Lebensdaten
1898 – 1992
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Marburg
Beruf/Funktion
Archivar
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116157585 | OGND | VIAF: 114288444
Namensvarianten
  • Papritz, Johannes
  • Papritz, Joh.
  • Papritz, Johann

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Zitierweise

Papritz, Johannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116157585.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Richard (1859–1901), Kaufm. in B.-Charlottenburg. S d. Ackerbürgers Friedrich (1827–95) u. d. Auguste Semler aus Löwenbruch (Kr. Teltow);
    M Anna (1867–1950), aus B., T d. Packmeisters Friedrich Mahlendorf (1829–1901), aus Woxfelde (Neumark) u. d. Pauline Schulz (1838–74), aus Frankfurt/O.;
    Scheßlitz (Kr. Bamberg) 1948 Maria (* 1907) aus Marxloh (Kr. Dinslaken), T d. Werkmeisters Johann Stalter (1859–1927), aus Brebach/Saar u. d. Barbara Reiter (1865–1921), aus Dillingen; kinderlos.

  • Biographie

    Nach Militärdienst (1916–19) und nachgeholtem Abitur studierte P. 1919-23 in Berlin und Jena Geschichte und Germanistik und promovierte 1922 bei Dietrich Schäfer über das Thema „Das Stettiner Handelshaus der Loitze im Boisalzhandel des Odergebiets“. 1924/25 absolvierte er am Preuß. Geheimen Staatsarchiv die Ausbildung für den höheren Archivdienst. Nach zweijähriger Tätigkeit am Brandenburg-Preuß. Hausarchiv folgte 1927 die Beurlaubung zur Dienstleistung am Staatsarchiv der Freien Stadt Danzig. Seit 1929 wieder am Geh. Staatsarchiv, wurde P. von Generaldirektor Albert Brackmann mit dem Aufbau des neuen Archivs der Grenzmark Posen-Westpreußen und 1932 mit der Leitung der 1931 gegründeten „Publikationsstelle“ des Geheimen Staatsarchivs beauftragt. Diese hatte den primär politisch motivierten Auftrag zur wissenschaftlichen Erforschung der deutschen Siedlungsgebiete im nördlichen Ostmitteleuropa. Seit 1933 diente sie auch der in diesem Jahr gegründeten Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft als Geschäftsstelle und wurde 1938 dem Reichsinnenministerium unterstellt. Als Leiter der zeitweise bis zu 60 Mitarbeiter zählenden Institution war P., seit 1938 Staatsarchivdirektor, mit der Herausgabe mehrerer Schriftenreihen und der Vierteljahresschrift „Jomsburg“ (1937-42), mit einem umfangreichen Übersetzungs- und Kartendienst und gelegentlichen Sonderaufgaben – wie der Mitarbeit in der Kommission zur Festlegung der deutsch-tschech. Grenze nach dem Münchener Abkommen 1938 und dem Verfilmungsprogramm für die balt. Archivalien 1940-42 – vor allem organisatorisch und herausgeberisch tätig. Aus dem zerbombten Berlin verlegte P. die Publikationsstelle 1944 nach Bautzen, im Februar 1945 nach Coburg. Dort wurden die Bibliothek und die Sammlungen von den Amerikanern beschlagnahmt, aber weiterhin von P. betreut, bis sie 1948 nach Washington verbracht wurden.

    Mit dem Eintritt in den hess. Archivdienst am Staatsarchiv Marburg 1949 eröffnete sich für P. ein neues Aufgabenfeld. Zwar blieb er der Ostforschung verbunden, indem er 1950 zusammen mit Hermann Aubin (1885–1969) den Johann-Gottfried-Herder-Forschungsrat, dessen Vizepräsident er bis 1966 blieb, und das Herder-Institut in Marburg gründete und auch Gründungsmitglied der Historischen Kommissionen für west- und ostpreuß. Landesforschung und für die Sudetenländer war, doch setzte er fortan seine Arbeitskraft fast vollständig für die 1949 eröffnete Archivschule ein, auch nachdem er 1954 als Nachfolger von Ludwig Dehio (1888–1963) Direktor des Staatsarchivs geworden war. Das von P. vertretene Fach Archivwissenschaft stellte er mit starker Berücksichtigung der vorarchivischen Schriftgutverwaltung, der neueren dokumentarischen Methoden und der modernen Techniken auf völlig neue Grundlagen. Mit seinen Vorlesungen, die er nach dem Eintritt in den Ruhestand 1963 bis 1969 fortsetzte, hat P. prägend auf die Nachkriegsgenerationen westdeutscher Archivare gewirkt. 1971 wurde P.s „Archivwissenschaft“ als Manuskript, 1976 in Buchform (4 Bde., ²1983) und 1997 als Microfiche-Edition veröffentlicht. Zum Ansehen seiner Archivlehre, die er nach Inhalt und Methode als eigenständige Wissenschaft auffaßte, trug wesentlich bei, daß er sie in internationale Bezüge stellte. Er unterhielt seit seiner Teilnahme am ersten Stage technique international d'archives 1951 in Paris enge Kontakte zu westeurop. Kollegen, vor allem in Frankreich, Italien und Belgien. Seine Grundsatzreferate auf den Internationalen Archivtagen in Stockholm 1960 und Brüssel 1964 wurden mit den Kongreßpapieren publiziert.|

  • Auszeichnungen

    Ehrenmitgl. d. Internat. Archivrats (1964);
    Ehrendiplom d. Scuola di Archivistica, Rom (1972).

  • Werke

    u. a. Die Beziehungen d. Bank- u. Handelshauses Loitz z. brandenburg. Kurhaus, Ein Btr. z. Gesch. d. Frühkapitalismus, 1931;
    Berliner Großkaufleute u. Kapitalisten, Bd. 1, 1934, ²1967 (mit H. Rachel u. P. Wallich);
    Die Archivschule Marburg, in: Archivum, Revue Internat, des Archives 3, 1953, S. 61-75;
    Neuzeitl. Methoden d. archival. Ordnung, ebd. 14, 1964, S. 13-56 (auch franz. u. engl.);
    Grundfragen d. Archivwiss., in: Archival. Zs. 52, 1956, S. 127-76;
    Zum Massenproblem d. Archive, in: Der Archivar 17, 1964, Sp. 213-20;
    Nouvelles méthodes techniques, nouveaux matériaux et nouvelles expériences dans la domaine de la restauration et de la conversation des archives, in: Rapport 4. Congrès Internat, des Archives, 1960 (auch dt. u. engl);
    Die Kartentitelaufhahme im Archiv, 1967, ⁶1998;
    Die archival. Titelaufnahme b. Sachakten, 1967, ⁶1996. – Mithg.: Jomsburg, Völker u. Staaten im Osten u. Norden Europas. Jhg. 1-6, 1937-42;
    Kopernikus-Forsch., 1943;
    Repertorien d. StA Marburg, 1956 ff.

  • Literatur

    E. Sabbe, in: Festgabe f. J. P. (Der Archivar 16, 1963, H. 2), Sp. 111-14;
    M. Burleigh, Germany tums eastwards, A study of the Ostforschung in the Third Reich, 1988;
    B. Jähnig, in: Preußenland 35, 1997, S. 24-26;
    N. Brübach, J. P. u. d. dt. Archivwiss., in: J. P., Archivwiss., ³1997, S. 7-39;
    ders., J. P. (1898-1992) u. d. Entwicklung d. Archivwiss. nach 1945, in: Der Archivar, 51. Jhg., H. 4, 1998, Sp. 573-87;
    ders., J. R, e. Archivarsbiogr. in: A. Menne-Haritz (Hg.), Archivische Erschließung, Method. Aspekte e. Fachkompetenz, 1999, S. 25-38;
    F. Wolff, Archivwiss. u. Archivpraxis b. J. R, ebd., S. 11-24;
    M. Fahlbusch, Wissenschaft im Dienst d. nat.soz. Politik? Die „Volksdt. Forschungsgemeinschaften“ v. 1931-1945, 1999.

  • Porträts

    Fotos in Archivschule u. Hess. StA, Marburg.

  • Autor/in

    Fritz Wolff
  • Zitierweise

    Wolff, Fritz, "Papritz, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 56-57 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116157585.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA