Lebensdaten
1802 – 1853
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Agrarschriftsteller
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116900202 | OGND | VIAF: 775841
Namensvarianten
  • Lengerken, Alexander von
  • Lengerke, Alexander von
  • Lengerken, Alexander von
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Zitierweise

Lengerke, Alexander von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116900202.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Caspar (1770–1852), Buchhalter b. d. Schulden-Administrations-Deputation in H., S d. Kaufm. Caspar in H. u. d. Catharina Michaelsen;
    M Henriette (1779–1851), T d. Kaufm. Hinrich Middeldorpf in H. u. d. Maria Magdalena Sillem;
    Om Hinrich Middeldorpf (1788–1861), Prof. d. Theol. u. Orientalistik in Breslau (s. ADB 21);
    B Cäsar (s. 2);
    - 1) Rostock 1826 Wilhelmine ( 1844), T d. Kaufm. Ch. Haase in Rostock, 2) Emma. T Pfarrers Leseke in Neuendorf b. Küstrin; kinderlos.

  • Biographie

    L. erhielt seine Ausbildung zunächst durch Hauslehrer, dann in der Schulanstalt des Pastors Stuhlmann. Anschließend besuchte er eine Marineschule. Die Erfahrungen seiner ersten großen Seereise, die ihn nach Nordamerika und zu den Westind. Inseln führte, ließen ihn jedoch den Entschluß fassen, sich künftig der Landwirtschaft zu widmen. L. machte sich zunächst in Schlesien, dann als Gutsverwalter in Schleswig-Holstein mit der landwirtschaftlichen Praxis vertraut und betrieb anschließend in Rostock bei Lorenz Karsten kameralwissenschaftliche Studien. 1826-35 war L. gleichermaßen als Landwirt und als Agrarschriftsteller tätig. 1826 hatte er das Gut Wiesch bei Wismar erworben, das er bis 1830 mit großem Erfolg bewirtschaftete. Seine Vorbilder waren die Mustergüter von Johann Heinrich v. Thünen (Tellow) und Karl Johann August Peter Pogge (Striesenow), die er auf einer seiner Fußwanderungen durch Mecklenburg besucht hatte. Thünen und Pogge widmete er jeweils einen Band seiner „Darstellung der Landwirtschaft im Großherzogthum Mecklenburg“ (1831). In diesen Jahren war L. zugleich aktiv im „Mecklenburg. Patriotischen Verein“ tätig. 1831-35 übernahm er mit dem Gut Stegen in Holstein eine größere Pachtung, die zugleich den Abschluß seiner Aktivitäten als praktischer Landwirt darstellte. Fortan konzentrierte er sich – in Lübeck lebend – ganz auf die Schriftstellerei und verfaßte, neben seinen agrarischen Reiseberichten, Bücher über verschiedene Zweige der Landwirtschaft und ein zweibändiges „Landwirthschaftliches Conversations-Lexicon“ (1837/38), das er später durch Supplement-Bände ergänzte. Seit Ende der 30er Jahre war er Geschäftsführer der „Versammlung Deutscher Land- und Forstwirthe“ und gab deren „Amtliche Berichte“ heraus. Seine vielfältigen Publikationen verschafften ihm ein so hohes Ansehen als Agrarwissenschaftler, daß er 1841 einen Ruf als Professor der Landwirtschaft an das Collegium Carolinum in Braunschweig erhielt. Doch schon ein Jahr später zog es ihn nach Berlin, als ihn das neugegründete Landes-Oeconomie-Collegium zum o. Mitglied und Generalsekretär berief. Dadurch oblag ihm zugleich die Redaktion der seit 1843 erscheinenden „Annalen der Landwirthschaft“. Als Generalsekretär leitete L. 1842-53 die Geschäfte des 13- köpfigen Collegiums, das das höchste landwirtschaftliche Gremium in Preußen war. In seiner neuen Position setzte L. nun von Amts wegen fort, was er in den Jahren zuvor begonnen hatte. Er unternahm Inspektionsreisen durch die preuß. Provinzen, deren Ergebnisse er veröffentlichte, und verfaßte Bücher über Fragen der praktischen Landwirtschaft. 1847 begründete er zusammen mit Ernst Oswald Mentzel den „Landwirtschaftlichen Hülfs- und Schreibcalender“, der noch heute mit seinem Namen verbunden ist. L.s Schriften stellen eine weitgehend unbeachtet gebliebene Fundgrube für Agrarhistoriker, Wirtschaftsgeographen und Landeskundler dar. Aus heutiger Sicht erscheint L. jedoch am bedeutendsten als Vorreiter der empirischen Sozialforschung in Preußen. Unter seiner Leitung wurde anläßlich der ländlichen Unruhen während der Revolution von 1848 die erste Landarbeiterenquête in Preußen durchgeführt. Das Landes-Oeconomie-Collegium arbeitete im Sommer 1848 einen Fragebogen aus, den es an die landwirtschaftlichen Vereine sandte. Die Ergebnisse wertete L. aus und faßte sie in dem Buch „Die ländliche Arbeiterfrage“ (1849) zusammen. Diese Studie lag u. a. Max Webers Ausarbeitung über „Die Lage der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland“ (1892) als eine wesentliche Quelle zugrunde. Mit dieser Erhebung hat L. – trotz aller ihr nach heutigen Standards anhaftenden Mängel und Einseitigkeiten – eine Pionierleistung vollbracht, die ihm weit über seine Zeit hinaus Bedeutung verliehen hat.

  • Werke

    Weitere W Die Schleswig-Holstein. Landwirthsch., 1826;
    Btrr. z. Kenntniß d. Landwirthsch. in d. kgl. preuß. Staate, 5 Bde., 1846-53.

  • Literatur

    ADB 18;
    Ann. d. Landwirthsch., 12. Jg., 23. Bd., 1854, S. 255 f.;
    A. Petersen, A. v. L.s Werke, in: FF 28, 1954, S. 108-12;
    B. W. Korupp, A. v. L., d. v. ihm geschilderten fortschrittl. landwirtsch. Methoden u. ihre Bedeutung f. d. heutige Zeit, Dipl.arb. Rostock 1954;
    S. v. Frauendorfer, Ideengesch. d. Agrarwirtsch. u. Agrarpol. I, 1957, S. 391 f.;
    H. Schröder, Lex. d. hamburg. Schriftsteller b. z. Gegenwart IV, 1863, S. 422-25 (W-Verz.);
    E. Alberti, Lex. d. Schleswig-Holstein-Lauenburg, u. Eutin. Schriftsteller v. 1829 b. Mitte 1866, 1. Abt., 1867, S. 508-10.

  • Autor/in

    Martin Riesebrodt
  • Zitierweise

    Riesebrodt, Martin, "Lengerke, Alexander von" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 206-207 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116900202.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Lengerke: Dr. Alexander von L., königl. preußischer Landes-Oekonomierath, Generalsecretär des preußischen Landesökonomie-Collegiums und namhafter landwirthschaftlicher Schriftsteller, zu Berlin am 23. Decbr. 1853. — In seiner Vaterstadt Hamburg, wo er am 30. März 1802 geboren war, hatte er zunächst eine für den Marinedienst berechnete Schulung erhalten, er trat dann eine Seereise nach Nordamerika und Westindien an, um sich in der Nautik weiter auszubilden. Die auf dieser Reise gemachten Erfahrungen und andere Gründe bestimmten ihn jedoch, den seemännischen Beruf aufzugeben und sich später der Landwirthschaft zu widmen. Nachdem er einige Jahre auf Landgütern in Schlesien und Holstein als angehender Landwirth funktionirt und verschiedene landwirthschaftlich beachtenswerthe Districte Deutschlands bereist hatte, nahm er noch einen längeren Aufenthalt bei seinem Freunde und Lehrer Prof. Karsten in Rostock und führte von dort einen schon länger gehegten Plan aus, indem er für sich das bei Wismar gelegene Gut Wiesch zur Herbeiführung einer geregelten landwirthschaftlichen Thätigkeit käuflich erwarb. Als er dies Gut nach einer kleinen Reihe von Jahren in einen trefflichen Culturzustand versetzt hatte, suchte er sich einen größeren Wirkungskreis und übernahm zu diesem Zwecke eine Pachtung in Holstein. Nach Ablauf derselben gab er die landwirthschaftliche Praxis auf, unternahm zum zweiten Male eine Instruktionsreise durch Deutschland und stellte sich die Aufgabe einer litterarischen Bearbeitung seiner vielseitigen Erfahrungen, Beobachtungen und sonstigen Fachstudien. In dieser Absicht ließ er sich als Literat in Lübeck nieder. Schon früher durch seine Schrift: „Darstellung der schleswig-holsteinischen Landwirthschaft“ (2 Bde., 1826) vortheilhaft bekannt geworden, wußte er durch die Herausgabe eines umfassenden Werkes, welches als „lanowirthschaftliches Conversationslexikon“ in 4 Bänden (Prag 1835—38) erschien und später durch Supplementbände ergänzt wurde., seinen reichen Kenntnissen eine gute Anwendung zu geben. Auch die nächstfolgenden Schriften, wie seine „Schilderung der Reise durch Deutschland mit besonderer Beziehung auf Ackerbau und Industrie" (1839) und die „Landwirthschaftliche Statistik der deutschen Bundesstaaten" (2 Bde., 1840), worin die Früchte seiner Reifestudien niedergelegt waren, ferner seine „Darstellung der mecklenburgischen Pferdezucht“ (1840) und die „Anleitung zum praktischen Wiesenbau“ (1. und 2. Auflage. 1841/44) trugen wesentlich dazu bei, ihm als Schriftsteller selbst in unterrichteten landwirthschaftlichen Kreisen einen geachteten Namen zu verschaffen. Solchen Erfolgen verdankte er weiter einen Ruf an das Collegium Carolinum zu Braunschweig als Professor für Landwirthschaft und Oekonomierath, welche Stellung er zwar 1841 antrat, aber schon bald wieder mit einem größeren Wirkungskreise vertauschen konnte. Denn bereits im Jahre darauf folgte er einem Rufe nach Berlin, um dort als königl. preußischer Landes-Oekonomierath in der Eigenschaft des Generalsecretärs und ordentlichen Mitgliedes des preußischen Landes-Oekonomie-Collegiums zu wirken. Mit diesem Amte war ihm die Redaction der von dem Präsidium jenes Collegiums herausgegebenen „Annalen der Landwirthschaft in den königl. preußischen Staaten" übertragen, womit er auch bis zu seinem Ende sich befaßt hat. Außerdem sah er sich auch als Vertreter jener Corporation zu regelmäßig wiederkehrenden amtlichen Reisen veranlaßt, auf welchen er informatorische Zwecke im Interesse der Landescultur mittels statistischer Aufnahmen etc. zu verfolgen hatte. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen publicirte er in seinen allgemein geschätzten „Beiträgen zur landwirthschaftlichen Statistik des preußischen Staates“ (4 Bde., 1844—52), auch lieferte er in dem Werke: „Die ländliche Arbeiterfrage“ (1849) eine Zusammenstellung der aus den verschiedenen Theilen der Monarchie eingezogenen amtlichen Berichte über die Verhältnisse der ländlichen Arbeiter in|Preußen. Obschon durch seine dienstlichen Funktionen vielfach in Anspruch genommen, gab er die freie litterarische Thätigkeit nicht auf, sondern suchte damit noch eine Förderung specieller landwirthschaftlicher Zwecke zu erreichen. So schrieb er mehrere zum Theil in wiederholten Auflagen erschienene Monographien, wie „Die Heckenzucht“, „Der Maisbau“ und „Preußens Kardenbau“ (1850 bis 1852) und begründete mit seinem Freunde Mentzel einen zuerst 1847 herausgegebenen „Landwirthschaftlichen Kalender“, welcher bis auf den heutigen Tag unter Benennung nach seinen beiden Gründern fortgeführt wird. v. L. war durch seine umfassenden Kenntnisse und Erfahrungen, durch unermüdlichen Fleiß wie durch seine große Fertigkeit und Freudigkeit im Arbeiten an der ihm in Berlin eingeräumten Stelle bald der Hauptträger der Wirksamkeit des Landes-Oekonomie-Collegiums geworden und konnte als solcher auch der vollen Anerkennung sich erfreuen. Es mußte deshalb auch die durch seinen frühen Tod entstandene Lücke um so schmerzlicher empfunden werden, als er während seiner letzten Lebensjahre von schweren Schickungen mehrfach getroffen war und in einem harten Kampfe zwischen bitteren Herzensqualen und einer fast krampfhaft gesteigerten Arbeitsthätigkeit nach Aufrichtung gerungen hatte, bis er zuletzt nach dem Hinzutreten einer Krankheit unterliegen sollte.

    • Literatur

      Vgl. Annalen der Landwirthschaft in den königl. preußischen Staaten, Jahrgänge 1843—54 und die Schlesw.-Holst. Schriftstellerlex. von Lübker, Schröder und Alberti.

  • Autor/in

    C. Leisewitz.
  • Zitierweise

    Leisewitz, Carl, "Lengerke, Alexander von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 18 (1883), S. 251-252 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116900202.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA