Lebensdaten
1913 – 1943
Geburtsort
Leipzig
Sterbeort
Biscari (Sizilien, Italien)
Beruf/Funktion
Leichtathlet ; Jurist
Konfession
evangelisch-lutherisch
Normdaten
GND: 125631243 | OGND | VIAF: 69896155
Namensvarianten
  • Long, Carl Ludwig Hermann
  • Long, Luz
  • Long, Carl Ludwig Hermann
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Biografische Lexika/Biogramme

Quellen(nachweise)

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Zitierweise

Long, Luz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd125631243.html [27.04.2024].

CC0

  • Luz Long war einer der erfolgreichsten Weitspringer der Zwischenkriegszeit. Zwischen 1933 und 1939 gewann er sechs deutsche Meistertitel, wobei er mehrfach deutsche Rekordweiten sprang. 1937 wurde er mit einem Sprung über 7,90 m europäischer Rekordhalter. Politisches Aufsehen erregte Long während der Olympischen Spiele 1936, bei denen er Silbermedaillengewinner hinter Jesse Owens (1913–1980) wurde und mit dem in NS-Deutschland wegen seiner Hautfarbe verunglimpften US-Amerikaner nach dem Wettkampf freundschaftlich umarmt für Fotografien posierte.

    Lebensdaten

    Geboren am 27. April 1913 in Leipzig
    Gestorben am 14. Juli 1943 (gefallen) in Biscari (Sizilien, Italien)
    Grabstätte in Gela (Sizilien), seit 1961 Deutsche Kriegsgräberstätte Motta Sant’Anastasia (Sizilien)
    Konfession evangelisch-lutherisch
    Luz Long, BArch / Bildarchiv (InC)
    Luz Long, BArch / Bildarchiv (InC)
  • Lebenslauf

    27. April 1913 - Leipzig

    1919 - 1923 - Leipzig

    Schulbesuch

    Bauersche Privatschule; Volksschule

    Ostern 1923 - 1932 - Leipzig

    Schulbesuch

    Nikolai-Gymnasium

    Oktober 1924 - 1929 - Leipzig

    Mitglied

    VfB Leipzig

    1928 - 1943 - Leipzig

    Mitglied

    Leipziger Sport-Club 1901 e. V.

    Ostern 1932 - 3.5.1934 - Leipzig

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Friedrich-List-Realgymnasium

    1934 - 1934 - Leipzig

    Volontär

    Hammer & Schmidt (Bankhaus)

    2.5.1934 - 1.2.1938 - Leipzig

    Studium der Rechtswissenschaften (Abschluss: Erste Juristische Staatsprüfung)

    Universität

    25.10.1935

    Mitglied

    Deutscher Reichsbund für Leibesübungen

    1937 - Leipzig

    Mitglied

    NS-Studentenbund

    1938 - Leipzig

    Mitglied

    SA

    28.5.1938 - Juni 1939 - Zwenkau bei Leipzig; Leipzig

    Referendar (Abschluss: Zweite Juristische Staatsprüfung)

    Amtsgericht; Universität

    21.7.1939 - Leipzig

    Promotion (Dr. iur.)

    Universität

    1.4.1940

    Mitglied

    NSDAP

    1940 - März 1941 - Hamburg

    Assessor

    Amtsgericht

    April 1941 - 1943 - Wismar; Berlin; seit April 1943 Deep (Pommern); seit Mai 1943 Sizilien

    Kriegseinsatz (bis April 1943 als Sportlehrer; zuletzt Obergefreiter)

    Wehrmacht; seit Mai 1943 Flak-Regiment Hermann Göring

    14. Juli 1943 (gefallen) - Biscari (Sizilien, Italien)
  • Genealogie

    Vater Carl Hermann Long 12.2.1875–27.12.1945 Apotheker; Inhaber der Schwanen-Apotheke in Leipzig
    Großvater väterlicherseis Carl Louis Hugo Long 15.4.1837–9.8.1907 aus Friedland (Niederschlesien, heute Mieroszów, Polen); Apotheker in Leipzig
    Großmutter väterlicherseits Elisabeth Johanna Long, geb. Pleissner 10.9.1847–25.9.1928
    Urgroßvater väterlicherseits Karl August Roßian Long geb. 1808 aus Sagan (Niederschlesien, heute Żagań, Polen); königlicher Kreiswundarzt
    Mutter Johanna Long, geb. Hesse 28.3.1885–11.3.1976
    Großvater mütterlicherseits Friedrich Ludwig (Louis) Hesse 8.12.1849–22.10.1906 Zahnarzt; außerordentlicher Professor und erster Lehrstuhlinhaber des Zahnärztlichen Instituts an der Universität Leipzig; 1891–1900 Vorsitzender des Central-Vereins deutscher Zahnärzte
    Großmutter mütterlicherseits Louise Marie Agnes Hesse, geb. Thiersch 28.4.1863–8.4.1954
    Urgroßvater mütterlicherseits Carl Ludwig Rudolf Thiersch 20.4.1822–28.4.1895 Dr. med., Professor für Chirurgie, zuletzt in Leipzig, Begründer der Transplantationslehre; seit 1858 verh. Johanna Thiersch (1836–1926), geb. Liebig, Tochter des Justus Freiherr von Liebig (1803–1873), Chemiker, Professor für Chemie an der Universität Gießen, und der Henriette Freiin von Liebig, geb. Moldenhauer (1807–1881)
    Onkel mütterlicherseits Friedrich (Fritz) Georg Hesse 19.7.1897–26.12.1980 Dr. med.; Chirurg; Professor für Chirurgie in Saarbrücken; ebenda Leiter der chirurgischen Klinik des städtischen Krankenhauses in Saarbrücken; 1953 Mitgründer der Deutschen Gesellschaft für Anaesthesie; gest. in Mainz
    Schwester Elfriede Lewicki geb. Long 1910–1986
    Schwester Charlotte Long 1911–2010
    Bruder Sebastian Kurt Ernst Friedrich Long 1914–1966
    Bruder Heinrich Long 1920–1940 als Soldat gefallen
    Heirat (Verlobung 22.3.1940) 4.1.1941 (standeamtlich); 14.1.1941 (kirchlich) in Hamburg
    Ehefrau Gisela Wittkopp, verw. Long, geb. Behrens
    Sohn Kai (-Heinrich) Long 1941–2021 Verfasser einer Biografie seines Vaters
    Sohn Wolfgang Matthias Long 1943–1944
    Großtante mütterlicherseits Amalie von Harnack, geb. Thiersch 1858–1937 verh. mit Adolf von Harnack (1851–1930), evangelischer Theologe; Professor für Kirchengeschichte, zuletzt in Berlin; Generaldirektor der Preußischen Staatsbibliothek; Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft
    Großtante mütterlicherseits Carolina Delbrück, geb. Thiersch 1864–1943 verh. mit Hans Delbrück (1848–1929), Historiker; seit 1895 ordentlicher Professor an der Universität Berlin; 1882–1885 Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses; 1884–1890 Mitglied des Deutschen Reichstags
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Long, Luz (1913 – 1943)

    • Vater

      Carl Long

      12.2.1875–27.12.1945

      Apotheker; Inhaber der Schwanen-Apotheke in Leipzig

      • Großmutter väterlicherseits

        Elisabeth Johanna Long

        10.9.1847–25.9.1928

    • Mutter

      Johanna Long

      28.3.1885–11.3.1976

      • Großvater mütterlicherseits

        Friedrich Ludwig (Louis) Hesse

        8.12.1849–22.10.1906

        Zahnarzt; außerordentlicher Professor und erster Lehrstuhlinhaber des Zahnärztlichen Instituts an der Universität Leipzig; 1891–1900 Vorsitzender des Central-Vereins deutscher Zahnärzte

      • Großmutter mütterlicherseits

        Agnes Hesse

        28.4.1863–8.4.1954

    • Schwester

      Elfriede Lewicki

      1910–1986

    • Schwester

      Charlotte Long

      1911–2010

    • Bruder

      Sebastian Long

      1914–1966

    • Bruder

      Heinrich Long

      1920–1940

      als Soldat gefallen

    • Heirat (Verlobung 22.3.1940)

      in

      Hamburg

      • Ehefrau

        Gisela Wittkopp

  • Biografie

    alternativer text
    Luz Long (links), BArch / Bildarchiv (InC)

    Long wuchs in gutbürgerlichen Verhältnissen in Leipzig auf, wo er von 1919 bis 1923 die Bauersche Privatschule, danach das Nikolai-Gymnasium und von 1932 bis zum Abitur 1934 das Friedrich-List-Realgymnasium besuchte. Sein im Herbst 1934 begonnenes Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Leipzig schloss er 1938 mit der Ersten juristischen Staatsprüfung ab. 1939 folgte, nach Referendariatszeit am Amtsgericht in Zwenkau bei Leipzig, die zweite Staatsprüfung und die Promotion zum Dr. iur. aufgrund der Dissertation „Die Leitung und Aufsicht des Sports durch den Staat“ an der Universität Leipzig, in der er die Sportorganisation im NS-Staat als überlegen gegenüber jener im „liberalistischen Staat“ auszuweisen und das Führerprinzip stark zu machen suchte. Seit 1940 als Assessor am Amtsgericht in Hamburg tätig, wurde Long im April 1941 zur Wehrmacht eingezogen. Zunächst in Wismar und Berlin – hier als Sportlehrer – stationiert, kam er im April 1943 an die Front nach Süditalien, wo er auf der Flucht deutscher Truppen mit einer Verletzung zurückgelassen wurde, an der er vermutlich starb. Long war seit 1937 Mitglied des NS-Studentenbunds; 1938 war er der Sturmabteilung (SA), im April 1940 der NSDAP beigetreten.

    Longs sportliche Laufbahn begann während der Schulzeit. Nach kurzer Mitgliedschaft beim VfB Leipzig seit 1924 erlebte Long seine Karriere als Leichtathlet im Leipziger Sport-Club 1901 e. V., dessen Mitglied er von 1928 bis zu seinem Tod blieb. Nach anfänglicher Begeisterung für den Hochsprung konzentrierte er sich seit 1932 auf den Weitsprung und wurde 1933 mit einer deutschen Rekordweite von 7,65 m erstmalig Deutscher Meister. Weitere Meistertitel folgten 1934, 1936 – mit einer neuerlichen Rekordweite von 7,81 m –, 1937, 1938 und 1939. Weniger erfolgreich waren seine Teilnahmen an Europameisterschaften, bei denen er 1934 in Turin und 1938 in Paris jeweils den dritten Platz belegte. 1937 gewann er die Meisterschaft der Amateur Athletic Association of England und stellte im selben Jahr mit einem Sprung über 7,90 m einen europäischen Rekord auf.

    Bleibende Bekanntheit erlangte der 1,84 m große Long durch seine Teilnahme an den Olympischen Spielen in Berlin. Am 4. August 1936 gewann er hier die Silbermedaille hinter dem US-Amerikaner Jesse Owens (1913–1980), dem mit vier Goldmedaillen erfolgreichsten der Athleten dieser Spiele. Für mediales Aufsehen in Deutschland und den USA sowie für politische Kritik auf deutscher Seite sorgte, dass Long dem in NS-Deutschland wegen seiner Hautfarbe verunglimpften Owens als Erster gratulierte und ihn umarmte. Auch nach dem Turnier ließen sich beide Sportler gemeinsam fotografieren. Owens bezeichnete ihr Verhältnis später als freundschaftlich und lobte die Zivilcourage Longs „vor den Augen Hitlers“. 1964 wurde Long für seine Verhalten gegenüber Owens mit der erstmals verliehenen Pierre-de-Coubertin-Medaille für faires Verhalten des Internationalen Olympischen Komitees postum geehrt.

  • Auszeichnungen

    1964 Pierre-de-Coubertin-Medaille des Internationalen Olympischen Komitees (postum)
    1972 Luz-Long-Ufer, Olympiapark, München
    2001 Luz-Long-Weg, Leipzig
  • Quellen

    Nachlass:

    Privatbesitz. (sportlicher Nachlass 2022 in den USA versteigert)

    Weitere Archivmaterialien:

    Sportmuseum des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig. (u. a. Goldmedaille im Weitsprung bei den Deutschen Leichtathletikmeisterschaften 1933) (weiterführende Informationen)

  • Werke

    Die Leitung und Aufsicht des Sports durch den Staat, 1939. (Diss. iur.)

  • Literatur

    Volker Kluge, 100 Jahre Jesse Owens und Luz Long. Siegt die Legende gegen die Wahrheit?, in: Stadion. Internationale Zeitschrift für Geschichte des Sports 38/39 (2012/13), S. 75–104.

    Andrea Augello, Uccidi gli Italiani, 2009, S. 174–180.

    Horst Riedel, Art. „Long, Carl Ludwig (Luz)“, in: ders., Stadtlexikon Leipzig von A bis Z, 2005, S. 367. (P)

    Kai-Heinrich Long, Luz Long. Eine Sportlerkarriere im Dritten Reich. Sein Leben in Dokumenten und Bildern, 2015. (Qu, P, Verzeichnis der Rekorde)

    Jeremy Schaap, Triumph. The Untold Story of Jesse Owens and Hitler’s Olympics, 2015, S. 235.

    Karl-Heinz Keldungs, Luz Long, in: ders., Die deutsche Leichtathletik in 100 Porträts von Hanns Braun bis Malaika Mihambo, 2022, S. 103–105.

    Stefan Osterhaus, Und der Führer lächelte väterlich. Vor achtzig Jahren ist Luz Long im Krieg gefallen, heute regen sich Zweifel an seiner Rolle bei den Olympischen Spielen 1936, in: Neue Zürcher Zeitung v. 15.7.2023. (P)

    Dokumentarfilme:

    Sportclub Story. Luz Long, ein Held in der Nazi-Zeit, NDR, 9.8.2015, Redaktion: Hendrik Deichmann/Matthias Cammann, Autorin: Maren Höfle. (weiterführende Informationen)

    Luz Long – Jesse Owens. Eine Geste für die Ewigkeit, NDR 2019, Redaktion: Gerd Gottlob, Autorin: Maren Höfle. (weiterführende Informationen)

    Spielfilm:

    Zeit für Legenden, 2016, Regie: Stephen Hopkins, mit David Kross als Luz Long. (weiterführende Informationen)

  • Onlineressourcen

  • Porträts

    Fotografien 1934–1941, in: Digitales Bildarchiv des Bundesarchivs.

  • Autor/in

    Stefan Jordan (München)

  • Zitierweise

    Jordan, Stefan, „Long, Luz“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/125631243.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA