Lebensdaten
um 1471 – 1505
Geburtsort
Harff
Sterbeort
Lövenich (Erkelenz)
Beruf/Funktion
Palästinapilger ; Orientreisender ; Reiseschriftsteller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 104074787 | OGND | VIAF: 25028845
Namensvarianten
  • Harff, Arnold von
  • Arnold, von Breitenbend
  • Arnold, von Harff
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Harff, Arnold von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104074787.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adam ( 1479), Landdrost v. Jülich, Amtmann zu Kaster;
    M Ricarda v. Hoemen zu Odenkirchen ( 1495);
    1504 Margarete ( 1520), T d. Johann v. d. Bongart zu Bergerhausen, Amtmann zu Nörvenich u. Monschau, Jülich. Erbkämmerer, u. d. Elisabeth v. Arkenteil.

  • Biographie

    Der abenteuernde Ritter vom Niederrhein wurde bekannt durch seine große Orientfahrt, die ihn 1497/98 von Köln aus über Rom und Venedig nach Ägypten, dem Sinaikloster und Palästina führte; er reiste dann zu Land nach Konstantinopel, ging über Dalmatien, Venedig und Südfrankreich nach Santiago de Compostela und wurde in Paris von Ludwig XII. zum Ritter geschlagen. Ob er, wie seine Reisebeschreibung behauptet, wirklich Mekka, Vorderindien, Ceylon und Madagaskar aufsuchte, die Nilquellen sah und nilabwärts Kairo erreichte, ist umstritten, liegt aber im Bereich des Möglichen. Nach Rückkehr übertrug ihm sein Onkel Godart von Harff das Erbkämmereramt des Herzogtums Geldern.

    H.s interessanter Pilgerwegweiser im niederrheinischen Dialekt ist wertvoll für Geographie, Völkerkunde und Linguistik (Sprachproben) sowie Kultur- und Sittengeschichte, gibt jedoch viele Rätsel auf. Die verwirrte Chronologie ließ seinen Bericht verdächtig erscheinen, doch machte R. von Seydlitz zumindest|den Indienaufenthalt glaubhaft. Quellen, von denen H. abgeschrieben haben könnte, sind bislang nicht feststellbar, indes steht eine kritische Edition des Itinerars unter Vergleich der überlieferten Handschriften (mindestens 8 nachweisbar) noch aus. Mangelhafte Orientierung spricht nicht gegen die Wahrscheinlichkeit von H.s überraschend schneller Reise, da es keine geographisch richtigen Karten gab, nach denen er sein Itinerar hätte zusammenschwindeln können. Wenn sich alle Fragen zu H.s Gunsten klären ließen, wäre er unter die hervorragendsten Reisenden des anbrechenden Entdeckungszeitalters zu zählen. Sein heraldisch bedeutsames Grabmal zeigt die Ritterorden, deren Mitgliedschaft er errang.

  • Werke

    Die Pilgerfahrt d. Rr.s A. v. H. v. Cöln durch Italien, Syrien. Aegypten, Arabien, Aethiopien, Nubien, Palästina, die Türkei, Frankreich u. Spanien, wie er sie in d. J. 1496-99 vollendet, beschrieben u. durch Zeichnungen erl. hat. Nach d. ältesten Hss. u. mit deren 47 Bildern in Holzschn., hrsg. v. E. v. Groote, 1860.

  • Literatur

    ADB X;
    L. Korth, Die Reisen d. Rr.s A. v. H. in Arabien, Indien u. Ost-Afrika, Ein Btr. z. Gesch. d. Erdkde., in: Zs. d. Aachener Gesch. ver. 5, 1883, S. 191-218, Nachtrag ebd. 6, 1884, S. 338 f. (ablehnend);
    R. Frhr. v. Seydlitz, Die Orientfahrt d. Rr. A. v. H., Btrr. zu e. Kritik s. Reisebeschreibung, in: Zs. f. Wiss. Geogr., hrsg. v. J. I. Kettler, Erg.h. 2, 1890 (zustimmend);
    Th. Langenmaier, Alte Kenntnis u. Kartogr. d. zentralafrikan. Seenregion, Diss. München 1916, bes. S. 49-55;
    J. Fischer, Abessinien auf d. Globus d. Martin Behaim v. 1492 u. in d. Reisebeschreibung d. Rr.s A. v. H., in: Petermanns geogr. Mitt. 86, 1940, S. 371 f.;
    Vf.-Lex. d. MA I, Sp. 130-32 (L). - Über Grabmal: W. Ewald, Rhein. Heraldik, in: Jb. d. Rhein. Ver. f. Denkmalpflege 27, 1934, H. 2, S. 176.

  • Autor/in

    Helmut Lahrkamp
  • Zitierweise

    Lahrkamp, Helmut, "Harff, Arnold von" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 672-673 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104074787.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Harff: Arnold Ritter v. H., geboren um 1471 als der mittlere von dreien Söhnen des Adam (oder Damian?) v. H., entstammte einem noch jetzt blühenden Jülich’schen Adelsgeschlecht, dessen Stammburg bei Bedburg an der Erst (NW. von Köln) zu suchen ist. Eine dreijährige Reise, welche er in niederrheinischem Dialect beschrieben hat, verschaffte ihm einige Berühmtheit. Er verließ Köln am 7. November 1496 und kehrte dahin zurück am 10. October oder nach einer anderen Angabe am 10. November 1499, nachdem er ansehnliche Länderstrecken in drei Erdtheilen durchwandert. Nicht Alles freilich, was er gesehen haben will, hat er wirklich gesehen. Weder Arabien noch Indien, weder Sokotora noch Madagaskar hat sein Fuß betreten, noch weniger hat er die Mondgebirge bestiegen und den Nil von seinen Quellen bis Kairo herab verfolgt. Dieser Theil seiner Reisebeschreibung wimmelt von selbsterfundenen Ortsnamen und von verworrenen Reminiscenzen aus Marco Polo und anderen Quellen. Hier und auch sonst zuweilen ließ ihn Ruhmsucht die Grenzen der Wahrheit überschreiten. Außerdem gibt die Zeitrechnung da und dort erheblichen Zweifeln Raum. Aber abgesehen von diesen Schattenseiten erweist sich H. überall, wo es sich um wirklich von ihm besuchte Länder handelt, als ein zuverlässiger und wohlunterrichteter Gewährsmann. Mag man über den frommen Eifer, mit welchem er alle heilige Orte der Christenheit von S. Jago de Compostella und Mont-Saint-Michel bis Jerusalem und bis zum Sinai aufsucht, denken wie man will, seinem umfassenden Forschungstrieb muß man alle Gerechtigkeit widerfahren lassen. Im Umgang mit landeskundigen Kaufleuten und mit Deutschen des verschiedensten Berufs, welche er überall zerstreut fand, wußte sich H. eine recht achtungswerthe Kenntniß von den Zuständen des Orients zu verschaffen, so daß z. B. seine Beschreibung des Lebens und Treibens in Kairo in Hinsicht auf die Fülle des Details kaum ihres Gleichen in damaliger Zeit findet. Aber auch die Geographie der europäischen Länder gewinnt durch ihn manche schätzbare Ausbeute namentlich durch die überaus reiche Nomenclatur der auf seiner Route gelegenen Ortschaften, welche uns unter Anderem über die Richtung der Straßen, die man damals einzuschlagen pflegte, aufs Genaueste orientirt. Besondere Aufmerksamkeit widmet H. dem Verkehrsleben; auch sammelt er fleißig Vocabeln (besonders die Zahlwörter) und Redensarten von fremden Sprachen und bildet die Form ihrer Buchstaben nach. Die sonst eingestreuten Zeichnungen verdienen wenigstens, soweit sie Volkstrachten zum Gegenstand haben, einige Beachtung.

    • Literatur

      Wegen des Geschlechts v. H. vgl. Schannat, Eiflia illustrata, übers. u. mit Anm. herausg. von G. Bärsch, Bd. 2, Abth. 1, S. 147 ff. Fahne, Geschichte der Kölnischen, Jülich’schen und Bergischen Geschlechter, Thl. 1, S. 138 f., Thl. 2, S. 56. — Der Titel der Reisebeschreibung lautet in dem (bis jetzt einzigen) Druck: „Die Pilgerfahrt des Ritters Arnold von Harff von Cöln durch Italien, Syrien, Aegypten, Arabien, Aethiopien, Nubien, Palästina, die Türkei, Frankreich und Spanien, wie er sie in den J. 1496 bis 1499 vollendet, beschrieben und durch Zeichnungen erläutert hat, herausg. von Dr. E. v. Groote, Cöln 1860. Den auf Italien bezüglichen Theil hat A. v. Reumont im Archivio Veneto 1876 p. 124 ff., 393 ff. ins Italienische übersetzt mit Anmerkungen herausgegeben. Zur Kritik des Buchs gibt ein Artikel der Augsb. Allg. Zeitung, 1861, 5. u. 6. März, Beil., wichtige Beiträge.

  • Autor/in

    Heyd.
  • Zitierweise

    Heyd, Wilhelm von, "Harff, Arnold von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 10 (1879), S. 599-600 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104074787.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA