Lebensdaten
1830 – 1922
Geburtsort
Bremen
Sterbeort
Tharandt (Sachsen)
Beruf/Funktion
Agrikulturphysiologe
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 117035432 | OGND | VIAF: 67232626
Namensvarianten
  • Nobbe, Johann Christian Friedrich
  • Nobbe, Friedrich
  • Nobbe, Johann Christian Friedrich
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Nobbe, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117035432.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilhelm, Schulvorsteher in B.;
    M Katharine Herb;
    Chemnitz 1866 Meta Albrecht, aus B.;
    5 T (2 früh †).

  • Biographie

    N. war nach dem Besuch der Haupt- und Handelsschule Bremen und einer zweijährigen Lehrerausbildung 1850-54 an mehreren höheren Lehranstalten tätig. 1854-56 studierte er an der Univ. Jena zunächst Didaktik der Naturwissenschaften, insbesondere der Pflanzenphysiologie, später landwirtschaftliche Botanik, Kennzeichenlehre der Pflanzen und Agrikulturchemie. 1856 erwarb er in Berlin das Reifezeugnis und kehrte als Assistent bei Erich Lehmann an das chemische Laboratorium des Landwirtschaftlichen Instituts der Univ. Jena zurück; gleichzeitig begann er mit pflanzenphysiologischen Untersuchungen. Nach seiner Promotion 1858 zum Dr. phil. in Jena mit dem Thema „Disquisition gewisser physikalischer Eigenschaften der Erdkruste“ arbeitete N. seit 1859 als Lehrer an der städtischen Realschule, der Staatl. höheren Gewerbeschule und der Landwirtschaftlichen Versuchsstation in Chemnitz. 1866 zum Professor ernannt und, auf Empfehlung von Ernst Stoeckhardt, 1868 an die Akademie für Forst- und Landwirte nach Tharandt berufen, übernahm er dort den Botanik- und Zoologieunterricht und seit 1869 auch die Leitung der von ihm neu gegründeten „Pflanzenphysiologischen Versuchs- und Samenkontroll-Station zu Tharandt“. Diese entwickelte sich unter seiner Leitung zur ersten Saatgutprüfstelle der Welt. 1877 erhielt N. die Leitung des 1811 gegründeten Forstbotanischen Gartens Tharandt.

    Aus seinen 239 Publikationen ergeben sich aus heutiger Sicht vier herausragende Forschungs- und Arbeitsrichtungen von bleibender wissenschaftlicher und praktischer Bedeutung: Seine Arbeiten zur Anatomie von Samen und zur Keimlingsentwicklung sowie zur Prüfung der „Echtheit“ von Handelssaatgut führten zum Aufbau von Samenkontrollstationen in zahlreichen Ländern und schließlich zur Gründung der „International Seed Testing Association“ (ISTA). Angeregt durch die Wasserkulturversuche von Wilhelm Knop (Möckern b. Leipzig) und Julius Sachs (Tharandt) kultivierte N. seit 1862 wohl erstmalig auch Bäume in wäßriger Nährlösung. Er konnte damit z. B. Erlen (Alnus glutinosa) 15 Jahre lang bis zur Blüten- und Fruchtbildung in „Hydrokultur“ heranziehen. Nach der Entdeckung der Stickstoffernährung der Leguminosen mit Hilfe von „Knöllchen“ durch Hermann Hellriegel (1886), entwickelte N. ferner gemeinsam mit Lorenz Hiltner ein Verfahren zur Impfung von Böden oder Samen mit Reinkulturen der „Knöllchenbakterien“ (DRP Nr. 84820, 1896). Außerdem wiesen N. und Hiltner nach, daß auch Nichtleguminosen wie Alnus-Arten und Elaeagnaceen stickstoffbindende „Knöllchen“ besitzen. Schließlich arbeitete N. an der Weiterentwicklung und Neugestaltung des Forstbotanischen Gartens Tharandt durch Erweiterung des Gehölzartenbestandes und Neugliederung der Gehölzanordnung nach dem damals aktuellem System des Pflanzenreiches. 1904 trat N. in den Ruhestand, gleichzeitig wurde die „Pflanzenphysiologische Versuchsstation Tharandt“ mit der 1890 in Dresden gegründeten „Versuchsstation für Pflanzenkultur“ zur „Pflanzenphysiologischen Versuchsstation Dresden“ zusammengeführt; ein Teil der umfangreichen Samensammlung von Tharandt ging an das Botanische Institut der TU Dresden über. Lediglich die Samenkontrollstation verblieb bis 1968 in Tharandt.|

  • Auszeichnungen

    Ritterkreuz d. schwed. Nordsternordens (1880);
    Ritterkreuz I. Kl. d. sächs. Albrechtordens (1882), dazu d. Komturkreuz II. Kl. (1904);
    Geh. Hofrat (1889);
    Silberne Denkmünze (1894) u. Ehrenmitgl. d. Landwirtsch. Kreisver. zu Dresden (1894);
    Ausw. Mitgl. d. Kgl. Schwed. Landwirtschaftl. Ges. (1888);
    Ehrenmitgl. d. Kaiserl.-Russ. Forstinst. zu St. Petersburg (1893) u. d. Royal Agricultur Soc. of England (1896);
    in Tharandt trägt ein Lehrgebäude d. Namen „Nobbe-Bau“.

  • Werke

    u. a. Hdb. d. Samenkunde, 1876;
    Die Wasserkultur d. Pflanzen im Dienste d. Forstwirtsch., 1871.

  • Literatur

    Wiener Landwirtschaftl. Ztg. 55, Nr. 3968, 1905, S. 9 f.;
    H. Vater, F. N. u. d. pflanzenphysiolog. Versuchs- u. Samenkontroll-Station z. Tharandt, 1924 (W-Verz., P);
    DBJ IV, Tl.;
    Biogr. Hdb. Pflanzenbau. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Dresden. Archiv d. TU.

  • Porträts

    Fotoarchiv d. Fachrichtung Forstwirtsch. in Tharandt;
    Gesch. d. TU Dresden in Dok. u. Bildern, I, 1992, S. 54.

  • Autor/in

    Manfred Tesche
  • Zitierweise

    Tesche, Manfred, "Nobbe, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 300-301 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117035432.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA