Lebensdaten
1679 – 1754
Geburtsort
(Schilde bei Wittenberge?)
Sterbeort
Walkendorf-Dalwitz
Beruf/Funktion
württembergischer Premierminister ; preußischer Generalleutnant
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 10422925X | OGND | VIAF: 44735905
Namensvarianten
  • Grävenitz, Friedrich Wilhelm Graf von
  • Graevenitz, Friedrich Wilhelm Graf von
  • Grävenitz, Friedrich Wilhelm Graf von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Graevenitz, Friedrich Wilhelm Graf von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd10422925X.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hans Frdr. (1637–97), auf Schilde usw., meckl. GR, Hofmarschall, Kammerpräs. u. Oberlandeshauptm., S d. Hans ( 1647), auf Schilde usw., meckl.-schwerin. Oberhauptm., oldenburg. Hofmarschall, u. d. Ingeborg v. Kospoth;
    M Dorothea ( 1718), T d. Gg. Wilh. v. Wendessen, auf|Borne, Domdechant z. Halberstadt, u. d. Dorothea Schenck v. Flechtingen;
    B Karl Ludw. (1688–1733), württ. Gen.-Major, Obervogt v. Lauffen u. Heidenheim, Joh. Frdr., württ. Oberstallmeister 1723–33;
    Schw Wilhelmine (s. 2);
    1) 8.1.1698 Margaretha Sophie ( 1698), T d. Joh. Heinr. v. Walsleben, auf Leistenow, u. d. Barbara Maria v. Wakenitz, 2) 1699 Kath. Luise ( 1703), T d. Henning v. Oertzen, auf Klockow usw., u. d. Marie Elis. v. Gentzkow, 3) 1704 Franziska Freiin v. Stuben zu Taubenberg ( 1720), 4) 1720 Amalie Magdalena v. Wendessen (1697–1738, Cousine), 5) 1739 Albertine Elis. (1712–87), Schw d. Karl Frdr. Gf. v. Bassewitz (1720–83), meckl. Premiermin., T d. Henning Frdr. Gf. v. Bassewitz ( 1749), schleswig-holst.-gottorf. Min. (s. NDB I), u. d. Anna Marie v. Clausenheim;
    K, u. a. Frdr. Wilh. (1700–60), 1729 württ. Oberhofmarschall, 1734/35 in Arrest, seit 1742 wieder in württ. Diensten als Obervogt v. Brackenheim, Viktor Sigmund, 1717 Assessor im Konferenzmin., 1724 Geh. Regimentsrat, 1730 Konferenzminister, 1734/35 Gefangensetzung, seit 1737 auf Verwendung v. Kg. Friedrich Wilhelm I. v. Preußen wieder in württ. Diensten (Oberstleutnant, Oberamtmann, Obervogt), 1755 entlassen, Maria ( 1720 Joh. Aug. v. Phull, 1669–1746, württ. Generalfeldmarschall-Leutnant);
    Urur-E Viktor (1826–1905), k. u. k. GR u. Gen. d. Kav., Leiter d. Pferdezuchtdepartements im Ackerbaumin., Mil.-Inspekteur d. Pferdezuchtanstalten.

  • Biographie

    1704 trat G. als Kammerjunker in den Dienst Herzog Eberhard Ludwigs und gewann sehr bald dessen Vertrauen. Er rief seine Schwester Wilhelmine nach Stuttgart, die die Mätresse des Herzogs wurde. Als außerordentlich geschickter Politiker und Diplomat verstand G. sich unentbehrlich zu machen und erhielt bald einträgliche Ämter und Besitzungen. 1716 wurde er Oberhofmarschall und württembergischer Kreistagsgesandter in Ulm. Bei der Errichtung des „Konferenzministeriums“ (1717) zur Ausschaltung des Geheimen Rats wurde G. zum Premierminister, sein Sohn Viktor Sigmund zum Assessor ernannt. 1723-33 war G. Gouverneur der Grafschaft Mömpelgard (Montbéliard) und führte die Verhandlungen in den Streitigkeiten mit den Nachkommen Herzog Leopold Eberhards von Württemberg wegen der Mömpelgarder Sukzession. Seine Vorschläge zur Erhöhung der alten und Erschließung neuer Geldquellen waren bedenkliche Praktiken und Finanzoperationen, jedoch bewährte er sich als weitsichtiger und kluger Verwalter und Verhandlungspartner. Es gelang ihm, die entfremdete Grafschaft Mömpelgard wieder fest an Württemberg zu binden. 1728 wurde er wegen Rückgabe der von Frankreich besetzten mömpelgardischen Seigneurien, Unionstraktaten und Vermietung württembergischer Truppen an England nach Paris und London gesandt.

    1731/32 stellte sich G. beim Sturz seiner Schwester auf die Seite des Herzogs und riet ihr nachzugeben. Er blieb bis zum Tode des Herzogs (1733) an der Spitze des Ministeriums. Der Nachfolger Karl Alexander ließ die Familie Graevenitz verhaften und vor eine „Inquisitionskommission“ stellen. 1734-35 wurde G. auf dem Hohentwiel gefangen gehalten und verhört. Das angeblich vor den Franzosen nach Schaffhausen geflüchtete Gepäck und die Pretiosen der Familie sowie seine Güter wurden mit Beschlag belegt. Erst 1735 kam es zu einem vom Kaiser bestätigten Vergleich zwischen Karl Alexander und G.. Dieser trat seine Besitzungen im Land gegen eine Entschädigung von 65 000 Gulden ab und wurde aus der Haft entlassen. Er ging nach Wien und versuchte von dort, Umtriebe gegen Karl Alexander anzuzetteln. Als Generalleutnant (seit 1731) trat G. in preußische Dienste, ohne jedoch verwendet zu werden.

    G. darf seiner Schwester nicht gleichgestellt werden. Auch er war auf Erwerb von Geld und Gut für sich und seine Familie bedacht und hat dazu nicht immer saubere Methoden angewandt, aber er hat doch auch seine Verdienste um die Modernisierung der altväterlichen Verwaltung in Württemberg im Sinne des fürstlichen Absolutismus, um die Hebung der Volkswirtschaft, die Neuregelung des veralteten Steuerwesens und die Wiedergewinnung Mömpelgards.

  • Literatur

    ADB IX (überholt).

  • Autor/in

    Hans Jürgen Rieckenberg
  • Zitierweise

    Rieckenberg, Hans Jürgen, "Graevenitz, Friedrich Wilhelm Graf von" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 719-720 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd10422925X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Grävenitz: Friedrich Wilhelm v. G., geb. 1679, 1754. Aus einem mecklenburgischen Adelsgeschlechte stammend, kam er im J. 1705 als Kammerjunker in den Dienst Herzog Eberhard Ludwigs von Würtemberg. Wol um sein Glück zu machen, berief er seine Schwester Christiane Wilhelmine v. G. an den herzoglichen Hof und diese wurde, wie in der Geschichte des genannten Herzogs (Bd. V. S. 562 ff.) dargestellt worden, bald die allgewaltige Maitresse des Herzogs, welche dem Lande zum größten Verderben gereichte. Wie sich selbst, wußte dieselbe ihren ganzen Anhang, so auch ihre Familie, mit Aemtern, Gütern und dergl. reichlichst zu versorgen und obiger Bruder wurde Geheimer|Rath, Obersthofmeister und Premierminister, auch mit ihr zugleich den 1. Sept. 1707 in den Reichsgrafenstand erhoben. Durch seine Geschmeidigkeit und durch gelungene kluge Negociationen in Kriegs- und Friedenszeiten, insbesondere auch geschickte Unterhandlungen wegen der streitigen Mömpelgarder Succession hatte er sich übrigens immerhin einige Verdienste erworben und blieb auch nach dem Sturze seiner Schwester, mit welcher er in der letzten Zeit etwas zerfallen war, so lange wenigstens Herzog Eberhard Ludwig regierte, an der Spitze des Ministeriums. Allein nach dessen Tode (im J. 1733) ließ sein Nachfolger, Herzog Karl Alexander, ihn alsbald gefangen nehmen und in Untersuchung ziehen. Vergleichsweise trat er seine Besitzungen im Lande gegen eine Entschädigung von 56000 fl. ab und wurde darauf seiner Haft entlassen. Nach Wien geflüchtet, suchte er vergeblich Umtriebe gegen den Herzog zu machen und starb als königl. preußischer Generallieutenant.

  • Autor/in

    P. Stälin.
  • Zitierweise

    Stälin, P., "Graevenitz, Friedrich Wilhelm Graf von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 9 (1879), S. 616-617 unter Grävenitz [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd10422925X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA