Lebensdaten
1875 – 1935
Geburtsort
Aachen
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Kulturhistoriker, Theater- und Literaturhistoriker ; Schriftsteller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 117013846 | OGND | VIAF: 27066055
Namensvarianten
  • Houben, Heinrich Hubert
  • Houben, Heinrich
  • Houben, Heinrich Hubert
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Aus dem Register von NDB/ADB

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Houben, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117013846.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Paul (1827–79), Kaufm. in Düsseldorf, S d. Heinrich, Hutmacher, später Brauer in Düren, u. d. Barbara Carls;
    M Josefine (1846–79), T d. Franz Debray u. d. Susanna Dalleaux;
    Vt 2. Grades Josef (s. 2);
    - Berlin-Schöneberg 1902 Martha (1874–1951), Schriftstellerin (Ps. Granow-Houben, s. Kürschner, Lit.-Kal. 1952), T d. Wagenrevisors Carl Müller u. d. Anna Granowsky;
    1 S, 3 T.

  • Biographie

    H. wuchs nach dem frühen Tod der Eltern in Düsseldorf auf, bestand dort 1893 das Abitur und studierte Germanistik, Philosophie und Geschichte in Bonn, Berlin und Greifswald, wo er 1898 mit der Arbeit „Studien über die Dramen Karl Gutzkows“ promovierte. Seine Tätigkeit als Redakteur der „Düsseldorfer Neuesten Nachrichten“ (1897-98) fällt noch in die Zeit vor Abschluß seiner Studien. 1899 läßt er sich als freier Schriftsteller in Berlin nieder. Er ist gleichzeitig Dozent an der Humboldt-Akademie, der Lessing-Hochschule und an Max Reinhardts Theaterschule. Durch die Gründung der „Bibliographischen Gesellschaft“ 1902, deren Ziel die Inhaltserschließung literaturgeschichtlich bedeutsamer Periodika sein sollte, erwirbt er sich Pionierruhm auf dem Gebiet der literaturwissenschaftlichen Dokumentation. 1904/05 gibt er 5 Bände ihrer Veröffentlichungen heraus: Band 1-4 des „Bibliographischen Repertoriums“ erschließen unter anderem die Sonntagsbeilage der „Vossischen Zeitung“ 1858-1903 und die wichtigsten Zeitschriften des Jungen Deutschland. Band 5 bietet ein Register zu den Tagebüchern K. A. Varnhagen von Enses. Bei dieser entsagungsvollen bibliographischen Arbeit ging es H. stets um die Entdeckung und den Dienst an der Forschung mehr als um den eigenen Ruhm.

    Ständige Mitarbeit an Zeitschriften und Tageszeitungen und vielfältige andere Aufgaben hindern nicht das Erscheinen einer Fülle monographischer Darstellungen und bedeutsamer Editionen. H.s Arbeiten zur Literatur des Biedermeier, des Vormärz, des Jungen Deutschland und zum Problem der Zensur sichern ihm forschungsgeschichtlich eine bedeutende Position. Sein kritisch-historisches „Lexikon der verbotenen Literatur von der klassischen Zeit bis zur Gegenwart“ (1924-28) blieb bis heute Standardwerk zum Thema der literarischen Zensur. Goethe und seinen Umkreis empfand er zeitlebens als die zweite große Forschungsaufgabe. Hier steht am Anfang seine sorgfältig gearbeitete Ausgabe von „Eckermanns Gesprächen mit Goethe“ (1908, 211925), die im Zusammenhang mit H.s Tätigkeit als literarischer Leiter des Brockhaus-Verlages (1907–17) entstand. Als ein Höhepunkt seiner Goetheforschungen hat die Entdeckung und Veröffentlichung (1929)|der Weimarer Tagebücher (1822–32) Frédéric Sorets zu gelten. Sie sind Gegenstück und gleichsam Kommentar zu Eckermanns Aufzeichnungen. Wie die „Gespräche mit Heine“ (1926) oder die teilweise noch ungedruckte Biographie der Sibylle Mertens-Schaaffhausen zeigen sie H.s Finderglück in Archiven und Bibliotheken. 1919 wird H. literarischer Direktor des Leipziger Messeamtes, 1921 literarischer Direktor des neugegründeten „Deutschen Verlages“ in Berlin. Nach dessen Scheitern als Folge der Inflation arbeitete er bis zu seinem Tod als freier Schriftsteller und Forscher. Von seiner Fähigkeit, durch flüssige und packende Darstellung weit über Fachkreise hinaus zu wirken, zeugen Bücher wie „Ruf des Nordens“ (1927, erweitert 1931), das von der Erforschung des Nordpols erzählt, oder seine volkstümliche Darstellung von „Goethes Eckermann“ mit dem Untertitel „Die Lebensgeschichte eines bescheidenen Menschen“ (1934); die noch fehlende angemessene Würdigung von H.s Leben und Werk könnte dieses Motto tragen.|

  • Auszeichnungen

    Prof.-Titel, 1916.

  • Werke

    Weitere W Gutzkow-Funde, 1901;
    Entwurf zu e. dt. Bibliogr., 1902;
    Emil Devrient, Sein Leben, s. Wirken, s. Nachlaß, 1903;
    Heinr. Laubes Leben u. Schaffen, 1906;
    Karl Gutzkows Leben u. Schaffen, 1908;
    Jungdt. Sturm u. Drang, 1911;
    Hier Zensur - wer dort?, 1918, 2. Bd. u. d. T. Der gefesselte Biedermeier, 1924;
    Kleine Blumen, kleine Blätter aus Biedermeierzeit u. Vormärz, 1925;
    Joh. Peter Eckermann, Sein Leben f. Goethe, 1925-28;
    Polizei u. Zensur, 1926;
    Nicht 30, sondern 50 J. Urheberschutz, 1927;
    Christoph Columbus, Tragödie e. Entdeckers, hist. Erz., 1934;
    Der polizeiwidrige Goethe, 1932;
    Sturm auf d. Südpol, Abenteuer u. Heldentum d. Südpolfahrer, 1934;
    Die Rheingfn., Das Leben d. Kölnerin Sibylle Mertens-Schaaffhausen, 1935. -
    Hrsg.: Heine fürs Volk, 1900;
    L. Fuhr, Von Sorgen u. Sonne, Erinnerungen aus Kunst u. Leben, 1904;
    Th. Carlyle, Die franz. Rev., 1907;
    H. Laubes ausgew. Werke, 1907;
    H. Laubes ges. Werke, 1908 f.;
    K. Gutzkows ausgew. Werke, 1908;
    ders., Der Zauberer v. Rom, 1911;
    W. v. Dörring, Lebensroman (Fragmente aus m. Leben, Auszug), 1912;
    F. Gregorovius, Wanderjahre in Italien, 1912;
    Berühmte Autoren d. Verlags F. A. Brockhaus, 1914;
    M. Hartmann, Revolutionäre Erinnerungen, 1919;
    K. Schurz, Gottfried Kinkels Befreiung a. d. Zuchthause zu Spandau, Aus d. Lebenserinnerungen v. Schurz, 1920;
    A. Schopenhauer, Gedichte u. Scherenschnitte, 1920 (mit H. Wahl);
    dies., Tagebuch e. Einsamen, 1920;
    Ottilie v. Goethe, Erlebnisse u. Geständnisse, 1923;
    F. Dingelstedt, Lieder e. kosmopol. Nachtwächters, 1923;
    Damals in Weimar! Erinnerungen u. Briefe v. u. an Johanna Schopenhauer, 1924;
    E. Wedekind, Studentenleben in d. Biedermeierzeit, 1927;
    F. Soret, Zehn J. bei Goethe, Erinnerungen an Weimars klass. Zeit, 1822–32, Aus Sorets hs. Nachlaß, s. Tagebüchern u. s. Briefwechsel zum 1. Mal zusammengest. übers, u. erl., 1929.

  • Literatur

    Archiv f. Buchgewerbe u. Gebrauchsgrafik 72, 1935, S. 412;
    H. M. Elster, H. H. H., Sein Leben u. s. Schaffen, in: Die Rheingräfin, 1935 (s. W);
    Kürschner, Lit.-Kal., 1900 ff.;
    Nekr. zu Kürschners Literatur Kalender, 1935;
    Kosch, Lit.-Lex.;
    Rhdb. (P).

  • Autor/in

    Gerhard Rudolph
  • Zitierweise

    Rudolph, Gerhard, "Houben, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 658-659 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117013846.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA