Herzfeld, Hans

Dates of Life
1892 – 1982
Place of birth
Halle an der Saale
Place of death
Berlin-West
Occupation
Historiker
Religious Denomination
evangelisch
Authority Data
GND: 118703943 | OGND | VIAF
Alternate Names

  • Herzfeld, Hans

Linked Services

Relations

Places

Map Icons
Marker Geburtsort Place of birth
Marker Wirkungsort Place of activity
Marker Sterbeort Place of death
Marker Begräbnisort Place of interment

Localized places could be overlay each other depending on the zoo m level. In this case the shadow of the symbol is darker and the individual place symbols will fold up by clicking upon. A click on an individual place symbol opens a popup providing a link to search for other references to this place in the database.

Citation

Herzfeld, Hans, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118703943.html [01.10.2025].

CC0

  • Herzfeld, Hans

    1892 – 1982

    Historiker

    Hans Herzfeld zählt zu den führenden deutschen Zeithistorikern des 20. Jahrhunderts. Er war in den 1950er und 1960er Jahren maßgeblich am Aufbau der Geschichtswissenschaften in Berlin-West beteiligt, zunächst an der Freien Universität, später an der Historischen Kommission zu Berlin. Schwerpunkte seiner Forschungen und Publikationen sind der Erste Weltkrieg, die Geschichte Berlins nach 1945 sowie eine (Teil-)Biografie über Johannes von Miquel (1828–1901).

    Dates of Life

    Geboren am 22. Juni 1892 in Halle an der Saale
    Gestorben am 16. Mai 1982 in Berlin-West
    Grabstätte Friedhof Dahlem-Dorf in Berlin
    Konfession evangelisch
    Hans Herzfeld, Universitätsarchiv Halle-Wittenberg (InC) = Hans Herzfeld, 1937, Quelle: Universitätsarchiv Halle-Wittenberg, Rep. 40/I, H 21, Foto: Atelier Strauch.
    Hans Herzfeld, Universitätsarchiv Halle-Wittenberg (InC) = Hans Herzfeld, 1937, Quelle: Universitätsarchiv Halle-Wittenberg, Rep. 40/I, H 21, Foto: Atelier Strauch.
  • 22. Juni 1892 - Halle an der Saale

    1898 - 1911 - Halle an der Saale

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Vorschule; seit 1901 Latina (Franckesche Stiftungen)

    1911 - 1914 - Freiburg im Breisgau; seit 1912 Halle an der Saale

    Studium der Geschichtswissenschaft und Germanistik

    Universität

    1914 - 1917 - Ostfront; Westfront

    freiwilliger Kriegsdienst (zuletzt Leutnant der Reserve)

    Infanterieregiment 93; Reserve-Infanterieregiment 232; Infanterieregiment 77; Kaiser Franz Garde Grenadierregiment 2

    1917 - 1920 - Auch (Département Gers); Boyardville (Insel Oléron) (beides Frankreich)

    französische Kriegsgefangenschaft

    Kriegsgefangenenlager

    1920 - Halle an der Saale

    Staatsexamensprüfung für das Lehramt an höheren Schulen (Geschichte, Deutsch und Turnen)

    Universität

    1921 - 1922 - Halle an der Saale

    Referendar

    Reformrealgymnasium

    1921 - Halle an der Saale

    Promotion (Dr. phil.)

    Universität

    1920 - 1933

    Mitglied

    Deutschnationale Volkspartei

    1922 - 1929 - Halle an der Saale

    Habilitation; seit 1923 Privatdozent für mittlere und neuere Geschichte

    Universität

    1929 - 1929 - Göttingen

    nichtbeamteter, außerordentlicher Professor; Lehrstuhlvertreter

    Universität

    1931 - 1932 - Halle an der Saale

    Lehrstuhlvertreter für mittlere und neuere Geschichte

    Universität

    1933 - 1937 - Halle an der Saale

    zeitweise Lehrstuhlvertreter für mittlere und neuere Geschichte

    Universität

    1933 - 1936

    Mitglied

    Stahlhelm. Bund der Frontsoldaten; seit 1933 SA Reserve 2

    Sommer 1938 - Halle an der Saale

    Entzug von Lehrauftrag, Lehrbefugnis und Professorentitel

    Universität

    1938 - 1943 - Potsdam

    wissenschaftlicher Angestellter

    Kriegsgeschichtliche Forschungsanstalt des Heeres

    Februar 1943 - April 1943 - Berlin

    Verhaftung; Inhaftierung

    Polizeigefängnis Alexanderplatz; Untersuchungshaftanstalt Lehrter Straße

    1943 - 1945 - Freiburg im Breisgau

    freiberuflicher Historiker

    u. a. Stalling Verlag, Oldenburg

    1944 - 1945 - Oberrhein; Vogesen

    Mitglied des Volkssturms

    1946 - 1950 - Freiburg im Breisgau

    Diätendozent für westeuropäische Geschichte

    Universität

    1950 - Herbst 1960 - Berlin-West

    ordentlicher Professor für neuere Geschichte

    Freie Universität

    1958/59 - 1978 - Berlin-West

    Erster Vorsitzender

    Historische Kommission zu Berlin

    16. Mai 1982 - Berlin-West

    Herzfeld wuchs in einem bildungsbürgerlichen Milieu in Halle an der Saale auf und wurde u. a. durch die Mitgliedschaft im Wandervogel geprägt. Nach dem Abitur an der Latina in Halle an der Saale 1911 studierte er Geschichtswissenschaft und Germanistik in Freiburg im Breisgau, u. a. bei Friedrich Meinecke (1862–1954) und seit 1912 an der Universität Halle an der Saale. Im August 1914 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger und wurde – zuletzt im Rang eines Leutnants der Reserve – an der Ost- wie Westfront eingesetzt. Im Mai 1917 geriet er in französische Gefangenschaft, aus der er 1920 nach Halle an der Saale zurückkehrte. Nach dem Ersten Staatsexamen für das Lehramt an Höheren Schulen 1920 wurde Herzfeld 1921 mit der Arbeit „Die deutsch-französische Kriegsgefahr von 1875“ (gedr. 1922) bei Richard Fester (1860–1945) in Halle an der Saale zum Dr. phil. promoviert. 1923 habilitierte er sich hier für mittlere und neuere Geschichte.

    Prägend für seine weitere Karriere wurde sein Lehrer Fester, der Herzfelds Hinwendung zur Zeitgeschichte unterstützte, so in seiner Habilitationsschrift „Die deutsche Rüstungspolitik vor dem Weltkriege“ (1923) und in „Die deutsche Sozialdemokratie und die Auflösung der nationalen Einheitsfront im Weltkriege“ (1928). In beiden Publikationen trat Herzfelds deutschnationale Einstellung klar zutage. Nach Jahren als Privatdozent wurde er 1929 an der Universität Halle an der Saale zum nichtbeamteten, außerordentlichen Professor ernannt. Trotz Lehrstuhlvertretungen in Göttingen und über mehrere Jahre in Halle an der Saale erhielt Herzfeld keine ordentliche Professur. In der NS-Zeit galt er als „Mischling zweiten Grades“, weswegen ihm 1938 Lehrauftrag, Lehrbefugnis und Professorentitel entzogen wurden. Zumindest konnte er 1938/39 noch eine zweibändige Studie über den preußischen Staats- und Finanzminister Johannes von Miquel (1828–1901) veröffentlichen.

    Durch Kontakte zu Kriegskameraden kam Herzfeld Ende 1938 als wissenschaftlicher Angestellter an der Kriegsgeschichtlichen Forschungsanstalt des Heeres (KgFA) in Potsdam unter, wo er an der mehrbändigen amtlichen Geschichte über den Ersten Weltkrieg arbeitete. Nach einer Denunziation wurde er im Februar 1943 wegen angeblich staatsfeindlicher Äußerungen inhaftiert. Bei Verhören gelang es ihm, die Vorwürfe so weit zu entkräften, dass er im April 1943 aus der Haft entlassen wurde. Seine Stellung an der KgFA verlor Herzfeld jedoch, sodass er im Sommer 1943 zu seiner in Freiburg im Breisgau lebenden Familie zog. Im Herbst 1944 wurde er zum Volkssturm eingezogen. Im Dezember 1945 wurde Herzfeld aufgrund der politisch motivierten Inhaftierung 1943 offiziell als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt.

    Dank der Fürsprache Gerhard Ritters (1888–1967) erhielt Herzfeld Anfang 1946 eine Diätendozentur für westeuropäische Geschichte an der Universität Freiburg im Breisgau. Hier bemühte er sich in zahlreichen Publikationen um eine behutsame Revision bisher dominierender Deutungen der preußisch-deutschen Geschichte, so bei der Konzeption neuer Schulbücher und in der mehrfach aufgelegten Darstellung „Die Moderne Welt“ (2 T., 1950/52). Zugute kam Herzfeld dabei die umfassende Kenntnis der außerdeutschen Forschung zu zentralen zeitgeschichtlichen Themen (wie dem Ersten Weltkrieg), die er schon in den 1920er und 30er Jahren als langjähriger Mitarbeiter der „Jahresberichte für deutsche Geschichte“ intensiv rezipiert hatte. Mit Unterstützung Meineckes wurde Herzfeld 1950 auf den Lehrstuhl für neuere Geschichte an der Freien Universität (FU) in Berlin-West berufen.

    An der FU Berlin war Herzfeld maßgeblich am Aufbau des Historischen Instituts (seit 1951 Friedrich-Meinecke-Institut) beteiligt. Etliche seiner Schüler, u. a. Gerhard A. Ritter (1929–2015), schlugen erfolgreiche Wissenschaftskarrieren ein. Zugleich war Herzfeld wichtiges Bindeglied zwischen westdeutscher und westeuropäisch-atlantischer Geschichtswissenschaft. Wiederholt hielt er sich zu mehrmonatigen Lehr- und Forschungsaufenthalten an Universitäten in den USA auf.

    Schon zu Beginn der „Fischer-Kontroverse“ äußerte Herzfeld 1959 in einem Aufsatz in der „Historischen Zeitschrift“ Kritik an den Auffassungen des Hamburger Historikers Fritz Fischer (1908–1999) über die deutschen Kriegsziele 1914, die er 1963 in einem weiteren Aufsatz verschärfte. Dabei war ihm an einer sachlichen Auseinandersetzung mit Fischer gelegen, etwa als Leiter der kontroversen Sektion über „Die deutschen Kriegsziele im ersten Weltkrieg“ auf dem Historikertag 1964 in Berlin-West.

    Noch vor seiner Emeritierung 1960 wurde Herzfeld Erster Vorsitzender der 1958/59 gegründeten Historischen Kommission zu Berlin, die unter seiner Leitung (bis 1978) kontinuierlich wuchs und zu einer der wichtigsten historischen Forschungseinrichtungen in der Bundesrepublik wurde. Parallel engagierte sich Herzfeld in der Spätphase seines wissenschaftlichen Schaffens in der kommunalgeschichtlichen Forschung, so als Mitgründer und Leiter der historischen Forschungsstelle des Kommunalwissenschaftlichen Forschungszentrums (seit 1973 Deutsches Institut für Urbanistik). In seinen Hauptthemenbereichen setzte Herzfeld mit seinen Spätwerken „Der Erste Weltkrieg“ (1968) und „Berlin in der Weltpolitik“ (1973) nochmals bleibende Akzente.

    1915 Eisernes Kreuz II. Klasse (I. Klasse 1916)
    1916 Kreuz für Verdienste im Kriege, Sachsen-Meiningen
    1938–1945 Mitglied der Reichsschrifttumskammer
    1958–1978 Wissenschaftlicher Beirat am Institut für Zeitgeschichte, München
    1959–1982 Mitglied der Historischen Kommission zu Berlin (Erster Vorsitzender 1959–1978)
    1961–1982 Mitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München (1964–1970 Leiter der Abteilung Deutsche Geschichtsquellen des 19. und 20. Jahrhunderts) (weiterführende Informationen)
    1962 Dr. h. c., Freie Universität Berlin-West (weiterführende Informationen)
    1967 Ernst-Reuter-Plakette des Landes Berlin
    1977 Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

    Nachlass:

    Bundesarchiv, Koblenz, N 1354. (weiterführende Informationen)

    Weitere Archivmaterialien:

    Stadtarchiv Halle an der Saale, CfO Herzf 01. (Familie Herzfeld)

    Universitätsarchiv Halle an der Saale, PA 7 804. (Personalakte)

    Archiv der Freien Universität Berlin. (Personalakte)

    Monografien:

    Die deutsch-französische Kriegsgefahr von 1875, 1922. (Diss. phil.)

    Die deutsche Rüstungspolitik vor dem Weltkriege, 1923. (Habilitationsschrift)

    Deutschland und das geschlagene Frankreich 1871–1873, Friedensschluß, Kriegsentschädigung, Besatzungszeit, 1924.

    Die deutsche Sozialdemokratie und die Auflösung der nationalen Einheitsfront im Weltkriege, 1928.

    Johannes von Miquel, 2 Bde., 1938/39.

    Das Land Baden. Grundlagen und Geschichte, 1948, franz. 1948.

    Die moderne Welt, 2 T., 1950/52., T. 1 41970, T. 2 61969.

    Das Problem des deutschen Heeres, 1919–1945, 1952.

    Demokratie und Selbstverwaltung in der Weimarer Epoche, 1957.

    Die Weimarer Republik, 1966, 61980.

    Der Erste Weltkrieg, 1968, 71985.

    Berlin in der Weltpolitik 1945–1970, 1973.

    Autobiografisches:

    Willy Real (Hg.), Hans Herzfeld. Aus den Lebenserinnerungen, 1992.

    Wolfgang D. Herzfeld (Hg.), Hans Herzfeld. Der Erste Weltkrieg. Persönliches Erleben und historisches Forschen, 2016.

    Wolfgang D. Herzfeld (Hg.), Hans Herzfeld. Zweiter Weltkrieg. Volkssturm und Zusammenbruch. Aus den Lebenserinnerungen, 2022.

    Aufsätze:

    Staat und Persönlichkeit bei Heinrich von Treitschke, in: Preußische Jahrbücher 194 (1923), S. 267–294. (Text der Antrittsvorlesung)

    Die Entwicklung der Staatsformen, in: Lehrproben und Lehrgänge für die Praxis der Schulen 157 (1924), S. 81–113.

    Paul Lensch. Eine Entwicklung vom Marxisten zum nationalen Sozialisten, in: Archiv für Politik und Geschichte 9 (1927), S. 263–306.

    Bismarck und die Skobelewepisode, in: Historische Zeitschrift 142 (1930), S. 279–302.

    Der Militarismus als Problem der neueren Geschichte, in: Schola 1 (1946), S. 41–67.

    Grundfragen der neueren deutschen Geschichte, in: ebd., S. 147–156.

    Die Entwicklung des Britischen Empire zum Commonwealth of Nations, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 1 (1950), S. 204–219.

    Zur deutschen Politik im ersten Weltkriege. Kontinuität oder permanente Krise?, in: Historische Zeitschrift 191 (1960), S. 67–82.

    Aufgaben der Geschichtswissenschaft im Bereich der Kommunalwissenschaften, in: Archiv für Kommunalwissenschaften 1 (1962), S. 27–40.

    Gerhard A. Ritter (Hg.), Hans Herzfeld. Ausgewählte Aufsätze. Dargebracht als Festgabe zum 70. Geburtstag von seinen Freunden und Schülern, 1962.

    Die deutsche Kriegspolitik im Ersten Weltkrieg, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 11 (1963), S. 224–245.

    Otto Büsch (Hg.), Hans Herzfeld. Persönlichkeit und Werk, 1983.

    Bernd Faulenbach, Art. „Hans Herzfeld“, in: Rüdiger vom Bruch/Rainer A. Müller (Hg.), Historikerlexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart, 22002, S. 147 f.

    Hermann-Josef Rupieper, Hans Herzfeld als Historiker in Halle 1920–1938, in: ders. (Hg.), Beiträge zur Geschichte der Martin-Luther-Universität 1502–2002, 2002, S. 432–444.

    Edgar Liebmann, „Ein Leben voll unerhörter Wandlungen und Katastrophen“. Die „Erinnerungen“ von Hans Herzfeld (1892–1982) als Quelle biographischer Forschung, in: BIOS. Zeitschrift für Biographieforschung, Oral History und Lebensverlaufsanalysen 23 (2010), S. 232–255.

    Festschriften:

    Wilhelm Berges/Carl Hinrichs (Hg.), Zur Geschichte und Problematik der Demokratie. Festgabe für Hans Herzfeld anlässlich seines 65. Geburtstages am 22. Juni 1957, 1958. (P)

    Dietrich Kurze (Hg), Aus Theorie und Praxis der Geschichtswissenschaft. Festschrift für Hans Herzfeld zum 80. Geburtstag, 1972.

  • Author

    Edgar Liebmann (Ennepetal)

  • Citation

    Liebmann, Edgar, „Herzfeld, Hans“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118703943.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA