Lebensdaten
1906 – 1980
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Politiker
Konfession
konfessionslos
Namensvarianten
  • Waldbrunner, Karl Anton
  • Waldbrunner, Karl
  • Waldbrunner, Karl Anton
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Zitierweise

Waldbrunner, Karl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138392.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Carl (1877–1933), Metallformer, S d. Franz, aus Linz, Spielkartenmaler, u. d. Maria Pöppinger, aus W., Schneiderin;
    M Barbara (1878–1939), aus Weikendorf (Niederösterr.), T d. Leopold Berger (* 1848), Taglöhner, u. d. Maria N. N. (1854–1938);
    1) Moskau 1934 1969 Martha Eigenmann (1904–95), aus St. Fiden (Kt. St. Gallen), 2) Wien 1969 Frieda (Friedl) Sinkovc (1918–2000), aus W., Sekr.;
    1 S aus 1) Karl (* 1935), 1 T aus 1) Martha (* 1940).

  • Biographie

    Bereits in der Gymnasialzeit 1916–24 am Radetzkygymnasium in Wien und während des Studiums der Elektrotechnik an der Maschinenbauschule der TH Wien 1924–29 war W. in sozialistischen Bildungsorganisationen (Soz.demokrat. Mittelschüler, Verband sozialist. Studenten) tätig; 1930 wurde er Obmann der Ingenieurgruppe im gewerkschaftlichen Bund der Industrieangestellten. 1932 ging er in die Sowjetunion, wo er bis 1937 in Simsk (Sim, Oblast Tschljabinsk) und Kasli (Oblast Tschljabinsk) als Elektro- und Maschinenbauingenieur arbeitete. Seit 1938 war W. bei der „Schoeller-Bleckmann Stahlwerke AG“ in Ternitz (NÖ) als Oberingenieur beschäftigt und im April 1945 maßgeblich an der Vereitelung des durch die Wehrmacht erlassenen Zerstörungsbefehls des Betriebs beteiligt.

    Nach dem Einmarsch der Roten Armee nahm W. Kontakt mit dem von Stalin mit der Bildung einer provisorischen Regierung beauftragten Karl Renner (1870–1950) auf, der ihn mit umfassenden Wiederaufbaumaßnahmen für industrielle Betriebe und die Energieversorgung beauftragte. Zunächst Unterstaatssekretär der Provisorischen Regierung, wurde W. nach den Wahlen 1945 Staatssekretär im Ministerium für Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung. 1946 war er kurzfristig|politischer Vertreter Österreichs in Moskau und spielte 1947 eine führende Rolle beim Zustandekommen des II. Verstaatlichungsgesetzes über die Elektrizitätswirtschaft. Als Minister für Verkehr und Verstaatlichte Betriebe seit 1949 und für Verkehr und Elektrizitätswirtschaft 1956–62 leistete er in seinen Ressorts, für die sich das Schlagwort „Königreich Waldbrunner“ einbürgerte, Wesentliches zur Festigung und zum Ausbau der verstaatlichten Industrie und der Energiewirtschaft sowie bei der Elektrifizierung der Eisenbahnen. Er war Initiator bei der Schaffung des Wiener Schnellbahnnetzes, als dessen „Vater“ er deshalb bezeichnet wurde. Besonders im Verkehrssektor machte er sich für ein langfristiges Investitionsprogramm stark, das dem Wirtschaftswachstum der 1950er Jahre kräftige Impulse verlieh. 1962 / 63 war W. Mitglied, 1963–69 stellv. Vorsitzender der ERP-Kreditkommission.

    In der SPÖ war W. 1946–56 Zentralsekretär, 1956–67 Mitglied der Parteiexekutive, 1965–74 stellv. Parteivorsitzender und 1966–73 Vorstandsmitglied der SPÖ Wien. 1950–73 hatte er die Präsidentschaft des Bundes Sozialistischer Akademiker (BSA) inne. 1962 wurde er 2., 1970 1. Präsident des Nationalrats, dessen Abgeordneter er 1945–71 war. 1972 übernahm er die Vizepräsidentschaft der Österr. Nationalbank, innerhalb derer er zu den Verfechtern der Hartwährungspolitik gehörte.

    W. war durch sein Eintreten für den öffentlichen Wirtschaftssektor, Planung und staatliche Investitionen einer der wichtigsten Wegbereiter und Gestalter des Wiederaufbaus und der ökonomischen Erfolgsgeschichte Österreichs. Als Repräsentant der „technischen Intelligenz“ galt er in seiner Partei als autoritativer Wirtschaftsfachmann. Dazu zählt auch sein Einsatz für den staatlichen Ausbau der Bildungs- und Forschungspolitik, die er als unabdingbare Voraussetzung für Modernisierung, Wachstum und Entwicklung erkannte.

  • Auszeichnungen

    |Gr. Goldenes Ehrenzeichen am Bande d. Rep. Österr. (1955);
    Gr. BVK (1961);
    Cavaliere di Gran Croce Ordine al Merito della Repubblica Italiana (1971);
    Ernennung z. Bürger ehrenhalber d. Stadt Wien (1971);
    Hall of Fame d. TU Wien (2015);
    K.-W.-Haus, Wien 9., Boltzmanngasse 21 (1970–2000);
    K.-W.-Hof, Wien 3., Lechnerstraße 2–4 (1984);
    K.-W.-Platz, Wien 21. (2007);
    K. W. Wohnhausanlage, Ternitz.

  • Werke

    |zahlr. Aufss., u. a.: Sozialisierung u. Planwirtsch. in Österr., in: Die Zukunft, 1948, H. 7, S. 197–99;
    Sozialisierung u. Verstaatlichung, Wie u. wie weit, ebd. 1952, H. 2, S. 36–42;
    Ein erfolgreicher Kampf f. d. Stabilisierung d. österr. Wirtsch., ebd. 1952, H. 5, S. 133–35;
    Verkehrsprobleme Österr. v. Standpunkt d. Möglichkeit u. d. Zweckmäßigkeit e. kommenden Entwicklung, Vortr., 1952;
    Die Elektrifizierung d. Österr. Bundesbahnen, in: Schiene u. Straße, 1957, S. 115–19;
    Karl Renner, Humanist u. Soz.demokrat, Rede anläßl. e. Feierstunde f. Dr. Karl Renner am 28. Jänner 1976 im Rahmen d. Klubtagung d. SPÖ in Salzburg, 1976.

  • Literatur

    |SPÖ u. a. (Hg.), FS f. K.W. z. 65. Geb.tag., 1971;
    H. Jäger-Sunstenau, Die Ehrenbürger u. Bürger ehrenhalber d. Stadt Wien, 1992;
    H. Androsch, P. Pelinka u. M. Zollinger (Hg.), K. W., Pragmat. Visionär f. d. neue Österr., 2006;
    Ch. Broda, in: NÖB 22, 1987, S. 38–43 (P);
    Hist. Lex. Wien;
    Qu Österr. StA, Nachlaß K. W.;
    Taufbücher d. Wiener Pfarren Hernals 1906, St. Josef ob d. Laimgrube 1876–77, Taufbuch Weikendorf 1867–81;
    Sterbebuch Pfarre St. Elisabeth, Wien IV.;
    Univ.archiv d. TU Wien [TUWA], Hauptkat. d. o. Hörer 1924 / 25, Eintrag 375 (K. W.);
    Mitt. v. Martha u. Wolfgang Messeritsch.

  • Porträts

    |Ölgem. v. A. Pilch, undat. [1970 / 71] (Präs.gal. im Parl. Wien).

  • Autor/in

    Manfred Zollinger
  • Zitierweise

    Zollinger, Manfred, "Waldbrunner, Karl" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 281-282 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138392.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA