Bock, Walter

Dates of Life
1895 – 1948
Place of birth
Wenzen (heute Einbeck) bei Göttingen
Place of death
Köln
Occupation
Chemiker
Religious Denomination
evangelisch-lutherisch
Authority Data
GND: 1034701266 | OGND | VIAF
Alternate Names

  • Bock, Ludwig Walter Norbert
  • Bock, Walter
  • Bock, Ludwig Walter Norbert
  • Bock, Walther
  • Bock, Ludwig Walther Norbert

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Citation

Bock, Walter, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1034701266.html [07.07.2025].

CC0

  • Bock, Ludwig Walter Norbert

    1895 – 1948

    Chemiker

    Walter Bock stellte 1929 durch Emulsionspolymerisation von Butadien mit Styrol den Styrol-Butadien-Kautschuk (SBR) her, der unter dem Markennamen Buna S bekannt wurde. Seine Erfindung brachte den Durchbruch bei der Suche nach einem synthetischen Reifenkautschuk, der dem Naturkautschuk zumindest ebenbürtig ist. SBR hat heute ein breites Anwendungsspektrum und ist der am meisten produzierte Synthesekautschuk der Industriegeschichte.

    Dates of Life

    Geboren am 20. Januar 1895 in Wenzen (heute Einbeck) bei Göttingen
    Gestorben am vermisst seit 15. Oktober 1948, tot aufgefunden 25. Oktober 1948 in Köln
    Grabstätte Nordfriedhof in Köln
    Konfession evangelisch-lutherisch
    Walter Bock (InC)
    Walter Bock (InC)
  • 20. Januar 1895 - Wenzen (heute Einbeck) bei Göttingen

    1906 - 1914 - Braunschweig

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Städtische Oberrealschule (seit 1913 Herzog-Johann-Albrecht-Oberrealschule)

    1914 - 1918 - Westfront

    Kriegsdienst; seit August 1915 Leutnant; zuletzt Führer einer Infanterie-Kompanie

    1918 - 1921 - Hannover; Tübingen; Göttingen

    Studium der Chemie (Verbandsexamen 1920)

    TH; Universität

    1921 - Göttingen

    Promotion (Dr. phil.)

    Universität

    1921 - 1924 - Premnitz bei Brandenburg an der Havel

    Mitarbeiter

    Köln-Rottweil AG

    1924 - 1926 - Berlin

    Leiter der chemisch-pharmazeutischen Abteilung

    Chemisches Laboratorium Dr. Heinrich Zellner

    1926 - 1948 - Leverkusen

    Mitarbeiter

    wissenschaftliches Labor der A-Fabrik der I. G. Farbenindustrie AG

    vermisst seit 15. Oktober 1948, tot aufgefunden 25. Oktober 1948 - Köln

    Bock besuchte seit 1906 die Städtische Oberrealschule (seit 1913 Herzog-Johann-Albrecht-Oberrealschule) in Braunschweig und wurde nach dem Abitur 1914 als Kriegsfreiwilliger bis Juli 1918 an der Westfront eingesetzt. Zum Ende des Ersten Weltkriegs schwer verwundet zurückgekehrt, studierte er seit Oktober 1918 Chemie an der TH Hannover sowie an den Universitäten in Tübingen und Göttingen und wurde 1921 bei Walther Borsche (1877–1950) in Göttingen zum Dr. phil. promoviert.

    Nach Tätigkeiten bei der Köln-Rottweil AG in der Fabrik in Premnitz bei Brandenburg an der Havel (1921–1924) und im Laboratorium Dr. Zellner in Berlin (1924–1926) wurde er zum 1. April 1926 Mitarbeiter der I. G. Farben in der A-Fabrik in Leverkusen. Sein direkter Vorgesetzter war der Prokurist Eduard Tschunkur (1874–1946). Bocks Aufgabe bestand darin, einen synthetischen Reifenkautschuk zu finden, der dem Naturkautschuk (polymeres Isopren) gleichwertig war. Bock konzentrierte sich dabei auf die Emulsionspolymerisation, für die er nach wenigen Monaten einige Verfahrensverbesserungen zum Patent anmeldete (DE511145). Im Herbst 1928 gelang ihm die entscheidende Entdeckung. Keines der Emulsionspolymerisate des Isoprens und der verwandten Verbindungen Butadien und Dimethylbutadien hatte bis dahin ein brauchbares Gummi geliefert. Als Bock nun Mischpolymerisate (Copolymerisate) aus Isopren bzw. Butadien einerseits und Dimethylbutadien andererseits herstellte, erhielt er erstmals passable Ergebnisse sowohl für Festigkeit als auch für Elastizität. Zwar hatte das Produkt noch nicht das Niveau des Naturkautschuks erreicht (DE551967A), doch war das Prinzip der Copolymerisation der Schlüssel zu den nachfolgenden Erfolgen. Im Juni 1929 ersetzte Bock das Dimethylbutadien durch Styrol und erhielt mit dem Styrol-Butadien-Kautschuk (SBR) einen dem Naturkautschuk mindestens ebenbürtigen Synthesekautschuk (DE570980A), der unter dem Namen Buna S weltberühmt wurde.

    In den folgenden Monaten testete Bock anstelle von Styrol eine Vielzahl weiterer Vinylverbindungen. Darunter waren Anfang 1930 auch die Acrylsäure und ihre Derivate, wobei das Acrylnitril zu dem wichtigen Nitril-Butadien-Kautschuk (NBR) führte. Da seit 1929 in der von Erich Konrad (1894–1975) geleiteten Kautschuk-Abteilung des Wissenschaftlichen Hauptlaboratoriums Helmut Kleiner (1902–1987) ähnliche Versuche durchgeführt hatte, meldete man die Patente gemeinsam an (DE667163A, DE658172).

    Wegen der Weltwirtschaftskrise wurden die Forschungsaktivitäten auf dem Gebiet des Synthesekautschuks 1931 eingestellt, aber nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 wieder aufgenommen, da Buna S ein wesentlicher Baustein der von der NS-Führung verfolgten Autarkiepolitik werden sollte. Die erste großtechnische Produktionsanlage für Buna S wurde im Februar 1937 in Schkopau in Betrieb genommen. Es folgten Anlagen in Marl und Ludwigshafen. Der SBR-Kautschuk sorgte auch international für Aufsehen, so 1936 auf der Internationalen Automobilausstellung und 1937 auf der Weltausstellung in Paris, wo er mit einer Goldmedaille prämiert wurde. Während Konrad den Synthesekautschuk nach außen vertrat, blieb Bock unerwähnt und nahm seit 1934 nur noch am Rande an den Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zu Buna S teil. Vermutlich 1937 trat Bock in die NSDAP ein, um bezüglich seiner Erfindungsrechte nicht vollständig in den Hintergrund gedrängt zu werden.

    Am 15. Oktober 1948 verschwand Bock nach einem Kegelabend; seine Leiche wurde am 25. Oktober im Rhein gefunden. Der Fall wurde nie aufgeklärt. Mit seiner Erfindung, dem heute weltweit wichtigsten Synthesekautschuk, bereicherte Bock die Polymerwissenschaft. 1979 wurde er postum als einer der wenigen Deutschen in die International Rubber Science Hall of Fame in den USA gewählt.

    1916 Eisernes Kreuz II. Klasse (I. Klasse)
    1917 Braunschweiger Kriegsverdienstkreuz
    1923/24 Referent für Organische Chemie bei dem „Chemischen Zentralblatt“
    1935 Ehrenkreuz für Frontkämpfer
    1944 Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse
    10. 3. 1945 auf Vorschlag von Albert Speer von der Reichskanzlei für „hervorragende Verdienste um die deutsche Rüstung“ ausgezeichnet und mit 10.000 Mark dotiert (nicht mehr ausgezahlt)
    1979 Mitglied der International Rubber Science Hall of Fame, USA
    1995 Gedenkstein von Stephanie Link (geb. 1964), Geburtshaus in Einbeck bei Northeim

    Nachlass:

    Stadtarchiv Einbeck, Depositum Nr. 2.

    Weitere Archivmaterialien:

    Unternehmensarchiv der Bayer AG, Leverkusen.

    Stadtarchiv Einbeck, Depositum Nr. 2, Walter Bock.

    Stadtarchiv Bad Oeynhausen, Personenstandsregister Wenzen.

    Schriften:

    Über die Reaktionsfähigkeit des Methylens in zwei isomeren Dinitrotolylessigsäuren und den zugehörigen Methylketonen, 1923. (Diss. phil.)

    Über die Barbitursäure, in: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 55 (1922), H. 10, S. 3400–3405.

    Über die Barbitursäure (II. Mitteilung), in: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 56 (1923), H. 5, S. 1222–1227.

    Patente:

    Walter Bock/Eduard Tschunkur, Verfahren zur Darstellung von künstlichem Kautschuk DE511145, angemeldet 14.1.1927, veröffentlicht 27.10.1930. (Onlineressource)

    Walter Bock/Eduard Tschunkur, Verfahren zur Verbesserung der Qualität von künstlichem Kautschuk oder kautschukähnlichen Massen DE578965A, angemeldet 11.6.1927, veröffentlicht 19.6.1933. (Onlineressource)

    Walter Bock/Eduard Tschunkur, Verfahren zur Herstellung von Fahrzeugbereifungen DE551967A, angemeldet 13.2.1929, veröffentlicht 8.6.1932. (Onlineressource)

    Eduard Tschunkur/Walter Bock, Verfahren zur Herstellung hochwertiger kautschukartiger Vulkanisate DE532456A, angemeldet am 21.7.1929, veröffentlicht 28.8.1931. (Onlineressource)

    Walter Bock/Eduard Tschunkur, Verfahren zur Herstellung von kautschukartigen Mischpolymerisaten DE570980A, angemeldet 21.7.1929, veröffentlicht 27.2.1933. (Onlineressourcen)

    Walter Bock/Erich Konrad, Verfahren zur Herstellung von Mischpolymerisaten DE667163A, angemeldet 26.4.1930, veröffentlicht 5.11.1938. (Onlineressource)

    Dietrich Rosahl, Walter Bock 1895–1948, in: Rubber Chemistry and Technology 53 (1980), H. 2, S. G46–G51.

    Elke Heege, Dr. Walter Bock 100 Jahre (1895–1948), in: Einbecker Jahrbuch 44 (1995), S. 209–214.

    Axel Requardt, Walter Bock (1895–1948). Leben im Schatten einer Sternstunde, in: Einbecker Jahrbuch 52 (2014), S. 147–200.

    Axel Requardt, Walter Bock (1895–1948) und die Erfindung des Buna, in: Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins 82 (2015), S. 291–333.

    Axel Requardt, Buna. Geburt einer Marke, in: Nachrichten aus der Chemie 64 (2016), S. 150–153.

  • Author

    Axel Requardt (Köln)

  • Citation

    Requardt, Axel, „Bock, Walter“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/1034701266.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA