Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Familie
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 1020723742 | OGND | VIAF: 232659347
Namensvarianten
  • Schwarzschild

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Zitierweise

Schwarzschild, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1020723742.html [20.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die Metzgerfamilie, deren Nachname sich erst spät verfestigte, kam 1499 vom Niederrhein nach Frankfurt/Main. Aberlin Neumark ( um 1550) und seine Frau Hindle Zunz ( nach 1560), deren Vater Michael von Zons ( 1508) bereits 1495 aus Zons (heute zu Dormagen) nach Frankfurt gekommen war, wohnten im Haus „zur Lilie“ in der Judengasse. Ihr Enkel Liebmann ( vor 1590), ebenfalls Metzger, bezog das dort um 1555 erbaute Haus „zum schwarzen Schild“. Als Nachnamen waren neben Neumark auch Wohl, Elpelt und Butche in Gebrauch. Liebmann Neumarks Enkel Liebmann S. (1620–78) und Mosche S. (1625–74) begründeten die beiden Zweige der Familie.

    Zu Liebmanns Nachkommen zählen Enoch (1805–74, Rosine, T d. Seidenhändlers Moses Ochs, 1772–1849) und Jakob (1806–48), die seit 1830 eine Seidenhandlung (seit 1860 „Schwarzschild-Ochs“) betrieben. Eduard (1875–1939, s. L), Gesellschafter und Vorstandsmitglied der Schwarzschild-Ochs AG sowie Konsul der Republik Estland, ging, nachdem sein Betrieb zugunsten des Reichstagsabgeordneten Albert Hackelsberger (1893–1940) „arisiert“ worden war, angesichts der zunehmenden Verfolgung in den Freitod.

    Mosches Sohn Liebmann ( 1706) ist der Urururgroßvater des Heinrich (1803–78, s. W, L), Gynäkologe und Dichter; dieser heiratete 1835 Betty (* 1811), eine Schwester des Baron Adolf v. Reinach (1814–79). Ein weiterer Sohn des Mosche war Amschel (1660–1706), dessen Enkel Moses ( 1747) wiederum zwei Söhne, Jakob ( 1767) und Amschel ( 1796), hatte. Jakobs Sohn, der Unterrabbiner Moses (1750–1834), ist der Vater der Geldwechsler Seligmann (1789–1864) und Selig (1803–60). Ein Enkel Seligs ist der Astrophysiker Karl (1873–1916, s. u.). Karls Bruder Alfred (1874–1948, s. W, L) lebte als Maler in München, 1938 floh er nach London. Dessen Tochter Luise (* 1926, s. W, L, ⚭ Graham Hercus, 1974, Physiker in Australien) studierte in Oxford Indologie und wanderte nach Melbourne aus. Seit 1962 erforscht sie die aussterbenden Sprachen der Ureinwohner des austral. Bundesstaates Victoria. Karls Sohn Martin (1912–97, s. W, L) ging, nachdem er 1936 in Göttingen bei Hans Kienle (1895–1975) promoviert worden war, nach Norwegen, dann in die USA. Er war seit 1947 Professor in Princeton, beschäftigte sich mit Theorien des Sternaufbaus und der Sternentwicklung und leitete ein Projekt zur Gewinnung hochwertiger Photographien der Sonne und anderer Sterne mit Hilfe von ballongetragenen Teleskopen. Karls Tochter Agathe (* 1910, s. W, L, ⚭ Harry Thornton, presbyterian. Pfarrer, später Dozent f. Philos. u. Psychol. an d. Otago Univ.) lebte seit 1933 in Großbritannien, seit 1948 in Neuseeland und lehrte als Professorin für Klassische Philologie an der Otago Univ. in Dunedin. Daneben beschäftigte sie sich mit Sprache und Kultur der Maori. Ein Nachkomme Seligs ist Leopold (1891–1950, s. W, L), in den 20er Jahren Herausgeber der linksliberalen Zeitschrift „Das Tage-Buch“; er emigrierte 1933 nach Wien, dann nach Paris und 1940 in die USA. Inzwischen stark antikommunistisch eingestellt, war er unter den Emigranten weitgehend isoliert.

    Ein Nachfahre des Amschel ( 1796) war Fritz (1896–1967, s. L), seit 1926 geschäftsführender Vorsitzender des Verbandes jüd. Jugendvereine Deutschlands und Inhaber einer Familienversicherung, der 1939 in die USA emigrierte. Er war der Vater von Steven (1924–89, s. W, L) und Henry (1925–96, s. W, L). Steven war, nachdem er in New York und Cincinnati studiert hatte, 1948–50 liberaler Rabbiner in Berlin, dann in den USA, später Prof. für jüd. Philosophie an der Univ. von St. Louis (Missouri, USA) und 1961–69 Herausgeber der Zeitschrift „Judaism“. Henry studierte Politische Theorie an der Columbia Univ. und engagierte sich in der US-Bürgerrechtsbewegung gegen die Diskriminierung der Schwarzen und gegen die Todesstrafe sowie als Antizionist.

    Abgesehen von dem zweijährigen Aufenthalt Stevens in Berlin lebten nach 1945 offenbar keine Mitglieder der Familie in Deutschland. Den meisten gelang rechtzeitig die Emigration, einige wurden jedoch in Konzentrationslagern ermordet oder begingen aus Angst vor Verfolgung Selbstmord. Einzelne Familienmitglieder leben heute in der Schweiz, der überwiegende Teil im englischsprachigen Ausland.

  • Werke

    W zu Heinrich : Der Zweck d. Menstruation, in: Journal f. Geburtshülfe, 1834, S. 398–446;
    Protest gegen d. Ausschluß d. Juden aus d. Vfg.rath d. freien Stadt Frankfurt, in: Frankfurter Journal v. 7. 7. 1848, S. 4 (mit S. Maas u. a.);
    zu Alfred:
    Begriff u. Erscheinung in d. Malerei, in: Die Umschau, 1912, S. 1097–103;
    zu Luise:
    Victorian languages, 1986;
    Collected articles of L. A. S. on Indo-Aryan, compiled by Royce Wiles, 1991;
    zu Martin:
    Zur Pulsationstheorie d. δ-Cephei-Sterne, Diss. Göttingen 1936;
    Structure and evolution of the stars, 1958;
    zu Agathe:
    Time and style, 1962 (mit H. Thornton);
    The living universe, gods and men in Virgil's Aeneid, 1976;
    The birth of the universe, Maori oral cosmology from the Wairarapa, 2004;
    zu Leopold:
    Der rote Preuße, Leben u. Legende v. Karl Marx, 1954;
    Chronik e. Untergangs, Dtld. 1924–1939, hg. v. A. P. Wesemann, 2005;
    zu Steven u. Henry:
    Two lives in the Jewish Frühaufklärung, in: LBI Year Book 29, 1984, S. 229–76;
    zu Steven:
    Franz Rosenzweig's anecdotes about Hermann Cohen, in: Gegenwart im Rückblick, hg. v. H. A. Strauss u. K. R. Grossmann, 1970, S. 209–18;
    The pursuit of the ideal, mit e. Einl. v. M. Kellner, 1990 (W, P);
    zu Henry:
    On withdrawing from Sh'ma, in: Wrestling with Zion, hg. v. T. Kushner u. A. Solomon, 2003.

  • Literatur

    L. Neustadt, Stammtafeln d. v. Liebmann S. in Frankfurt a. M. (1555–1594) abstammenden Familien, 1886;
    A. Dietz, Stammbuch d. Frankfurter Juden, 1907;
    Siegfried Scharzschild, Die Fam. S. in Frankfurt a. M., in: Jüd. Fam.forsch., 1929, S. 134–38;
    P. Arnsberg, Die Gesch. d. Frankfurter Juden seit d. franz. Rev., 3 Bde., 1983;
    zu Eduard:
    E. Stille, Vertreibung d. Frankfurter Juden aus d. Bekleidungswirtsch., in: Frankfurt Macht Mode, hg. v. A. Junker, 1999;
    Rhdb. (P);
    Wenzel;
    zu Heinrich:
    ADB 33;
    R. Schwemer, Gesch. d. freien Stadt Frankfurt a. M. (1814–1866), III, 1915;
    P. Arnsberg (s. o.), III, S. 480 ff.;
    BLÄ;
    Frankfurter Biogr. (P);
    Wininger;
    zu Alfred:
    H. Weizsäcker u. A. Dessoff,|Kunst u. Künstler in Frankfurt a. M. im 19. Jh., II, 1909;
    zu Luise:
    Language and Hist., essays in honour of Luise A. Hercus, hg. v. P. Austin u. a., 1990 (P);
    A. Lofthouse, Who's who of Australian Women, 1982;
    The internat. who's who of women, 1992;
    zu Martin:
    V. Trimble, in: Publl. of the Astronomical Soc. of the Pacific 109, 1997, S. 1289–97 (W, L, P);
    Lex. Naturwiss. (P);
    BHdE II;
    Who was Who in America XII;
    Pogg. VII a, Suppl.;
    zu Agathe:
    Essays in honour of Agathe Thornton, hg. v. R. Hankey u. D. Little, 1985 (P);
    Notable New Zealanders, 1979 (P);
    zu Leopold:
    P. Arnsberg (s. o.), III, S. 486 f. (P);
    M. Behmer, Von d. Schwierigkeit, gegen Illusionen zu kämpfen, Der Publ. L. S., 1997 (Diss. München 1996) (W, L, P);
    K. Koszyk, Publizistik u. pol. Engagement, 1999, S. 476–79 (P);
    D. Schiller, In bewusstem Gegensatz zu d. kommunist.-ullsteinschen Bande, in: Fluchtziel Paris, hg. v. A. Saint Sauveur-Henn, 2002, S. 215–29;
    Rhdb.;
    BHdE I;
    zu Fritz:
    P. Arnsberg (s. o.), III, S. 479 f. (P);
    Herbert Strauss, The Jugendverband, in: LBI Year Book VI, 1961, S. 206–35 (P);
    BHdE I;
    zu Steven:
    J. R. Maia Neto, The string that leads the kite, S's view of Jewish philosophy, in: Judaism, 1991, S. 225–38;
    N. M. Samuelson, The jewish philosophy of S., in: Modern Judaism, 1992, S. 185–201;
    K. Seeskin, The rational theology of S., ebd, S. 277–86;
    M. S. Ball, The word and the law, 1993;
    U. Offenberg, „Seid wachsam gegen d. Machthaber“ 1997 (Diss. FU Berlin 1996), S. 30;
    Lex. jüd. Philosophen, hg. v. A. B. Kilcher u. O. Fraisse, 2003 (W, L);
    BHdE I;
    zu Henry:
    Will Schaber, Profile d. Zeit, 1992, S. 292 ff.;
    BHdE I.

  • Autor/in

    Martin Jung
  • Familienmitglieder

  • Zitierweise

    Jung, Martin, "Schwarzschild" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 31-33 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1020723742.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA