Lebensdaten
1845 – 1926
Geburtsort
Karlsruhe
Sterbeort
Baden-Baden
Beruf/Funktion
badischer Staatsmann ; Großhofmeister
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116414995 | OGND | VIAF: 74602513
Namensvarianten
  • Brauer, Karl Ludwig Wilhelm Arthur von
  • Brauer, Arthur von
  • Brauer, Karl Ludwig Wilhelm Arthur von
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Zitierweise

Brauer, Arthur von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116414995.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilhelm s. (3);
    1891 Carola, T des Oberstallmeisters von Holzing-Berstett, Ur-E des badischen Staatsmanns Wilhelm Ludwig Freiherr von Berstett ( 1837); kinderlos.

  • Biographie

    B. studierte in Göttingen, Berlin, Heidelberg und Freiburg (Breisgau)(1864–68) die Rechte. Im Herbst 1868 trat er in den badischen Justizdienst ein und nahm am deutsch-französischen Krieg als Feldauditeur bei badischen Truppenteilen teil. Seit Juni 1872 stand er im Dienst des Auswärtigen Amtes, in das B., preußenfreundlich und für das neue Reich begeistert, eintrat. Die Stufen seiner diplomatischen Laufbahn waren Attaché in Bukarest 1872/73, Hilfsarbeiter im Auswärtigen Amt 1874/75, Konsul in Petersburg 1875–81, zugleich Beschäftigung an der Botschaft unter dem Prinzen Reuß und General von Schweinitz als Chef, seit 1881 Vortragender Rat im Auswärtigen Amt, wo sich B. stark mit Bismarcks Gedankengängen durchdrang und dem Reichskanzler, dessen Corpsbruder er übrigens war, und seiner Familie nähertrat. 1888-90 versah er vorübergehend das wichtige Generalkonsulat in Kairo. In der heraufziehenden Kanzlerkrise, auch nach dem Sturz Bismarcks, bewahrte ihm B., obwohl er auch mit Holstein und seinem Landsmann, dem neuernannten Staatssekretär Freiherrr von Marschall, gut stand und bei Wilhelm II. wohlgelitten war, Anhänglichkeit und dankbare Gesinnung. Als Badischer Gesandter in Berlin und Bundesratsbevollmächtigter beobachtete er den „Neuen Kurs“ des Kaisers mit wachsender Sorge und einer Kritik, die schon seine damaligen persönlichen Berichte an Großherzog Friedrich I. nicht verhehlten und seine späteren Lebenserinnerungen oft in Schärfe wiederspiegeln.

    Auf Wunsch des Großherzogs übernahm B. im Frühjahr 1893 das neuzubildende Ministerium des großherzoglichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten, dessen wichtigstes Ressort, nämlich die Eisenbahnverwaltung, allerdings im Titel nicht hervortrat; das durch B. eingeführte so genannte Kilometerheft (Einträge bis zu 1000 km statt der teuereren Einzelfahrkarten) wurde namentlich in Geschäftskreisen eine recht beliebte Einrichtung. Den B. schon früher zugedachten Vorsitz im Staatsministerium, d. h. die Leitung des Badischen Kabinetts als Ministerpräsident, übernahm er 1901.

    B. behielt die gemäßigt liberalen Bahnen seiner Amtsvorgänger bei, betonte aber seine innere Unabhängigkeit gegenüber jeder Parteischablone der bisherigen, im wesentlichen durch den Nationalliberalismus bestimmten Regierungen. Eine Annäherung an das Zentrum fand bezüglich des § 2 des Jesuitengesetzes statt, für dessen Aufhebung Baden im Bundesrat stimmte, ebenso zeigte die Regierung Entgegenkommen in der Frage der Wiederzulassung der Männerklöster. Das bedeutsamste politische Ereignis dieser bewegten Jahre wurde die Verfassungsreform (1904–1905) mit Einführung der direkten statt der indirekten Wahl, Erhöhung der Abgeordnetenzahl, neuer Wahlkreiseinteilung und volkstümlicher Umgestaltung der Ersten Kammer. B. erhielt 1905 den aus Gesundheitsgründen erbetenen Abschied und trat in den Hofdienst. Auf Wunsch des Großherzogs|übernahm er 1906 den Posten eines Großhofmeisters, behielt ihn auch unter Friedrich II., gab aber das damit verbundene Oberstkammerherrenamt ab. Die anspruchslos, aber mit ungekünstelter Erzählergabe geschriebenen, nicht ganz gleichmäßig durchgeformten Lebenserinnerungen B.s entstanden 1905-09; nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs nochmals durchgesehen, erschienen sie (bearbeitet und herausgegeben von H. Rogge) 1936, leider mit Verkürzung der fesselnden Manuskriptabschnitte über die russischen und ägyptischen Verhältnisse sowie die altbadischen Verwaltungszustände. Sie erweisen B. als klugen, geschickten Politiker, als liebenswürdige, offene Persönlichkeit, als nicht gerade ursprüngliche oder schöpferische, sondern mehr anpassungsfähige und ausgleichende Natur. Der Titel „Im Dienste Bismarcks“ bezeichnet treffend Ethos, Neigung und Schwerpunkt seines Lebens.

  • Werke

    Weitere W Bismarcks Staatskunst auf d. Gebiet d. auswärt. Politik, in: Dt. Revue, 1905;
    Die dt. Diplomatie unter Bismarck, ebenda, April 1906;
    Zwei Monate Dienst in Friedrichsruh, Bismarcks Schreibweise, in: Erinnerungen an Bismarck, hrsg. v. E. Marcks u. K. A. v. Müller, 1915;
    Versuch einer Gesamtwürdigung Bismarcks, in: Meister d. Politik, Bd. 3, hrsg. v. E. Marcks u. K. A. v. Müller, 1921.

  • Literatur

    H. Rogge, Vorwort z. d. Lebenserinnerungen (sehr dünn u. oberflächlich). - Qu: Nachlaß, im Bes. d. Witwe (Baden-Baden);
    Akten d. Auswärt. Amts, polit. Abt., Berlin;
    Akten d. Bad. Haus- u. Staatsarchivs (u. a. die Bundesratsberr. B.s);
    persönl. Berr. an Friedrich I. u. Korr. mit d. Großhzg., im großhzgl. Familienarchiv.

  • Autor/in

    Willy Andreas
  • Zitierweise

    Andreas, Willy, "Brauer, Arthur von" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 543-544 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116414995.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA