Lebensdaten
1937 – 2008
Geburtsort
Braunschweig
Sterbeort
Heidelberg
Beruf/Funktion
Theologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 115445374 | OGND | VIAF: 22155640
Namensvarianten
  • Seebaß, Gottfried Martin Erwin Artur
  • Seebaß, Gottfried
  • Seebaß, Gottfried Martin Erwin Artur
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Seebaß, Gottfried, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd115445374.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus niedersächs. Juristen- u. Theologenfam.;
    V Georg (1899–1970), aus Hehlen (Kr. Holzminden), seit 1931 Pastor in Rautheim (Kr. Braunschweig), mit Friedrich-Wilhelm Freist Bearb. v. „Die Pastoren d. braunschweig. ev.-luth. Landeskirche seit Einf. d. Ref.“, 2 Bde., 1969–74, S d. Carl (1864–1903), Pastor in Hehlen (Kr. Holzminden);
    M Hedwig (1902–91), T d. Paul Schräpel (1867–1928), Pastor in Eschershausen, Boffzen/Weser u. Dettum; Ov 2. Grades Adolf (1899–1994), Dr. phil. h. c., Buchhändler-Antiquar u. Geschäftsleiter im Erasmushaus d. Bücher, Basel, Friedrich (1887–1963), Dr. phil., Philol., Lit.hist., Hölderlin-Forscher, Schriftst. in München, seit 1939 in Tutzing/Starnberger See, Mitgl. im Beirat d. Hölderlin-Ges. 1959 (s. Internat. Germanistenlex.), Schw Rosemarie (* 1931, Wolfgang Fricke, * 1933, S d. Otto Fricke, 1894–1966, Konteradmiral, u. d. Elisabeth v. Gerlach, * 1902), Sieglinde (* 1935, Erich Gerloff, * 1928, Landwirtsch.meister), Christine (⚭ Matthias v. Kriegstein, * 1945, Dr. theol., Hon.prof. f. Prakt. Theol. an d. Univ. Frankfurt/M., Pfarrer d. Ev. Franz.-ref. Gde. in Frankfurt/M.);
    Rautheim 1963 Helga (* 1938), T d. Franz Meyer (1899–1969);
    3 T Elisabeth (* 1964), Dr. med., Ärztin in Zweibrücken, Katharina (* 1967, Marc v. Samson-Himmelstjerna, * 1964, Justitiar in Bern), Christiane (* 1973, Uwe Richter, * 1956, Dr. med. dent., Zahnarzt in H.), Dr. med. dent., Zahnärztin in H.; Vt 2. Grades Horst (* 1934), Prof. f. AT in Mainz u. Bonn (s. Kürschner, Gel.-Kal. 2009), Tilman (* 1939), Prof. f. Musikwiss. in Innsbruck (s. Schweizer Lex.; Kürschner, Gel.-Kal. 2009), Stephan, seit 1980 Prof. f. Klavier an d. Hochschule f. Künste in Bremen; Christine Burckhardt-S. (* 1937), Prof. f. Volkskde. in Basel, Ehrenmitgl. d. Dt. Ges. f. Volkskunde, Dr. theol. h. c. (s. Kürschner, Gel.-Kal. 2009), Johannes Fried (* 1942), Prof. f. ma. Gesch. in Frankfurt/M. (s. Kürschner, Gel.Kal. 2009), Gottfried (* 1945), Prof. f. Prakt. Philos. u. Sprachphilos. in Konstanz (s. Kürschner, Gel.Kal. 2009).

  • Biographie

    Nach dem Abitur am Wilhelm-Gymnasium in Braunschweig 1957 studierte S. zunächst Klass. Philologie und Geschichte, dann ev. Theologie in Hamburg, Erlangen und Göttingen (1. theol. Examen 1961). Sein Vikariat absolvierte er 1961 in Goslar, 1965/66 in Hamburg (2. theol. Examen u. Ordination 1966). Seit 1962 war S. Assistent Wenzel Lohffs (* 1925) am Seminar für Systematische Theologie der Univ. Hamburg; promoviert wurde|er 1965 in Erlangen bei Wilhelm Maurer (1900–82). Seine Dissertation „Das reformatorische Werk des Andreas Osiander“ (1967) war ein bedeutender Beitrag zur Nürnberger Stadtgeschichtsforschung und skizzierte zugleich wichtige Entwicklungen der Theologiegeschichte der Frühen Neuzeit. 1969 wechselte S. an die reformationsgeschichtliche Forschungsstelle der Univ. Erlangen-Nürnberg, wo er an der von Gerhard Müller (* 1929) geleiteten, seit 1979 gemeinsam mit diesem betreuten kritischen Edition der Schriften Andreas Osianders arbeitete. S.s „Bibliographia Osiandrica“ (1971) stellte eine wichtige Grundlage für die Planung der Bände dar. 1972 habilitierte sich S. in Erlangen mit einer Untersuchung über den Täuferführer Hans Hut (Müntzers Erbe, Werk, Leben u. Theol. d. Hans Hut, 2002). 1978 nahm er einen Ruf als o. Professor für Kirchen- und Dogmengeschichte nach Heidelberg an (Dekan 1980–83, 2000–02, em. 2002). In seinem Werk erschloß S. mit quellenhermeneutischem Zugang, philologischer Genauigkeit und breitem thematischem Zuschnitt Problemzusammenhänge der frühen Reformation. Akzente setzte er in der Lutherforschung und der Behandlung des Täufertums. Die Apokalyptik des 16. Jh., die er am Beispiel Thomas Müntzers explizierte, und die Antichrist-Vorstellungen bildeten weitere Schwerpunkte. Sie fanden Niederschlag u. a. in großen Artikeln der TRE, deren Mitherausgeber S. 1979–2004 war. Aber auch Bekenntnis und Kirchenordnung sowie kirchenrechtliche Fragestellungen insgesamt waren stets wiederkehrende Interessensfelder.

    Ein breites Publikum erreichte S. bei Gastvorlesungen u. a. in den USA und in Australien (1979/80) sowie durch Rundfunkvorträge und seine Mitarbeit an Ausstellungen (Martin Luther u. d. Ref. in Dtld., 1983; Bibliotheca Palatina, 1985/86). 1999 war er für die Redaktion der ARD-Fernsehserie „2000 Jahre Christentum“ beratend tätig. Sein Lehrbuch „Geschichte des Christentums III: Spätmittelalter, Reformation, Konfessionalisierung“ (2006) geht in der historischen Kontextualisierung der für Europa ausschlaggebenden Entwicklungen weit über die lehrbuchmäßige Faktenvermittlung hinaus.

    Auch in der Grundlagenforschung leistete S. Beachtliches: Von Anfang an war er an der Gesamtausgabe der Schriften und Briefe Andreas Osianders (10 Bde., 1975–98) beteiligt, seit dem Erscheinen von Band 3, 1979, neben Gerhard Müller als Mitherausgeber. Zudem gelang es ihm, die Edition der dt. Schriften Martin Bucers, deren Herausgeber er mit Band 11/1 (gedr. 1999) wurde, an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften zu verankern und so langfristig zu sichern. S. ist es auch zu danken, daß die von Emil Sehling begonnene Edition der Ev. Kirchenordnungen des 16. Jh. 2002 an der Akademie wieder aufgenommen wurde.

    Wissenschaftsorganisatorisch engagierte sich S. u. a. im Kuratorium der Hochschule für Jüd. Studien in Heidelberg (1987–90) und als Vorsitzender des Fakultätentags der Ev.theol. Fakultäten (1988–92). Seit 1991 war er in den Neuaufbau der theol. Fakultäten in Berlin und Leipzig eingebunden. Auch in der Heidelberger Akademie der Wissenschaften (o. Mitgl. seit 1981, Präs. 1996–99) übernahm S. Verantwortung: u. a. seit 1979 als Mitglied der Kommission zur Herausgabe des Briefwechsels Philipp Melanchthons (Vors. seit 1982) und seit 1984 als Leiter der Osiander-Forschungsstelle (bis 1994) bzw. als Mitglied der entsprechenden Kommission (bis 1998). 1998–2000 amtierte er als stellv. Vorsitzender der Konferenz bzw. Union der Dt. Akademien der Wissenschaften.

    S.s international rezipierte Forschung verband kirchen- und theologiegeschichtliche Fragestellungen mit allgemeinhistorischen Perspektiven. Für die Kirche engagierte sich S. als Universitätsprediger und Prüfer in drei Landeskirchen (Baden, Hessen und Nassau, Pfalz) sowie u. a. als Mitglied des Zentralvorstandes des Ev. Bundes (1981–86) und des Oberkirchenrats der Ev. Landeskirche in Baden (1985–90).

  • Auszeichnungen

    Vorstandsmitgl. d.Ver. f. Bad. KGesch. (seit 1983) u. d. Ver. f. Ref.gesch. (seit 1983;
    1996–2007 stellv. Vors.);
    Hermann-Sasse-Preis (1995);
    Gr. Univ.medaille (Heidelberg 2007).

  • Werke

    Wilhelm Maurer, Die Kirche u. ihr Recht, 1976 (Hg. mit G. Müller);
    Die Himmelsleiter d. hl. Bonaventura v. Lukas Cranach d. Ä., 1985;
    Art.brief, Bundesordnung u. Vf.entwurf, Stud. zu drei zentralen Dok. d. südwestdt. Bauernkriegs, 1988;
    Gerhard Müller, Causa Reformationis, 1989 (Hg. mit G. Maron);
    Albrecht Peters, Komm. zu Luthers Katechismen, 5 Bde., 1990–94 (Hg.);
    Gottfried Maron, Die ganze Christenheit auf Erden, Martin Luther u. seine ökumen. Bedeutung, 1993 (Hg. mit G. Müller);
    Die Ref. u. ihre Außenseiter, Gesammelte Aufss. u. Vortrr., hg. v. I. Dingel unter Mitarb. v. Ch. Kress, 1997 (W);
    Die ev. Kirchenordnungen d. XVI. Jh., Bd. 16–19, 2004–08 (Hg. mit E. Wolgast);
    Briefe u. Schrr. oberdt. Täufer 1527–1555, Das Kunstbuch d. Jörg Probst Rotenfelder gen. Maler, 2006 (Hg. mit H. Fast);
    Bibliogr.: Schrr.verz.
    G. S. 1965–1996, zus.gest. v. J. Miltenberger, in: G. S., Die Ref. u. ihre Außenseiter, Gesammelte Aufss. u. Vortrr., hg. v. I. Dingel unter Mitarb. v. Ch. Kress, 1997, S. 350–76;
    Nachlaß: Privatbes., Heidelberg.

  • Literatur

    Ref. u. Recht, FS G. S. z. 65. Geb.tag, hg. v. I. Dingel u. a., 2002 (P);
    Gottes Nähe unmittelbar erfahren, Mystik im MA u. b. Martin Luther, G. S. z. 70. Geb.tag, hg. v. B. Hamm u. V. Leppin, 2007;
    Th. Kaufmann, Ev. Ref.gesch.forsch. nach 1945, G. S. z. 70. Geb.tag, in: Zs. f. Theol. u. Kirche 104, 2007, H. 4, S. 404–54;
    I. Dingel, Konfession u. Pol. in d. pfälz. Territorien 1555–1580, G. S. z. 70. Geb.tag, in: Bll. f. Pfälz. KGesch. u. rel. Volkskde. 74, 2007, S. 9–26;
    Ch. Strohm, Frontstellungen, Entwicklungen, Eigenart d. Rechtfertigungslehre b. Bullinger, G. S. z. 70. Geb.tag, in: E. Campi u. P. Opitz (Hg.), Heinrich Bullinger, Life-Thought-Influence, 2007, S. 537–72;
    E. Wolgast, in: Jb. d. Heidelberger Ak. d. Wiss. 2008;
    S. E. Buckwalter, in: Mennonite Quarterly Review 83, H. 1, S. 5 f.;
    Kürschner, Gel.-Kal. 2009;
    zur Fam.:
    Dt.GB 143, 1967, S. 452 f.

  • Autor/in

    Irene Dingel
  • Zitierweise

    Dingel, Irene, "Seebaß, Gottfried" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 130-132 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd115445374.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA