Lebensdaten
um 1542 – 1597
Geburtsort
Liegnitz
Beruf/Funktion
Komponist ; Musikaliensammler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 104137819 | OGND | VIAF: 222010202
Namensvarianten
  • Lindner, Fridericus Tilianus
  • Lindner, Friedrich
  • Lindner, Fridericus Tilianus
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Zitierweise

Lindner, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104137819.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Michael, Prediger in L.;
    M N. N.;
    B Theodor, Tenorist in Ansbach, Kanzlist in Würzburg, Spitalkantor in N. ( n. 1600);
    - 1) Schwabach 1565 Kunigunde ( 1593), Wwe d. Ulrich Festner, 2) Nürnberg 1593 Caecilia, T d. Leonhard Weber; kinderlos.

  • Biographie

    L. war Kapellknabe in der Dresdner Hofkantorei unter Johann Walter (bis 1554) und Matthäus Le Maistre. Nach dem Stimmbruch besuchte er als kurfürstl. Stipendiat seit 1558 das Gymnasium in Schulpforta und war gleichzeitig an der Universität Leipzig immatrikuliert. 1564/65 rief ihn Jacob Meiland zum Aufbau der markgfl. Hofkapelle als Tenorist nach Ansbach. Von dort aus versandte L. zahlreiche kopierte und ingrossierte Musikalien, darunter 1566 eine Passion nach Nürnberg, 1567 ein Cantionale und 1570 sowie 1572 je eine Passion nach Stuttgart, 1567 die Johannespassion Meilands nach Augsburg und 1570 eine deutsche Passion desselben Komponisten nach Eger, bei deren Aufführung in der Karwoche 1571 er dort selbst mitwirkte. 1572 stiftete er ein kleines Orgelwerk für die Kirche von Schwabach. Nach Meilands Wegzug wurde L. 1573 Vizekapellmeister der Ansbacher Hofkapelle. Deren Auflösung veranlaßte ihn im Spätherbst 1574 zur Übernahme des Kantorats bei St. Egidien in Nürnberg, das er bis zu seinem Tode innehatte.

    Bei der feierlichen Eröffnung der Hohen Schule in Altdorf leitete L. am 29.6.1575 eine aus über 50 Personen bestehende Kantorei und steuerte dazu selbst eine 5stimmige Komposition der Antiphon „Veni Sancte Spiritus“ (mit Cantus firmus im Baß) bei. In der Folgezeit wurde Nürnberg durch ihn zu einer Hauptpflegestätte der Kunst Orlando di Lassos. Die 1573-97 von ihm oder unter seiner Anleitung geschriebene, ursprünglich aus mindestens 25 Bänden bestehende Chorbuchreihe für St. Egidien, von der sich 18 Folianten mit insgesamt 427 Werken erhalten haben, bevorzugt die spätniederländ. Ausdruckspolyphonie und stellt hinsichtlich Umfang und Geschlossenheit des Repertoires das bedeutendste handschriftlich überkommene Dokument institutioneller Musikpflege im reichsstädtischen Nürnberg dar. Weitreichende Italienbeziehungen, die ihn schon 1576 für Kaiser Rudolf II. ein Chorbuch aus Mantua besorgen ließen, ermöglichten ihm die Herausgabe von 9 zwischen 1580 und 1591 bei Katharina Gerlach gedruckten Sammelwerken, durch die er zum Bahnbrecher für die Musik der konservativen ital. „prima pratica“ in Deutschland wurde. Seine ständige Mitwirkung als angestellter Musiker in einer hauptsächlich von Patriziern 1588 wiedergegründeten „Kränzleinsgesellschaft“ zeigt ihn auch innerhalb der privaten bürgerlichen Musikpflege Nürnbergs in führender Stellung. Den jungen Hans Leo Haßler hat er nachhaltig gefördert.

  • Werke

    Weitere Kompp. in Berliner u. Budapester Hss. sind teils verschollen teils nur unvollst. erhalten. -
    Herausgaben: Sacrae cantiones, 1585;
    Continuatio cantionum sacrarum, 1588;
    Gemma musicalis, 1588;
    Liber secundus Gemmae musicalis, 1589;
    Missae quinque quinis vocibus, 1590;
    Corollarium cantionum sacrarum, 1590;
    Tertius Gemmae musicalis liber, 1590;
    Magnificat, 1591;
    Bicinia Sacra, 1591.

  • Literatur

    ADB 17;
    G. E. Waldau, Neue Btrr. z. Gesch. d. Stadt Nürnberg I, 1790, S. 344-59;
    M. Hoffmann, Pförtner Stammbuch, 1893, S. 18;
    H. M. Schletterer, Aktenmaterial aus d. städt. Archiv zu Augsburg, in: Mhh. f. Musikgesch. 25, 1893, S. 6 f.;
    W. Nagel, Die Nürnberger Musikges. (1588–1629), ebd. 27, 1895, S. 1-11, bes. S. 3;
    ders.,|Zur Biogr. J. Stadens u. s. Söhne, ebd. 29, 1897, S. 53 ff.;
    G. Bossert, Die Hofkantorei unter Hzg. Christoph, ebd. 31, 1899, S. 18 f.;
    A. Sandberger, Bemerkungen z. Biogr. Hans Leo Haßlers …, in: DTB V (= 8/9), 1904, S. XXXV ff.;
    ders., Vorrede, in: Lasso-Gesamtausg. XXI, 1927;
    R. Oppel, J. Meiland 1542–77, 1911, S. 13, 23, 33, 40;
    K. Schornbaum, Aus d. Matrikeln d. Pfarrei St. Johannis zu Ansbach 1553-1589, in: Btrr. z. bayer. KG 21, 1915, S. 124, 215;
    A. Smijers, Die kaiserl. Hofmusik-Kapelle v. 1543-1619, 3. T., in: Stud. z. Musikwiss. 8, 1921, S. 176-206, bes. S. 195;
    K. Rieß, Musikgesch. d. Stadt Eger im 16. Jh., 1935, S. 40, 118;
    G. Schmidt, Die Musik am Hofe d. Mgf. v. Brandenburg-Ansbach, 1956, S. 22-27, 103-05;
    W. H. Rubsamen, The internal. „Catholic“ Repertoire of a Lutheran Church in Nürnberg (1574–1597), in: Ann. Musicologiques V, 1957, S. 229-327;
    F. Krautwurst, Musik d. 2. Hälfte d. 16. u. d. 17. Jh., in: Nürnberg, Gesch. e. europ. Stadt, hrsg. v. G. Pfeiffer, 1971, S. 287-91;
    B. R. Butler, Liturgical Music in sixteenth-century Nürnberg, Diss. Univ. of Illinois 1971;
    The New Grove (W, L);
    MGG VIII;
    Riemann.

  • Autor/in

    Franz Krautwurst
  • Zitierweise

    Krautwurst, Franz, "Lindner, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 609-610 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104137819.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Lindner: Friedrich L., Tenorist an der markgräflichen Kapelle zu Ansbach und Baireuth im 16. Jahrhundert, war um 1540 in Liegnitz geboren, wurde Sängerknabe in der kurfürstlich sächsischen Kapelle und als die Stimme mutirte, vom Kurfürsten in die berühmte Schule von Pforta und dann auf die Universität in Leipzig geschickt, um Humaniora zu studiren. 1588 theilt er dann in der Dedication zu seiner „Gemma musicalis“ mit, daß er schon 10 Jahre der Hofkapelle Georg Friedrichs (von Ansbach und Baireuth) angehöre; dagegen besitzt die Augsburger Stadtbibliothek einen Codex, der von L. geschrieben ist und wo er sich schon 1568 „Marggreuischer Brandenburgischer Musicus und Tenorist“ nennt. Uebrigens muß sich L. später nur zu Zeiten in Ansbach aufgehalten haben, denn er bekleidete um 1588 das Cantorat an der St. Egidienkirche in Nürnberg, wo er nach Fétis sogar schon im J. 1574 angestellt wäre. Lindner's Verdienst besteht in der Herausgabe einer Anzahl bedeutender Musiksammelwerke; in der verhältnißmäßig kurzen Zeit von 1585—1591 erschienen 356 Motetten von 4 bis zu 10 Stimmen, 5 Messen und 20 Magnificat. Dieselben bilden acht verschiedene Sammlungen in Stimmbüchern und umfassen die damals bedeutendsten italienischen Componisten, nebst einigen Niederländern, die aber auch zum großen Theile in Italien lebten, wie Jachet Wert, Cipriano de Rore, Philipp de Monte u. A. Die Deutschen scheint er absichtlich fast ganz übergangen zu haben, nicht etwa aus Abneigung oder Mißachtung, sondern wol mehr in der Absicht seinen Landsleuten zu zeigen, was man in Italien leiste und ihnen die sonst für sie schwer erreichbaren Werke zugänglich zu machen. Man trifft in diesen umfangreichen Sammelwerken nur zweimal den Hans Leo Haßler und je einmal den Gregor Aichinger und Bernhard Klingenstein an. Sein ganz besonderes Augenmerk hat er auf die beiden Gabrieli gerichtet und mit Recht, denn gerade sie verdienten Verbreitung. Seine Sammelwerke genossen eines solchen Rufes, daß, wie er erzählt, die italienischen Componisten selbst ihm ihre Compositionen einsandten, damit er sie darin aufnehme.

    • Literatur

      Pfudel, Liegnitzer Katalog. Eitner, Bibliographie der Musiksammelwerke.

  • Autor/in

    Rob. Eitner.
  • Zitierweise

    Eitner, Robert, "Lindner, Friedrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 18 (1883), S. 703 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104137819.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA