Lebensdaten
1882 – 1915
Geburtsort
Königsberg (Preußen)
Sterbeort
bei Soissons
Beruf/Funktion
Dichter
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 116792833 | OGND | VIAF: 35217401
Namensvarianten
  • Heymann, Walther
  • Heymann, Walter

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Zitierweise

Heymann, Walther, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116792833.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus seit 4 Generationen in Ostpreußen ansässiger jüd. Kaufm.fam.;
    V Richard ( 1906), Kaufm. (Saatguthandel);
    M Johanna Sommerfeld ( 1913);
    B Hans (1885-ca. 1949), Versicherungsdir., Währungs- u. Finanzreformer (s. Rhdb., P), Kurt (1888-ca. 1942), Arzt, Werner (1895–1961), Komponist (s. Riemann);
    - Berlin 1913 Maria (* 1885), Malerin, T d. Gerichtskassenbeamten Anton Perk u. d. Sophie Bielecki;
    1 T.

  • Biographie

    H. schloß seine Gymnasialzeit am Friedrichskollegium in Königsberg als 17jähriger ab, begann dort ein Jurastudium, das er in Freiburg, München und Berlin fortsetzte und mit dem 1. Examen 1902 beendete. Während der Referendarzeit arbeitete er in Fischhausen (Haff) und in Insterburg, brach aber 1907 die juristische Laufbahn kurz vor dem Assessorexamen ab.

    Schon während der Schulzeit hatte er „ein Dichter“ werden wollen, und als dem 23jährigen Poeten der ostpreußische Journalist Adolf Petrenz, der in sein „Ostpreußisches Dichterbuch“ (1905) 14 Gedichte von H. aufnahm, zu erster aufsehenerregender Wirkung verhalf, begann sich der langgehegte Jugendtraum zu erfüllen. Richard Dehmel pries H. sogleich als die größte Begabung und die größte Hoffnung unter Deutschlands jungen Dichtern, und H. begann diese Voraussage mit seinem ersten Gedichtband „Der Springbrunnen“ (1906), vor allem aber mit den „Nehrungsbildern“ (1909), seinem zweiten Lyrikband, zu erfüllen, der ihm großen Erfolg brachte. Er hatte 1907-09 in Italien gelebt und in Rom und Florenz Vorarbeiten für ein Drama gemacht. Obwohl ihn die südliche Landschaft stark beeindruckte, sagte er doch, er habe niemals deutscher gedichtet als in Italien. Alle Werke, die er während seines kurzen Lebens vollenden konnte, zeigen auch schon thematisch seine unlösbare Verbundenheit mit der ostpreußischen Landschaft. Bis zu seinem Tod hat H. selbst nichts mehr veröffentlicht. Er schrieb nur gelegentlich für Zeitungen und arbeitete im übrigen für sich, „trotzig auf Reife der Kraft und des Erfolges wartend“ (Bab). 1914 meldete sich H. als Kriegsfreiwilliger. In seinem letzten Feldpostbrief, 4 Tage vor seinem Tod, schrieb er: „Mein Leben wäre ganz Anfang, wenn's bald enden sollte. Wie es auch komme, mir ist Frieden in der Seele. … Sterben – schad um zehn ungeschriebene Bücher…“. Sein Nachlaß, aus dem noch fünf abgeschlossene Bücher veröffentlicht werden konnten, beweist für Lyrik und Prosa, daß er eine starke Ausformung seines Talents noch erzwang. Zu Unrecht ist dieser Dichter heute vergessen. H. hielt die „Nehrungsbilder“ für sein bestes Buch. J. Bab schätzt den künstlerischen Wert der späteren Gedichte H.s, allerdings unter thematischem Aspekt, höher ein: Sie „gehören zu dem wenigen Eigenen, Ernsten, Echten, was sich unter den sechs Millionen deutscher Kriegspoesien findet. … und mit den Briefen (Feldpostbriefe an H.s Frau) zusammen bilden sie ein Dokument, das ich das Wertvollste der ganzen Kriegsliteratur nennen möchte … Diese Zeit lebt durch sein Wort, im Geist und in der Wahrheit'. Und das gibt seinem Nachlaß ganz einzigen Wert.“

    Heute sei aber nachdrücklich auch wieder auf H.s Prosaband „Das Tempelwunder und andere Novellen“ (1916, aus dem Nachlaß) hingewiesen. Die Titelnovelle, die auf gründlichen historischen Studien beruht, schildert die Weissagung der Geburt des Johannes im jüdischen Tempel; die erste Novelle des Bandes, „Die Schickung“, ist eine stark beeindruckende Fischergeschichte von der Kurischen Nehrung. Der Band insgesamt verdeutlicht mit seiner ostpreußischen und jüdischen Thematik die beiden Motivkreise, die H.s Dichtung am stärksten bestimmt haben.

  • Werke

    Weitere W (a. d. Nachlaß) Kriegsgedichte u. Feldpostbriefe, 1915 (P);
    Max Pechstein, 1916 (Monogr. mit Abb.);
    Die Tanne, Ein dt. Volksbuch, 1917 (Gedichte);
    Von Fahrt u. Flug, 1919 (Gedichte).

  • Literatur

    J. Bab, in: Am Rande d. Zeit. Betrachtungen 1914/15, 1915, S. 126-33;
    H. Schumann, W. H. (mit Vorwort v. E. Lissauer), = Sonderausg. d. Altpreuß. Rdsch., 1915;
    G. O. Stoffregen, in: Die Unvergessenen, hrsg. v. E. Jünger, 1928, S. 141-50;
    Kosch, Lit.-Lex. (L).

  • Autor/in

    Renate Heuer
  • Zitierweise

    Heuer, Renate, "Heymann, Walther" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 90 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116792833.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA