. 1946 erhielt S. die brit. Staatsbürgerschaft und warb fortan für ein besseres dt.-brit. Verständnis und für die brit. Integration in das entstehende Europa.

    Neuerdings erfährt auch S.s Beitrag zur Zeitungswissenschaft „Die Propaganda als politisches Instrument“ ( 1–21921) wieder Beachtung, da hier schon früh Vorschläge zu einer systematischen Öffentlichkeitsarbeit entwickelt wurden. S.s Artikel und Schriften blieben bis zuletzt heterogen. In ihnen schlug sich auf der einen Seite die Verehrung der „großen Männer“, ein ausgeprägter Kulturkonservativismus und auch Nationalismus nieder. Auf der anderen Seite propagierte S. einen Wirtschaftsliberalismus, dem die Nation als Hindernis erschien und dessen Ziel eine egalitäre Konsumgesellschaft war.

  • Auszeichnungen

    A E. K. II u. I (1917, 1918);
    osman. Silberne Liakat-Medaille (1918);
    Ehrenkreuz f. Frontkämpfer (1934);
    Gr. BVK (1957, mit Stern 1963).

  • Werke

    Weitere W Gf. Brockdorff-Rantzau, Wanderer zw. zwei Welten, Ein Lb., 1929;
    Three men tried…, Austen Chamberlain, Stresemann, Briand and their fight for a new Europe, A personal memoir, 1939, dt. 1947, ²1948;
    Exit Prussia, A plan for Europe 1940;
    …aus zuverlässiger Quelle verlautet…, Ein Leben f. Presse u. Pol., 1964 (Autobiogr.);
    Hg.:
    Dt. dipl.-pol. Korr., 1927–33;
    Dt.-franz. Rdsch., 1927–33;
    World Digest of Current Fact and Comment, 1939;
    Bibliogr.:
    H.-O. Schembs, Bibliogr. z. Gesch. d. Frankfurter Juden 1781–1945, 1978;
    Bibliogr. d. Aufss. v. E. S.-R. in d. „Zeitungswissenschaft“ u. „Publizistik“, in: Publizistik, FS f. E. S.-R., 1963, S. 209;
    Nachlaß:
    BA Koblenz (P)

  • Literatur

    | B. Manuel, Ein Leben f. d. Publizistik, E. S.-R. z. achtzigsten Geb.tag, in: Stuttgarter Ztg. v. 15. 8. 1963 (P);
    E. Jameson, Mein lebenslängl. Nachbar, in: Publizistik, FS f. E. S.-R., 1963, S. 199–208 (P);
    W. Haake, in: Publizistik 17, 1972, S. 222–24;
    H. Karl u. A. Ackermann, E. S.-R. u. d. dt. Ztg.wiss., in: R. vom Bruch u. a. (Hg.), Von d. Ztg.kde. z. Publizistik, Biogr.-institutionelle Stationen d. dt. Ztg.wiss. in d. ersten Hälfte d. 20. Jh., 1986, S. 235–47;
    T. Bussemer, Propaganda, Konzepte u. Theorien, 2005, S. 125–34;
    H. M. Bock, Stresemanns publizist. Prätorianer, Zum frankr.- u. europapol. Wirken v. E. S.-R. in d. Weimarer Rep., in: I. Kolboom u. a. (Hg.), Zeit-Geschichten aus Dtld., Frankr., Europa u. d. Welt, 2008, S. 67–88;
    Rhdb. (P);
    Kosch, Biogr. Staatshdb.;
    Dt. Exil-Lit.;
    BHdE I;
    Kosch, Lit.Lex.³ (W, L);
    Munzinger.

  • Autor/in

    Patrick Merziger
  • Zitierweise

    Merziger, Patrick, "Stern-Rubarth, Edgar" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 285-286 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117277886.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA