Lebensdaten
1808 – 1885
Geburtsort
Dienethal
Sterbeort
Wiesbaden
Beruf/Funktion
Naturforscher ; Landwirtschaftslehrer
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 101856857 | OGND | VIAF: 34830808
Namensvarianten
  • Thomae, Karl
  • Thomä, Carl
  • Thomae, Carl
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Thomae, Karl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd101856857.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Thomae: Karl Th., Naturforscher und Lehrer der Landwirthschaft, geboren am 9. Januar 1808 zu Dienethal, einem Dörfchen bei Nassau a./Lahn, am 4. Juni 1885 zu Wiesbaden. Er war der Sohn eines Volksschullehrers und hatte anfangs die Absicht sich dem gleichen Berufe zu widmen, besuchte deshalb das Lehrerseminar zu Idstein (1824—1827) und übernahm dann die Lehrvicarstelle zu Niedermeilingen bei Langenschwalbach; doch zwang ihn ein schweres Unwohlsein, das er sich durch zu große Anstrengung zugezogen hatte, nach zwei Jahren einen längeren Urlaub zu nehmen, um sich zu erholen. Diese Zeit der Ruhe ward entscheidend für seine fernere Laufbahn. Denn da er während derselben wenig anstrengende Lehrstunden in einer Privatlehr- und Erziehungsanstalt zu Frankfurt a. M. ertheilte, faßte er den Entschluß sich weiter auszubilden und zunächst wissenschaftlichen Studien auf einer Universität zu widmen. Welche das sein sollten, stand bei ihm fest. Schon zu Idstein hatte er die Vorlesungen, welche in dem damals dort befindlichen landwirthschaftlichen Institute über Naturwissenschaft und Landwirthschaft gehalten wurden, mit Interesse besucht, dann diese Studien fortgesetzt und namentlich die Vorträge und Sammlungen der Senckenbergischen Gesellschaft zu Frankfurt zu seiner Weiterbildung bestens benutzt. Den genannten Wissenschaften sich ganz hinzugeben wurde sein sehnlichster Wunsch. Nachdem er durch rastlosen Fleiß sich ausreichende Kenntnisse in den alten und neuen Sprachen erworben und für die nöthigen Geldmittel gesorgt hatte, bezog er im Herbst 1832 die Universität Bonn. Hier trat er bald mit dem Geh. Rath Goldfuß und Oberbergrath Nöggerath als deren Assistent in ein näheres Verhältniß Im Mai 1835 promovirte er zu Heidelberg; zu der gedruckten Doctordissertation schrieb Nöggerath das Vorwort.

    In die Heimath zurückgekehrt fand er sofort Verwendung und Gelegenheit die gewonnenen Kenntnisse zu verwerthen. Die landwirthschaftliche Schule zu Idstein, deren wir oben gedachten, wurde in dem Frühjahre 1835 nach dem|Hofe Geisberg bei Wiesbaden verlegt und bei dieser Gelegenheit in eine Winterschule verwandelt; im Sommer, so wollte man, sollten die Schüler sich praktisch mit der Landwirthschaft bei tüchtigen Landwirthen beschäftigen. An diese Schule zu Wiesbaden berief die herzogliche Landesregierung den jungen Dr. Th., um zunächst während des Sommers 1835 die Sammlungen derselben zu ordnen und aufzustellen; im Herbste begann seine Lehrthätigkeit (1835—1845), für welche ihm das ganze Gebiet der Naturgeschichte, Physik, Chemie und landwirthschaftlichen Technologie übertragen war. Sein Unterricht war für die ganz verschieden, zum Theil sehr wenig vorgebildeten Schüler der Anstalt berechnet und zeichnete sich durch Klarheit und Verständlichkeit sowie das Anregende des Vortrags aus. Mit dieser seiner amtlichen Thätigkeit verband er nicht viel später die Stellung eines Secretärs des einige Jahre vorher gegründeten Vereins für Naturkunde und die eines herzoglichen Inspectors des Museums (der Sammlungen des Vereins). In letzterer Eigenschaft hatte er die Aufgabe während der unterrichtsfreien Sommermonate die Sammlungen des Museums systematisch zu ordnen, aufzustellen und zu inventarisiren. Vgl. seine Geschichte des Vereins für Naturkunde im Herzogthum Nassau. 1842. Im Winter hielt er, was damals in der noch kleinen Stadt etwas Neues war, im Saale des Museums Vorträge über allgemein interessirende Gegenstände aus dem Gebiete der Naturwissenschaften und wirkte so auch hier anregend auf weitere Kreise. Trotz dieser zahlreichen Obliegenheiten, die aber alle einen Mittelpunkt hatten, wußte er noch Zeit für litterarische Thätigkeit zu erübrigen, indem er kleinere und größere Aufsätze für die Jahrbücher des Vereins für Naturkunde im Herzogthum Nassau, deren Redaction ihm übertragen war, für das landwirthschaftliche Wochenblatt und die medicinischen Jahrbücher des Herzogthums verfaßte; dieselben betrafen meist merkwürdige Erscheinungen der Natur in seiner Heimath, wie das unterirdische Eisfeld bei der Dornburg, die meteorologischen Beobachtungsstationen zu Wiesbaden und Neukirch, die Ausgrabung der fossilen Knochen bei Steeten, die warmen Quellen zu Wiesbaden. Außerdem übersetzte er mit Freunden den Index geolog. von Bartlett, 1842, und die Naturgeschichte des Menschen von Martin, 1845. Eine Anerkennung seiner ersprießlichen Leistungen wurde ihm zu theil durch seine Ernennung zum Professor (1838) und den Urlaub, der ihm zu einer größeren Studienreise nach Süddeutschland und der Schweiz ertheilt wurde sowie die ehrenvolle Aufgabe, die jüngeren Geschwister des Herzogs Adolf, den Prinzen Nicolaus und die Prinzessinnen Marie, Helene und Sophie in den Naturwissenschaften zu unterrichten; mit dem Prinzen Nicolaus dauerte der freundschaftliche persönliche Verkehr bis zu seinem Tode fort.

    Im J. 1845 schied Th. aus seiner Stellung an der landwirthschaftlichen Anstalt und erhielt ein Referat an der Regierung, für welche er auch schon vorher Gutachten, landwirthschaftliche Untersuchungen u. s. w. abgefaßt hatte; zugleich wurde er zum Mitglied der Prüfungscommissionen für Candidaten der Medicin und anderer Berufsarten ernannt. Indessen kehrte er nach mehreren Jahren zu der Anstalt, der er zuerst angehört hatte, zurück. Als nämlich im J. 1848 der Geh. Regierungsrath Albrecht die Leitung des landwirthschaftlichen Institutes niedergelegt hatte, wurde Th. im J. 1849 zum Director desselben ernannt und zugleich zum Präsidenten des landwirthschaftlichen Vereins erwählt. Das letztere Amt vertauschte er im J. 1852 mit dem eines Secretärs des Vereins (1852—1855), die Leitung des landwirthschaftlichen Instituts führte er bis 1868 fort, wo er wegen geschwächter Gesundheit in den Ruhestand trat. Die 19 Jahre, während deren er das Institut leitete, bezeichnen die Zeit der Blüthe desselben: Thomae's freudiges und reges Schaffen in und für dasselbe sowie die vortreffliche Besetzung der übrigen Lehrfächer führten eine steigende Anzahl von|Zuhörern aus der Nähe und Ferne herbei; welch' mächtige Förderung und Anregung die Landwirthschaft namentlich in Nassau durch eine solche Schule erhielt, ist leicht zu ermessen. Auch kleinere Aufsätze Thomae's in landwirthschaftlichen Zeitschriften blieben nicht aus, wie über die Cultur und Zubereitung des Flachses, 1855, Berichte über die nassauische Kunst- und Gewerbeausstellung, Abtheilung für landwirthschaftliche Geräthe und Maschinen sowie für Rohproducte, abgedruckt in dem Berichte über diese Ausstellung von Medicus, 1865, u. a. Von äußeren Ehren, die ihm zu theil wurden, erwähnen wir, daß er von etwa 20 wissenschaftlichen Vereinen zum Ehren- oder correspondirenden Mitglied ernannt, daß eine neu entdeckte Pflanze und ein ebensolches Mineral nach ihm benannt und ihm ein russischer und preußischer Orden verliehen wurde.

    Nachdem er in den Ruhestand getreten war, lebte er meist seiner Familie und seinem Garten. Schon vorher hatte er begonnen sich namentlich mit pomologischen Studien zu befassen; diese wurden seit 1871 das hauptsächlichste Feld seiner wissenschaftlichen Thätigkeit; hier reihte er sich würdig an die älteren nassauischen Pomologen Christ und Diel an, kam jedoch nicht dazu die Resultate seiner Forschungen in einem selbständigen Werke niederzulegen, da er sie nicht als abgeschlossen ansah, sondern begnügte sich einzelnes in Zeitschriften und namentlich in Vorträgen des Gartenbauvereins zu Wiesbaden mitzutheilen. „Niemand kannte so genau die Obstsorten Nassau's und ihren Standort, als er, sagt ein Nachruf des Garteninspectors Dr. Cavet, und bei allen Gelegenheiten wurden seine Kenntnisse in weitgehender Weise in Anspruch genommen, und stets hatte er für die Bitten seiner Freunde ein offenes Ohr“. So war auch in der Zeit seiner Muße seine Wirksamkeit eine gesegnete, bis ihn der Tod von einer schmerzlichen Krankheit befreite.

    • Literatur

      Nekrolog des Directors Dr. Medicus in der Zeitschrift des Vereins nassauischer Land- und Forstwirthe, 1885, und im Rhein. Kurier vom 14. Juni 1885. — Dr. K. Thomae, eine biographische Skizze für seine Familie und Freunde. Als Manuscript gedruckt, 1873. — Persönliche Erinnerungen des Verfassers.

  • Autor/in

    F. Otto.
  • Zitierweise

    Tschackert, Paul, "Thomae, Karl" in: Allgemeine Deutsche Biographie 38 (1894), S. 62-64 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd101856857.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA