Lebensdaten
1852 – 1917
Geburtsort
Goslar
Sterbeort
Detmold
Beruf/Funktion
Publizist ; Politiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116688688 | OGND | VIAF: 62306732
Namensvarianten
  • Lange, Friedrich

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Zitierweise

Lange, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116688688.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., Töpfermeister;
    M N. N.;
    1) 1876 Elise Köhler ( 1895), 2) 1897 Elli Rettig (* 1878).

  • Biographie

    L. besuchte das Gymnasium in Clausthal und nahm nach dem Abitur ein Studium der Philologie in Göttingen auf, das ihn aber nicht befriedigte; bei dem Philosophen und Physiologen Rudolf Hermann Lotze hingegen zog ihn dessen Verbindung von Metaphysik und Idealismus im Geist der exakten Naturwissenschaft an. Im November 1873 wurde er auf Grund einer Arbeit „Über den Sensualismus des Sophisten Protagoras und die dagegen von Plato im ersten Theil des Theaetet gemachten Einwürfe“ promoviert. Seine politische Heimat wurden die Burschenschaften, die im Kaiserreich ihre ursprünglich demokratische Orientierung verleugneten und nationale Ziele für Deutschland unter Preußens Führung verfolgten. 1873-76 war L. Gymnasiallehrer in Wolfenbüttel und Hamburg. Unzufrieden mit dem Lehrerberuf, folgte er schließlich seiner publizistischen Neigung und wurde für fünf Jahre Redakteur beim „Braunschweiger Tageblatt“, bis sich ihm 1882 die Chance bot, an die „Tägliche Rundschau“ in Berlin überzuwechseln. Diese im September 1881 gegründete „Zeitung für Nichtpolitiker“ sollte „zugleich Ergänzungsblatt zu den Organen jeder Partei“ sein; sie suchte an die bürgerliche Politikverdrossenheit anzuknüpfen und sich mit unverkürzten und – entgegen damaliger journalistischer Gepflogenheit – unkommentierten Nachrichten den Wunsch vieler Leser nach unparteiischer Information zunutze zu machen. Gerade in der Abwesenheit parteipolitischer Kommentierung sah L. eine günstige Voraussetzung, das Blatt im Sinne seiner deutschnationalen Anschauungen zu politisieren. Sein Hauptinteresse galt dabei der Förderung deutscher Kolonialpolitik und dem Kampf um die Schulreform. So warb er mit seinen Beiträgen für die Tätigkeit der von Carl Peters unter seiner Mitwirkung 1885 gegründeten „Deutsch-Ostafrikan. Gesellschaft“; nachdrücklich unterstützte er die „Deutsche Akademische Vereinigung“ in ihrer Bemühung, die Neueinführung von Realgymnasien anstelle von humanistischen Gymnasien durchzusetzen, in denen besonderes Gewicht auf die Kenntnis moderner Sprachen gelegt und die Ausbildung in naturwissenschaftlichen und deutschkundlichen Fächern bevorzugt werden sollte. L. sah darin eine Möglichkeit, dem deutschen Kolonialismus eine geistige Grundlage zu schaffen. In dieser Absicht gab er seit 1890 auch die „Zeitschrift für die Reform der höheren Schule“ heraus. Als er im September desselben Jahres die Herausgeberschaft der „Täglichen Rundschau“ übernahm, traten seine radikalen politischen Auffassungen besonders hervor: Er propagierte die Überlegenheit der arischen Rasse und setzte sich für einen entschiedenen Antisemitismus ein. Solche Ziele liegen auch dem von L. 1894 gegründeten „Deutschbund“ zugrunde, der sich als „Burschenschaft der Erwachsenen“ auch konkrete Ziele, wie den Kampf gegen die Sozialdemokratie und für mittelstandsfreundliche Politik, vorgenommen hatte.

    Als L. schließlich zur Gründung einer eigenen Zeitung „Volksrundschau“ (1895) schritt, kam es zum Bruch mit dem Verlag der „Täglichen Rundschau“. Seit April 1896 erschien dann als neues Forum die „Deutsche Zeitung, Unabhängiges Tageblatt für nationale Politik“. Sie vertrat einen „nationalen Sozialismus“, der zum Wirtschaftsfrieden verpflichtete, auf Zwangsmitgliedschaft beruhende Gewerkschaften einschloß, Kolonieerwerb forderte und die Rassenideologie zur Basis hatte. 1912, im Jahr des größten sozialdemokratischen Wahlerfolges im Kaiserreich, legte er 60jährig die Herausgeberschaft seiner Zeitung nieder, publizierte aber bis in den 1. Weltkrieg hinein weiter, bis ihm ein Gemütsleiden weitere geistige Tätigkeit unmöglich machte.

  • Werke

    u. a. Reines Deutschtum, Grundzüge e. nat. Weltanschauung, Mit e. Anhange: Nat. Arbeit u. Erlebnisse, ³1904 (Slg. journalist. Arbb.).

  • Literatur

    H. Sohnrey, Zwischen Dorn u. Korn, Lebenserinnerungen, 1934, S. 195-99;
    A. Lotte, Gesch. d.|„Tägl. Rdsch.“, Diss. Berlin 1934;
    A. Leinemann, F. L. u. d. Dt. Ztg. (betrachtet im Abschnitt 1896-1900), Diss. Berlin 1938;
    W. Henske, Das Feuilleton d. „Tägl. Rdsch.“ (betrachtet im Zeitabschnitt 1881-1905), Diss. Berlin 1940;
    J. Pöhls, Tägl. Rdsch. (1881–1933), in: Dt. Zeitungen d. 17. -
    20. Jh., hrsg. v. H.-D. Fischer, 1972, S. 349-63;
    Brümmer;
    DBJ II (W, u. Tl.);
    Kosch, Lit.-Lex.

  • Autor/in

    Hans Bohrmann
  • Zitierweise

    Bohrmann, Hans, "Lange, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 554-555 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116688688.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA