Lebensdaten
1867 – 1944
Geburtsort
Nandlstadt bei Freising
Sterbeort
Starnberg
Beruf/Funktion
General
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 117080764 | OGND | VIAF: 32764477
Namensvarianten
  • Möhl, Arnold (bis 1918)
  • Möhl, Arnold Ritter von
  • Möhl, Arnold (bis 1918)
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Möhl, Arnold Ritter von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117080764.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl M. (1838-71), Dr. med., fürstl. schwarzburgsondershausenscher Leibarzt, S d. Karl Theodor, kgl. Schloßinsp. in Würzburg, u. d. Franziska Mayer;
    M Marianne (1844–71), T d. Bezirksger.arztes Dr. med. August v. Dall'Armi (1806–85) u. d. Konstanze Leimbach (1823–1907);
    Ur-Gvm Andreas v. Dall'Armi (1765–1842), Kaufm. u. Bankier (s. NDB III);
    Ov Jakob M. (1846-1916, s. L). kgl. Hofgärten-Dir. in München, gestaltete hier u. a. die Flußauen im Anschluß an d. Maximiliansanlagen sowie d. Gartenanlagen v. Linderhof u. Herrenchiemsee;
    Vt Friedrich M. (1875-1957), Hauptschriftleiter d. „München-Augsburger Abendztg.“ (s. Kosch, Lit.-Lex.);
    Seeshaupt 1918 Marianne (Ida) (1876–1953), T d. Oberstlt. Joseph v. Dall'Armi (1844–1906) u. d. Bernhardine v. Neydegg (1852–1925); Schwager Heinrich v. Dall'Armi (1846–1922), Tabakkaufm. u. Industrieller (s. NDB III); kinderlos.

  • Biographie

    M. besuchte das humanistische Gymnasium. 1884 trat er als Offiziersaspirant in das 6. Infanterie-Rgt. ein, 1892-95 absolvierte er die bayer. Kriegsakademie. 1901 wurde er als Hauptmann zum Generalstab nach Ingolstadt versetzt, fünf Jahre später im Majorsrang als Lehrer an die Kriegsakademie, deren Direktion er 1913 übernahm. 1914 zog M. als Kommandeur des 6. Infanterie-Rgt. an die Westfront. Als Generalstabschef des I. bayer. Armeekorps wurde er am 8.4.1915 zum Generalmajor befördert. Im folgenden Jahr wurde er Kommandeur einer Infanteriebrigade, im Januar 1917 Kommandeur der 16. bayer. Infanterie-Division, die im Frühjahr 1918 der 17. Armee, im Herbst der 4. Armee angegliedert wurde. In Anerkennung der erfolgreichen Abwehr eines brit. Angriffs im Spätsommer 1918 bei Monchy-Bepaume wurde er mit dem Orden „Pour le mérite“ ausgezeichnet.

    Nach dem militärischen Zusammenbruch war M. als Oberquartiermeister beim Generalstab in Berlin vorgesehen. Er blieb jedoch in Bayern, wo er zu einer zentralen Figur bei der Neuordnung des Militärwesens, der Niederschlagung der Räteherrschaft und der Etablierung der Reaktion wurde. M. setzte sich für die Beibehaltung der bestehenden militärischen Strukturen ein, deren Reformbedürftigkeit er allerdings konzidierte (Unsere bewaffnete Macht, Rückblick und Ausblick,|1919). Gegen Demokratisierungsbestrebungen, wie sie vom bayer. Militärminister Ernst Schneppenhorst ausgingen (Schaffung einer freiwilligen Volkswehr und einer Polizeitruppe), setzte er sich vehement zur Wehr. Die Militärs sollten sich politischer Meinungsäußerungen strikt enthalten. Umgekehrt sollte der Einfluß der Politiker auf den militärischen Bereich möglichst gering bleiben. In ihrem Bemühen um die Erhaltung der Militärhoheit fand die bayer. Staatsregierung in M., der sich mit Reichswehrminister Gustav Noske sehr gut verstand, keine Unterstützung. Als am 7.4.1919 in München die Räterepublik ausgerufen wurde, mußte die Regierung Hoffmann nach Bamberg fliehen. Sie wollte die Usurpatoren aus eigener Kraft vertreiben und erließ daher am 14. April einen Aufruf zur Bildung einer Volkswehr unter M.s Oberkommando. M. hielt diese Maßnahme für ungenügend. Er erreichte, daß das „Gesetz über die Bildung einer vorläufigen Reichswehr“ vom 6.3.1919 auch in Bayern übernommen wurde; seit 11.5.1919 war M. Führer des „Bayer. Reichswehrgruppenkommandos Nr. 4“. Schon am 17. April hatte sich Ministerpräsident Hoffmann hilfesuchend an Philipp Scheidemann gewandt, was in Berlin als Eingeständnis verstanden wurde, daß die Militärhoheit Bayerns brüchig geworden sei. Am 23. April unterstellte das Reichswehrministerium die bayer. Truppen dem Kommando des Generals Ernst v. Oven. Am 1. Mai marschierten die Regierungstruppen in München ein; M. und Oven bezogen im Palais Leopold Quartier. Rudolf Egelhofer (1896–1919), der Oberbefehlshaber der Roten Armee, wurde verhaftet und zwei Tage später erschossen. Dasselbe Schicksal ereilte Gustav Landauer und Eugen Leviné; Erich Mühsam und Ernst Toller mußten langjährige Haftstrafen absitzen. Während M. die Begnadigung des Eisner-Mörders Anton Gf. v. Arco forderte, wandte er sich gegen eine Begnadigung jener, die wegen ihrer Beteiligung an der Räteherrschaft verurteilt worden waren. Er etablierte eine Militärdiktatur, die mittels des Kriegsrechts (bis 4.11.1919, dann Verhängung des Belagerungszustands) regierte. Organisation-, Versammlungs- und Publikationsverbote wurden erlassen, ein nachrichtendienstlicher Überwachungsapparat und ein Propagandabüro eingerichtet. Mitglieder und Sympathisanten der Räteherrschaft wurden ausgewiesen, inhaftiert oder erschossen. Über 600 Personen fielen dem „Weißen Terror“ zum Opfer. Das Aufkeimen einer freiheitlichen Entwicklung in verschiedenen Bereichen der Politik, Kunst und Literatur wurde erstickt. Erst am 1. August wurde das Standrecht, das über das rechtsrhein. Bayern verhängt worden war, aufgehoben; jetzt erst kehrte Hoffmann von Bamberg nach München zurück.

    Mit der Verordnung des Reichspräsidenten vom 20.8.1919 „betreffend die Übertragung des Oberbefehls über die Wehrmacht des Deutschen Reichs auf den Reichswehrminister“ zum 1.10.1919 ging die bayer. Militärhoheit zu Ende, wenngleich gewisse Sonderrechte garantiert wurden. Die in Bayern stationierten Truppen bildeten die 7. Division im Wehrkreiskommmando VII, das zum Gruppenkommando II (Kassel) gehörte. Der Wehrkreisbefehlshaber wurde gleichzeitig – von der Staatsregierung ernannter – Landeskommandant. Gegen den Willen der Regierung Hoffmann setzte M. in dieser Funktion durch, daß das „bayer. Schützenkorps“ unter Franz v. Epp als Schützenbrigade 21 in die Reichswehr überführt wurde.

    Schon am 31.5.1919 hatte sich Hoffmann gezwungen gesehen, sein Kabinett durch Aufnahme von vier bürgerlichen Politikern auf eine breitere Basis zu stellen. Das änderte nichts an der Tatsache, daß er innenpolitisch weiter in die Defensive gedrängt wurde. Zwar distanzierte sich M. am 13.3.1920 im Ministerrat vom Kapp-Putsch, forderte jedoch tags darauf – auf Drängen Kahrs, Escherichs, Seißers und Pöhners – von der Regierung die Übertragung der vollziehenden Gewalt. Gegen den Willen Hoffmanns wurde M. zum Staatskommissar für München (-Stadt und -Land) ernannt. Hoffmann trat daraufhin zurück. Nachdem M.s Wunschkandidat Georg Heim abgesagt hatte, war der Weg für die Wahl Gustav v. Kahrs zum bayer. Ministerpräsidenten am 16. März frei. Die Sozialdemokraten waren seither von der Regierungsverantwortung ausgeschaltet.

    M. widmete sich nun wieder mehr seinen militärischen Aufgaben (23.6.1920 Generalleutnant, 6.3.1922 General der Infanterie), mischte sich aber nach wie vor in die bayer. Innenpolitik ein, etwa als er im August 1922 die gegen den Grafen Lerchenfeld gerichteten Umsturzversuche Otto Pittingers und Ernst Pöhners unterstützte. Aus seiner Sympathie zu rechtsgerichteten Kreisen und zu den Einwohnerwehren machte er auch weiterhin kein Hehl, distanzierte sich jedoch von den Nationalsozialisten, die trotzdem Nutznießer seiner Politik blieben. Als er zusammen mit Epp am 9.11.1922 im Münchener Hofbräuhaus der Gründung der Dachorganisation „Vereinigte Vaterländische Verbände Bayerns“ beiwohnte, jubelte die Menge nicht|ihm, sondern Hitler zu. Um M. von der politischen Bühne in Bayern zu entfernen, ernannte ihn die Reichsregierung am 14.12.1922 zum Oberbefehlshaber des Gruppenkommandos II in Kassel und bestimmte den loyaleren Otto v. Lossow zum neuen Wehrkreisbefehlshaber in Bayern. M.s Hoffnung, zum Jahresbeginn 1925 zum Oberbefehlshaber des Gruppenkommandos I in Berlin ernannt zu werden, scheiterte am Widerstand Otto Geßlers. Vielmehr wurde er in den Ruhestand versetzt.

    Wieder in seiner Heimat, gehörte M. im Herbst 1925 zu den Gründern der Vereinigung „Bayerntreue“. Er war aktives Mitglied des „Kyffhäuser-Bundes“ und pflegte engen Kontakt zu Kronprinz Rupprecht v. Bayern. 1928 zog er nach Starnberg. Die Nationalsozialisten verübelten es M., von ihm für seine monarchistischen Ziele benutzt worden zu sein. Bei M.s Beisetzung wurden daher jedwede militärischen Ehrungen untersagt.|

  • Auszeichnungen

    Ritterkreuz d. Militär-Max-Josephs-Ordens (1918).

  • Literatur

    E. Mühsam, Das Standgericht in Bayern, 1923;
    ders., Von Eisner bis Leviné, Die Entstehung d. bayer. Räterepublik, 1929;
    H. Möller, Gesch. d. Rr. d. Ordens „pour le mérite“ im Weltkrieg II, 1935, S. 44-46;
    Die Niederwerfung d. Räteherrschaft in Bayern 1919, hrsg. v. d. Kriegsgeschichtl. Forschungsanstalt d. Heeres, 1939 (P);
    K. Schwend, Bayern zw. Monarchie u. Diktatur, 1954;
    P. Kritzer, Die bayer. Sozialdemokratie u. d. bayer. Politik in d. Jahren 1918–23, 1969;
    H. Fenske, Konservativismus u. Rechtsradikalismus in Bayern nach 1918, 1969;
    G. Schmolze (Hrsg.), Rev. u. Räterepublik in München 1918/19 in Augenzeugenberr., 1969;
    H. Nusser, Militär. Druck auf d. Landesreg. Johannes Hoffmann v. Mai 1919 bis z. Kapp-Putsch, in: ZBLG 33, H. 2, 1970;
    F. Rau, Personalpolitik u. Organisation in d. vorläufigen Reichswehr, Die Verhältnisse im Bereich d. Gruppenkommandos 4 bis z. Bildung des Übergangsheeres, Diss. München 1970;
    U. Kluge, Die Militär- u. Rätepolitik d. bayer. Regierungen Eisner u. Hoffmann 1918/19, in: Militärgeschichtl. Mitt. 13, 1973, S. 7-58;
    H. Hillmayr, Roter u. Weißer Terror in Bayern nach 1918, 1974;
    B. Steger, Berufssoldaten od. Prätorianer, Die Einflußnahme d. bayer. Offizierskorps auf d. Innenpol. in Bayern u. im Reich 1918–24, 1980;
    U. Mertens, Die Rätebewegung in Bayern 1918/19, Diss. Erlangen 1984;
    F. J. Bauer u. E. Schmidt, Die bayer. Volksgerichte 1918–24, in: ZBLG 48, 1985, S. 449-78;
    O. Gritschneder, Die Münchener Geiselmorde von 1919, 1988;
    W. Peschel, Rev. u. Räterepublik in München 1918/19, 1989;
    M. Seligmann, Aufstand d. Räte, Die erste bayer. Räterepublik v. 7. April 1919, 1989. – Zu Jakob M.: Nachruf in: Dt. Bauztg., 50. Jg., 1916, S. 466 f.;
    Ch. Bauer, Die Gärten v. Linderhof u. Herrenchiemsee, in: Bayerland 68, 1966, S. 36-40.

  • Porträts

    Phot. in: Bayerland 30, Nr. 19, 1919.

  • Autor/in

    Franz Menges
  • Zitierweise

    Menges, Franz, "Möhl, Arnold Ritter von" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 614-616 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117080764.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA