Lebensdaten
1870 – 1946
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Photograph ; Kunsthistoriker ; Verleger
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117264571 | OGND | VIAF: 32769560
Namensvarianten
  • Stoedtner, Franz August
  • Stoedtner, Franz
  • Stoedtner, Franz August
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Zitierweise

Stoedtner, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117264571.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., Zimmermeister;
    M N. N.;
    1) N. N., 2) ⚮ Elisabeth Franke († 1937), 3) 1942 Ottilie (1890–1987, 2] Carl Thiemann, 1881–1966, aus , Künstler, 1910 Mitgl. d. Wiener Secession u. d. Dt. Künstlerbundes Weimar, Ehrenpräs. d. Dachauer Künstlervereinigung, Vf. v. „Erinnerungen e. Dachauer Malers, 1966, BVK 1960, s. L), aus Darmstadt, Kunsthist., 1934 erste apl. Professorin an d. TH Darmstadt, trat 1937 in S.s Betrieb ein, Gründerin u. Leiterin d. Inst. f. wiss. Projektion in Düsseldorf (s. Hochschullehrer TH Darmstadt), T d. Adolph Rady, Kaufm., u. d. Karoline Thiemann;
    1 S aus 1) Georg († 1943), 1 T aus 2) Ingeborg.

  • Biographie

    Nach dem Abitur am Luisengymnasium in Berlin 1891 studierte S. Kunstgeschichte, Archäologie und Geschichte in Lausanne und Berlin. Prägend für seine spätere Berufswahl wurden hier die Lehrveranstaltungen Herman Grimms (1828–1901), der als einer der ersten Kunsthistoriker die Diaprojektion einsetzte. Im Jahr seiner Promotion bei Grimm gründete S. 1895 in Berlin das „Institut für wissenschaftliche Projection Dr. Franz Stoedtner“, mit dem Ziel, fotografische Aufnahmen als Bildmaterial für Vorträge und Publikationen anzubieten. Ab 1900 reiste er mit dem Automobil durch Deutschland, um Kunst- und Bauwerke z. T. erstmals fotografisch zu dokumentieren (u. a. 330 Aufnahmen vom Magdeburger Dom, 1909, 150 Aufnahmen des Pacher-Altars in St. Wolfgang, 1909). Auch im Rahmen denkmalpflegerischer Inventarisierungskampagnen führte er Aufträge aus (Wartburg, 1906; Ghzgt. Sachsen-Weimar-Eisenach, Kr. Hanau, 1908 ff.). In den Folgejahren ergänzte S. sein Bilderangebot systematisch um Motive aus Naturwissenschaft, Medizin und Technik (mit Fotografien von Tieren, Pflanzenzeichnungen, anatomischen Modellen, Maschinen, Verkehrsbauten). Als Handbücher beliebt wurden die seit 1898 erschienenen Verkaufskataloge, die S. selbst als „Mustersammlung zu Lehrzwecken“ bezeichnete. Kurzzeitig war auch die auf Initiative des Deutschen Werkbundes 1910 gegründete „Photographien- und Diapositivzentrale“ (Ltg. Karl Ernst Osthaus, 1874–1921) in den S.schen Betrieb integriert. Sie hatte die Aufgabe einer mustergültigen Dokumentation zeitgenössischer Baukunst und des Kunstgewerbes; die Wanderausstellung „Moderne Baukunst“ (1910–14) zeigte großformatige Abzüge von Fotos, die Osthaus bei S. in Auftrag gegeben hatte. Persönliche Differenzen und ästhetische Meinungsverschiedenheiten zwischen S. und Osthaus führten 1914 jedoch zum allmählichen Erliegen der Zusammenarbeit, 1919 zur offiziellen Schließung der Zentrale.

    Seit den 1930er Jahren beschäftigte S.s Institut 30 Mitarbeiter. Mit einem Bestand von rund 250 000 Negativen war es ein international führendes kommerzielles Bildarchiv, das auch Aufnahmen anderer Fotografen erwarb. Erfolgreich brachte S. speziell für den Unterricht erstellte Diaserien zu Geschichte und Kunsterziehung, Erdkunde, Biologie und Physik heraus (Neue methodische Kurzreihe, 1932); diese wurden 1933 um nationalsozialistische Inhalte erweitert. Im Nov. 1943 zerstörten Bombenangriffe das Firmengebäude mit dem Archiv der originalen Negative – die Duplikate als Grundlage der Fabrikation waren zuvor im Berliner Nationalmuseum gesichert worden – und einem Großteil der Firmenunterlagen. Anfang 1946 erkrankte S. an einer Lungenentzündung, der er rasch erlag. Der Witwe gelang 1948/49 die Rettung von über 200 000 Negativen aus dem russ. Sektor über die Luftbrücke nach Düsseldorf, wo sie den Betrieb weiterführte. Nach erfolglosen Versuchen, das Archiv dem Staat zu verkaufen, übergab sie es 1959 dem Prokuristen Heinz Klemm (1920–2001). In drei Tranchen gelangte der Bestand 1978, 1980 und 1987 an „Foto Marburg“, ein Konvolut von ca. 20 000 Negativen zur Technikgeschichte und Naturwissenschaft wurde 2006 von der „Deutschen Fotothek Dresden“ übernommen. S. gehörte neben dem Gründer des Bildarchivs Foto Marburg, Richard Hamann (1879–1961), mit dem er zeitweise kooperierte, zu den führenden Protagonisten auf dem Gebiet der kunsthistorischen Dokumentation. Für die während des ersten Drittels des 20. Jh. tätigen Kunsthistoriker wurden zahlreiche seiner Fotos „Teil des kollektiven Bildgedächtnisses“ (Haffner). S.s eigene Aufnahmen zeichnen sich durch die möglichst originalgetreue Wiedergabe stofflicher Feinheiten sowie die objektive Dokumentation unter Verzicht auf dramatische Lichteffekte und Retuschen aus.

  • Auszeichnungen

    A Bronzemedaille d. Internat. Ausst. f. Amateur-Photographie (1896);
    Landwehrdienstauszeichnung 2. Kl. (1904);
    Goldene Ehrenmedaille d. Fachausst. im Dt. Buchgewerbehaus in Leipzig (1904);
    Goldmedaille d. Weltausst. in St. Louis (1904);
    Mitgl. d. Photograph. Ver. Berlin u. d. Dt. Ges. v. Freunden d. Photogr. (vor 1910);
    Ständiges Mitgl. d. Preuß. Sachverständigen-Kammer (seit 1918).

  • Werke

    W Schrr.Hans Holbein, d. Ältere, 1. T. 1473–1504, Diss. Berlin 1896;
    Dt. Kunst in Lichtbildern, 1908;
    Aus meiner Arbeit, in: Der Bildwart 13/7, 1935/ 36, S. 196–99;
    Patente:
    Zusammenlegbarer Projektionsapparat, 1901;
    Bildwerfer z. wechselweisen Vorführen v. Einzelbildern u. Bildbandbildern, DRP 614 555, 1935;
    Glaslose Lichtbilder, 1942 (?);
    Filmdiarahmen, 1943 (?);
    Nachlaß:
    Dt. Kunstarchiv, Nürnberg (auch zu Ottilie Thiemann-Stoedtner);
    Korr.:
    Karl-Ernst-Osthaus-Archiv Hagen.

  • Literatur

    G. H. Emmerich, Lex. f. Photogr. u. Reproduktionstechnik, 1910;
    45 J. dt. Lichtbildarbeit, Zum 70. Geb.tag Dr. F. S.s, 1940;
    H. Klemm (Hg.), Kat. Dr. S., Kunstdias, Baukunst, Plastik, Malerei, Grafik, Kunsthandwerk, 1975;
    R. Mißelbeck, Dr. F. S., Architekturphotogr. im Umbruch, in: Moderne Baukunst 1900–1914, Die Photoslg. d. Dt. Mus. f. Kunst in Handel u. Gewerbe, hg. v. S. Röder, Ausst.kat. Krefeld 1993, S. 39–49;
    S. Röder, Propaganda f. e. neues Bauen, Die „Photogrr.- u. Diapositivzentrale“ d. Dt. Mus. f. Kunst in Handel u. Gewerbe, ebd., S. 8–18;
    D. Haffner, „Die Kunstgesch. ist e. techn. Fach“, Bilder an der Wand, auf dem Schirm u. im Netz, in: Bild/Geschichte, hg. v. Ph. Helas, M. Polte u. a., 2007, S. 119–29;
    A. Matyssek, Kunstgesch. als fotogr. Praxis, Richard Hamann u. Foto Marburg, 2009, bes. S. 104–10;
    zu Carl Thiemann:
    Ottilie Thiemann-Stoedtner, C. T., Der Mensch – der Künstler, 1978;
    dies., Dachauer Maler, Der Künstlerort Dachau v. 1801 bis 1946, 1981;
    Wi. 1935;
    ThB;
    Vollmer;
    Egerländer Biogr. Lex.

  • Porträts

    Aquarell u. Zeichnung v. E. Pfister-Kaufmann, 1942 (Verbleib unbek., Foto im Dt. Kunstarchiv, Nürnberg);
    Ölgem. v. ders., 1943 (Bildarchiv Foto Marburg);
    Fotos (Dt. Kunstarchiv, Nürnberg).

  • Autor/in

    Michael Buchkremer
  • Zitierweise

    Buchkremer, Michael, "Stoedtner, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 386-387 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117264571.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA