Andres, Stefan
- Dates of Life
- 1906 – 1970
- Place of birth
- Trittenheim an der Mosel
- Place of death
- Rom
- Occupation
- Schriftsteller ; Übersetzer ; Dramatiker ; Erzähler ; Librettist ; Lyriker
- Religious Denomination
- römisch-katholisch
- Authority Data
- GND: 118502956 | OGND | VIAF: 54194656
- Alternate Names
-
- Andres, Stefan Paul
- Kant, Octavio / Pseudonym
- Scott, Octavio / Pseudonym
- Andres, Stefan
- Andres, Stefan Paul
- Kant, Octavio / Pseudonym
- Scott, Octavio / Pseudonym
- Andeleisi
- Andres, Stefan P.
- Andres, Stefano
- Andres, Stefen
- Andres, Stephan
- Andris, Šṭefān
- Kant, Octavio
- Scott, Octavio
- Si, Andelei
- Sidifen Andelei
- 安德雷斯
- 斯, 安德雷
- 斯蒂芬 安德雷斯
- Cant, Octavio / Pseudonym
- Cant, Octavio
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-
Andres, Stefan Paul
Pseudonyme: Octavio Kant; Octavio Scott
1906 – 1970
Schriftsteller
Stefan Andres war einer der einflussreichsten Autoren der frühen Bundesrepublik. Seine auf einem christlich geprägten Existenzialismus basierenden Romane, Novellen und Erzählungen beschäftigen sich anhand historischer Stoffe v. a. mit den Themen Schuld und Verantwortung nach Zweitem Weltkrieg und Nationalsozialismus.
Dates of Life
Stefan Andres, Imago Images (InC) -
Author
→Barbara Koelges (Koblenz)
-
Citation
Koelges, Barbara, „Andres, Stefan“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118502956.html#dbocontent
Andres wuchs in einer Mühle im Drohntal bei Trittenheim an der Mosel auf. 1910 übersiedelte die Familie nach Schweich an der Mosel, wo er von 1912 bis 1918 die Volksschule besuchte. Von den Eltern zum Priester bestimmt, ging er anschließend an das Collegium Josephinum in Vaals (Niederlande). 1921 arbeitete er kurzzeitig in einem Krankenhaus in Trier und besuchte danach die Schule der Armen Brüder vom Heiligen Franz Xaver von Sales in Bleyerheide (heute Kerkrade-Bleyerheide, Niederlande). Nach der Vorbereitung auf das Lehrerexamen am Preußischen Lehrerseminar in Dormagen (Rheinland) 1925/26 begann er sein Noviziat im Kapuzinerkloster in Krefeld-Inrath, wurde danach aber entlassen, weil man ihn als für das Klosterleben nicht geeignet ansah. 1928/29 war er verantwortlicher Schriftleiter der katholischen Monatsschrift des Franziskanischen Marienbunds „Marienborn“, in der er erste Gedichte und Märchen veröffentlichte.
Nachdem Andres 1929 am Gymnasium in Bensheim (Bergstraße) das Abitur als Externer erhalten hatte, übersiedelte er nach Köln und studierte dort Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie. 1931 ging er für ein Semester nach Jena, wo er Kontakte zum Verleger Niels Diederichs (1902–1973) knüpfte, der ihn zu weiteren Publikationen ermutigte. Seit dem Wintersemester 1931/32 setzte Andres das Studium an der Universität Berlin fort. 1932 ermöglichte ihm ein Stipendium der Abraham-Lincoln-Stiftung für das Manuskript von „Bruder Luzifer“ (1933) eine längere Italienreise.
Nach Abbruch seines Studiums trat Andres 1932 eine Stelle beim Kölner Rundfunk in Köln an. Der aufkommende Nationalsozialismus bewog ihn, mit seiner Ehefrau, die aus einer jüdischen Familie stammte, 1933 nach Positano (Italien) umzuziehen, wo er an dem Roman „Die unsichtbare Mauer“ (1934) und an dem Gedichtband „Die Löwenkanzel“ (1933) arbeitete. Ende 1933 kehrte das Paar nach Köln zurück.
1935 wurde Andres vom Kölner Rundfunk wegen der jüdischen Herkunft seiner Ehefrau gekündigt. In den nächsten Jahren wechselte die Familie häufig ihren Wohnsitz und lebte u. a. im Riesengebirge bei Andres’ Schwiegereltern. Hier entstand die Novelle „El Greco malt den Großinquisitor“ (1936), in der sich Andres mit dem Verhältnis des Künstlers zu Politik und Staat in einer Diktatur auseinandersetzte. In der folgenden Münchner Zeit war er Mitarbeiter des Feuilletons der „Münchner Neuesten Nachrichten“ und der „Frankfurter Zeitung“. Er baute Kontakte zum Bamberger Dichterkreis auf und schrieb u. a. an den „Moselländischen Novellen“ (1937), die das Dorfleben mit seinen Aggressionen und seiner Gewalt thematisieren, und am „Mann von Asteri“ (1939).
Seit 1937 lebte Andres mit seiner Familie im Exil in Positano und entfaltete eine fruchtbare Schaffensperiode, in der zahlreiche Prosaarbeiten entstanden, so die Novelle „Wir sind Utopia“ (1943), in der Andres sich vor dem Hintergrund des Spanischen Bürgerkriegs mit den Themen Schuld und Freiheit auseinandersetzte. 1939 begann er die Arbeit an dem Roman „Die Hochzeit der Feinde“ (1947), der die Versöhnung zwischen Franzosen und Deutschen nach dem Ersten Weltkrieg zum Thema hat. Im November 1940 wurde Andres aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen.
1948 nahm Andres an einer internationalen Jugendtagung in München teil, an die sich eine Vortragsreise durch West- und Norddeutschland anschloss. Im Winter 1949/50 kehrte die Familie nach Deutschland zurück und ließ sich in Unkel am Rhein nieder. Die nächsten Jahre waren geprägt von intensiver belletristischer und journalistischer Arbeit, Lesungen und Reden. Das Drama „Gottes Utopia“, eine dramatische Bearbeitung seiner Novelle „Wir sind Utopia“, wurde 1950 am Düsseldorfer Schauspielhaus unter der Leitung von Gustaf Gründgens (1899–1963) uraufgeführt. 1953 veröffentlichte Andres mit „Der Knabe im Brunnen“ ein autobiografisches Werk, in dem er seine Kindheit an der Mosel beschrieb.
Andres war einer der meistgelesenen westdeutschen Autoren der Nachkriegszeit und erhielt zahlreiche Preise und Ehrungen. Zunehmend engagierte er sich auch politisch in der Bundesrepublik, so 1950 mit Erich Kästner (1899–1974) bei dem Protest gegen das 1953 verabschiedete Gesetz über den Verbreitung jugendgefährdender Schriften. Andres votierte für die Wiedervereinigung Deutschlands und war Mitglied der Anti-Atombewegung, auf deren Veranstaltungen und Demonstrationen er zahlreiche Reden hielt. Enttäuscht über die Entwicklung der Bundesrepublik unter Bundeskanzler Konrad Adenauer (1876–1967) zog er mit seiner Familie 1961 nach Rom. Besonders in der Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils war seine Wohnung Treffpunkt zahlreicher theologisch interessierter und schriftstellerisch tätiger Menschen.
Andres wird ebenso ist wie Werner Bergengruen (1892–1964) und Reinhold Schneider (1903–1958) als Vertreter eines christlichen Humanismus verstanden. Er setzte sich in seinen Werken kritisch mit dem Machtanspruch der katholischen Kirche und deren Dogmen auseinander, und auch seine Kritik an Faschismus und Diktatur ist religiös motiviert. Seine Schriften aus den Nachkriegsjahren sind stark von politischen Themen und Zeitkritik geprägt.
1933 | Preis der Abraham-Lincoln-Stiftung |
1949 | Rheinischer Literaturpreis verliehen vom französischen Generalgouverneur |
1949 | Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland |
1949 | Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt |
1949 | Erster Preis der Französisch-Rheinischen Stiftung |
1952 | Literaturpreis des Landes Rheinland-Pfalz |
1953 | Jochen-Klepper-Medaille der Jochen- Klepper-Gedächtnis-Stiftung der Vaganten, Berlin |
1954 | Großer Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für Literatur |
1957 | Komturkreuz der Italienischen Republik |
1957 | Dramatikerpreis der Stadt Oldenburg |
1959 | Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland |
1963 | Erster Preis beim Internationalen Dramatikerwettbewerb der Bewegung Pro Civitate Christiana in Assisi (Italien) |
1978 | Stefan-Andres-Archiv und Stefan-Andres-Brunnen, Schweich |
1979 | Stefan-Andres-Gesellschaft, seit 1983 im Niederprümer Hof, Schweich an der Mosel |
seit 1986 | Stefan-Andres-Preis der Stadt Schweich für Literatur deutscher Sprache (dreijährlich) |
1990 | Via Stefan Andres, Positano (Italien) |
2006 | 55-Cent-Sonderbriefmarke der Deutschen Bundespost |
vor 2019 | Stefan-Andres-Realschule plus und Stefan-Andres-Platz, Unkel am Rhein |
2019 | Stefan-Andres-Gymnasium, Schweich |
Stefan-Andres-Wanderweg an der Mosel |
Nachlass:
Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar. (Lyrik 1919–1970, Schauspiele, Hör- und Fernsehspiele, Filmentwürfe u. Libretti, Dramatisierungen u. Fernsehfassungen eigener erzählender Werke, Prosa, autobiografische Texte, Essays u. Reden zur Literatur, Korrespondenz)
Stefan-Andres-Archiv, Schweich an der Mosel.
Gedruckte Quelle:
Dorothee Andres, Carpe diem. Mein Leben mit Stefan Andres, 2009.
Prosa:
Bruder Lucifer. Roman, 1933, Neuausg. 1950.
Eberhard im Kontrapunkt. Roman, 1933.
Die unsichtbare Mauer. Roman, 1934, Neuausg. 1991, 2013.
El Greco malt den Großinquisitor. Erzählung, 1936, Neuausg. 1947, 1993, 1994, poln. 1960, slowen. 2016, als Fernsehfilm ZDF 1976, Regie u. Drehbuch: Stanislav Barabáš.
Vom heiligen Pfäfflein Domenico. Erzählung, 1936, Neuausg. 1975, poln. 1960.
Der Mann von Asteri. Roman, 1939, Neuausg. 1967, niederl. 1956.
Der gefrorene Dionysos. Erzählung, 1942, Neuausg. u. d. T. Die Liebesschaukel, 1951, 1964, 1970, niederl. 1958, ungar. 1977.
Wir sind Utopia. Novelle, 1943, Neuausg. 1974, 1994, 2010, engl. 1955 u. 1957, dän. 1955, finn. 1960, ital. 1963, norweg. 1969, span. 1969, poln. 1982, niederl. 1986, rumän. 2004, als Fernsehfilm ZDF 1973, Regie: Franz Lothar, BR 1976, Regie u. Drehbuch: Stanislav Barabáš, u. ZDF 1987, Regie: Dagmar Damek.
Das goldene Gitter. Erzählung, 1943, Neuausg. 1951 u. ö.
Die Hochzeit der Feinde. Roman, 1947, Neuausg. 1992 u. ö., niederl. 1953, poln. 1981.
Ritter der Gerechtigkeit. Roman, 1948, Neuausg. 1949, 1964, franz. 1951, poln. 1986.
Gäste im Paradies. Moselländische Novellen, 1949, Neuausg. 1949, 1964, 2008.
Das Tier aus der Tiefe. Roman, 1949.
Die Vermummten. Novelle, 1951.
Die Arche. Roman, 1951.
Der Knabe im Brunnen, 1953, Neuausg. 1986, 2018, niederl. 1954, poln. 1962, ital. 1970.
Die Reise nach Portiuncula. Roman, 1954, Neuausg. 1962, dän. 1956, niederl. 1956.
Positano. Geschichten aus einer Stadt am Meer, 1957, Neuausg. 1984.
Der graue Regenbogen. Roman, 1959.
Die großen Weine Deutschlands, 1960.
Der Mann im Fisch. Roman, 1963.
Das goldene Gitter. Novellen und Erzählungen, 1964, Neuausg. 1951.
Der Taubenturm. Roman, 1966, Neuausg. 1991, niederl. 1968, tschech. 1974
Ägyptisches Tagebuch, 1967.
Die Versuchung des Synesios. Roman, 1971, Neuausg. 1990, 2013, poln. 1975, slowen. 1984, ital. 1993.
Lyrik:
Die Löwenkanzel. Gedichte, 1933.
Requiem für ein Kind. Gedichte, 1948.
Der Granatapfel. Oden, Gedichte, Sonette, 1950.
Gedichte, 1966.
Gedichte, 1976.
Dramatische Dichtung:
Der ewige Strom. Oratorium, 1935.
Tanz durchs Labyrinth. Dramatische Dichtung in fünf Bildern, 1948.
Gottes Utopia. Tragödie, 1949, ital. 1955 u. 1979, als Fernsehfilm BR 1955, Regie: Franz Josef Wild.
Sperrzonen. Eine deutsche Tragödie, 1957.
Der Mörderbock. Schauspiel, 1964.
Werkausgabe:
Werke in Einzelausgaben, hg. v. John Klapper u. a., 9 Bde., 2007–2018.
Bibliografie:
Stefan-Andres-Bibliographie der Stefan-Andres-Gesellschaft. (Onlineressource).
Hans Hennecke (Mitarb.), Stefan Andres. Eine Einführung in sein Werk, 1962.
Klaus Piper (Hg.), Utopia und Welterfahrung. Stefan Andres im Gedächtnis seiner Freunde, 1972.
Hans Wagener, Stefan Andres, 1974.
Wilhelm Große (Hg.), Stefan Andres. Ein Reader zu Person und Werk, 1980.
Günther Nicolin (Hg.), Aquaedukte der Erinnerung. Stefan Andres 1906–1970, 1985.
Karl Bongardt, Stefan Andres, 1990.
Wissenschaftlicher Beirat der Stefan-Andres-Gesellschaft (Hg.), „Mein Thema ist der Mensch“. Texte von und über Stefan Andres, 1990.
Uwe Klein, Stefan Andres. Innere Emigration in Deutschland und im Exil, 1991.
John Klapper, Stefan Andres. The Christian Humanist as a Critic of his Times, 1995, dt. 1998.
Michael Braun, „Ein kläglicher Prophet in seinem Fisch“. Stefan Andres und die Probleme der inneren Emigration, in: Zeitschrift für deutsche Philologie 115 (1996), H. 2, S. 262–278.
Michael Braun, Stefan Andres. Leben und Werk, 1997, 22006.
Michael Braun (Hg.), Stefan Andres. Zeitzeuge des 20. Jahrhunderts, 1999.
Sieghild von Blumenthal, Christentum und Antike im Werk von Stefan Andres, 1999.
Christoph Schmitt, Art. „Andres, Stefan Paul“, in: Traugott Bautz (Hg.), Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. 18, 2001, Sp. 64–70.
Michael Braun (Hg.), Gerettet und zugleich von Scham verschlungen. Neue Annäherungen an die Literatur der inneren Emigration. Internationales Symposium anlässlich des 100. Geburtstags von Stefan Andres, 2007.
Wolfgang Brylla, Von der Unfähigkeit zum Widerstand. Stefan Andres „El Greco malt den Großinquisitor“, in: Leonore Krenzlin/Marcin Gołaszewski/Anna Wilk (Hg.), Schriftsteller in Exil und innerer Emigration. Literarische Widerstandspotentiale und Wirkungschancen ihrer Werke, 2019, S. 153–175.
Periodikum:
Mitteilungen der Stefan-Andres-Gesellschaft, seit 1980. (jährlich)
Dokumentarfilm:
Friedrich Terveen, Stefan Andres. Unkel am Rhein 1959, Institut für den Wissenschaftlichen Film, 1960. (Onlineressource)
Fotografien, Stefan-Andres-Gesellschaft. (Onlineressource)
Fotografien, Stefan-Andres-Archiv, Schweich an der Mosel.
Fotografie v. Theo Schafgans (1892–1976), 1952, Theo-Schafgans-Archiv, Hamburg. (Onlineressource)