Lebensdaten
1889 – 1971
Geburtsort
Greiz (Thüringen)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Neuropathologe ; Psychiater
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 1022914308 | OGND | VIAF: 34538027
Namensvarianten
  • Scholz, Willibald
  • Scholz, Willibald Oscar

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Zitierweise

Scholz, Willibald, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1022914308.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus thür. Kaufmannsfam.;
    V Rudolf Oscar;
    M Marie Therese Zschäck;
    1928 Julie Wölfing (1884–1962), aus Durlach (Baden), Ärztin;
    1 S.

  • Biographie

    Nach dem Abitur am Realgymnasium Plauen studierte S. seit 1909 Medizin in Tübingen, München und Jena, wo er 1914 mit der Arbeit „Klinische und pathologisch-anatomische Befunde bei der Untersuchung von Tränensäcken unter besonderer Berücksichtigung der Tuberkulose“ bei dem Ophthalmologen Wolfgang Stock (1874–1956) promoviert wurde. Am 1. Weltkrieg nahm S. als Sanitätsoffizier teil, 1919 wurde er Assistent von Robert Gaupp (1870–1953) an der psychiatrischen Universitätsklinik Tübingen. 1920 wandte er sich aufgrund eines sechsmonatigen Gastaufenthalts an der „Dt. Forschungsanstalt für Psychiatrie“ (DFA, KWI) in München bei Walther Spielmeyer (1879–1935) der Neuropathologie zu. 1925 habilitierte er sich in Tübingen mit einer überwiegend neuropathologischen Studie über erbliche juvenile diffuse Hirnsklerose für Psychiatrie und Neurologie. Diese zu den sog. metachromatischen Leukodystrophien gehörende Krankheit ist seitdem nach S. benannt. 1926 wurde er Oberarzt bei Paul Schröder (1873–1941) an der psychiatrischen Universitätsklinik Leipzig, wo er 1930 zum ao. Professor ernannt wurde.

    Mit finanzieller Unterstützung der Rockefeller-Foundation 1931 von seinem Lehrer Spielmeyer an die DORG berufen, folgte er diesem 1936 als Direktor der neuropathologischen Abteilung nach. S. setzte die Tradition und Arbeitsrichtung der auf Bernhard v. Gudden (1824–86) zurückgehenden Münchner neuropathologischen Schule erfolgreich fort, wobei er sich insbesondere mit familiären degenerativen Stoffwechselerkrankungen des Zentralnervensystems sowie mit den Auswirkungen von Krampfleiden, Röntgenstrahlung und Sauerstoffmangel auf das Gehirn auseinandersetzte. Auf einer etwa einjährigen Vortragsreise durch Asien, die USA, Frankreich und England knüpfte er 1937 zahlreiche persönliche Verbindungen zu ausländischen Kollegen.

    Während des 2. Weltkriegs war S. an der militärärztlichen Akademie Berlin und als beratender Psychiater im Sanitätsdienst tätig. Der NSDAP gehörte er nicht an, öffentliche Stellungnahmen im Sinne der nationalsozialistischen Gesundheits- und Psychiatriepolitik sind von ihm nicht bekannt. Seit 1941 wurden allerdings unter seiner Verantwortung sowohl an der DORG als auch an der ihm fachlich unterstellten Prosektur der psychiatrischen Anstalt Haar-Eglfing mehrere hundert Gehirne von Opfern der „T4-Aktion“ neuropathologisch untersucht, wobei S. – im Gegensatz etwa zu Julius Hallervorden (1882–1965) vom KWI für Hirnforschung in Berlin-Buch – keine aktive Rolle spielte. Trotz seines Forschungsinteresses an hypoxischen Zuständen des Zentralnervensystems und eines einschlägigen Forschungsauftrags des Reichsluftfahrtministeriums hatte S. nach gegenwärtigem Kenntnisstand auch keine Verbindung zu den Unterdruck-Experimenten des SS-Arztes Sigmund Rascher (1909–45) im KZ Dachau.

    Nach der Amtsenthebung Ernst Rüdins (1874–1952) übernahm S. 1945 die geschäftsführende Leitung der DORG (1960 eim.), wobei er maßgeblich für deren 1954 erfolgte Wiederbegründung als Institut innerhalb der Max-Planck-Gesellschaft verantwortlich war. Außerdem erreichte er aufgrund seines bereits vor 1939 erworbenen wissenschaftlichen Ansehens, daß die dt. Neuropathologie nach 1945 rasch wieder internationale Beziehungen aufnehmen konnte. Als herausragende Leistung gilt S.s editorische Betreuung und Mitarbeit als Autor am Teil „Nervensystem“ des „Handbuchs der speziellen pathologischen Anatomie und Histologie“ (F. Henke, O. Lubarsch u. R. Rössle (Hg.), Bd. 13, T. 1-5, 1956-58). S. zählt zu jenen Wissenschaftlern, die nach dem 2. Weltkrieg die inhaltliche wie personelle Kontinuität der noch verbliebenen dt. Forschungselite repräsentierten.

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Leopoldina (1956);
    Ehrenmitgl. d. Ver. dt. Neuropathologen u. Neuroanatomen (1960);
    Goldene Kraepelin-Medaille d. Dt. Ges. f. Psychiatrie, Psychotherapie u. Nervenheilkunde u. d. MPI f. Psychiatrie, München (1966).

  • Werke

    Zur Klinik u. patholog. Anatomie d. chron. Encephalitis epidemica, in: Zs. f. d. gesamte Neurol. u. Psychiatrie 86, 1923, S. 533-73;
    Experimentelle Unterss. über d. Einwirkungen v. Röntgenstrahlen auf d. reife Gehirn, ebd. 150, 1934, S. 765-85;
    Histolog. u. top. Veränderungen u. Vulnerabilitätsverhältnisse im menschl. Gehirn bei Sauerstoffmangel, Ödem u. plasmat. Infiltrationen, in: Archiv f. Psychiatrie 181, 1949, S. 621-65;
    50 J. Neuropathol. in Dtld., 1961;
    Hg.:
    Zs. f. d. gesamte Neurol. u. Psychiatrie, 1936-44.

  • Literatur

    G. Peters, in: Archiv f. Psychiatrie u. Nervenkrankheiten 215, 1972, S. 107-20 (P);
    J. Peiffer, Neuropatholog. Forsch. an „Euthanasie“-Opfern in zwei KWI, in: D. Kaufmann (Hg.), Gesch. d. KWG im NS, I, 2000, S. 151-73;
    Personenlex. Drittes Reich.

  • Porträts

    J. Ellwanger, Forscher im Bild, T. I, in: E. Henning (Hg.), Veröff. aus d. Archiv z. Gesch. d. MPG, II, 1988, S. 141.

  • Autor/in

    Matthias M. Weber
  • Zitierweise

    Weber, Matthias M., "Scholz, Willibald" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 463-464 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1022914308.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA