Lebensdaten
1878 – 1948
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Paris
Beruf/Funktion
General ; Militärsbefehlshaber in Frankreich
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 130044814 | OGND | VIAF: 74948977
Namensvarianten
  • Stülpnagel, Otto Edwin von
  • Stülpnagel, Otto von
  • Stülpnagel, Otto Edwin von
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Zitierweise

Stülpnagel, Otto von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd130044814.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus d. Linie Taschenberg d. seit d. 14. Jh. nachweisbaren uckermärk. Adelsfam.;
    V Otto (1822–99), preuß. Oberst, S d. Ferdinand (1787–1837, preuß. Reg.präs., Mitgl. d. Staatsrats, u. d. Florentine Seidemann (1795–1879;
    M Ida Michaelis (1856–1909), aus B.;
    Potsdam 1929 1946 Ilse (1891–1964, 1] Lothar v. Seydlitz-Kurzbach, 1945, Gen.major, Kommandeur d. Festungsrgt. 924), T d. Otto Sohre (1853–1926), Baumeister, u. d. Anna Haselbach;
    2 Stief-S Ulrich (* 1911), Friedrich Wilhelm (* 1914), 1 Stief-T Erika (* 1917).

  • Biographie

    Nach der Obersekunda am kgl. Wilhelm-Gymnasium zu Berlin und dem Besuch einer Militär. Vorbereitungsanstalt trat S. zunächst als Zweijährig-Freiwilliger 1897 in das 2. Garde-Regiment zu Fuß ein. Nach der|Generalstabsausbildung erwarb er noch vor dem 1. Weltkrieg, wo er Stabsverwendungen an der Westfront und in Serbien fand, das Pilotenzeugnis. In die Reichswehr übernommen, durchlief er dort verschiedene Truppen-, Stabs- und Ministeriumsverwendungen, bevor er 1931 als Generalleutnant aus dem aktiven Dienst ausschied.

    Seit Sept. 1932 engagierte sich S. als Leiter der Zweigstelle Brandenburg-Grenzmark des Reichskuratoriums für Jugendertüchtigung und war gleichzeitig Präsidiumsmitglied des Luftschutzbundes. 1934 kurz berufslos, wechselte er nach wenigen Monaten als ziviler Angestellter in das Reichsluftfahrtministerium und leitete dort u. a. den 1. Lehrgang für Taktiklehrer und das Vorkommando der Luftkriegsakademie. Mit dem Aufbau der Luftwaffe nach 1935 wurde S. reaktiviert und war seit dem 1. 11. 1935 Kommandeur der Luftkriegsakademie. Am 31. 3. 1939 auf eigenen Wunsch hin als General der Flieger erneut aus dem aktiven Militärdienst ausgeschieden, wurde er als Befehlshaber im Wehrkreis XVII (Wien) kurz vor Kriegsausbruch abermals reaktiviert und im Okt. 1940 zum Militärbefehlshaber in Frankreich ernannt.

    In dieser Position zunächst um ein korrektes Besatzungsregime bemüht, spielte er aber in der „Geiselkrise“ und den folgenden ersten Judendeportationen im Herbst 1941 eine zwiespältige Rolle. Auf die ersten tödlichen Attentate auf dt. Soldaten im Sommer 1941 reagierte S. mit der Erschießung einer kleinen Anzahl von Geiseln. Hitler intervenierte jedoch persönlich und verlangte Exekutionen im Verhältnis 1 : 100 für jeden getöteten dt. Soldaten, was einen monatelangen Konflikt zwischen S., dem OKH und dem Führerhauptquartier über die dt. Repressalstrategie auslöste. S. wehrte sich letztlich erfolglos gegen Hitlers Forderungen nach exzessiven Geiselerschießungen.

    Bis heute ist umstritten, wer aus S.s Stab den Vorschlag vom 5. 12. 1941 initiierte, als künftige Repressalmaßnahme „1000 Juden und 500 Jungkommunisten nach dem Osten“ „zum Arbeitseinsatz“ zu verschicken. Dieser Vorschlag markiert den Beginn der Judendeportationen aus Frankreich. Da die Auseinandersetzungen mit Hitler wegen der Geiselerschießungen jedoch weitergingen, bat S. Mitte Febr. 1942 um seine Ablösung als Militärbefehlshaber in Frankreich und wurde kurz darauf durch seinen Verwandten Carl-Heinrich v. Stülpnagel ersetzt; am 31. 8. 1942 schied S. endgültig aus dem aktiven Wehrdienst aus. Nach dem Krieg von den Franzosen verhaftet und wegen der Geiselerschießungen angeklagt, beging S. noch vor Prozeßbeginn im Gefängnis Cherche Midi in Paris Selbstmord.

    Während man in der historischen Forschung früher S.s Bitte um Ablösung als Militärbefehlshaber als Zeichen von moralischer Integrität interpretierte, sehen einige neuere Forschungen in ihm einen Motor des Holocausts, wobei jedoch nicht berücksichtigt wird, daß S. im Herbst 1941 das Schicksal der deportierten Juden im Osten nicht kannte. Dennoch ebnete S. mit seiner Unterschrift vom 5. 12. 1941 unter den Vorschlag zur Judendeportation einen Weg für den Holocaust in Frankreich, auch wenn er sich der weitreichenden Folgen wohl nicht bewußt war.

  • Auszeichnungen

    A E. K. (2. Kl. 1914, 1. Kl. 1915);
    Hausorden v. Hohenzollern (1917);
    Kriegsverdienstkreuz (2. Kl. 1939, 1. Kl. 1939).

  • Quellen

    unvollst. Personalakte im BA, Mil.archiv (Pers. 6/359).

  • Literatur

    H. Umbreit, Der Mil.befehlshaber in Frankr. 1940–1944, 1968;
    U. Herbert, Best, Biograph. Studien über Radikalismus, Weltanschauung u. Vernunft 1903–1989, 1996;
    R. M. Delacor, Attentate u. Repressionen, Ausgew. Dok. z. zykl. Eskalation d. NS-Terrors im besetzten Frankr. 1941/42, 2000;
    B. Lambauer, Otto Abetz et les Français ou l`envers de la Collaboration, 2001;
    S. O. Berggötz, Ernst Jünger u. d. Geiseln, in: VfZ 51, 2003, S. 405–72;
    A. Meyer, Täter im Verhör, Die „Endlösung d. Judenfrage“ in Frankr. 1940–1944, 2005;
    P. Lieb, Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg? Kriegführung u. Partisanenbekämpfung in Frankr. 1943/44, 2007;
    T. J. Laub, After the Fall, German Policy in Occupied France 1940–1944, 2009;
    Internet:
    Inst. d`Histoire du Temps Présent.

  • Zitierweise

    Lieb, Peter, "Stülpnagel, Otto von" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 629-630 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd130044814.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA