Lebensdaten
1870 – 1935
Geburtsort
Dresden
Sterbeort
Ramatayim, Hod HaSharon (Palästina)
Beruf/Funktion
Zionist ; Publizist ; Verleger ; Schriftsteller ; Herausgeber
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 139896686 | OGND | VIAF: 92610402
Namensvarianten
  • B. Ebenstein
  • Bendavid
  • Ben David
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Zitierweise

Trietsch, Davis, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139896686.html [25.04.2024].

CC0

  • Davis Trietsch zählte zu den Gründern des Jüdischen Verlags, des Welt-Verlags und des Orient-Verlags. Er war Mitherausgeber von „Ost und West. Illustrierte Monatsschrift für Modernes Judentum“ und „Palästina. Zeitschrift für den Aufbau Palästinas“ sowie Herausgeber von „Volk und Land. Jüdische Wochenschrift für Politik, Wirtschaft und Palästina-Arbeit“. 1906 war er federführend an der Gründung eines Informationsbüros für Palästina beteiligt, das die Einwanderung von Jüdinnen und Juden erstmals systematisch begleiten sollte. Die 1933 gegründete jüdische Siedlung Ramot HaShavim ging auf Trietschs Pläne zurück. Auch führte er die Gartenstadtidee als städtebauliches Reformkonzept für den jüdischen Aufbau Palästinas in die zionistische Debatte ein. Trietsch, der besonders Innovationen aus den USA im Blick hatte, war ein früher Verfechter von Industriegründungen.

    Lebensdaten

    Geboren am 4. Januar 1870 in Dresden
    Gestorben am 31. Januar 1935 in Ramatayim, Hod HaSharon (Palästina)
    Grabstätte Friedhof in Magdiel, Hod HaSharon (Israel)
    Konfession jüdisch
    Davis Trietsch (InC)
    Davis Trietsch (InC)
  • Lebenslauf

    4. Januar 1870 - Dresden

    1880 - 1886 - Berlin

    Schulbesuch

    Friedrichs-Realgymnasium

    handwerkliche Ausbildung

    1893 - New York City

    Übersiedlung

    1897 - Basel

    US-Delegierter beim 1. Zionistenkongress

    1899 - Berlin

    Übersiedlung

    1901 - 1923 - Berlin

    Mitgründer

    Ost und West. Illustrierte Monatsschrift für Modernes Judentum

    1902 - 1938 - Berlin

    Mitgründer und erster Geschäftsführer

    Jüdischer Verlag

    1902 - 1938 - Berlin

    Mitgründer

    Palästina. Zeitschrift für den Aufbau Palästinas

    1906 - Jaffa (Palästina)

    Mitgründer

    Informationsbüro für Palästina

    1910 - 1932 - Berlin

    Gründer

    Orient-Verlag

    1918 - 1933 - Berlin

    Mitgründer

    Welt-Verlag

    1919 - Berlin

    Herausgeber

    Volk und Land. Jüdische Wochenschrift für Politik, Wirtschaft und Palästina-Arbeit

    1932 - Palästina

    Übersiedlung

    1933 - Ramot HaShavim (Palästina, heute Israel)

    Mitgründer

    Siedlung Ramot HaShavim

    31. Januar 1935 - Ramatayim, Hod HaSharon (Palästina)
  • Genealogie

    Vater Ludwig Trietsch 1835–1886 Kultusbeamter (Schächter und Vorsänger) der Jüdischen Gemeinde in Dresden; in 1. Ehe 1865 verh. mit Friedrike Nickelsburg
    Großvater väterlicherseits Nathan David Trietsch 1799–1883 Aufwärter in der Krankenverpflegungsgesellschaft zu Dresden
    Großmutter väterlicherseits Johanna Trietsch, geb. Loebel Veith 1807–1892 Hebamme in Dresden
    Mutter Rosalie Trietsch, geb. Nickelsburg 1843–1879
    Großvater mütterlicherseits Bernhard Nickelsburg 1814–1879 Kurzwarenhändler und Synagogendiener in Worms
    Großmutter mütterlicherseits Johanna Nickelsburg, geb. Levi 1814–1897
    Bruder Carl Trietsch Buchhalter
    Halbbruder und Cousin Alfred Trietsch 1865–1887 Kommis
    Heirat 17.11.1906
    Ehefrau Emma (Esther) Thomaschewsky 1876–1933 aus Braunsberg (Braniewo, Ostpreußen); Buchhalterin, Zionistin
    Schwiegervater N. N. Thomaschewsky aus Braunsberg (Braniewo, Ostpreußen)?
    Sohn Alfred-Benjamin Trietsch 1908–1917
    Sohn Emanuel Trietsch 1913–2001 Wasseringenieur
    Tochter Rachel Trietsch 1910–1980
    Tochter Hannah Trietsch 1911–2001
    Tochter Judith Trietsch geb. 1914 verheiratet mit Shaul Stern, Übersetzer beim Eichmann-Prozess
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Trietsch, Davis (1870 – 1935)

    • Vater

      Ludwig Trietsch

      1835–1886

      Kultusbeamter (Schächter und Vorsänger) der Jüdischen Gemeinde in Dresden; in 1. Ehe 1865 verh. mit Friedrike Nickelsburg

      • Großvater väterlicherseits

        Nathan David Trietsch

        1799–1883

        Aufwärter in der Krankenverpflegungsgesellschaft zu Dresden

      • Großmutter väterlicherseits

        Johanna Trietsch

        1807–1892

        Hebamme in Dresden

    • Mutter

      Rosalie Trietsch

      1843–1879

      • Großvater mütterlicherseits

        Bernhard Nickelsburg

        1814–1879

        Kurzwarenhändler und Synagogendiener in Worms

      • Großmutter mütterlicherseits

        Johanna Nickelsburg

        1814–1897

    • Bruder

      Carl Trietsch

      Buchhalter

    • Heirat

      • Ehefrau

        Emma (Esther) Thomaschewsky

        1876–1933

        aus Braunsberg (Braniewo, Ostpreußen); Buchhalterin, Zionistin

  • Biografie

    Trietsch wuchs in Dresden auf. Nach dem Tod der Mutter kam er 1879 mit seinen beiden älteren Brüdern in eine jüdische Erziehungsanstalt für bedürftige Kinder nach Berlin, ging in die Knabenschule der Jüdischen Gemeinde und erhielt eine traditionell-religiöse Erziehung. Den Besuch des Friedrichs-Realgymnasiums 1880 bis 1886 beendete er mit der Obersekunda-Reife. Anders als die meisten deutschen Zionisten absolvierte Trietsch kein Universitätsstudium, sondern bildete sich autodidaktisch weiter.

    Nach einer handwerklichen Ausbildung, vermutlich im Bereich der Grafik, emigrierte Trietsch 1893 nach New York City, wo er mit dem Schicksal osteuropäischer Jüdinnen und Juden konfrontiert wurde. Sie waren aus wirtschaftlicher Not und infolge antisemitischer Pogrome v. a. aus dem Russischen Reich geflohen. Um 1896 schloss er sich der zionistischen Bewegung um Theodor Herzl (1860–1904) an, nahm 1897 als US-Delegierter am 1. Zionistenkongress in Basel teil und beteiligte sich am Aufbau der Federation of American Zionists. Seit 1899 wieder in Berlin lebend, gab Trietsch mit Leo Winz (1876–1952) die renommierte Kunstzeitschrift „Ost und West“ heraus, für die namhafte jüdische Autorinnen und Autoren wie Else Lasker-Schüler (1869–1945) und Martin Buber (1878–1965) schrieben. Mit Gleichgesinnten, wie dem späteren ersten israelischen Staatspräsidenten Chaim Weizmann (1874–1952), gründete er 1902 den Jüdischen Verlag, dessen erster Geschäftsführer er wurde.

    Neben seinem Engagement im Bereich der zionistischen Kulturarbeit trat Trietsch v. a. als leidenschaftlicher Verfechter einer praktischen Siedlungsarbeit hervor. Um möglichst vielen jüdischen Geflüchteten eine Niederlassung in Palästina zu ermöglichen, entwickelte er das Territorialkonzept eines „Größeren Palästina“ (Greater Palestine), das auf eine großangelegte Zuwanderung zielte, die auch Palästinas Nachbarländer, besonders die unter britischer Verwaltung stehende Insel Zypern, umfassen sollte. Mit seiner Forderung nach einer jüdischen „Millionensiedlung“ in Palästina geriet er immer wieder in Konflikt mit der Zionistischen Exekutive. Auf dem 6. Zionistenkongress 1903 war Trietsch der erste Delegierte, der das ein Jahr später verworfene „Uganda-Projekt“ (Errichtung jüdischer Siedlungen in Britisch-Ostafrika, heute Kenia) öffentlich zurückwies. Eine weitere wichtige Initiative Trietschs, die nach anfänglicher Ablehnung von der Leitung der Zionistischen Organisation gefördert wurde, war das von ihm 1906 in Jaffa mitgegründete Informationsbüro für Palästina, das die jüdische Einwanderung erstmals systematisch zu koordinieren suchte. Wegweisend wurde auch sein frühes Eintreten für Reformprojekte wie Genossenschaftssiedlungen und Gartenstädte, an das spätere Unternehmen in Palästina anknüpften.

    Während des Ersten Weltkriegs verfasste Trietsch Kriegsschriften, die v. a. gegen Großbritannien polemisierten. Im deutschsprachigen Raum erlangten insbesondere seine landeskundlichen Studien über jüdische Kreise hinaus größere Popularität. Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählten sein „Palästina-Handbuch“ (1907) und sein „Levante-Handbuch“ (1909), die in fünf bzw. drei Auflagen erschienen. In der Zwischenkriegszeit engagierte sich Trietsch v. a. für den Transfer US-amerikanischer Techniken nach Palästina. 1926 bis 1927 lebte er deshalb in New York City, wo er ein zweites Informationsbüro für Palästina ins Leben rief. Besonders große Hoffnungen setzte er in die moderne Geflügelwirtschaft, die ihre wichtigsten Impulse damals aus den USA erhielt. 1932 emigrierte er nach Palästina, wo er bis zu seinem Tod dauerhaft lebte. Hier war er an der Etablierung jüdischer Siedlungen beteiligt, u. a. an der 1933 nördlich von Tel Aviv gegründeten Mittelstandssiedlung Ramot HaShavim, in der vorwiegend ältere, aus Deutschland geflohene Jüdinnen und Juden von der Geflügelzucht lebten. Dieser Wirtschaftszweig, den Trietsch über Jahre beworben hatte, avancierte nach seinem Tod zu einer der wichtigsten landwirtschaftlichen Industrien Israels.

  • Auszeichnungen

  • Quellen

    Nachlass:

    Privatarchiv von Ada Barlewski sel. A. und Daniela Chen sel. A., Nahariya (Israel).

    Central Zionist Archives, Jerusalem, CZA A104.

    Archiv des Jüdischen Museums Berlin, JMB 2011/267. (Nachlass Emma Trietsch)

    Weitere Archivmaterialien:

    Stadtarchiv Dresden, Ratsarchiv, StA-RArch Dresden, 2.1.-C.XLII.240a. (Geburts- und Sterberegister der Familie Trietsch)

  • Werke

    Palästina-Handbuch, 1907, 51922, hebr. 1906, engl. 1907, litau. 1911.

    Levante-Handbuch, 1909, 31914.

    Cypern. Eine Darstellung seiner Landesverhältnisse, besonders in politischer und wirtschaftlicher Beziehung, 1911.

    Bilder aus Palästina, 1911, 41920.

    Deutschland und der Islam. Eine weltpolitische Studie, 1912.

    Kriegsziele gegen England, 1915.

    Juden und Deutsche. Eine Sprach- und Interessengemeinschaft, 1915.

    Deutschland. Tatsachen und Ziffern. Eine statistische Herzstärkung, 1916.

    Jüdische Emigration und Kolonisation, 1917, 21922.

    Der große Plan zum Aufbau Palästinas, 1919.

    Palästina und die Juden. Tatsachen und Ziffern, 1919.

    Die Rolle der Industrie beim Aufbau Palästinas, 1922.

    Gartenstadt und Industriedorf. Die beste Form jüdischer Ansiedlung im Orient, 1923.

    Neue Grundlagen für den Aufbau des jüdischen Palästina, 1923.

    Atlas der jüdischen Welt, 1925.

    Palästina-Wirtschaftsatlas, 1926.

    Der Wiedereintritt der Juden in die Weltgeschichte, 1926.

    Die Fassungskraft Palästinas, 1926.

    Die Rettung der Juden im Aufbau Palästinas, 1934.

  • Literatur

    Georg Herlitz, Art. „Trietsch, Davis“, in: Georg Herlitz/Bruno Kirschner (Hg.), Jüdisches Lexikon. Ein enzyklopädisches Handbuch des jüdischen Wissens in vier Bänden, Bd. 4/2, 1930, Sp. 1053 f.

    N. N., Art. „Trietsch, Davis“, in: Salomon Winiger, Große Jüdische National-Biographie, Bd. 6, 1932, S. 139.

    Oskar K. Rabinowicz, Art. „Trietsch, Davis", in: Encyclopaedia Judaica, Bd. 15, 1971, Sp. 1394 f.

    N. N., Art. „Trietsch, Davis", in: John F. Oppenheimer (Red.), Lexikon des Judentums, 21971, Sp. 814.

    Joseph Walk, Art. „Trietsch, Davis“, in: ders. (Hg.), Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945, 1988, S. 368.

    Lisa Sophie Gebhard, Davis Trietsch – Der vergessene Visionär. Zionistische Zukunftsentwürfe zwischen Deutschland, Palästina und den USA, 2022. (P)

  • Porträts

    Fotografie, ca. 1910, Abbildung in: Leon Reich (Hg.), Almanach Żydowski [Jüdischer Almanach], 1910.

  • Autor/in

    Lisa Sophie Gebhard (Berlin)

  • Zitierweise

    Gebhard, Lisa Sophie, „Trietsch, Davis“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/139896686.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA