Long, Luz
Long, Luz (eigentlich Carl Ludwig Hermann Long)
1913 – 1943
Leichtathlet
- Lebensdaten
- 1913 – 1943
- Geburtsort
- Leipzig
- Sterbeort
- Biscari (Sizilien, Italien)
- Beruf/Funktion
- Leichtathlet ; Jurist
- Konfession
- evangelisch-lutherisch
- Normdaten
- GND: 125631243 | OGND | VIAF: 69896155
- Namensvarianten
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- Long, Carl Ludwig Hermann
- Long, Luz
- Long, Carl Ludwig Hermann
- Long, Carl Ludwig
- Long, Karl Ludwig Hermann
- Long, Karl Ludwig
- mehr
Biografische Lexika/Biogramme
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Personen in der NDB Genealogie
- Adolf von Harnack (1851–1930)
- Amalie von Harnack , geb. Thiersch
- Carl Ludwig Rudolf Thiersch
- Friedrich (Fritz ) Georg Hesse
- Friedrich Ludwig (Louis ) Hesse
- Hans Delbrück (1848–1929)
- Henriette Freiin von Liebig, geb. Moldenhauer (1807–1881)
- Johanna Thiersch (1836–1926)
- Justus Freiherr von Liebig (1803–1873)
- Kai (-Heinrich) Long
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Luz Long war einer der erfolgreichsten Weitspringer der Zwischenkriegszeit. Zwischen 1933 und 1939 gewann er sechs deutsche Meistertitel, wobei er mehrfach deutsche Rekordweiten sprang. 1937 wurde er mit einem Sprung über 7,90 m europäischer Rekordhalter. Politisches Aufsehen erregte Long während der Olympischen Spiele 1936, bei denen er Silbermedaillengewinner hinter Jesse Owens (1913–1980) wurde und mit dem in NS-Deutschland wegen seiner Hautfarbe verunglimpften US-Amerikaner nach dem Wettkampf freundschaftlich umarmt für Fotografien posierte.
Lebensdaten
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Lebenslauf
27. April 1913 - Leipzig -
Genealogie
Vater Carl Hermann Long 12.2.1875–27.12.1945 Apotheker; Inhaber der Schwanen-Apotheke in Leipzig Großvater väterlicherseis Carl Louis Hugo Long 15.4.1837–9.8.1907 aus Friedland (Niederschlesien, heute Mieroszów, Polen); Apotheker in Leipzig Großmutter väterlicherseits Elisabeth Johanna Long, geb. Pleissner 10.9.1847–25.9.1928 Urgroßvater väterlicherseits Karl August Roßian Long geb. 1808 aus Sagan (Niederschlesien, heute Żagań, Polen); königlicher Kreiswundarzt Mutter Johanna Long, geb. Hesse 28.3.1885–11.3.1976 Großvater mütterlicherseits Friedrich Ludwig (Louis) Hesse 8.12.1849–22.10.1906 Zahnarzt; außerordentlicher Professor und erster Lehrstuhlinhaber des Zahnärztlichen Instituts an der Universität Leipzig; 1891–1900 Vorsitzender des Central-Vereins deutscher Zahnärzte Großmutter mütterlicherseits Louise Marie Agnes Hesse, geb. Thiersch 28.4.1863–8.4.1954 Urgroßvater mütterlicherseits Carl Ludwig Rudolf Thiersch 20.4.1822–28.4.1895 Dr. med., Professor für Chirurgie, zuletzt in Leipzig, Begründer der Transplantationslehre; seit 1858 verh. Johanna Thiersch (1836–1926), geb. Liebig, Tochter des Justus Freiherr von Liebig (1803–1873), Chemiker, Professor für Chemie an der Universität Gießen, und der Henriette Freiin von Liebig, geb. Moldenhauer (1807–1881) Onkel mütterlicherseits Friedrich (Fritz) Georg Hesse 19.7.1897–26.12.1980 Dr. med.; Chirurg; Professor für Chirurgie in Saarbrücken; ebenda Leiter der chirurgischen Klinik des städtischen Krankenhauses in Saarbrücken; 1953 Mitgründer der Deutschen Gesellschaft für Anaesthesie; gest. in Mainz Schwester Elfriede Lewicki geb. Long 1910–1986 Schwester Charlotte Long 1911–2010 Bruder Sebastian Kurt Ernst Friedrich Long 1914–1966 Bruder Heinrich Long 1920–1940 als Soldat gefallen Heirat (Verlobung 22.3.1940) 4.1.1941 (standeamtlich); 14.1.1941 (kirchlich) in Hamburg Ehefrau Gisela Wittkopp, verw. Long, geb. Behrens Sohn Kai (-Heinrich) Long 1941–2021 Verfasser einer Biografie seines Vaters Sohn Wolfgang Matthias Long 1943–1944 Großtante mütterlicherseits Amalie von Harnack, geb. Thiersch 1858–1937 verh. mit Adolf von Harnack (1851–1930), evangelischer Theologe; Professor für Kirchengeschichte, zuletzt in Berlin; Generaldirektor der Preußischen Staatsbibliothek; Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft Großtante mütterlicherseits Carolina Delbrück, geb. Thiersch 1864–1943 verh. mit Hans Delbrück (1848–1929), Historiker; seit 1895 ordentlicher Professor an der Universität Berlin; 1882–1885 Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses; 1884–1890 Mitglied des Deutschen Reichstags Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.Long, Luz (1913 – 1943)
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Vater
Carl Long
12.2.1875–27.12.1945
Apotheker; Inhaber der Schwanen-Apotheke in Leipzig
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Großmutter väterlicherseits
Elisabeth Johanna Long
10.9.1847–25.9.1928
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Mutter
Johanna Long
28.3.1885–11.3.1976
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Großvater mütterlicherseits
Friedrich Ludwig (Louis) Hesse
8.12.1849–22.10.1906
Zahnarzt; außerordentlicher Professor und erster Lehrstuhlinhaber des Zahnärztlichen Instituts an der Universität Leipzig; 1891–1900 Vorsitzender des Central-Vereins deutscher Zahnärzte
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Großmutter mütterlicherseits
Agnes Hesse
28.4.1863–8.4.1954
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Schwester
Elfriede Lewicki
1910–1986
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Schwester
Charlotte Long
1911–2010
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Bruder
Sebastian Long
1914–1966
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Bruder
Heinrich Long
1920–1940
als Soldat gefallen
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Heirat (Verlobung 22.3.1940)
in
Hamburg
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Ehefrau
Gisela Wittkopp
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Biografie
Long wuchs in gutbürgerlichen Verhältnissen in Leipzig auf, wo er von 1919 bis 1923 die Bauersche Privatschule, danach das Nikolai-Gymnasium und von 1932 bis zum Abitur 1934 das Friedrich-List-Realgymnasium besuchte. Sein im Herbst 1934 begonnenes Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Leipzig schloss er 1938 mit der Ersten juristischen Staatsprüfung ab. 1939 folgte, nach Referendariatszeit am Amtsgericht in Zwenkau bei Leipzig, die zweite Staatsprüfung und die Promotion zum Dr. iur. aufgrund der Dissertation „Die Leitung und Aufsicht des Sports durch den Staat“ an der Universität Leipzig, in der er die Sportorganisation im NS-Staat als überlegen gegenüber jener im „liberalistischen Staat“ auszuweisen und das Führerprinzip stark zu machen suchte. Seit 1940 als Assessor am Amtsgericht in Hamburg tätig, wurde Long im April 1941 zur Wehrmacht eingezogen. Zunächst in Wismar und Berlin – hier als Sportlehrer – stationiert, kam er im April 1943 an die Front nach Süditalien, wo er auf der Flucht deutscher Truppen mit einer Verletzung zurückgelassen wurde, an der er vermutlich starb. Long war seit 1937 Mitglied des NS-Studentenbunds; 1938 war er der Sturmabteilung (SA), im April 1940 der NSDAP beigetreten.
Longs sportliche Laufbahn begann während der Schulzeit. Nach kurzer Mitgliedschaft beim VfB Leipzig seit 1924 erlebte Long seine Karriere als Leichtathlet im Leipziger Sport-Club 1901 e. V., dessen Mitglied er von 1928 bis zu seinem Tod blieb. Nach anfänglicher Begeisterung für den Hochsprung konzentrierte er sich seit 1932 auf den Weitsprung und wurde 1933 mit einer deutschen Rekordweite von 7,65 m erstmalig Deutscher Meister. Weitere Meistertitel folgten 1934, 1936 – mit einer neuerlichen Rekordweite von 7,81 m –, 1937, 1938 und 1939. Weniger erfolgreich waren seine Teilnahmen an Europameisterschaften, bei denen er 1934 in Turin und 1938 in Paris jeweils den dritten Platz belegte. 1937 gewann er die Meisterschaft der Amateur Athletic Association of England und stellte im selben Jahr mit einem Sprung über 7,90 m einen europäischen Rekord auf.
Bleibende Bekanntheit erlangte der 1,84 m große Long durch seine Teilnahme an den Olympischen Spielen in Berlin. Am 4. August 1936 gewann er hier die Silbermedaille hinter dem US-Amerikaner Jesse Owens (1913–1980), dem mit vier Goldmedaillen erfolgreichsten der Athleten dieser Spiele. Für mediales Aufsehen in Deutschland und den USA sowie für politische Kritik auf deutscher Seite sorgte, dass Long dem in NS-Deutschland wegen seiner Hautfarbe verunglimpften Owens als Erster gratulierte und ihn umarmte. Auch nach dem Turnier ließen sich beide Sportler gemeinsam fotografieren. Owens bezeichnete ihr Verhältnis später als freundschaftlich und lobte die Zivilcourage Longs „vor den Augen Hitlers“. 1964 wurde Long für seine Verhalten gegenüber Owens mit der erstmals verliehenen Pierre-de-Coubertin-Medaille für faires Verhalten des Internationalen Olympischen Komitees postum geehrt.
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Auszeichnungen
1964 Pierre-de-Coubertin-Medaille des Internationalen Olympischen Komitees (postum) 1972 Luz-Long-Ufer, Olympiapark, München 2001 Luz-Long-Weg, Leipzig -
Quellen
Nachlass:
Privatbesitz. (sportlicher Nachlass 2022 in den USA versteigert)
Weitere Archivmaterialien:
Sportmuseum des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig. (u. a. Goldmedaille im Weitsprung bei den Deutschen Leichtathletikmeisterschaften 1933) (weiterführende Informationen)
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Werke
Die Leitung und Aufsicht des Sports durch den Staat, 1939. (Diss. iur.)
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Literatur
Volker Kluge, 100 Jahre Jesse Owens und Luz Long. Siegt die Legende gegen die Wahrheit?, in: Stadion. Internationale Zeitschrift für Geschichte des Sports 38/39 (2012/13), S. 75–104.
Andrea Augello, Uccidi gli Italiani, 2009, S. 174–180.
Horst Riedel, Art. „Long, Carl Ludwig (Luz)“, in: ders., Stadtlexikon Leipzig von A bis Z, 2005, S. 367. (P)
Kai-Heinrich Long, Luz Long. Eine Sportlerkarriere im Dritten Reich. Sein Leben in Dokumenten und Bildern, 2015. (Qu, P, Verzeichnis der Rekorde)
Jeremy Schaap, Triumph. The Untold Story of Jesse Owens and Hitler’s Olympics, 2015, S. 235.
Karl-Heinz Keldungs, Luz Long, in: ders., Die deutsche Leichtathletik in 100 Porträts von Hanns Braun bis Malaika Mihambo, 2022, S. 103–105.
Stefan Osterhaus, Und der Führer lächelte väterlich. Vor achtzig Jahren ist Luz Long im Krieg gefallen, heute regen sich Zweifel an seiner Rolle bei den Olympischen Spielen 1936, in: Neue Zürcher Zeitung v. 15.7.2023. (P)
Dokumentarfilme:
Sportclub Story. Luz Long, ein Held in der Nazi-Zeit, NDR, 9.8.2015, Redaktion: Hendrik Deichmann/Matthias Cammann, Autorin: Maren Höfle. (weiterführende Informationen)
Luz Long – Jesse Owens. Eine Geste für die Ewigkeit, NDR 2019, Redaktion: Gerd Gottlob, Autorin: Maren Höfle. (weiterführende Informationen)
Spielfilm:
Zeit für Legenden, 2016, Regie: Stephen Hopkins, mit David Kross als Luz Long. (weiterführende Informationen)
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Onlineressourcen
Oskar Beck, „Umarmen Sie nie wieder einen Neger!“, in: welt.de v. 1.5. 2013. (P)
Kai-Heinrich Long, Buchvorstellung „Luz Long. Eine Sportlerkarriere im Dritten Reich“, Arete-Verlag v. 21.·Mai 2015, in: YouTube. (Videomitschnitt)
Peter Schmitt, Der stille Held. Eine Dokumentation über Luz Long, in: leichtathletik.de v. 7.8.2015.
Andreas Bellinger, Long vs. Owens. Eine Geste für die Ewigkeit, in: sportschau.de v. 22.7.2021. (P)
Mirko Seidel, Leipziger Persönlichkeiten – Carl-Ludwig „Luz“ Long, in: architektur-blicklicht.de. (P)
N. N., Carl Ludwig Luz Long, in: International Olympic Committee.
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Porträts
Fotografien 1934–1941, in: Digitales Bildarchiv des Bundesarchivs.
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Autor/in
→Stefan Jordan (München)
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Zitierweise
Jordan, Stefan, „Long, Luz“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/125631243.html#dbocontent