Lebensdaten
1908 – 1975
Geburtsort
Charlottenburg bei Berlin
Sterbeort
Toronto (Ontario, Kanada)
Beruf/Funktion
Mathematiker
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 119371626 | OGND | VIAF: 49299145
Namensvarianten
  • Heilbronn, Hans Arnold
  • Heilbronn, Hans
  • Heilbronn, Hans Arnold
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Quellen(nachweise)

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Zitierweise

Heilbronn, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119371626.html [25.04.2024].

CC0

  • Hans Heilbronn lieferte bedeutsame Beiträge zur analytischen Zahlentheorie. Seit 1930 in Göttingen tätig, floh er 1933 vor den Nationalsozialisten nach England und veröffentlichte kurz darauf seine Lösung des Gaußschen Klassenzahl-1-Problems. Unter Harold Davenports (1907–1969) Einfluss befasste er sich auch mit der Geometrie der Zahlen.

    Lebensdaten

    Geboren am 8. Oktober 1908 in Charlottenburg bei Berlin
    Gestorben am 28. April 1975 in Toronto (Ontario, Kanada)
    Konfession jüdisch
    Hans Heilbronn, The Royal Society (InC)
    Hans Heilbronn, The Royal Society (InC)
  • Lebenslauf

    8. Oktober 1908 - Charlottenburg bei Berlin

    1914 - 1926 - Berlin-Schmargendorf

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Realgymnasium

    1926 - 1930 - Berlin; Freiburg im Breisgau; Göttingen

    Studium der Mathematik

    Universität

    - 1931 - Göttingen

    Promotion (Dr. phil.)

    Universität

    November 1933 - Cambridge (Großbritannien)

    Emigration

    Januar 1934 - Bristol (Großbritannien)

    Gastwissenschaftler

    Universität

    1935 - 1935 - Manchester (Großbritannien)

    Gastwissenschaftler

    Universität

    Mai 1935 - 1940 - Cambridge

    Bevan Fellow

    Trinity College

    1940 - 1940 - Isle of Man (Großbritannien)

    Internierung als „Enemy Alien“

    1940 - 1943 - Großbritannien

    Mitarbeiter

    Royal Corps of Signals

    1943 - 1945 - Großbritannien

    Mitarbeiter

    Militärischer Nachrichtendienst

    1945 - 1946 - London

    Gastwissenschaftler

    University College

    1946

    britischer Staatsbürger

    1946 - 1964 - Bristol

    Reader, seit 1949 Professor und Head of Department of Mathematics

    Universität

    1964 - Pasadena (Kalifornien, USA)

    Gastwissenschaftler

    California Institute of Technology

    1964 - 1975 - Toronto (Ontario, Kanada)

    Professor

    Universität

    1970

    kanadischer Staatsbürger

    28. April 1975 - Toronto (Ontario, Kanada)
  • Genealogie

    Vater Alfred Heilbronn Kaufmann
    Mutter Gertrud Heilbronn
    Geschwister eine Schwester
    Heirat 19.3.1964
    Ehefrau Dorothy Heilbronn, geb. Shaw, verw. Greaves 1899/1900–1990
    Schwiegervater Philip Henry Shaw
    Kinder keine
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Heilbronn, Hans (1908 – 1975)

    • Vater

      Alfred Heilbronn

      Kaufmann

    • Mutter

      Gertrud Heilbronn

    • Heirat

      • Ehefrau

        Dorothy Heilbronn

        1899/1900–1990

  • Biografie

    Nach dem Abitur am Realgymnasium Berlin-Schmargendorf 1926 belegte Heilbronn Kurse in Mathematik, Physik und Chemie an der Universität Berlin und entschied sich dann für ein Studium der Mathematik. Nach einem Aufenthalt in Freiburg im Breisgau 1927/28 studierte er an der Universität Göttingen und wurde 1930 Assistent bei dem Mathematiker Edmund Landau (1877–1938), bei dem er 1931 mit einer Verbesserung einer Abschätzung der Verteilung von Primzahlen von Guido Hoheisel (1894–1968) zum Dr. phil. promoviert wurde. Ausgangsproblem war das sog. Bertrandsche Postulat, wonach es für jede natürliche Zahl n > 1 eine Primzahl zwischen n und 2n gibt. Hoheisel hatte gezeigt, dass es einen Exponenten t < 1 gibt derart, dass für alle hinreichend großen x eine Primzahl zwischen x und xt existiert. Heilbronn vereinfachte Hoheisels Beweis, gab einen kleineren Wert für t an und verallgemeinerte ihn auf Primzahlen in arithmetischer Progression.

    Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme verlor Heilbronn seine Stelle und ging im November 1933 nach Cambridge (Großbritannien), wo er im Januar 1934 eine von Henry Ronald Hassé (1884–1955) vermittelte Stelle als Gastwissenschaftler an der University of Bristol erhielt. Im selben Jahr veröffentlichte Heilbronn sein bekanntestes Resultat: Aufbauend auf Arbeiten von Erich Hecke (1887–1947), Max Deuring (1907–1984) und Louis Joel Mordell (1888–1972) gelang ihm der Beweis einer auf Gauß zurückgehenden Vermutung, wonach die Klassenzahl h des imaginärquadratischen Zahlkörpers mit Diskriminante d < 0 mit wachsendem |d| gegen Unendlich strebt. Arbeiten von Carl Ludwig Siegel (1896–1981) und Richard Brauer (1901–1977) führten 1947 zu einer Verallgemeinerung auf beliebige Zahlkörper (Satz von Brauer-Siegel). Weiterhin zeigte Heilbronn mit dem Bristoler Mathematiker Edward Hubert Linfoot (1905–1982), mit dem er Freundschaft geschlossen hatte, dass es neben d = -3, -4, -7, -8, -11, -19, -43, -67 und -163 höchstens noch ein weiteres d < -163 mit h(d) = 1 gibt. Dass dieses hypothetische d nicht existiert, wurde 1952 im Wesentlichen von Kurt Heegner (1893–1965) bewiesen, aber wegen einiger Mängel vor 1967 nicht akzeptiert.

    Im Juli 1934 holte Heilbronn seine Eltern und seine jüngere Schwester nach England. Nach seiner Rückkehr wechselte er 1935 an das Trinity College in Cambridge. Im Februar 1935 hielt Landau Vorträge in Cambridge, die er 1937 publizierte, wobei er auch Heilbronns Beiträge zum Satz von Siegel erwähnte. 1936 veröffentlichten Heilbronn, Landau und Peter Scherk (1910–1985), der wie Heilbronn Landaus Assistent gewesen war, eine Arbeit, in welcher sie ein Resultat von Lev G. Schnirelman (1905–1938) deutlich verbesserten: Sie zeigten, dass jede hinreichend große natürliche Zahl eine Summe von höchstens 71 Primzahlen ist. Aus dem Beweis der schwachen Goldbach-Vermutung durch Harald Helfgott (geb. 1977) folgte 2013, dass höchstens vier Primzahlen ausreichen.

    Unter Heilbronns weiteren Arbeiten ist der Beweis, dass es nur endlich viele reell-quadratische norm-euklidische Zahlkörper gibt, bedeutsam. Harold Davenport (1907–1969), mit dem er in Cambridge zusammenarbeitete und auch die Dichte der Diskriminanten kubischer Zahlkörper untersuchte, verbesserte seine Abschätzungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg befasste sich Heilbronn mit der Frage nach dem euklidischen Algorithmus in zyklischen Zahlkörpern.

    Im Anschluss an eine kurze Internierung als „Enemy Alien“ auf der Isle of Man 1940 arbeitete Heilbronn für das Royal Corps of Signals und seit 1943 für den britischen militärischen Nachrichtendienst. 1946 kehrte er als Dozent an die University of Bristol zurück, wo er 1949 Professor und Head of Department of Mathematics wurde. Wegen Differenzen mit der Administration im Zusammenhang mit dem Robbins Report, der u. a. eine Anhebung der Studentenzahlen empfahl, gab Heilbronn 1963 seine Stelle in Bristol auf und folgte 1964 der Einladung von Olga Taussky (1906–1995) an das California Institute of Technology in Pasadena (Kalifornien, USA). Noch im selben Jahr übernahm er eine Professur für Mathematik an der Toronto University (Ontario, Kanada), wo er fortan u. a. zur Bestimmung der durchschnittlichen Komplexität des euklidischen Algorithmus (1969) und zum Zusammenhang zwischen Zahlkörpern vom Grad 3 und 4 mit derselben Diskriminante (1971) arbeitete. Zu Heilbronns Schülern zählen Thomas Callahan, Peter Elliot (geb. 1941), Albrecht Fröhlich (1916–2001) und George Greaves.

  • Auszeichnungen

    1935 M. A. h. c., Cambridge University (Großbritannien)
    1951 Mitglied der Royal Society, London (weiterführende Informationen)
    1967 oder 1970 Mitglied der Royal Society of Canada (1971–1973 Vorstandsmitglied)
    Mitglied der London Mathematical Society (1959–1961 Präsident)
    Mitglied der American Mathematical Society
    Mitglied des Canadian Mathematical Congress (seit 1978 Canadian Mathematical Society)
  • Quellen

    Nachlass:

    nicht bekannt.

  • Werke

    Über die Verteilung der Primzahlen in Polynomen, in: Mathematische Annalen 104 (1931), S. 794–799.

    Über den Primzahlsatz von Herrn Hoheisel, in: Mathematische Zeitschrift 36 (1933), S. 394–423.

    On the Class-Number in Imaginary Quadratic Fields, in: Quarterly Journal of Mathematics 5 (1934), S. 150–160.

    Hans Heilbronn/Edward Hubert Linfoot, On the Imaginary Quadratic Corpora of Class-Number One, in: ebd., S. 293–301.

    Über das Waringsche Problem, in: Acta Arithmetica 1 (1936), S. 212–221.

    On Euclid's Algorithm in Cyclic Fields, in: Canadian Journal of Mathematics 3 (1951), S. 257–268.

    Zeta Functions and L-Functions, in: John W. S. Cassels/Albrecht Fröhlich (Hg.), Algebraic Number Theory, Proceedings of an Instructional Conference Organized by the London Mathematical Society, 1967, S. 204–249.

    Hans Heilbronn/Harold Davenport, On the Density of Discriminants of Cubic Fields, in: Bulletin of the London Mathematical Society 1 (1969), S. 345–348.

    Hans Heilbronn/Harold Davenport, On the Density of Discriminants of Cubic Fields. II, in: Proceedings of the Royal Society of London 322 (1971), S. 405–420.

    On the 2-Classgroup of Cubic Fields, in: Leonid Mirsky (Hg.), Studies in Pure Mathematics. Papers in Combinatorial Theory, Analysis, Geometry, Algebra, and the Theory of Numbers. Presented to Richard Rado on the Occasion of his 65th Birthday, 1971, S. 117–120.

    Canadian Journal of Mathematics, 1967–1969. (Hg.)

    Ernst J. Kani/Robert A. Smith (Hg.), The Collected Papers of Hans Arnold Heilbronn, 1988. (P)

  • Literatur

    Edmund Landau, Über einige neuer Fortschritte der additiven Zahlentheorie, 1937.

    John William Scott Cassels/Albrecht Fröhlich, Hans Arnold Heilbronn, in: Bulletin of London Mathematical Society 9 (1977), S. 219–232.

    Joyce Linfoot, A Brief Collaboration. Hans Heilbronn and E. H. Linfoot. 1933–1935, in: The Mathematical Intelligencer 15 (1993), S. 39–43.

    John J. O’Connor/Edmund F. Robertson, Art. „Hans Arnold Heilbronn“, in: MacTutor History of Mathematics Archive, 2003. (P) (Onlineressource)

    P. M. Cohn, Art. „Heilbronn, Hans Arnold“, in: Oxford Dictionary of National Biography, 2005. (zugangsbeschränkte Onlineressource)

    John William Scott Cassels, Art. „Heilbronn, Hans Arnold“, in: Dictionary of Scientific Biography, Bd. 17, 2008, S. 391 f.

    Birgit Bergmann/Moritz Epple, Jüdische Mathematiker in der deutschsprachigen akademischen Kultur, 2009.

  • Onlineressourcen

  • Porträts

    Fotografie v. W. Eaden Lilley, 1953, Archiv der Royal Society, London.

  • Autor/in

    Franz Lemmermeyer (Jagstzell)

  • Zitierweise

    Lemmermeyer, Franz, „Heilbronn, Hans“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/119371626.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA