Lebensdaten
1542 – 1577
Geburtsort
Senftenberg (Niederlausitz)
Sterbeort
Hechingen
Beruf/Funktion
Komponist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 101383460 | OGND | VIAF: 71590000
Namensvarianten
  • Mayland, Jakob
  • Meyland, Jakob
  • Meiland, Jakob
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Zitierweise

Meiland, Jacob, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd101383460.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Nürnberg 1565 Clara Marschalk;
    2 T.

  • Biographie

    Seine musikalische Ausbildung erhielt M. in der Kantorei zu Dresden, bis 1554 vermutlich unter Johann Walter und danach unter Mattheus Le Maistre. 1558 immatrikulierte er sich an der Univ. Leipzig. Später unternahm er eine Bildungsreise nach Flandern. Um 1564 hielt sich M. in Nürnberg auf, von wo er im selben Jahr als Kapellmeister an den|markgräflich brandenburg. Hof zu Ansbach berufen wurde. Hier baute er in kurzer Zeit eine Kantorei nach Dresdener Vorbild auf. Reisen zur Anwerbung von Singknaben, zur Beratung beim Aufbau anderer Hofkapellen und zur Pflege freundschaftlicher Kontakte zu namhaften Persönlichkeiten seiner Zeit führten ihn in den folgenden Jahren nach Meißen (1568), Stuttgart (1569) und München (1570). Vielleicht mit Rücksicht auf seine schwache Gesundheit schied M. 1572 auf eigenen Wunsch aus ansbach. Diensten aus, um in Frankfurt am Main bis 1576 die Drucklegung seiner Werke zu überwachen. Danach weilte er etwa ein Jahr lang am Hof Hzg. Wilhelmsd. J. von Braunschweig-Lüneburg zu Celle. Am 17.7.1577 wurde er zum Hofkapellmeister bei Gf. Eitelfriedrich IV. von Hohenzollern in Hechingen bestallt.

    M. wurde von seinen Zeitgenossen gleich hoch geschätzt wie Orlando di Lasso und Clemens non Papa. Er erfuhr nachhaltige Unterstützung durch seinen Frankfurter Drucker Georg Rab und mehrere angesehene Humanisten, darunter Hieronymus Glauburg, Conrad Weis, Paulus Schede Melissus, Nikodemus Frischlin, Johannes Lauterbach und Eberhard Schelius. Seine Werke, namentlich die in vier Auflagen erschienenen „Cantiones sacrae“ (1564, 1569, 1572, 1573), fanden weite Verbreitung und bis in das 17. Jh. hinein Beachtung und Pflege. Davon zeugen auch die Veröffentlichungen in Lautentabulaturen und Bearbeitungen wie die Parodiemesse „Non auferetur sceptrum“ (1616) von H. Praetorius über M.s gleichnamige Motette. In seinem Motettenschaffen sind der Einfluß von Clemens non Papa und die Nähe zu Orlando di Lasso spürbar. Als ein „Meister zwischen den Zeiten“ (Schmid) suchte M. in seinem Stil eine Verbindung zwischen traditioneller Kompositionsweise und neuem venezian. Geist. Dies gelang ihm am überzeugendsten in seinen Liedbearbeitungen, mit denen er zu den frühesten und bedeutendsten deutschen Vertretern des Villanellen-Stils vor Hans Leo Haßler gerechnet wird. Musikgeschichtlich wichtig sind die drei handschriftlich überlieferten, in der Tradition Johann Walters stehenden deutschen Passionen nach Markus (1567), Johannes (1568) und Matthäus (1570), die als erste Choralpassionen mit frei gestalteten Turbae gelten.

  • Werke

    Weitere W Newe außerlesene Teutsche Liedlin, 1569;
    Selectae cantiones, 1572;
    Sacrae aliquot cantiones, 1575;
    Neuwe außerlesene Teutsche Gesäng, 1575;
    Cantiones aliquot novae, 1576;
    Harmoniae sacrae, 1588;
    Cygneae cantiones, 1590;
    wei- tere lat. u. dt. Kompositionen in handschriftlichen u. gedr. Qu. d. 16. u. 17. Jh.;
    zahlr. Kompositionen verschollen, darunter e. 5stge. Messe „Haec est vita“ (s. L Schmidt, Schmid).

  • Literatur

    ADB 21;
    O. Kade, Die ältere Passionskomposition bis z. J. 1631, 1893;
    C. Valentin, Gesch. d. Musik in Frankfurt am Main v. Anfange d. XIV. bis z. Anfange d. XVIII. Jh., 1906;
    R. Oppel, J. M., 1911;
    G. Schmidt, Die Musik am Hofe d. Mgfen. v. Brandenburg-Ansbach vom ausgehenden MA bis 1806, 1956;
    ders., Zur Quellenlage d. Passionen J. M.s, in: Jb. f. Liturgik u. Hymnol. 3, 1957;
    E. F. Schmid, Musik an d. Schwäb. Zollernhöfen d. Renaissance, 1962;
    M. Ruhnke, Btrr. zu e. Gesch. d. Hofmusikkollegien im 16. Jh., 1963;
    H. Mall, J. M., in: Württ. Bll. f. Kirchenmusik 31, 1964;
    U. Siegele, Die Musikslg. d. Stadt Heilbronn, 1967;
    K. W. Niemöller, Unterss. zu Musikpflege u. Musikunterricht an d. dt. Lateinschulen v. ausgehenden MA bis um 1600, 1969;
    E.-L. Berz, Die Notendrucker u. ihre Verleger in Frankfurt am Main v. d. Anfängen bis etwa 1630, 1970;
    E. Roller, Musikpflege u. Musikerziehung in d. Reichsstadt Heilbronn v. Beginn d. Ref. bis z. Dreißigj. Krieg, 1970;
    R. Caspari, Liedtradition im Stilwandel um 1600, 1971;
    B. R. Butler, Liturgical Music in Sixteenth-century Nürnberg, Diss. Univ. of Illinois 1971;
    Hdb. d. dt. ev. Kirchenmusik, I/3-4, 1974;
    Riemann;
    MGG VIII (W, L, P);
    The New Grove XII (W, L).

  • Autor/in

    Friedhelm Brusniak
  • Zitierweise

    Brusniak, Friedhelm, "Meiland, Jacob" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 653-654 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd101383460.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Meiland: Jacob M., ein begabter und sehr beliebter Componist des 16. Jahrhunderts, den die Zeitgenossen mit Vorliebe Orlandus Lassus an die Seite stellten. Er war um 1542 zu Senftenberg in der Oberlausitz geboren, kam als Knabe in die kurfürstliche Cantorei in Dresden und erhielt dort eine wissenschaftliche und musikalische Erziehung. Machte dann eine Reise durch Flandern, wie er in seinem ersten Druckwerke von 1564 selbst in der Dedication an den Markgrafen Georg Friedrich zu Brandenburg (Linie Anspach) erzählt,|bei dem er in Diensten stand, besuchte die dortigen Künstler, hörte sie und lernte von ihnen. Fétis macht daraus in seiner Biographie universelle eine Reise nach Italien, ob mit Recht muß dahingestellt bleiben, da er keine Quelle angibt. Am 22. September 1574 löste der Markgraf von Anspach seine Kapelle auf und M. lebte abwechselnd in Celle und Frankfurt a. M., hart von Krankheit geplagt (Kade, Le Maistre, p. 109). Trotzdem muß er gerade in den nun folgenden wenigen Jahren, die ihm noch gegönnt waren, sehr fleißig gewesen sein, denn 1575 erscheinen zwei Sammlungen deutsche und lateinische Gesänge und 1576 die „Cantiones aliquot novae 5 voc.“ Schon im folgenden Jahre, 1577, beschließt er sein Leben, erst 35 Jahre alt, in Celle, wie uns der Herausgeber der nachgelassenen Gesänge Meiland's, die im J. 1590 erschienen, in der Vorrede mittheilt. Die Muthmaßung v. Winterfeld's, daß er sich in Diensten des Landgrafen von Hessen befunden habe, läßt sich bis heute in keiner Weise bestätigen. Gewiß hat er sich an den Bestrebungen desselben, den evangelischen Kirchengesang zu heben, lebhaft betheiligt und mitgearbeitet an dem großen Werke, doch daß er sich an seinem Hofe selbst befand, ist nirgends zu ersehen, wird auch von Schelms, dem Herausgeber der nachgelassenen Werke, mit keinem Worte erwähnt. Seine Compositionen erfahren heute nicht das unbedingte Lob, was ihm einst Paul Melissus nachsang: „wäre Orlandus Lassus hingeschieden zu den Chören der Engel, so würde man glauben müssen, dieser habe den Meiland, den ihm so gleichenden, als Erben seiner Kunst hinterlassen.“ Am wenigsten verdienen es seine deutschen geistlichen und weltlichen Lieder, die weder in der Erfindung, noch im Wohlklange und in der contrapunktischen Arbeit unser Interesse erwecken. Seine Harmonieen sind oft hart und schroff und die wenig verdeckten falschen Fortschreitungen der Stimmen sind nicht geeignet, den Zuhörer für die Gesänge zu erwärmen. Bedeutender sind seine lateinischen Motetten, deren er eine große Anzahl geschrieben hat und die sind es auch, welche von den Zeitgenossen mit so großem Interesse aufgenommen wurden. Leider hat man sie heute noch gänzlich vernachlässigt, und man ist um so weniger geneigt sie durch einen Neudruck bekannt zu machen, da Kade und v. Winterfeld aus wenigen deutschen ihnen bekannt gewordenen Liedern den Stab über ihn gebrochen haben. Die wenigen anerkennenden Worte, die Ambros (III, 561) seinen Motetten widmet, sind, wie es scheint, bisher unbeachtet verhallt, und so wartet M. noch der Wiedererweckung.

  • Autor/in

    Rob. Eitner.
  • Zitierweise

    Eitner, Robert, "Meiland, Jacob" in: Allgemeine Deutsche Biographie 21 (1885), S. 216-217 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd101383460.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA