Lebensdaten
1883 – 1942
Geburtsort
Friesdorf (Harz, Provinz Sachsen, Preußen)
Sterbeort
Freiburg im Breisgau
Beruf/Funktion
Historiker ; Publizist
Konfession
evangelisch-lutherisch
Normdaten
GND: 116918195 | OGND | VIAF: 295459351
Namensvarianten
  • Hobohm, Franz Martin
  • Hobohm, Martin
  • Hobohm, Franz Martin

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Hobohm, Martin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116918195.html [19.04.2024].

CC0

  • Martin Hobohm hatte durch vielfältige Zuarbeit großen Anteil an Hans Delbrücks (1848–1929) epochemachender kriegsgeschichtlicher Forschung und Lehre in Berlin. Während des Ersten Weltkriegs spielten seine Organisationsarbeit und Publizistik eine maßgebliche Rolle in den intellektuellen Debatten um die deutschen Kriegsziele. Als Mitarbeiter des Reichsarchivs und Sachverständiger in parlamentarischen Untersuchungsausschüssen gehörte Hobohm in der Weimarer Republik zu den wenigen entschieden republikanisch gesinnten Historikern.

    Lebensdaten

    Geboren am 12. September 1883 in Friesdorf (Harz, Provinz Sachsen, Preußen)
    Gestorben am 25. November 1942 in Freiburg im Breisgau
    Konfession evangelisch-lutherisch
  • Lebenslauf

    12. September 1883 - Friesdorf (Harz, Provinz Sachsen, Preußen)

    - 1900 - Hamburg

    Kaufmannslehre

    - 1903 - Potsdam

    Abitur

    1903 - 1910 - Heidelberg; Freiburg im Breisgau; Berlin; Göttingen

    Studium der Geschichte und Germanistik; Promotion (Dr. phil.)

    Universität

    1909 - Magdeburg

    Hauslehrer bei dem Chemiefabrikanten Adolph Moritz List (1861–1938)

    1909 - Göttingen

    Theaterkritiker

    Göttinger Zeitung

    1909 - Göttingen

    versuchter Suizid

    1910 - 1911 - Berlin

    Universität

    1912 - Berlin

    Wissenschaftlicher Hilfsarbeiter

    Zeughaus

    1913 - Berlin

    Habilitation für mittlere und neuere Geschichte

    Universität

    1914 - Kiel

    Lehrbeauftragter

    Universität

    1915 - 1916 - Berlin

    Mitarbeiter

    Zentralstelle für den Auslandsdienst des Auswärtigen Amtes

    1916 - 1918 - Berlin

    Leiter

    „Büro Hobohm“

    1917 - Westfront

    Kriegsdienst als Kanonier

    1920 - 1925

    Mitglied

    Deutsche Demokratische Partei

    1920 - 1921 - Berlin

    Sachverständiger

    Parlamentarischer Untersuchungs-Ausschuß für die Schuldfragen des Ersten Weltkriegs

    1920 - 1923 - Berlin

    Lehrbeauftragter für Geschichte des Kriegswesens

    Universität

    1921 - 1933 - Potsdam

    Archivrat

    Reichsarchiv

    1923 - 1933 - Berlin

    außerordentlicher Professor für Geschichte des Kriegswesens

    Universität

    1924

    Mitglied

    Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold

    1925

    Mitglied

    SPD

    1926

    Mitglied

    Deutsche Liga für Menschenrechte

    1926 - Berlin

    Sachverständiger

    Parlamentarischer Untersuchungs-Ausschuß für die Schuldfragen des Ersten Weltkriegs

    1933 - Berlin

    Zwangspensionierung

    25. November 1942 - Freiburg im Breisgau
  • Genealogie

    Vater Karl Gustav Hobohm 21.7.1844–18.10.1900 aus Biesenrode (Sachsen-Anhalt), Buchhalter, Pastor, zuletzt in Hamburg, Superintendent in Treuenbrietzen (Brandenburg)
    Großvater väterlicherseits Rudolf Hobohm 19.10.1802–1.12.1850 Pastor in Axien (Sachsen-Anhalt)
    Großmutter väterlicherseits Emma Luise Hobohm, geb. Junghann 1806–1879 aus Halberstadt, zuletzt in Klosterhäseler (Sachsen-Anhalt)
    Mutter Adelheid Hobohm, geb. Klee 15.9.1845–26.5.1885 zuletzt in Friesdorf
    Bruder Friedrich Hobohm geb. 1875
    Bruder Karl Johannes Hobohm geb. 1881 Arzt in den Bodelschwinghschen Anstalten Bethel, Bielefeld-Gadderbaum
    Heirat 14.7.1914 in Berlin
    Ehefrau Elise Hobohm, geb. Pfefferle 4.8.1885– nach 1942 aus Heidelberg
    Schwiegervater Johann Wilhelm Pfefferle 1845–nach 1914 aus Bretten, Bierbrauer, zuletzt in Verdun
    Schwiegermutter Maria Susanna Elisabeth Pfefferle, geb. Rößler 1853–vor 1914
    Sohn Hans Hobohm geb. 1916
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Hobohm, Martin (1883 – 1942)

    • Vater

      Karl Gustav Hobohm

      21.7.1844–18.10.1900

      aus Biesenrode (Sachsen-Anhalt), Buchhalter, Pastor, zuletzt in Hamburg, Superintendent in Treuenbrietzen (Brandenburg)

      • Großvater väterlicherseits

        Rudolf Hobohm

        19.10.1802–1.12.1850

        Pastor in Axien (Sachsen-Anhalt)

      • Großmutter väterlicherseits

        Emma Luise Hobohm,

        1806–1879

        aus Halberstadt, zuletzt in Klosterhäseler (Sachsen-Anhalt)

    • Mutter

      Adelheid Hobohm

      15.9.1845–26.5.1885

      zuletzt in Friesdorf

    • Bruder

      Friedrich Hobohm

      geb. 1875

    • Bruder

      Karl Johannes Hobohm

      geb. 1881

      Arzt in den Bodelschwinghschen Anstalten Bethel, Bielefeld-Gadderbaum

    • Heirat

      in

      Berlin

      • Ehefrau

        Elise Hobohm

        4.8.1885– nach 1942

        aus Heidelberg

  • Biografie

    Hobohm wuchs in der preußischen Provinz Brandenburg auf. Nach einer Kaufmannslehre in Hamburg studierte er seit 1903 Geschichte und Germanistik in Heidelberg, Freiburg im Breisgau, Berlin und Göttingen, wo er 1910 bei Max Lehmann (1845–1929) mit der Arbeit „Machiavellis Florentinische Miliz“ zum Dr. phil. promoviert wurde. Akademische Abhängigkeitsverhältnisse und Selbstausbeutung waren ausschlaggebend für einen versuchten Suizid in Göttingen 1909. Unter dem Einfluss Hans Delbrücks (1848–1929) spezialisierte sich Hobohm früh auf Militärgeschichte, bis zur Berliner Habilitation 1913 mit dem Schwerpunkt auf der Militärtheorie Niccolò Machiavellis (1469–1527). Mit seinen Studien lieferte er Material für den vierten Band von Delbrücks „Geschichte der Kriegskunst“ (1920).

    Neben seiner Assistententätigkeit bei Delbrück 1910/11 finanzierte Hobohm seinen Lebensunterhalt vor dem Ersten Weltkrieg durch Stipendien aus dem Umfeld der Universität Berlin und kurzzeitige Beschäftigungen als Hauslehrer, Theaterkritiker und wissenschaftlicher Hilfsarbeiter im Berliner Zeughaus. Seit 1912 hielt er mit Delbrück militärhistorische Seminare an der Universität Berlin.

    Hobohm wurde 1915 und 1917 jeweils für wenige Monate zum Kriegsdienst eingezogen und 1917 an der Westfront verwundet. 1915/16 diente er in der Zentralstelle für den Auslandsdienst im Auswärtigen Amt. Mit Paul Rohrbach (1869–1956) betrieb er in diesem Umfeld die Gründung eines Agitationsbüros zur Bekämpfung der „alldeutschen“ Kriegszielpropaganda, dessen Leitung er 1916 übernahm. Zwar begrüßten einflussreiche Politiker wie Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg (1856–1921), Kolonialstaatsekretär Wilhelm Solf (1862–1936) und der Chef des kaiserlichen Zivilkabinetts Rudolf von Valentini (1855–1925) die Gründung prinzipiell, doch sollte die Reichsleitung offiziell nicht mit dem „Büro Hobohm“ kooperieren. Finanziert wurde dessen Aufbau in der Anfangsphase durch ein Darlehen der Zentralstelle für den Auslandsdienst. An deren Sitzungen nahm Hobohm auch nach seiner 1916 erfolgten Beurlaubung weiter teil, die dem Auswärtigen Amt eine glaubhafte Distanzierung von Hobohms Aktivitäten ermöglichen sollte. Gleichwohl betrieb er das Büro als Privatunternehmen, erhielt sein Gehalt aus einem von Delbrück verwalteten Stiftungsfonds und verschuldete sich privat zur Finanzierung des Unternehmens.

    Unter Hobohms Leitung gab das Büro die „Deutsche Korrespondenz“ als wöchentlich erscheinende Sammlung kürzerer Artikel heraus und koordinierte die Publikation von Einzelschriften, die im Rahmen der Kriegszieldiskussion v. a. die internationale Rezeption der „alldeutschen“ Propaganda aufgriffen sowie Geschichte und Organisationsform einschlägiger expansionistischer Gruppierungen beschrieben. Indem die „Deutsche Korrespondenz“ in gleicher Weise von englischen und französischen „Chauvinisten“ berichtete, zeichnete sie das Bild einer Internationale aggressiver und irrationaler politischer Kräfte, die durch ihre Annexionsforderungen einen Verständigungsfrieden verhinderten. Die publizistische Strategie diente auch dem Ziel, die Kriegszieldebatte einzuhegen. Wegen dieser Kompromisslinie und weil das Büro kriegerischen Annexionen keine völlige Absage erteilt hatte, stand Hobohm in der Geschichtsschreibung der DDR im Ruf, ein verkappter Chauvinist gewesen zu sein.

    Als Lehrbeauftragter von 1920 bis 1923 und unbesoldeter Extraordinarius von 1923 bis 1933 führte Hobohm die militärhistorische „Schule“ Delbrücks nach dessen Emeritierung 1921 an der Berliner Universität fort. Seinen Lebensunterhalt bestritt er seit 1921 als Archivrat im neu gegründeten Reichsarchiv. Hobohm war von 1920 bis 1925 Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und wechselte dann zur SPD. 1924 trat er dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, 1926 der Deutschen Liga für Menschenrechte bei und schrieb in linken Zeitschriften wie der „Weltbühne“ und der „Friedenswarte“ gegen die Dolchstoßlegende an. 1920 und erneut 1926 wurde er vom Reichstag als Sachverständiger für den Untersuchungsausschuss für die Schuldfragen des Weltkriegs berufen. Aufgrund seiner politischen Haltung während und nach dem Krieg im Reichsarchiv isoliert, wurden seine Forschungsinitiativen, wie das von ihm erstellte Gutachten über die sozialen Missstände im Heer (1929) hartnäckig ausgebremst. 1933 wurde er auf der Grundlage des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums entlassen und ihm die Lehrbefugnis entzogen. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Hobohm in Freiburg im Breisgau. Ein Antrag seiner Witwe auf Anerkennung seines Status als Verfolgter des NS-Regimes und Zuerkennung der Witwenrente 1951 wurde 1952 vom Badischen Ministerium des Innern positiv beschieden.

  • Auszeichnungen

  • Quellen

    Nachlass:

    nicht bekannt.

    Weitere Archivmaterialien:

    Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Berlin, Nachlass Hans Delbrück.

    Bundesarchiv, Koblenz, N 1017.

    Archiv der Humboldt-Universität zu Berlin.

  • Werke

    Gedankenwelt Fichtes, 1904.

    Machiavellis florentinische Miliz, 1912. (Teildr. der Diss.)

    Machiavellis Renaissance der Kriegskunst, 1913. (Habilitationsschrift)

    Hans Delbrück, der Siebzigjährige, 1918.

    Wir brauchen Kolonien, 1918.

    Vaterlandspolitik. Erste Auswahl aus der „Deutschen Korrespondenz“, 1918.

    Martin Hobohm/Paul Rohrbach, Die Alldeutschen, 1919.

    Untersuchungsausschuß und Dolchstoßlegende. Eine Flucht in die Öffentlichkeit, 1926.

    Das Werk des Untersuchungsausschusses der Verfassungsgebenden Deutschen Nationalversammlung und des Deutschen Reichstages, Vierte Reihe: Die Ursachen des Deutschen Zusammenbruches im Jahre 1918, Bd. 11, 1: Gutachten des Sachverständigen Dr. Hobohm: Soziale Heeresmißstände als Teilursache des deutschen Zusammenbruchs von 1918, hg. v. Albrecht Philipp, 1929.

    Aufsätze:

    Waffen und Kriegertum in ihrem historischen Verhältnis zueinander, in: Deutsche Rundschau 157 (1913), H. 11, S. 456–465.

    Unblutige Gegenrevolution, in: Deutsche Politik 4 (1919), H. 52, S. 812–816.

    Delbrück, Clausewitz und die Kritik des Weltkrieges, in: Preußische Jahrbücher 181 (1920), H. 2, S. 203–232.

    Französische Schande im Rheinland, in: Deutsche Politik 5 (1920), H. 34, S. 242–249.

    Vergrabene Schätze, in: Central-Verein-Zeitung 3 (1924), H. 28, S. 417–422.

    Kriegsgeschichte und allgemeine Geschichte, in: Schweizer Vierteljahresschrift für Kriegswissenschaft 5 (1925), H. 1, S. 63–92.

    Untersuchungsausschuss und Dolchstoßlegende, in: Die Weltbühne 22 (1926), H. 1, S. 657 f.

    Aus-, Durch- und Maulhalten, in: Die Weltbühne 23 (1927), H. 2, S. 47–50.

    Ludendorffs „Schwarzer Tag“, in: Vossische Zeitung v. 8.8.1928.

    Historische Waffenkunde und Geschichte der Kriegskunst, in: Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde Neue Folge 3 (1928), S. 202–205.

    Gleiche Wohnung – gleiches Essen, in: Das Tagebuch 10 (1929), H. 28, S. 1146–1152.

    Hans Delbrücks Kampf gegen die Hugenberg-Front, in: Das Tagebuch 10 (1929), H. 41, S. 1678–1682.

    Beiträge zur Entwicklung des deutschen Pazifismus. I: Der Pazifismus im Spiegel des Protestantismus, in: Die Friedenswarte 29 (1929), H. 6, S. 161–163.

  • Literatur

    Hans Schleier, Die bürgerliche deutsche Geschichtsschreibung der Weimarer Republik, 1975. (P)

    Matthias Herrmann, Das Reichsarchiv (1919–1945). Eine archivische Institution im Spannungsfeld der deutschen Politik, 2 Bde., 1994.

    Markus Pöhlmann, Kriegsgeschichte und Geschichtspolitik. Der Erste Weltkrieg. Die amtliche deutsche Militärgeschichtsschreibung 1914–1956, 2002.

    Bruno Jahn (Bearb.), Die deutschsprachige Presse. Ein biographisch-bibliographisches Handbuch, Bd. 1, 2005, S. 460.

    Christian Lüdtke, Hans Delbrück und Weimar. Für eine konservative Republik – gegen Kriegsschuldlüge und Dolchstoßlegende, 2018.

    Benjamin Ziemann, Contested Commemorations. Republican War Veterans and Weimar Political Culture, 2013.

    Jonas Klein, Hans Delbrücks „unbekannte“ Schüler - Wissenschaftliche „Schulen“ als Beharrungsfaktor der Hochschulentwicklung, in: Edith Glaser/Carola Groppe/Jürgen Overhoff (Hg.), Universitäten und Hochschulen zwischen Beharrung und Reform. Bildungshistorische Perspektiven, (im Erscheinen).

  • Autor/in

    Jonas Klein (Potsdam)

  • Zitierweise

    Klein, Jonas, „Hobohm, Martin“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/116918195.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA