Lebensdaten
1860 – 1939
Geburtsort
Schloß Steinhaus (Oberösterreich)
Sterbeort
bei Sankt Valentin
Beruf/Funktion
Chirurg
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116426357 | OGND | VIAF: 64757589
Namensvarianten
  • Eiselsberg, Anton Freiherr von
  • Eiselsberg, Anton von
  • Eiselsberg, A. von
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Zitierweise

Eiselsberg, Anton Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116426357.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Guido (1824–87), S des Peregrin, beide Fideikommißbesitzer auf St., u. der Antonia Edle v. Dornfeld;
    M Marie (1828–1904), T des Peter Frhr. Pirquet v. Cesenatico (1781–1861), k. k. WGR, FZM u. Gardekapitän (s. Wurzbach 22), u. der Johanna Freiin v. Mayern;
    Wien 1895 Agnes (1875–1948, Cousine), T des Peter Frhr. v. Pirquet u. der Flora Freiin v. Pereira; Schwäger Clemens Frhr. v. Pirquet (1874–1928), Prof. der Kinderheilkunde in Wien, Egon Ranzi, Prof. der Chirurgie;
    1 S, 7 T.

  • Biographie

    Eiselsberg begann 1878 das Medizinstudium in Wien, das durch je ein Semester in Würzburg, Zürich und Paris unterbrochen wurde, bevor er 1884 sein Studium in Wien mit der Promotion abschloß. Im gleichen Jahr wurde er Operationszögling bei Th. Billroth, 1887 Assistent; 3 Jahre später erfolgte seine Habilitierung. Mit 33 Jahren wurde er Vorstand der chirurgischen Klinik in Utrecht (1893). Eine Berufung nach Prag lehnte er ab, folgte jedoch 1896 einem Ruf nach Königsberg. 1901 übernahm er in der Nachfolge Ed. Alberts die Leitung der I. Chirurgischen Universitätsklinik in Wien, die er bis zu seiner Emeritierung (1931) innehatte. Dem zweimaligen Ruf, in Berlin eine Klinik zu übernehmen (1904 in Nachfolge F. Königs und 1907 in der E. Bergmanns), folgte er nicht.

    Die wissenschaftliche Tätigkeit E.s war ungemein vielseitig. In jüngeren Jahren beschäftigte er sich mit bakteriologischen Fragen; es ist hier an seine Arbeiten über den Keimgehalt von Seifen und Verbandmaterialien und an jene über den Wundstarrkrampf zu erinnern. Der Tradition der Billroth-Schule entsprechend, leistete er wichtige Beiträge zur Entwicklung der Magen-Darmchirurgie, so gab er die unilaterale Pylorusausschaltung an und die Jejunostomie nach dem Prinzip der Witzelschen Fistel und förderte die Chirurgie des floriden Magen-, des Zwölffingerdarmgeschwürs und des Ulcus pepticum jejuni. Das damals noch wenig bekannte Gebiet der Physiologie und Pathologie der Schilddrüse und der Epithelkörperchen wußte er in vielen Einzelfragen durch Tierexperimente zu klären und gewann damit gültige Richtlinien für die Verhütung und Behandlung von Störungen nach Kropfoperationen; so kam er zu dem Vorschlag, durch Einpflanzung von Nebenschilddrüsengewebe die tetanischen Krämpfe zu beseitigen. Seiner früh errungenen operativen Meisterschaft entsprachen künstlerisch geplante und durchgeführte plastische Operationen. Sein Interesse an der Kiefer- und Mundhöhlenchirurgie veranlaßte ihn zum Aufbau der Kieferstation, die unter H. Pichler einen ausgezeichneten Ruf erwerben sollte. E.s bevorzugtes Arbeitsgebiet aber war die Chirurgie des zentralen Nervensystems. Er war einer der ersten, der Erkrankungen der Hypophyse operativ behandelte. Seine Operationen wegen Degeneratio adiposogenitalis und Akromegalie sind in die Geschichte der Neurochirurgie eingegangen. Als erstem auf dem europäischen Kontinent gelang ihm 1907 die erfolgreiche Entfernung eines Rückenmarktumors. Gemeinsam mit J. Hochenegg förderte er die zuvor vernachlässigte Unfallchirurgie durch die Gründung der Unfallstationen (1909), die vorbildlich für ähnliche Einrichtungen in der ganzen Welt werden sollten. Der Kriegschirurgie stellte er seine reichen Erfahrungen zur Verfügung.

    Das Phänomen E. wäre nicht erfaßt, würde man nicht auch seiner Tätigkeit als Lehrer, seiner schulebildenden Kraft gedenken. 14 ordentliche und 16 außerordentliche Professoren, 26 Privatdozenten sind aus seiner Klinik hervorgegangen, 54 Primariate wurden mit seinen Schülern besetzt. E. war ein ungemein gütiger Arzt, der das Vertrauen seiner Patienten in unvorstellbarem Maße genoß. Er war als Arzt, als Lehrer und als Wissenschaftler in gleicher Weise überragend, in ihm war alles Gute zu seltener Harmonie vereinigt. – E. war Ehrenmitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften, so der Akademie der Wissenschaften in Wien und der deutschen Gesellschaft für Chirurgie (1918 Vorsitzender); 1921 Präsident der internationalen Gesellschaft der Ärzte in Wien, Ehrendoktor der Universitäten Athen, Budapest, Debrezin, Edinburgh, Genf, Leiden, Paris und Wien.

  • Werke

    u. a. Keimgehalt v. Verbandmaterial u. Seifen, in: Wiener Med. Wschr., 1887; Aetiologie d. Wundstarrkrampfes, ebd., 1888;
    Autoplastik mittels gestieltem Lappen, ebd., 1889;
    Operat. Resultate v. Hirntumoren, ebd. 1912;
    Magenresektion, in: Archiv f. klin. Chirurgie 39, 1889;
    Ausschaltung d. Magens durch Jejunostomie, ebd. 112, 1919;
    Vorkommen u. Behandlung d. Tetania parathyreopriva. 1908;
    Gehirn- u. Nervenschüsse, insbes. Spätchirurgie, in: Bruns Btrr. z. klin. Chirurgie 101, 1916;
    Thesen z. Kropfbehandlung, in: Dt. Zs. f. Chirurgie 172, 1922; Lebensweg e. Chirurgen, 1940.

  • Literatur

    L. Schönbauer, in: Wiener Klin. Wschr., 1939, Nr. 46; ders., ebd., 1950, Nr. 35-37;
    ders., in: Zbl. f. Neurochirurgie, 1940, Nr. 3;
    A. Durig, in: Alm. d. Wiener Ak. d. Wiss., 1940, S. 190-95 (P);
    B. Breitner, in: NÖB IX, 1956, S. 107-12 (L, P); W. Denk, in: Österr. Naturforscher, Ärzte u. Techniker, 1957, S.131-33 (P).

  • Porträts

    Gem. v. Rud. Bacher, 1919 (Univ. Wien);
    Büste v. J. Pompe (Univ. Wien, Arkadenhof).

  • Autor/in

    Leopold Schönbauer
  • Zitierweise

    Schönbauer, Leopold, "Eiselsberg, Anton Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 410-411 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116426357.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA