Lebensdaten
1729 – 1797
Geburtsort
Brescia
Sterbeort
Hanau
Beruf/Funktion
Komponist ; kurtrierischer Hofkapellmeister
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 104365099 | OGND | VIAF: 47063502
Namensvarianten
  • Salis, Pietro Pompeo
  • Sales, Pietro Pompeo
  • Salis, Pietro Pompeo
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Zitierweise

Sales, Pietro Pompeo, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104365099.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Eltern unbek.;
    1774 Franziska Blümer, Sängerin (Alt); kinderlos.

  • Biographie

    S., früh verwaist, wurde von zwei Geistlichen in Brescia erzogen. Eine erste Anstellung fand er 1750 bei Baron Pircher in Innsbruck. Ob er gleichzeitig Studien an der dortigen Universität – für die er 1752 das Schuldrama „Massinissa, oder die obsiegende Treu“ komponierte – aufnahm, ist nicht belegt. 1753 übernahm S. das Amt des Kapellmeisters einer wandernden italien. Operntruppe, mit der er 1753-55 v. a. im Rheinland, aber auch in Paris und Lille gastierte. Eine Berufung als Kapellmeister an die Fürstabtei Kempten lehnte er ab, akzeptierte aber 1756 das Angebot des Augsburger Fürstbf. Joseph Lgf. von Hessen-Darmstadt, als Nachfolger von Johann Michael Schmid (1720–92) die Leitung seiner Hofkapelle zu übernehmen.

    Die Aufnahme in die berühmte Accademia filarmonica in Bologna 1758 festigte S.s Ruf und ebnete ihm den Weg für auswärtige Kompositionsaufträge, die ihn weiter bekannt machten. 1762 entstand das Oratorium „Giefte“ für den Mannheimer Hof Kf. Carl Theodors, 1767 vorbrachte S. vier Monate in Padua, um seine erste Opera seria in Italien, „L'Antigona in Tebe“, auf die Bühne zu bringen. 1769 erklang „Antigono“ als Karnevalsoper in München. Nach dem Tod des Augsburger Fürstbischofs 1768 wurde S. zunächst in den Ruhestand versetzt, von dessen Nachfolger, dem sächs. Prinzen Clemens Wenzeslaus, jedoch wieder eingestellt. Als dieser zum Kurfürsten von Trier berufen wurde, folgte ihm S. mit Teilen der Augsburger Hofkapelle in die kurtrier. Residenz Ehrenbreitstein. „Achille in Sciro“, der Münchner Karnevalsoper von 1774, war kein Erfolg beschieden; sie blieb S.s letzte Opernkomposition. Eine Konzertreise führte ihn 1776 ein zweites Mal nach London, wo er gemeinsam mit seiner Frau als Gambist auftrat. Seine Tätigkeit konzentrierte sich im folgenden jedoch ganz auf den kurtrier. Hof, der 1786 in die neue Residenz nach Koblenz übersiedelte. S. leitete hier eine der größten und besten Hofkapellen in Deutschland, deren Reputation er noch weiter ausbaute; die Ernennung zum Hofkapellmeister erfolgte indes erst 1787 nach dem Tod des Amtsinhabers Konrad Starck. 1792 und 1794 mußte der Koblenzer Hof vor den einrückenden französ. Truppen evakuiert werden. Die erste Rückkehr wurde 1793 mit einem „Te Deum“ von S. gefeiert, von dem zweiten Exil kehrte S., der sich mit seiner Frau nach Hanau zurückgezogen hatte, nicht mehr zurück.

    Obwohl S. in allen Gattungen komponierte, lag sein Hauptaufgabengebiet spätestens seit seinem Amtsantritt am trier. Hof im Bereich der geistlichen Musik. Insbesondere die italien. und lat. Oratorien, u. a. für die Fastenzeit, verbreiteten S.s Ruf, wobei insbesondere „Betulia liberata“ von den Zeitgenossen geschätzt wurde. Von Bedeutung für die Geschichte des dt.sprachigen Oratoriums sind ferner die beiden dt. Kantaten.

    Der Großteil von S.s Œuvre gilt heute als verloren. Im Zuge der Revolutionswirren wurde das Gros des Koblenzer Notenbestandes vernichtet; auch hatte S. dem Kurfürsten versprochen, seine Werke nicht zu publizieren. Lediglich einzelne Instrumentalwerke waren in Abschriften an süddt. Höfen und Klöstern verbreitet. Nur das Korpus der Opern ist beinahe komplett überliefert. Ein erhaltenes Noteninventar der bayer. Kfn. Maria Anna (1728–97), der Schwester von Clemens Wenzeslaus, zeigt, daß sich Abschriften von 12 lat. Vokalwerken von S. in ihrem Besitz befanden; es bildet damit eine der besten Quellen für S.s Œuvre.

    S.s Werk und auch sein Werdegang können als typisch für viele Vertreter der um 1730 geborenen italien. Komponistengeneration, zu denen beispielsweise auch Tommaso Trajetta und Antonio Sacchini zu zählen sind, gelten. Im Vordergrund stand ein kantabler Stil, der größere Kontraste vermied, auch der Instrumentalsatz war fein ausgearbeitet. Die kompositorische Entwicklung seit etwa 1780 ließ S.s Ruhm verblassen (was sich auch in dem Verhältnis zu seinem Dienstherrn niederschlug), doch ist heute eine vorsichtige Renaissance seines Werkes zu beobachten.

  • Werke

    Ein krit. Gesamtverz. liegt bisher nicht vor: Bühnenwerke: Le cinesi (Metastasio, Componimento drammatico), Augsburg 1757;
    L' Isola disabitata (Metastasio, Azione teatrale), Augsburg 1758;
    II re pastore;
    Le nozze di Amore e di Norizia (Giunti, Opera seria), München 1765;
    Vokalwerke:
    Oratorio per la festa del Santo Natale (Metastasio), Augsburg 1756;
    Die Leiden unseres Herrn Jesu Christ, Augsburg;
    La Passione di Gesù Christo (Metastasio), Ehrenbreitstein 1772;
    Heu quid egisti, Passio dominica, München 1774, Frankfurt 1777;
    Ehrenbreitstein 1783;
    Koblenz 1790;
    Isacco figura del redentore (Metastasio), Ehrenbreitstein 1778;
    Giuseppe riconosciuto (Metastasio), Ehrenbreitstein 1780;
    Gioàs, re di Giudia (Metastasio), Schönbornslust 1781, Ehrenbreitstein 1783;
    Affectus amantis, Ehrenbreitstein 1784;
    St. Elena al Calvario (Metastasio), Ehrenbreitstein 1790;
    Arien, gedr. in: Journal de Litt. et Choix de Musique 7 u. 21 (Saarbrücken 1783 f.);
    Duette, Kantaten: – Geistl. Werke:
    vier Messen;
    Offertorien;
    Tantum ergo, Salve regina;
    2 Litaniae lauretanae;
    Instrumentalwerke:
    fünf Sinfonien;
    ein Flöten- u. vier Harfenkonzerte: Trio G-Dur f. Cembalo, Violine u. Violoncello;
    Notturno f. 2 Violinen, Violoncello;
    Harfensonate, gedr. 1762.

  • Literatur

    C. F. D. Schubart, Ideen zu u. Ästhetik d. Tonkunst, 1806, Nachdr. 1969;
    F. Collignon, P. P. S., Diss. Bonn 1923;
    A. Layer, Mozart u. Dillingen, in: Jb. d. Hist. Ver. Dillingen 57/58, 1955/1956, S. 7-26;
    ders., Die Residenz- u. Univ.stadt Dillingen in d. Musikgesch., ebd. 80, 1978, S. 197-204;
    ders., Musikpflege am Hofe d. Augsburger Fürstbf. Joseph I. Lgf. v. Hessen-Darmstadt (1740–1768), in: Jb. d. Ver. f. Augsburger Bm.gesch. 13, 1979, S. 128-59;
    ders., Musikpflege am Hofe d. letzten Augsburger Fürstbf., d. Kf. Clemens Wenzeslaus (1768–1812), ebd. 27, 1983, S. 155-69;
    G. Bereths, Die Musikpflege am kurtrier. Hof zu Koblenz-Ehrenbreitstein, 1964;
    Sh. C. Davies, The Keyboard Concertos of Johann Georg Lang, Diss. New York 1971;
    G. Haherkamp u. R. Münster (Hg.), Die ehem. Hss.slgg. d. Kgl. Hofkapelle u. d. Kfn. Maria Anna in München, Themat. Kat., 1982;
    K. Böhmer, »Lichter Ideenwurf und Wärme des Herzens«, P. P. S. (1729-1797) z. 200. Todestag, in: Concerto 129, 1997/98, S. 19-22;
    P. Cattelan, Mozart, Un mese a Venezia, 2000;
    MGG;
    Riemann mit Erg.bd.;
    New Grove;
    New Grove².

  • Autor/in

    Stephan Hörner
  • Zitierweise

    Hörner, Stephan, "Sales, Pietro Pompeo" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 366-367 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104365099.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA