Lebensdaten
1796 – 1865
Geburtsort
Brugg Kanton Aargau (Schweiz)
Sterbeort
Gebenstorf Kanton Aargau
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Dichter
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 116830069 | OGND | VIAF: 76423327
Namensvarianten
  • Fröhlich, Abraham Emanuel
  • Fröhlich, Abraham Emanuel
  • Demokrit Schmerzenreich
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Zitierweise

Fröhlich, Abraham Emanuel, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116830069.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Emanuel (1769–1848), Gerber, Stadtrat u. Friedensrichter, seit 1806 Lehrer an d. Lateinschule, zuletzt Archivar in B.;
    M Anna Rosina Märki (1766–1833);
    B Theodor s. (3);
    Vt Samuel Heinr. (s. 2);
    N.N.;
    E Edmund (1867–1943), ev. Theologe u. Heimatforscher (s. Biogr. Lex. d. Aargaus, 1958);
    Groß-N Ernst Jul. (1852–1909), Musiklehrer (s. ebd.).

  • Biographie

    F. trat als scharfkantige Gestalt in dem stagnierenden schweizerischen Schrifttum der ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts hervor, ohne ihm allerdings neue Impulse zu verleihen. 1825 führte er mit seinen Fabeln (²1829 mit Zeichnungen von M. Disteli) die der Aufklärung entstammende Gattung respektabel ihrem Ende entgegen. Er hatte in Zürich Theologie studiert (ab 1811) und war Lehrer in Brugg und Pfarrer in Möhnthal. Durch sein cholerisches Temperament und den Zwang der Umstände wurde er tief und lange in die erbitterten politischen und kirchlichen Kampfs seines Heimatkantons Aargau verstrickt, was er auch beruflich schwer zu büßen hatte. Erst 1827 wurde er Professor der deutschen Sprache an der Kantonsschule von Aarau und 1836 Rektor der dortigen Bezirksschule. Neben seinem Gesinnungsfreund Jeremias Gottheit, dessen Ursprünglichkeit ihm aber völlig|abging, war er an der literarischen Front der Hauptkämpfer der Konservativen gegen den Zeitgeist, den er zum Beispiel in seinen Sprüchen „Der junge Deutschmichel“ (1843) und als Redakteur der Neuen Aargauer Zeitung (1831–35) brandmarkte. In den „Reimsprüchen aus Staat, Kirche, Schule“ (1850) setzt er sich für sein strenggläubig protestantisches Christentum und die Mächte der Tradition ein. Das sind auch die Triebfedern für seine in Nibelungenstrophen verfaßten Heldenepen „Zwingli“ (1840) und „Hütten“ (1845), seine Balladen, vaterländischen Festlieder, zahllosen Kirchenlieder und trockenen Erzählungen geblieben. Literarisch war er vor allem Unland und Rückert verpflichtet. Er gelangte nicht über einen gesinnungstüchtigen, aber einseitigen, oft unduldsamen Moralismus hinaus zu freier künstlerischer Gestaltung.

  • Werke

    Ges. Schrr., 5 Bde., 1853;
    Briefwechsel zw. Jeremias Gotthelf u. A. E. F., hrsg. v. R. Hunziker, 1906;
    Verz. in Kosch, Lit.-Lex.

  • Literatur

    ADB VIII;
    R. Faesi, A. E. F., 1907 (W, L);
    Lb. aus d. Aargau, 1953, S. 256-60;
    P. Ehrismann, in: Lex. d. Aargaus, 1958;
    HBLS (P, Lith. v. F. Hasler, 1863);
    Frels.

  • Autor/in

    Robert Faesi
  • Zitierweise

    Faesi, Robert, "Fröhlich, Abraham Emanuel" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 646-647 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116830069.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Fröhlich: Abraham Emanuel F., geb. am 1. Febr. 1796 in Brugg, am 1. Decbr. 1865 in Gebensdorf (Aargau). — Im elterlichen Hause — der Vater war Lehrer — einfach, aber sorgfältig erzogen, besuchte er die städtischen Schulen und widmete sich seit 1811 auf der Akademie in Zürich den theologischen Studien. Daneben beschäftigten ihn noch die schönen Künste, namentlich Musik, die er unter Nägeli's Anleitung betrieb. Zu Anfang 1817 bereits ordinirt, erhielt er bald darauf die Stelle eines Lehrers an der heimathlichen Lateinschule, womit zugleich die Besorgung der unweit Brugg gelegenen Pfarrei Mönthal verbunden war. Während seiner dortigen zehnjährigen Wirksamkeit verheirathete er sich, pflog anregenden Umgang mit tüchtigen Geistlichen der Nachbarschaft, darunter auch der als Historiker bekannte Melchior Schuler, und genoß ohne Kopfhängerei das Leben. Geistreich, freisinnig und zur Satire aufgelegt, verletzte er manches hausbackene Vorurtheil und scheiterte darum bei seiner Bewerbung um die Pfarrstelle in Brugg (1823). Aus dieser bitteren Erfahrung heraus entstanden die „Hundert neue Fabeln“, 1825. Frisch nach dem Leben gezeichnet und ohne aufdringliche Hervorhebung der Moral wie um ihrer selbst willen da, begründeten sie mit einem Schlage ihres Dichters Ruf. Eine zweite vermehrte Auflage (1829) begleitete der bekannte Martin Disteli aus Olten mit einem Hefte kecker satirischer Umrisse. Im Herbst 1827 wurde F. an Stelle A. L. Follen's Professor der deutschen Sprache an der Cantonsschule in Aarau. Zugleich unterrichtete er noch in Geographie und Religion und bekleidete 1832 und 33 auch das Amt eines Rectors. Die politischen Parteikämpfe zu Anfang der dreißiger Jahre brachten ihm viele Unruhe. Mit Ernst und Witz focht er auf Seite der Obrigkeit gegen die ungestümen Neuerer, besonders als Redacteur der „Neuen Aargauer Zeitung“ (1831—35). Dabei machte er nach und nach nicht sowol politisch als vielmehr religiös eine Wandelung durch. Sein früherer Rationalismus ging allmählich in eine streng-kirchliche Richtung über, wozu namentlich harte Schläge des Schicksals beitrugen. Bei der Neuwahl der Cantonsschullehrer am 31. Oct. 1835 wurde er auf ungerechte Weise übergangen, und ebenso verweigerte ihm die Regierung die Bestätigung, als ihn die Chorherren von Beromünster als Collatoren einstimmig zum Pfarrer von Kirchberg vorschlugen. Diese Unbill machte der Gemeinderath von Aarau wieder gut, indem er ihn 1836 zum ersten Lehrer und Rector der Bezirksschule erwählte, worauf dann die Regierung noch die Stelle eines Klaßhelfers (Hilfspredigers) des Capitels Aarau-Zofingen hinzufügte. So kaum äußerlich wieder zur Ruhe gekommen, traf ihn ein neuer betäubender Schlag. Sein hochbegabter Bruder Theodor (s. u.), ein Schüler Nägeli's und Zelter's und seit 1830 als Musiklehrer an der Aarauer Cantonsschule angestellt, hatte den Tod in der Aare gesucht und gefunden. Mit ihm war er aufs innigste verbunden gewesen. Gemeinsam hatten sie mehrere Jahre an einem verbesserten aargauischen Gesangbuche gearbeitet, von dem bereits 1834 ein Probeheft erschienen war, bis dann 1844 das vollendete Werk als „Auserlesene Psalmen und geistliche Lieder für die evangelisch-reformirte Kirche des Cantons Aargau“ von F. herausgegeben wurde. Die Basler Universität beschenkte ihn dafür mit der philosophischen Doctorwürde. Während er sich nun ganz von der Politik zurückzog und nur seinem Amte und der Wissenschaft lebte, verstummte doch auch seine Muse nicht. Er veröffentlichte|mehrere satirische Gedichte, von denen „Der junge Deutsch-Michel" (1843; 2. verbesserte und vermehrte Aufl. im gleichen Jahre; 3. Aufl. mit einer Zugabe 1846), nicht nur gegen deutsche, sondern auch gegen schweizerische Stürmer und Dränger herbe Pfeile entsandte, während die ohne seinen Namen erschienene „Radikale Jesuitenpredigt“ (1845) eigentlich eine antiradikale poetische Kundgebung im Tone der Schiller’schen Kapuzinerpredigt war. Daneben verfaßte er aber auch zwei Sammlungen „Trostlieder“ (1851 und 64), die infolge des Todes von Tochter und Gattin entstanden, ferner mehrere epische Gedichte größeren Umfanges: „Ulrich Zwingli“ (1840), „Ulrich von Hutten“ (1845) und „Johannes Calvin" (1864). Seine „Gesammelten Schriften“ gab er 1853 in 5 Bänden heraus, denen sich dann 1861 noch ein 6. Band, „Geistliche Lieder“ anreihte. Ueberhaupt ging wol kein Jahr vorüber, ohne daß F. einzeln oder in Sammelwerken seine poetischen Gaben (auch Novellen und Erzählungen) gespendet hätte. Seiner Schriften sind daher ziemlich viele. Am vollständigsten, aber doch sehr lückenhaft zählt sie Brümmer (s. u.) auf. — Fröhlich's bedeutendste Leistung sind unstreitig die Fabeln. Er hat das Gebiet derselben wesentlich erweitert und ihnen geradezu neues Leben eingehaucht. Auch manche seiner Lieder sind unvergessen. „Ulrich Zwingli“ und „Ulrich von Hutten“ enthalten vortreffliche Einzelheiten, entbehren jedoch des wahrhaft epischen Gesammteindruckes. Alles in allem genommen, gehört F. zu den hervorragendsten Dichtern der Schweiz; schade, daß er, besonders in seinen späteren Poesien, der theologischen Lehrhaftigkeit allzu viel Spielraum gewährte. — Im Sommer 1865, kurz nachdem er von einem Ferienaufenthalte in St. Moritz heimgekehrt war, traf ihn ein Schlaganfall. Er begab sich darauf nach Gebensdorf, wo er der treuen Pflege seines Sohnes genoß. Hier starb er ruhig und gefaßt nach einer schweren Leidenszeit von 16 Wochen. Wie er es gewünscht hatte, wurden seine sterblichen Reste nach Brugg übergeführt und am 4. December auf dem dortigen Friedhofe beigesetzt.

    • Literatur

      (J. J. Frikart) Kirchliches Zeitbuch für den reform. Theil des Kts. Aargau, 2. Ausg., Zofingen 1835, S. 72. — Frz. Xav. Bronner, Der Kant. Aargau, II. Bd., St. Gallen und Bern 1844, S. 36. 48. —
      Der Schweizerbote (Aarau, Sauerländer) 1865, Nr. 288 (5. Dec.), S. 1—2 (von Prof. Rud. Rauchenstein in Aarau). —
      Die Schweiz, 8. Jahrg., Bern, Haller 1865, S. 475—76. — Rob. Weber, Die poetische Nationallitteratur der deutschen Schweiz, Glarus 1866, S. 7—18. —
      Aargauischer Hausfreund (Brugg, Fisch, Wild & Comp.) 1866, Nr. 1 u. 2, Feuilleton (von seinem Sohne Pfr. Eman. Fröhlich). —
      Kirchenblatt für die reform. Schweiz, hrsg. von K. R. Hagenbach und G. Finsler, 22. Jahrg., Zürich 1866, Nr. 1, S. 1—4; Nr. 2, S. 9—11, Feuilleton (von Hagenbach und Eman. Fröhlich). —
      Gallerie berühmter Schweizer der Neuzeit. In Bildern von Fr. und H. Hasler. Mit biogr. Text von Alfr. Hartmann, I. Bd., Baden 1868, Nr. 35. —
      Heinr. Kurz, Geschichte d. deutschen Litteratur, III. Bd. 5. Aufl., Leipzig 1870, S. 364b—365b (mit Fröhlich's Bildniß). —
      J. Müller, Der Aargau, II. Bd., Zürich 1871, S. 86—90. — E. E. Koch, Geschichte des Kirchenlieds und Kirchengesangs, 1. Haupttheil, VII. Bd., 3. Aufl., Stuttg. 1872, S. 88—91 (nach dem aargauischen Hausfreund). — Schweizerische Dichterhalle, hrsg. von Rud. Fastenrath, Herisau 1875—76, Nr. 1, S. 11—12; Nr. 2, S. 25.

  • Autor/in

    Schumann.
  • Zitierweise

    Schumann, "Fröhlich, Abraham Emanuel" in: Allgemeine Deutsche Biographie 8 (1878), S. 131-132 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116830069.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA