Lebensdaten
1897 – 1929
Geburtsort
Weidlingau (heute 14. Wiener Gemeindebezirk)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Lyriker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116606916 | OGND | VIAF: 49756297
Namensvarianten
  • Kulka, Georg
  • Kulka, Georg Christoph
  • Culka, Georg
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Kulka, Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116606916.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Julius ( 1921), Getreidekaufm. u. Vertreter ungar. Mühlen;
    M N. N. ( 1912);
    Wien 1923 Anna Höllering (* 1895), Schauspielerin, später Cutterin.

  • Biographie

    K. stammte aus einer ungarisch-jüdischen Familie, wurde jedoch getauft und christlich erzogen. 1908-16 besuchte er das humanistische Gymnasium in Wien und wurde 1916 zum Kriegsdienst eingezogen. 1918-22 studierte er Philosophie an der Univ. Wien. Seine Lehrer waren Adolf Stöhr, Alois Höfler und vor allem Robert Reininger. 1922 wurde er mit der Dissertation „Der Unsterblichkeitsgedanke bei Jean Paul bis zum Jahre 1797 mit besonderer Berücksichtigung des Kampaner Thals“ promoviert. Seit 1920 arbeitete er als Buchhersteller im Verlag Eduard Strache in Wien, 1922 während einiger Monate im Verlag Gustav Kiepenheuer in Potsdam. Nach dem Tod seines Vaters führte er dessen Firma als Getreidekaufmann in Wien weiter. Er nahm sich 1929 das Leben.

    Seit 1918 veröffentlichte K. in der Zeitschrift „Die Aktion“ und anderen expressionistischen Blättern Gedichte und Prosagedichte. In spätexpressionistischen Anthologien war er gut vertreten. Sein Gedichtband „Der Stiefbruder“ (1920, Neudr. 1973) wurde von Karl Kraus in der „Fackel“ rezensiert, wobei Vorurteile gegen expressionistische Lyrik überhaupt und der Vorwurf eines Jean Paul-Plagiats zu einer vernichtenden Kritik führten. Obwohl sich K., unterstützt durch Freunde wie A. Ehrenstein, H. Kasack, E. Köppen, O. Loerke und W. Przygode, gegen die Vorwürfe von Kraus zur Wehr setzte, kostete ihn diese Affäre in Wien sein schnell gewonnenes literarisches Ansehen. Przygode war Herausgeber der Zeitschrift „Die Dichtung“, in der die meisten Arbeiten K.s nach 1919 erschienen.

    Daß K. von Trakl, Stramm und George gelernt hat, ist nicht zu übersehen. Neben wenigen Gedichten, die dem Einzelwort die Funktion eines Satzes zumuten, finden sich meist traditionelle Verse und Strophen (mit metrischen Freiheiten). K.s Lyrik ist zunächst geprägt durch die Erfahrung des Krieges und Reflexionen über Zeit, Zukunft und Hoffnungslosigkeit. Immer mehr spielt dann die Evokation elementarer menschlicher Beziehungen eine Rolle, der Glaube an das „Gutsein“ des Menschen bis hin zu religiösen Vorstellungen und zu kosmischen Bildern. Seine Sympathie für die sozialistischen Anarchisten (Gustav Landauer) hat K. nicht verhehlt. Im „Requiem“ (1921) gelang ihm eine „gleichmäßig dichte, gehärtete Schönheit des Tones“ (Loerke). Seine Montagen aus Elementen Jean Paulscher Prosa ermöglichten ihm einen hymnischen und von kühnen Metaphern getragenen Ton, der und seine Prosagedichte bestimmt, die zu den besten des Expressionismus zählen. K. gehört trotz seines schmalen Werkes zu den Autoren der Kriegsgeneration, die im Spätexpressionismus noch Neuland entdecken konnten.

  • Werke

    Weitere W u. a. Der Götze d. Lachens, in: Die Gefährten 3, H. 7 (Aug.), 1920;
    Der Zustand Karl Kraus, I. Der Götze d. Lachens, Fahrt Wohl, II. Schluß v. W. Przygode, in: Beil. z. Dichtung, 2. Folge, 1. Buch, 1920;
    Aufzeichnung u. Lyrik, Mit e. Nachwort hrsg. v. H. Kasack u. H. Kreuzer, 1963. -
    Hrsg. (mit W. Heller): Paul Heller (1895–1915), Gedichte aus d. Nachlaß, 1920.

  • Literatur

    Karl Kraus, Ein neuer Mann, in: Die Fackel 22, 1920, Nr. 546/50;
    ders., Der Gott d. Lachens u. Die Gefährten, ebd., Nr. 552/53;
    H. Kreuzer u. R. Döhl, G. K. u. Jean Paul, Ein Hinweis auf expressionist. Centonen, in: DVjS 40, 1966, S. 567-76;
    Th. Sapper. Alle Glocken dieser Erde, Expressionist. Dichtung aus d. Donauraum, 1974, S. 97-104;
    G. Sauder, Anfänge d. „neuen“ Günter Eich (mit Blick auf K.), in: Geist u. Zeichen, Festschr. f. Arthur Henkel, 1977, S. 333-50;
    Kunisch;
    ÖBL.

  • Autor/in

    Gerhard Sauder
  • Zitierweise

    Sauder, Gerhard, "Kulka, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 276 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116606916.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA