Lebensdaten
1832 – 1905
Geburtsort
Halberstadt
Sterbeort
Bad Homburg vor der Höhe
Beruf/Funktion
Sozialpolitiker ; Zeitungsverleger ; Mitbegründer der Gewerkvereine
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 116905549 | OGND | VIAF: 30299539
Namensvarianten
  • Hirsch, Max
  • Hirsch, Max (I.)

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Zitierweise

Hirsch, Max, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116905549.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Alexis (1801-62), aus Harzgerode, Handschuhmacher in Nordhausen u. Halberstadt; M Brünette Ihlberg (1808-72); 1863 Agathe (1845-1934), aus Brody, T d. Isaiah (Osias) Finkelstein (1805–70) u. d. Chaje Rahel Horowitz (1807–86); Vtgeändert aus: B [d. Red.] Adolphe (s. 1); |.

  • Biographie

    H. studierte Volkswirtschaft und schloß sein Studium mit der Promotion ab. Danach bereiste er längere Zeit Frankreich und Nordafrika Er ließ sich zunächst in Magdeburg als Kaufmann nieder und begann hier mit seiner politischen und publizistischen Tätigkeit für die liberale Fortschrittspartei und die liberalen Arbeiterbildungsvereine; 1867 verlegte er seine Tätigkeit nach Berlin. 1868 reiste er nach England und Schottland, um dort das Genossenschaftswesen, zu dessen Anhängern er gehörte, zu studieren. Er stieß dabei auf die politisch neutralen Trade Unions, deren Prinzipien er auf Deutschland zu übertragen versuchte. 1868 begann er zusammen mit dem Berliner Verleger und Herausgeber der fortschrittlichen „Volkszeitung“, Franz Duncker, mit der Gründung von Gewerkvereinen (als Gegenbewegung gegen die Anfänge der sozialistischen Gewerkschaften), die sich im Frühjahr 1869 als „Hirsch-Dunckersche Gewerkvereine“ konstituierten. Ihre Mitgliederzahl lag bis zum 1. Weltkrieg etwas über 100 000; ihr Einfluß auf die Arbeiterbewegung war gering, aber sie besaßen lokal, so zum Beispiel in Berlin, vorübergehend eine gewisse Bedeutung. H. war bis 1905 ihr besoldeter Verbandsanwalt und Herausgeber ihres Vereinsorgans. Er hatte in den Gewerkvereinen eine fast diktatorische Stellung, die namentlich in seinen letzten Lebensjahren Anlaß zu Opposition bot; er hat jedoch bis zuletzt das programmatische Selbstverständnis, die Politik und die Organisation der Gewerkvereine entscheidend bestimmt. H. ging von dem Gedanken einer „natürlichen Harmonie“ zwischen Kapital und Arbeit aus, das heißt von der Möglichkeit eines dauernden Ausgleichs der Interessengegensätze. Er lehnte daher die Theorie des Klassenkampfes ab. Für ihn waren die Gewerkschaften keine wirtschaftlichen Kampforganisationen, und der Streik sollte nur als sogenanntes „letztes Mittel“ angewandt werden. H. verstand die Gewerkvereine als Korrektivorgane innerhalb des Kapitalismus und sah ihre Aufgabe darin, die ökonomische und soziale Lage der Arbeiterschaft nicht durch die Überwindung der kapitalistischen Ordnung, sondern innerhalb dieser Ordnung zu verbessern. Ursprünglich hatte er auch die Arbeitgeber prinzipiell nicht von der Mitgliedschaft an den Gewerkvereinen ausschließen wollen. Die Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine bezeichneten sich als politisch neutral; ihre Führer fanden jedoch in den linksliberalen Parteigruppen Unterstützung; so war auch H. 1869-93 Abgeordneter der Fortschrittspartei beziehungsweise der Freisinnigen Partei im Reichstag. Er war ein konsequenter Gegner jeder staatlichen Intervention in den Wirtschaftsablauf und hat sich erst sehr zögernd zur Anerkennung der staatlichen Sozialgesetzgebung durchringen können; er war jedoch sehr bemüht um den Ausbau der sozialen Selbsthilfe der Arbeiter; zeitweise, besonders in den Anfangsjahren der Gewerkschaften, übertrafen die Unterstützungseinrichtungen der Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine an Ausdehnung, wenn auch nicht in den Leistungen, die freien Gewerkschaften. Obwohl H. in der deutschen Gewerkschaftsbewegung mit seinen Zielen und seiner Politik umstritten war, blieb ihm auch von seinen politischen und gewerkschaftlichen Gegnern nicht die Anerkennung seiner sozialen Gesinnung versagt.

  • Werke

    Die hauptsächl. Streitfragen d. Arbeiterbewegung, 1888;
    Was bezwecken d. Gewerkvereine?, 151891;
    Die Arbeiterfrage u. d. dt. Gewerkvereine, 1893;
    Die Entwicklung d. Arbeiterbewegungsvereine in Großbritannien u. Dtld., 1896.

  • Literatur

    S. Nestriepke, Die Gewerkschaftsbewegung III, ²1923;
    Internat. Hdwb. d. Gewerkschaftswesens I, 1931;
    Adolf Weber, Der Kampf zw. Kapital u. Arbeit, Gewerkschaften u. Arbeitgeberverbänden in Dtld., ⁶1954;
    A. Christmann, Gewerkschaftsbewegung u. Gewerkschaftstheorie, 1963.

  • Autor/in

    Helga Grebing
  • Zitierweise

    Grebing, Helga, "Hirsch, Max" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 205-206 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116905549.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA