Lebensdaten
1869 – 1952
Geburtsort
Ludwigshafen/Rhein
Sterbeort
Freiburg (Breisgau)
Beruf/Funktion
Zoologe ; Hydrobiologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116770716 | OGND | VIAF: 93666483
Namensvarianten
  • Lauterborn, Robert
  • Lautherborn, Robert

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Zitierweise

Lauterborn, Robert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116770716.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V August (1840–1912), Inh. e. Druckerei (Buch- u. Steindruck) u. Buchhandlung, 1868 Hrsg. d. 1. Lokalbl. in L., Stadtrat, S d. Heinrich August, Kutscher u. Gepäckträger in Kaiserslautern, u. d. Dorothea Schuster;
    M Marie Louise (1837–70), T d. Georg Daniel Gelbert, Bäckermeister u. Gastwirt in Kaiserslautern, u. d. Salomea Christmann.

  • Biographie

    L. studierte 1889-95 in Heidelberg, wo er schließlich bis 1918 blieb, Naturwissenschaften, voran Zoologie bei O. Bütschli, Botanik bei E. Pfitzer und Paläontologie bei A. Andreae. Nach Arbeiten über die Meeres- und Süßwasserfauna Helgolands widmete er sich 1893 einer Preisfrage der Math.-naturwiss. Fakultät zur Flagellatenvermehrung und erweiterte sie zur Dissertation (Kern- und Zellteilung von Ceratium hirundella, Heidelberg 1897; auch in: Zs. f. wiss. Zool. 59, 1895, S. 167 f., 544 f.). L. habilitierte sich im Fach Zoologie in Heidelberg 1898, 1903 wurde er dort ao. Professor. Nachdem er 1917 einen Ruf für Fischereibiologie nach München abgelehnt hatte, übernahm er 1918 den Lehrstuhl für Forstzoologie an der TH Karlsruhe, der 1920 zusammen mit der Fakultät an die Univ. Freiburg verlegt wurde (Emeritierung 1935).

    L. machte sich bald durch Neubeschreibungen kritischer Taxa, z. B. Wimper- und Rädertierchen (Geotricha, Rotatoria und deren Periodizität) sowie Diatomeen einen Namen, entdeckte neue Formen sowie wichtige biologische Phänomene, so 1895 eine Symbiose bei der Protozoe Paulinella, einem Rhizopoden mit blaugrünen Einschlüssen, 1902 Algensymbionten beim Süßwasserschwamm Carterius stepanovii, 1905 fand er bei Chironomiden (Zuckmücken) ein neues, das „Lauterbornsche Sinnesorgan“ auf. Ebenso befaßte sich L. aber auch mit der Landtierwelt (ornithologische Arbeiten); unter forstbiologischem Aspekt ist die Entdeckung der „akrodendrischen“ Insektenfauna im Kronendach der Wälder wichtig (in: Faunist. Beobachtungen a. d. Gebiete d. Oberrheins u. d. Bodensees, 9. R., Mitt. d. Bad. Landesver. f. Naturkde., NF IV., 1941). Sein früh erwachendes Interesse für die Wissenschaftsgeschichte galt vor allem Themen und Persönlichkeiten aus seinem südwestdeutschen Arbeitsbereich, aber auch Fragen der historischen Geographie. – Im Auftreten neuer Planktonformen im Oberrhein erkannte L. schon früh die Veränderungen in der Gewässergüte, deren Ursachen und die Grenzen der biologischen Selbstreinigung (Die biolog. Selbstreinigung unserer Gewässer, in: Verhh. d. naturhist. Ver. d. preuß. Rheinlande u. Westfalens 68, 1911). Er wandte sich deshalb schon seit 1902 an die Öffentlichkeit mit Aufrufen zur Schaffung ortsfester und schwimmender biologischer Stationen, vor allem bei Binnengewässern, was auf dem Rhein seit 1905, am Bodensee in Langenargen (Station für Seenforschung und Seenbewirtschaftung; 1926 gegr. v. R. Demoll) verwirklicht wurde. Seine umfangreichen Untersuchungen über die Verunreinigung der Gewässer (1908) und über die Lebewelt des Faulschlammes/Sapropels (1915) schufen bleibende Grundlagen in der Gewässerkunde. L. kann so als Mitbegründer der Limnologie, aber auch als einer der ersten wirkungsvollen „Umweltschützer“ gelten. In späteren Jahren unternahm er noch weite Reisen (Spitzbergen, Sahara, Kanar. Inseln). Gegen Kriegsende 1945 verlor er seine Sammlungen und den Schlußteil seines Lebenswerkes über den Rhein im Satz (Der Rhein, Naturgesch. e. dt. Stromes, in: SB Heidelberger Ak. d. Wiss., math.-nat. KL, Abt. B., 1916–18, fortges. in: Natur u. Volk 60, 1930, u. in: Berr. d. Naturforsch. Ges. Freiburg 1930/34/38). Seinen Namen tragen Lauterbornia (= Tanytarsus, eine Zuckmückengattung) und Lauterborniella.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl./Ehrenmitgl. in Societas pro fauna et flora fennica (1926), Leopoldina (1937);
    Einar-Naumann-Gedächtnismedaille „De Limnologia optime merito“;
    Dr. h. c. (Freiburg 1948 u. Basel 1950).

  • Werke

    Weitere W Mehr als 140 wiss. Publ., u. a. Das Projekt e. schwimmenden biolog. Station z. Erforschung d. Tier- u. Pflanzenlebens unserer Ströme, in: Verhh. d. internat. zoolog. Kongreß, Berlin, 1901;
    Die saprobel. Lebewelt, in: Zoolog. Anz. 24, 1901, S. 49 f.;
    Berr. üb. biolog. Unterss. d. Rheins 1905–11, in: Arbb. aus d. Kaiserl. Gesundheitsamte 22, 25, 28, 30, 32, 33, 36, 1905-10;
    Die Verunreinigung d. Gewässer u. d. biolog. Methoden ihrer Unters., 1908, ²1915;
    Gastrotricha, Rotatoria, Süßwasserfauna, in: Hdwb. d. Naturwiss., 1913, Bd. 4, 8, 9;
    Bedeutung u. Aufgaben e. biolog. Station am Bodensee, in: Allg. Fischerztg. 44, 1919, S. 233 f.;
    Die Anfänge d. Forstzool. in Baden, T. 1-3, in: Bad. Bll. f. angew. Entomol. 1927-28;
    Acer opalus Miller, e. f. Dtld. wilder Waldbaum, in: Allg. Forst- u. Jagdztg. 110, 1934, S. 245;
    Die Eutrophierung d. Zürichsees, in: Geol. d. Meeres- u. Binnengewässer 3, 1939, S. 93 f.;
    Universalisten, Enzyklopädisten u. Fachforscher i. d. Gesch. d. Naturwiss., 1950;
    CSP;
    Cat. scient. lit. 1900-14. -
    Hrsg.: Das Vogel-Fisch- u. Tierbuch d. Straßburger Fischers Leonhard Baldner (1066), 1903.

  • Literatur

    E. Naumann, Limnolog. Terminol., 1931;
    E. Wasmund, in: Geol. d. Meere u. Binnengewässer I, 1937, S. 169 f.;
    W. Zwölfer, in: Allg. Forst- u. Jagdtztg. 114, 1940, S. 55 f.;
    ders., in: Zs. f. angew. Entomol. 26, 1939, S. 689 (P);
    O. Koehler, Ehrenpromotion (Freiburg), in: Archiv f. Hydrobiol. 42, 1949, S. 486 f. (P);
    A. Thienemann, in: Naturwiss. Rdsch. 2, 1949, S. 436-41 (P);
    ders., Limnol., in: Hdwb. d. Naturwiss. VI, ²1932, S. 435 f.;
    E. Merker, in: Verhh. d. Dt. Zool. Ges. 5, 1952/53, S. 572 f. (P);
    H. Gams, in: Archiv f. Hydrobiol. 47, 1953, S. 474 f.;
    G. Pestalozzi, in: Schweiz. Zs. f. Hydrol., Hydrobiol., Fischereiwiss. 16, 1954, S. 152 f.;
    Natur u. Mensch 3, Nr. 6/7, 1961;
    L. Gebhardt, Die Ornithologen Mitteleuropas I, 1964 (W, L);
    D. Hauff, in: Biogr. bedeutender Forstleute aus Baden-Württemberg, 1980, S. 365-67 (W, L, P);
    Willer, in: Ruperto Carola, H. 52, 1973, S. 95-101;
    Kürschner, Gel.-Kal. 1950.

  • Autor/in

    Martin Müllerott
  • Zitierweise

    Müllerott, Martin, "Lauterborn, Robert" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 738-740 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116770716.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA