Lebensdaten
1909 – 1993
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Wentorf (Kreis Herzogtum Lauenburg)
Beruf/Funktion
Jurist ; Redereikaufmann
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118618415 | OGND | VIAF: 108939634
Namensvarianten
  • Stödter, Rolf Conrad Wilhelm
  • Stoedter, Rolf
  • Stödter, Rolf
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Stödter, Rolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118618415.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus niedersächs. Fam.;
    V Wilhelm (* 1872), Dr. med. vet., Polizei- u. Stadtierarzt in H., S d. Heinrich Peter Wilhelm (1841–1906, aus Winsen/Luhe, Kaufm., u. d. Maria Dorothea Lünzmann (1843–1908), aus Lunden (Dithmarschen);
    M Bertha (* 1882), T d. Wilhelm August Carl Keim (1841–1899, aus Waake (Göttinger Wald), Kaufm. in H., u. d. Maria Dorothea Christine Frosch (1841–1914), aus Neumünster;
    1) Hamburg 1939 N. N., 2) Hamburg 1947 1963 Rose-Marie Walter (1916–2007, Dr. phil., Anglistin, 3) 1964 Helga (* 1922, 1] Hans-Joachim Hodeige, 1912–2002, Dr. med., Arzt in Berlin), Dr. rer. pol., Dipl., Legationsrätin, RA in H., Funktionärin d. Dt. Juristinnenbundes, Gründerin d. Helga-Stödter-Stiftung, T d. Gustav Kloninger, aus Berlin-Pankow, Architekt, Reg.baumeister, u. d. Henny N. N.;
    1 Stief-T aus 2) Birthe (⚭ Jens-Jürgen Böckel, * 1938, Dr., Kaufm., u. a. b. Bahlsen, Finanzvorstand d. Tengelmann-Gruppe), Jur., Mediatorin in Düsseldorf;
    2 T aus 3) Helga (* 1961, Cornelius Erbe, Dr. med., Arzt, Leiter d. Geschäftsbereichs Produktmanagement d. Dt. Angestellten-Krankenkasse, Hamburg), Jur., Beamtin b. Bez.amt Hamburg-Altona, Alix (* 1967), RA in Berlin.

  • Biographie

    S. erwarb auf dem Heinrich-Hertz-Realgymnasium in Hamburg 1927 das Abitur und studierte anschließend in Freiburg (Br.), Genf, München und Hamburg Rechtswissenschaften. 1931 bestand er in Hamburg das Referendarexamen und wurde im Juli 1933 in Hamburg bei Kurt Perels (1878–1933) im Sept. 1933 mit einer Arbeit über „Öffentlich-rechtliche Entschädigung“ zum Dr. iur. promoviert. Im selben Jahr trat S. der NSDAP und der SS bei; während des Referendariats arbeitete er als Schulungsleiter des Rasse- und Siedlungsamtes der SS. 1935 bestand S. die Große Staatsprüfung in Hamburg und wurde im selben Jahr von Rudolf v. Laun (1882–1975) mit einer Arbeit über „Flottengeleit im Seekrieg“ an der Univ. Hamburg für öffentliches Recht, Staats- und Verwaltungssowie Völkerrecht habilitiert. Nach einer kurzen Tätigkeit als Richter nahm S. 1936 eine hauptberufliche Tätigkeit bei der „Fachgruppe Reeder“ der „Reichsverkehrsgruppe Seeschiffahrt“ auf, 1939 wurde er deren Hauptgeschäftsführer. Von der Teilnahme am 2. Weltkrieg war S. aufgrund seiner als „kriegswichtig“ eingestuften Tätigkeit befreit. Nach Kriegsende bemühte er sich insbesondere gegenüber den Alliierten erfolgreich um den Wiederaufbau der dt. Handelsmarine und den Wegfall von Beschränkungen der dt. Handelsflotte, 1951–55 war er geschäftsführender Vorsitzender des „Verbandes Deutscher Reeder“, 1961–64 und 1969–70 dessen Vorsitzender. 1956 wurde S. Mitinhaber der Hamburger Reederei „John T. Essberger“. 1964–69 war er Präses der Handelskammer Hamburg, der Internationalen Handelskammer stand er 1977–88 vor. Daneben war er 1961–87 Präsident des Hamburger Übersee-Clubs. Weitere Ehrenämter bekleidete er in Gremien der maritimen Schiedsgerichtsbarkeit. 1955–60 gehörte er dem Hamburg. Verfassungsgericht an.

    Daneben publizierte S. auch juristisch. 1936 forderte er, Glaubensfreiheit nur im Rahmen des NSDAP-Parteiprogramms zu gestatten. Zahlreiche seiner Veröffentlichungen betrafen das Völker- und Seerecht, das er auch in der Lehre vertrat. Seit 1943 war er, unterbrochen durch ein kurzzeitiges freiwilliges Ausscheiden nach Kriegsende 1945, apl. Professor für Staats-, Verwaltungs- und Völkerrecht an der Univ. Hamburg. Von besonderer Wirkung war sein Eintreten für den jur. Fortbestand des Dt. Reichs, erstmals in dem 1948 erschienen Buch „Deutschlands Rechtslage“. S. führte darin Gedanken seines Lehrers v. Laun fort und grenzte sich zugleich von Hans Kelsen (1881–1973) ab. Die dt. Bundesregierung übernahm diese „Fortbestandstheorie“ und wurde darin vom Bundesverfassungsgericht in ständiger Rechtsprechung bestätigt (etwa BVerfGE 6, 309). Einen Ruf auf die Nachfolge Launs 1949 lehnte S. ab. Seit 1950 unterhielt er freundschaftlichen Kontakt zu Carl Schmitt (1888–1985). Freundschaftlich verbunden war S. auch mit dem nach 1945 wegen seiner NS-Vergangenheit als zunächst unberufbar geltenden Staatsrechtler Herbert Krüger (1905–89), den er seit 1951 als Geschäftsführer beim „Verband Deutscher Reeder“ beschäftigte.

    Als Wissenschaftler und als Reeder verkörperte S. personale Kontinuitäten aus der Zeit des Nationalsozialismus zur Bundesrepublik; innerhalb der Rechtswissenschaft|konnte er durch seine finanzielle Unabhängigkeit vor und nach 1945 größere Freiräume nutzen.

  • Auszeichnungen

    A BVK (1969, mit Stern u. Schulterband 1974);
    Mitgl. d. Vereinigung Dt. Staatsrechtslehrer (1949);
    Vorstandsmitgl. d. Dt. Ges. f. ausw. Pol.;
    Präsidiumsmitgl. d. Internat. Law Association (1960).

  • Werke

    Öff.-rechtl. Entschädigung, 1933, Nachdr. 1995;
    Flottengeleit im Seekrieg, 1936;
    Vfg.problematik u. Rechtspraxis, Die Rechtsprechung z. Bibelforscherverbot, in: AöR 66, 1936, S. 166–226;
    Handelskontrolle im Seekrieg, 1940;
    Dt. Einheitskonnossement, 1941;
    Die dt. Seeschiffahrt im Kriege, 1941;
    Dtlds. Rechtslage, 1948;
    Dt. Vermögenswerte im neutralen Ausland, 1950;
    Gesch. der Konnossementsklauseln, 1953;
    Rechtsfragen d. Zündwarenmonopols, 1953;
    Weitere Bemm. z. Zündwarenmonopol, 1954;
    Rudolf Laun z. 80. Geb.tag, in: AöR 87, 1962, S. 106–09;
    Die Lage d. dt. Seeschiffahrt, 1963;
    Über d. Zukunft d. Weltwirtsch., 1978;
    Am Tor z. Welt, Reden u. Aufss. über Wirtsch.pol., 1979;
    Recht über See, 1979;
    Schicksalsjahre dt. Seeschiffahrt, 1982;
    Am Tor z. Welt, Der Übersee-Club, 1987;
    Hg.:
    Das geltende Seekriegsrecht in Einzeldarst., 1963 (mit H. Krüger);
    Hamburg, Dtld., Europa, 1977 (mit H.-P. Ipsen u. W. Thieme);
    Finis Germaniae, 1977 (mit I. v. Münch u. T. Oppermann);
    W-Verz.
    bis 1979 in: H.-P. Ipsen (s. L);
    Qu: Nachlaß
    im Familienbes.;
    überliefert u. a. Briefwechsel mit Walter Strauß (IfZ München), Klaus Mehnert (HStA Stuttgart) u. Carl Schmitt (HStA Düsseldorf);
    eigene Archivstudien:
    StA Hamburg.

  • Literatur

    H.-P. Ipsen u. K. H. Necker, Ein Hamburger Leben f. Wirtsch. u. Wiss., in: dies. (Hg.), Recht über See, R. S. z. 70. Geb.tag, 1979, S. XIII–XXIV (W-Verz., P);
    N. Paech u. U. Krampe, Hochschulalltag im Faschismus, Die Rechts- u. Staatswiss. Fak. d. Univ. Hamburg 1933–1945, in: Demokratie u. Recht 1986, S. 373–86;
    dies., Die rechts- u. staatswiss. Fak., Abt. Rechtswiss., in: E. Krause, L. Huber u. H. Fischer (Hg.), Hochschulalltag im „Dritten Reich“, Die Hamburger Univ. 1933–45, Bd. 2, S. 867–912, bes. S. 908;
    D. van Laak, Gespräche in d. Sicherheit d. Schweigens, 1992, S. 39, 122, 191;
    In Memoriam R. S., o. J. [1993] (P);
    K. Carstens, Erinnerungen u. Erfahrungen, 1993, S. 70;
    H.-P. Ipsen, in: NJW 1993, S. 2226 f.;
    ders.. Erinnerungen an elf Hamburger Staatsrechtslehrer, in: FS Werner Thieme, 1998, S. 1063–80, bes. S. 1079 f.;
    M. Stolleis, Gesch. d. öff. Rechts in Dtld., Bd. 3, 1999, S. 69, 100 u. 123;
    T. Szatkowski, Karl Carstens, Eine pol. Biogr., 2007, S. 30 f.;
    R. Mehring, Carl Schmitt, Aufstieg u. Fall, 2009, S. 426, 454, 465, 468 u. 489;
    R. Biskup, Rudolf Laun (1882–1975), Staatsrechtslehrer zw. Rep. u. Diktatur, 2010, S. 311 u. 315 f.;
    Munzinger.

  • Autor/in

    Martin Otto
  • Zitierweise

    Otto, Martin, "Stödter, Rolf" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 385-386 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118618415.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA