Lebensdaten
1929 – 2009
Geburtsort
Neustrelitz (Mecklenburg)
Sterbeort
Bochum
Beruf/Funktion
Textilunternehmer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 113570104 | OGND | VIAF: 35137743
Namensvarianten
  • Steilmann, Klaus
  • Štajlʹmann, Klaus

Quellen(nachweise)

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Steilmann, Klaus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd113570104.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Anton Johann († 1945 KZ Neubrandenburg), aus d. Sauerland, Gutsverw. auf Rügen;
    M Erna Gertrud Herta Schulz;
    1 B Jürgen Joachim (1932–91;
    1965 Ingrid Hentis;
    3 T Britta (* 1966), Designerin, Modeschöpferin, BVK 1995 (s. Munzinger), Ute (* 1968), Untern., 1998–2006 Geschäftsführerin d. Steilmann-Gruppe, Cornelia (* 1970), Untern., seit 1997 Geschäftsführerin d. Klaus Steilmann Inst. f. Innovation u. Umwelt, B.A.U.M.-Umweltpreis 1997.

  • Biographie

    S. wuchs auf der Insel Rügen auf und floh 1946 aus der damaligen Sowjet. Besatzungszone ins Sauerland, wo er u. a. für die brit. Militärregierung als Sekretär und Dolmetscher arbeitete. 1950 begann er in Westberlin eine Lehre bei „C & A Brenninkmeyer“ und holte in Abendkursen das Abitur nach. Bei C & A sowie bei einem Essener Kleiderfabrikanten sammelte S. Berufserfahrung, bevor er sich 1958 mit der „Klaus Steilmann GmbH & Co. KG“ in Wattenscheid (heute Bochum) selbständig machte. Die kleine Näherei entwickelte sich durch Sortimentsausweitungen, Firmenübernahmen und Neugründungen bis Anfang der 1990er Jahre zu Europas größtem Bekleidungskonzern mit weltweit mehr als 100 Werken und über 18 000 Mitarbeitern. S. produzierte preisgünstige Mode für Dritte, beispielweise für die Handelsketten C & A, Karstadt oder Kaufhof. Seit Beginn der 1960er Jahre ließ S. auch in Niedriglohnländern wie Rumänien fertigen. 1999 zog sich S. vom Vorstandsvorsitz in den Beirat zurück. Seit Mitte der 1990er Jahre stand das Unternehmen verstärkt unter dem Preisdruck der Textilbranche, viele dt. Produktionsstätten wurden geschlossen und in Billiglohnländer verlagert. 2006 wurde die von der Insolvenz bedrohte Steilmann-Gruppe von dem ital. Modekonzern Radici übernommen.

    S. war Vorreiter auf ökologischem Gebiet und befaßte sich bereits seit Ende der 1980er Jahre mit Lösungsansätzen zur Reduktion von Umweltbelastungen in seinem Unternehmen. Ökologische Qualitätsstandards und Einkaufsbedingungen in seinen Firmen und bei den Zulieferern (z. B. Verbot v. allergieauslösenden u. krebserregenden Farbstoffen) wurden ebenso entwickelt wie umweltverträgliche Kollektionen und Produkte aus pestizidfreier Schurwolle und chlorfreier Viskose. S. begründete 1993 den Lehrstuhl für Unternehmensentwicklung und Technologiebewertung an der privaten Univ. Witten/Herdecke und errichtete 1991 das bis 2004 bestehende „Klaus Steilmann Institut für Innovation und Umwelt“ als private Forschungs- und Dienstleistungseinrichtung, wo Studien und Forschungsprojekte z. B. über kompostierbare Kleidung oder über die Entwicklung von ökologisch optimiertem Polyester durchgeführt wurden.

    1991 wurde S. Präsident der ELTAC (European Largest Textile and Apparel Companies) sowie 1995 Präsident der Vereinigung der europ. Textilverbände in der EURATEX (The European Apparel and Textile Organisation). Er setzte sich außerdem für eine engere wirtschaftliche Kooperation mit Osteuropa sowie für dortiges unternehmerisches Engagement ein. Zu betonen ist auch sein besonderer Einsatz im Bereich Jugend und Sport: 1978 rief S. die Stiftung der Deutschen Bekleidungsindustrie ins Leben, um die Ausbildung von bedürftigen und begabten Nachwuchskräften in der Modebranche zu fördern. Mit seiner finanziellen Unterstützung führte er viele Leichtathleten des TV Wattenscheid 01 in den Leistungssport. Bekannt wurde S. v. a. als Mäzen der SG Wattenscheid 09, die 1990–94 unter seiner Präsidentschaft in der 1. Fußball-Bundesliga spielte. 2007 initiierte er die Klaus Steilmann Fußballschule zur optimalen Förderung von Kindern, insbesondere Mädchen.

  • Auszeichnungen

    A BVK (1984);
    Bürger d. Ruhrgebiets d. Ver. pro Ruhrgebiet (1989);
    Mitgl. d. Club of Rome (1992);
    Dr. h. c. (Witten-Herdecke 1993);
    Honorarkonsul d. Ukraine (1993);
    Verdienstorden d. Landes NRW (1994);
    Ehrenpreis z. dt. Kulturpreis (1994);
    Auszeichnung f. umweltbewußte Untern.führung d. Arb.gemeinschaft selbst. Unternehmer (ASU) (1997);
    Ehrensenator d. Hochschule Bochum (1999);
    Dt. Umweltpreis d. Dt. Bundesstiftung Umwelt (1999);
    Ehrenprof. d. Lomonossow-Univ. Moskau (2003);
    Steiger-Award (2009).

  • Werke

    Systemtransformation aus Unternehmersicht, Prakt. Schritte f. e. marktwirtschaftl. Neubeginn in Osteuropa, 1993;
    System transformation – as seen by an entrepreneur, 1993;
    Vom Säulendenken zu vernetztem Denken, 1994;
    Wettbewerbskritik aus Unternehmersicht, Wirtsch., Umwelt u. Soziales erfolgreich vernetzen, 1995;
    Regeln f. Unternehmer, 1999, ³2003;
    High-Tech-Fashion, 2000, ²2003 (mit W. D. Hartmann u. A. Ullsperger);
    Bestpraktiken f. nachhaltige Entwicklung, 2001 (mit V. Antonovic Sadovnicnij).

  • Literatur

    H. Radzio, K. S., Das Erfolgsrezept e. Ind. aus „bürgerlichen Kreisen“, in: Handelsbl. v. 21. 2. 1989;
    G. Buchheim u. a. (Hg.), Biogrr. bed. Unternehmer, 1991, S. 12–21;
    A. Grosz (Hg.), Mode f. Millionen, 1998;
    D. Kift (Hg.), Aufbau West, Neubeginn zw. Vertreibung u. Wirtsch.wunder, 2005, S. 222 f.;
    Westdt. Allg. Ztg. v. 15. 11. 2009;
    Stefan Weber, in: SZ v. 16. 11. 2009;
    B. Koch, in: FAZ v. 16. 11. 2009 (P);
    – Internet: Stiftung d. Dt. Bekleidungsind.;
    Qu
    Stiftung Westfäl. Wirtsch.archiv, Dortmund.

  • Autor/in

    Nancy Bodden
  • Zitierweise

    Bodden, Nancy, "Steilmann, Klaus" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 132-133 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd113570104.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA