Dates of Life
1520 – 1581
Place of birth
Ulm
Place of death
Ulm
Occupation
Ärztin
Religious Denomination
andere
Authority Data
GND: 101236657X | OGND | VIAF: 171847150
Alternate Names
  • Streicher, Agatha
  • Streicher, Agathe
  • Streicher, Magdalena

Objekt/Werk(nachweise)

Relations

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Citation

Streicher, Agatha, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd101236657X.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogy

    Aus reichsstädt. Oberschichtenfam. in U.;
    V Augustin († 1522);
    M Helena († um 1549), T d. Ulrich Rockenburger, Kanzleisubstitut in U., u. d. Elisabeth Gienger;
    B Hans Augustin († 1573, 1560 Euphrosina Furtenbacher, aus Geislingen), Dr. med., 1561 Stadtarzt in U., stand in Kontakt mit Caspar Schwenckfeld, Schw Katharina († 1563); – ledig; Cousine Juliana Rockenburger; wohl N Helene.

  • Biographical Presentation

    Über Kindheit, Jugend und Vorbildung von S. ist nichts bekannt. Vermutlich arbeitete sie in der ärztlichen Praxis ihres Bruders mit und erwarb dort med. Kenntnisse. Frauen durften damals weder studieren noch als Stadtarzt arbeiten. Nach einer Beschwerde von Doktoren und Apothekern beim Ulmer Rat, die sich gegen das Medizinieren von Hans Augustin und dessen Schwestern richtete, wurde diesen die weitere heilberufliche Tätigkeit und der Handel mit selbst produzierten Arzneien nur nach Ablegung des seit 1533 verbindlichen Ulmer Ärzteeids erlaubt. Hans Augustin verweigerte den Eid und durfte daher in Ulm nicht mehr praktizieren. S. leistete den Eid am 15. 3. 1561 und wurde als nichtakademische Ärztin in Ulm bestallt und durfte in freier Praxis medizinieren.

    Ulm war offiziell protestantisch, die Stadt tolerierte aber sektiererische Einflüsse, die v. a. von Sebastian Franck (1499–1542/43) und Caspar Schwenckfeld (1489–1561) ausgingen, der seit 1535 in der Stadt lebte. Das Haus der S. war ein Zentrum seiner dortigen evangelikalen Gemeinde. 1539 mußte Schwenckfeld Ulm verlassen und fand Zuflucht bei Georg Ludwig v. Freyberg d. Ä. zu Justingen und Öpfingen. 1561 erkrankte Schwenckfeld schwer und kam nach Aufforderung von S. heimlich nach Ulm, wo er trotz Behandlung verstarb.

    S.s florierende ärztliche Praxis wurde durch ein von ihr hergestelltes Mittel gegen Blasensteine auch überregional bekannt. Sie behandelte vielfach Patienten aus Adel und Klerus, wie den Bruder des Erzbischofs von Mainz (1574), die Bischöfe von Speyer (1571, 1580) und Straßburg, Graf Günther v. Schwarzburg sowie die Prinzessin v. Hohenzollern und die Frau des Markgrafen Karl von Baden (1572). Im Sept. 1576 wurde S. an das Krankenbett von Ks. Maximilian II. gerufen, der an schwerer Gicht litt. Sie verordnete Abstinenz vom Wein, verabreichte einen Kräutertrank und vier verschiedene Arzneien täglich. Dennoch starb der Kaiser am 12. 10. 1576.

    Obwohl S. auch als Geschäftsfrau erfolgreich war und zum Ansehen der Stadt Ulm beitrug, verschärfte sich seit 1575 der Druck auf die Anhänger Schwenckfelds, von denen viele die Stadt verließen und in Justingen aufgenommen wurden. S. selbst blieb weitgehend unbehelligt. Im Jan. 1581 schrieb sie ihr Testament, das Arme und Bedürftige sowie mittellose Anhänger der Schwenckfeld-Sekte bedachte. Drei Monate später starb S. unter ungeklärten Umständen. Auf Anordnung des Ulmer Rats wurde S. unehrenhaft, ohne kirchlichen und städtischen Segen bestattet.

  • Literature

    L. Sporhan-Krempel, in: Ulm u. Oberschwaben 35, 1958, S. 174–80;
    dies., in: Lb. Schwaben VII, 1960, S. 52–61;
    dies., in: Baden-Württ. Portr., hg. v. E. Noelle-Neumann, 1999, S. 16–22;
    K. Börchers, Ulmer Frauen haben e. Gesch., 1992, S. 42–45 (L);
    I. Schulz, Verwehte Spuren, Frauen in. d. Stadtgesch., 1998;
    C. Gritschke, Margaretha Burgecker, die Schwestern S. u. Agnes v. Remchingen, Süddt. Lebenswege zw. Ref. u. Konfessionalisierung, in: Bll. f. württ. KGesch. 108/109, 2008/09, S. 325–37;
    A. Weyermann, Neue hist.-biogr.-artist. Nachrr. v. Gelehrten u. Künstlern (. . .) aus der vormaligen Reichsstadt Ulm, 1829;
    BBKL 29.

  • Author

    Eberhard J. Wormer
  • Citation

    Wormer, Eberhard J., "Streicher, Agatha" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 533 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd101236657X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA