Lebensdaten
1858 – 1930
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
sozialistischer Politiker
Konfession
andere
Normdaten
GND: 116936363 | OGND | VIAF: 3235142
Namensvarianten
  • Volkmann, J. F. A. (Pseudonym)
  • Hoffmann, Adolf
  • Volkmann, J. F. A. (Pseudonym)
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Orte

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Zitierweise

Hoffmann, Adolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116936363.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    N. N.;
    4 K.

  • Biographie

    H., der „Zehn-Gebote-Hoffmann“, wuchs in großer Not und ohne Familie auf. In vier verschiedenen Orten besuchte er insgesamt nur 3½ Jahre die Volks- und Armenschule. Die mangelhafte Beherrschung der deutschen Sprache wurde zum oft verspotteten Kennzeichen des späteren Parlamentariers, der mit trotzigem Stolz auf dem unverschuldeten Makel beharrte. Nachdem H. zunächst Graveurlehrling gewesen war, wurde er später Gebrauchsmaler und Vergolder. In den überaus dürftigen Lebensverhältnissen seiner Jugend erkannte er die Versäumnisse und sozialen Ungerechtigkeiten der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft. 1876 trat er der Berliner Sozialdemokratie bei. Er wurde nie ein „wissenschaftlicher“ Sozialist, kämpfte aber unablässig mit witziger Beredsamkeit für soziale Gerechtigkeit. Vor den Unterdrückungsmaßnahmen des Sozialistengesetzes wich H. nach der Provinz Sachsen aus. 1890 wurde er leitender Redakteur des von ihm gegründeten „Zeitzer Volksboten“. 1893 kehrte er als Buchhändler und Eigentümer des A. Hoffmann-Verlages nach Berlin zurück. Seinen politischen Ruhm hatte die Agitationsschrift über „Die Zehn Gebote und die besitzende Klasse“ (1891, 151920) begründet, die ihm die Feindschaft aller Kirchenkreise zuzog. Der bürgerlich-nationalistischen Gesellschaft und den staatserhaltenden Kirchen hielt er den Spiegel ihrer „Sonntagsmoral“ vor.

    Seine Karriere als Parlamentarier begann H. 1900 als Berliner Stadtverordneter, ein Mandat, das er bis 1921 behielt. 1904-06 und nochmals 1920-24 gehörte er dem Reichstag an, 1908-19 dem Preußischen Abgeordnetenhaus, 1919-20 der Preußischen Landesversammlung. Er wurde als Abgeordneter der KPD 1921 in den Preußischen Landtag gewählt, legte aber sein Mandat noch im selben Jahr nieder und verließ mit Paul Levi 1922 die KPD. Sein politischer Weg hatte ihn von der SPD zur USPD, dann zur KPD und schließlich wieder zur SPD zurück geführt. H.s große politische Stunde kam jedoch im November 1918. Als Vertreter der USPD übernahm er zusammen mit dem Mehrheitssozialdemokraten K. Haenisch das Kultusministerium in Preußen. Sowohl sein Ruf als „fanatischer Atheist“ wie seine radikale Reformpolitik, die er gegen den Widerstand Haenischs verfolgte, riefen eine kirchliche Protestbewegung hervor, die der von der Revolution noch betäubten Zentrumspartei neuen Zusammenhalt gab. Aus sozialistischer Überzeugung, daß Religion Privatsache sei, beseitigte er den Religionsunterricht in der Schule und die Reste der geistlichen Aufsicht in der Volksschule. Er strebte die staatliche Einheitsschule und die Streichung der staatlichen Zuschüsse für die Kirchen an. Da der drohende Kulturkampf die Autonomie- und Separatismusbestrebungen in den westlichen und östlichen Provinzen Preußens stärkte, mußte die Regierung seine Maßnahmen widerrufen. Mit dem Ausscheiden der Vertreter der USPD aus dem Rat der Volksbeauftragten am 29.12.1918 gab auch H. sein Amt auf.

  • Werke

    Weitere W u. a. Die Sozialdemokraten kommen, 1891, 111919;
    Warnungsruf an d. Frauen u. Mädchen aller Stände, 1893;
    Los v. d. Kirche, 1906;
    Berlin O, 1911, ⁵1919;
    Episoden u. Zwischenrufe a. d. Parlaments- u. Min.zeit, 1924;
    A. H.s Erzz., 1928.

  • Literatur

    J. Fischart, Das alte u. d. neue System, 1919, S. 142-53;
    R. Morsey, Die dt. Zentrumspartei 1917–23, 1966;
    Reichstagshdb. 1920, S. 424 (P);
    F. Osterroth, Biograph. Lex. d. Sozialismus, 1960, S. 136.

  • Autor/in

    Wolfgang Hofmann
  • Zitierweise

    Hofmann, Wolfgang, "Hoffmann, Adolf" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 402-403 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116936363.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA