Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Unternehmer
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 1020722029 | OGND | VIAF: 233537188
Namensvarianten
  • Schürer (bis 1592)
  • Schürer von Waltheimb
  • Schürer von Waldheim
  • mehr

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Schürer von Waldheim, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1020722029.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Die weitverzweigte, aus Sachsen stammende Unternehmerfamilie läßt sich in ihren gewerblichen Ursprüngen bis zu den spätmittelalterlichen Glashütten des Riesengebirges zurückverfolgen. Bereits Paul (1504-n. 1592) als Sohn des Kaspar S. in Aschberg bei Meißen geboren, gilt als einer der Wegbereiter der böhm. Glasindustrie. 1530 erbaute er bei Falkenau (Sokolov) eine Glashütte, die er 1570 an seinen Sohn Christoph übergab. Dieser hatte 1540 eine Hütte gegründet, wo es ihm erstmals in dieser Region gelang, Glas mit Kobalt blau zu färben. Diese Hütten entwickelten sich zum Zentrum der damaligen böhm. Glasindustrie. Ein weiterer Sohn, Paul, errichtete um 1590 eine Glashütte in Schwanenbrückel bei Bischofteinitz und erwarb 1596 eine Zinshütte in Pfraumberg. 1592 nobilitierte Ks. Rudolf II. neben Paul auch die Glashüttenmeister Valentin ( 1602) in Krombach bei Dt.-Gabel und Caspar in Labau bei Gablonz. Weitere Glasmacher der Familie waren Georg ( 1637), tätig in Lenz und in der Herrschaft Hochwald (Kunčice pod Ondřejníkem) und dessen Sohn, Dominik ( um 1630), der in Mährisch Rothwasser (Červená Voda) eine Glashütte betrieb. Martin, Sohn des Valentin, war seit 1590 Sekretär der Herren Wilhelm und Peter Wok v. Rosenberg. Einer der Nachfolger war Ignaz, schles. Rat und Kanzler des Stiftes Trebnitz in Schlesien, der 1665 die Bestätigung des böhm. Adelsstandes erhielt. Ein Zweig der Familie findet sich in Zittau, wo ein Johann Christian 1716 als Notar des dortigen Stadtrats fungierte, ein anderer in Kopenhagen, der dort im 18. Jh. als Glashändler tätig war und sich durch mehrere Heiraten mit der ebenfalls aus Böhmen eingewanderten Glashändlerfamilie Fritzsche verband. Die Firma „C. E. Fritzsche, Glashandel und Königl. Hoflieferant“ existiert noch heute. Ein weiterer Abkömmling der Familie war der Kupferstecher Franz (Marianus, Franciscus Antonius) (1764–1837) aus Kopenhagen.

    Der Wiener Zweig der Familie spaltete sich in beruflicher Hinsicht in zwei Richtungen, eine pharmazeutisch-medizinische sowie eine buchdruckerisch-verlegerische. Anton Heinrich Ludwig Peter (1830–99) folgte seinem Vater Karl als Apotheker, indem er seit 1856 bis zu seinem Tod die 1821 väterlicherseits erworbene Apotheke „Zur Goldenen Krone“ in Wien führte. Zeitgleich setzte er sich für die unterschiedlichen Belange seines Berufsstandes ein, war u. a. Mitglied im Obersten Sanitätsrat und stand einer Reihe von Sozialinstitutionen vor. Sein Sohn Anton Johann Ferdinand (1862–1934) übernahm die väterliche Apotheke, die 1912 veräußert und unter neuen Besitzern zur „Chemischen Fabrik Waldheim & Co. GmbH“ (Liquidation 1923) ausgebaut wurde. Das Unternehmen wurde neu gegründet und existiert bis heute unter dem Namen „Waldheim Pharmazeutika GmbH“ als Hersteller von pharmazeutischen Spezialitäten wie des Wirkstoffes Galanthamin und eines indirekten AIDS-Immunfluoreszenztests, es ist seit 1998 Teil der SANOCHEMIA Unternehmensgruppe. Fritz Rudolf Victor (1866–1935), ein weiterer Sohn Antons, war Mediziner. Sein Bruder Max Friedrich Hermann Ludwig (1860–1942), ebenfalls Pharmazeut, arbeitete als pharmazeutisch-chemischer Fachschriftsteller. Die beiden Töchter Antons waren mit Pharmazeuten verheiratet. Helena (1859–1908) folgte ihrem Gatten, Alexander Forsmann, nach St. Petersburg, von wo sie bald nach seinem Tode zurückkehrte. Sie engagierte sich in sozialen Belangen, war aber auch in der Frauenbewegung tätig und Mitbegründerin und Vorsitzende des 1903 gegründeten „Neuen (Wiener) Frauenklubs“. Antons Bruder Rudolf (1832–90) war Buchdrucker und Verleger. Er erhielt seine Ausbildung an der Hof- und Staatsdruckerei sowie an der Akademie der bildenden Künste. Zunächst in der Postverwaltung tätig, gründete er 1855 eine xylographische Anstalt in Wien, die eine Reihe von illustrierten Periodika herausgab. 1864/65 übernahm er Verlag und Druckerei des Architekten Ludwig Förster (1797–1863) mit kunstgeschichtlichem und -gewerblichem Schwerpunkt. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn Ludwig (1861–94) den Betrieb, der nach dessen Tod 1895 umgewandelt wurde zur „Waldheim-Eberle AG“. 1960 von Ludwig Polsterer erworben und mit der Tageszeitung Kurier vereinigt, ist sie seit 1988 Teil der Verlagsgruppe Mediaprint und damit Produktions- und Vertriebstocher von Kurier und Kronenzeitung, deren Inhaber die WAZ (Westdt. Allg. Ztg.) ist.

  • Literatur

    K. R. Fischer, Die S. v. W., 1924;
    F. Mathis, Big Business in Österr., 1987, 345 ff.;
    Adelslex. 13, GHdA 128, 2002;
    zu Helena:
    G. Urban, Frauenbewegung, Frauenbildung u. Frauenarbeit in Österr., 1930, hg. v. M. S. Braun, S. 46;
    zu Karl u. Anton:
    Pharmazeut. Post 19, 1886, S. 688 f., 22, 1889, S. 390 f. (P), 32, 1899, S. 455 ff. (P);
    L. Hochberger u. J. Noggler, Gesch. d. Apotheken u. d. Apothekenwesens in Wien 2, 1919, S. 21 f., Österr. Apothekerztg. 22, 1968, S. 379 f.;
    O. Novotny, Die pharmazeut. Ind. in Österr., ebd., 2002;
    Dt. Apothuker-Biogr.;
    zu Rudolf:
    A. Mayer, Wiens Buchdruckergesch. 1482-1882, II, 1887;
    R. v. Waldheim, FS z. Enthüllung seiner Gedenktafel im k. k. Österr. Mus. f. Kunst u. Ind., 1892 (P);
    Wurzbach;
    BJ IV, Tl.;
    ThB;
    ÖBL (L);
    Biogr. Lex. Böhmen (L); – Internet:
    Ariadne, Österr. Nat.bibl.;
    Fa. C. E. Fritzsche.

  • Autor/in

    Andrea Pühringer
  • Zitierweise

    Pühringer, Andrea, "Schürer von Waldheim" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 642-643 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1020722029.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA