Filbert, Alfred
Filbert, Karl Wilhelm Alfred
Deckname: Alfred Selbert
1905 – 1990
SS-Führer
- Lebensdaten
- 1905 – 1990
- Geburtsort
- Darmstadt
- Sterbeort
- Berlin
- Beruf/Funktion
- SS-Führer ; Jurist ; Nationalsozialist
- Konfession
- evangelisch, spätestens seit Januar 1937 „gottgläubig“
- Normdaten
- GND: 12517926X | OGND | VIAF: 107628942
- Namensvarianten
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- Filbert, Karl Wilhelm Alfred
- Selbert, Alfred
- Filbert, Alfred
- Filbert, Karl Wilhelm Alfred
- Selbert, Alfred
- Filbert, Albert
- Filbert, Carl Wilhelm Alfred
- mehr
Quellen(nachweise)
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- Index Theologicus (IxTheo)
Objekt/Werk(nachweise)
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Der Jurist Alfred Filbert gehörte von 1935 bis 1945 zu den Funktionseliten im Hauptamt des Sicherheitsdienstes des Reichsführers-SS und im Reichssicherheitshauptamt. 1941 verantwortete er als Leiter des SS-Einsatzkommandos 9 die Ermordung von rund 18 000 Juden. 1945 untergetaucht, wurde er 1959 verhaftet, 1962 zu lebenslanger Haft verurteilt und 1975 vorzeitig entlassen.
Lebensdaten
Geboren am 8. September 1905 in Darmstadt Gestorben am 1. August 1990 in Berlin Grabstätte unbekannt in Konfession evangelisch, spätestens seit Januar 1937 „gottgläubig“ -
Lebenslauf
8. September 1905 - Darmstadt -
Genealogie
Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.Filbert, Alfred (1905 – 1990)
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Vater
Peter Filbert
1879–1956
Berufssoldat; Telegrafeninspektor
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Großvater väterlicherseits
Johann Peter Filbert
1821–1879
Küfermeister und Wirt
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Großmutter väterlicherseits
Barbara Filbert
1855–1921
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Mutter
Christiane Filbert
1881–1949
Büglerin
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Großvater mütterlicherseits
Jakob Kühner
1838–1895
Kutscher
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Großmutter mütterlicherseits
Franziska Kühner
1840–1905
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Schwester
Lina Hille
geb. 1902
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Bruder
1904–1945
1926 Auswanderung in die USA, Ingenieur in Philadelphia; 1938 Rückkehr nach Deutschland, 1939 Verurteilung wegen „Heimtücke“ zu vier Jahren Haft, 1943/44 im Konzentrationslager Buchenwald; 1944 zwangsweise Zuteilung zur SS-Sturmbrigade Dirlewanger, vermisst an der ungarischen Front
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Heirat
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Ehefrau
Käthe Filbert
1910–2003
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Biografie
Nach dem Besuch der Mittel- und Oberrealschule absolvierte Filbert seit 1922 eine Lehre bei der Commerz- und Privatbank in Mannheim und der Rheinischen Kreditbank in Worms. Nach kurzer Tätigkeit als Aushilfskraft im dortigen Finanzamt und nachgeholtem Abitur studierte er von 1927 bis 1933 Rechtswissenschaften in Gießen und Heidelberg. Seit August 1932 Mitglied der SS und NSDAP, begann Filbert im Januar 1934 den Vorbereitungsdienst für hessische Gerichtsreferendare, ließ sich im Oktober desselben Jahres beurlauben und wurde im Februar 1935 bei Erich Bley (1890–1953) in Gießen mit einer Arbeit über das Konkursrecht zum Dr. iur. promoviert.
Im März 1935 wurde Filbert als hauptamtlicher Mitarbeiter in das Hauptamt des Sicherheitsdiensts des Reichsführers-SS in Berlin übernommen, wo er seit August 1936 die Hauptabteilung 22 (Gegnerische Nachrichtendienste) leitete. Nach Gründung des Reichssicherheitshauptamts (RSHA) im September 1939 wurde er unter Heinz Jost (1904–1964) stellvertretender Chef des Amtes VI, SD-Ausland, und übernahm die Leitung der Gruppe A (Allgemeine auslandsnachrichtendienstliche Aufgaben). In dieser Funktion war Filbert u. a. für die Nachprüfung aller nachrichtendienstlichen Verbindungen einschließlich der Sicherung der Verbindungs- und Kurierwege und des Einsatzes der nachrichtendienstlichen Mittel des Amtes VI im In- und Ausland verantwortlich.
Im Frühling 1941 meldete sich Filbert freiwillig zum Dienst in den SS-Einsatzgruppen im Feldzug gegen die Sowjetunion und wurde von Reinhard Heydrich (1904–1942) mit der Führung des Einsatzkommandos 9 der Einsatzgruppe B im Mittelabschnitt der Ostfront beauftragt. Vor allem in Litauen und Weißrussland eingesetzt, verantwortete er zwischen Juni und Oktober 1941 die Ermordung von rund 18 000 jüdischen Frauen, Männern und Kindern.
Nach Berlin zurückgerufen und mit den von Heydrich erhobenen Vorwürfen der Unterschlagung und Bestechlichkeit konfrontiert, wurde Filbert Ende 1941 von einem SS-Gericht vom Dienst suspendiert und verbrachte zwei Jahre arbeitslos zu Hause. Im November 1943 vollständig rehabilitiert und erneut im RSHA angestellt, leitete er seit Juli 1944 die neu geschaffene Amtsgruppe Wirtschaftskriminalität im Amt V (Reichskriminalpolizeiamt).
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs arbeitete Filbert unter dem Decknamen „Alfred Selbert“ bis Februar 1949 als Bank- und Maschinentischler auf einem Gut im niedersächsischen Bad Gandersheim und anschließend bis April 1951 als kaufmännischer Angestellter im benachbarten Kreiensen. Im November desselben Jahres siedelte er nach Hannover über, wo er unter seinem echten Namen zunächst als Aushilfskraft bei der Braunschweig-Hannoverschen Hypothekenbank tätig wurde, deren Filiale in Berlin er seit Januar 1958 leitete. Am 25. Februar 1959 von der Kriminalpolizei verhaftet, wurde er am 22. Juni 1962 vom Landgericht Berlin wegen „gemeinschaftlichen Mordes“ im Rahmen seiner Tätigkeit als Chef des Einsatzkommandos 9 zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt. Im April 1963 bestätigte der Bundesgerichtshof das Urteil.
Im Juni 1975 wurde Filbert aufgrund eines schweren Augenleidens vorzeitig aus der Strafanstalt Tegel entlassen und ließ sich in Berlin-West nieder. 1983 spielte er in Thomas Harlans (1929–2010) Spielfilm „Wundkanal. Hinrichtung für vier Stimmen“ die Hauptrolle des SS-Massenmörders „Dr. S.“. Der Film wurde im August 1984 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig uraufgeführt, zusammen mit dem Dokumentarfilm „Notre Nazi“ des US-amerikanischen Regisseurs Robert Kramer (1939–1999) über die Dreharbeiten zu „Wundkanal“. Die Aufführung endete im Tumult, ebenso jene bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin im Februar 1985. Die Premiere des Films wurde in führenden Zeitungen und Zeitschriften der Bundesrepublik ausführlich behandelt und fand ein überwiegend negatives Echo.
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Auszeichnungen
1927 Mitglied der Burschenschaft Alemannia (Gießen) 1938 Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938 1940 Medaille zur Erinnerung an die Heimkehr des Memellandes 1941 Kriegsverdienstkreuz II. Klasse mit Schwertern 1944 Kriegsverdienstkreuz I. Klasse mit Schwertern Mitglied im Verein „Lebensborn“ -
Quellen
Nachlass:
nicht bekannt.
Weitere Archivmaterialien:
Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde, R 9361-III/524095 (SSO-Akte); R 9361-III/43365 (RuSHA-Akte).
Hessisches Staatsarchiv, Darmstadt, G21 B. (Personalakte Nr. 2862)
Universitätsarchiv Gießen, Jur. Prom. Nr. 775. (Promotionsakte)
Landesarchiv Berlin, B Rep. 058, Nr. 7166–7247. (Unterlagen der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Berlin im Fall Filbert AZ 3 P (K) Ks 1/62)
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Werke
Kann das Ablehnungsrecht des Konkursverwalters des Vorbehaltsverkäufers mit der Anwartschaft des Käufers auf den Eigentumserwerb ausgeräumt werden?, 1935. (Diss. iur.)
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Literatur
Christian Gerlach, Kalkulierte Morde. Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrußland 1941 bis 1944, 1999.
Alex J. Kay, Brothers. The SS Mass Murderer and the Concentration Camp Inmate, in: Tr@nsit online, 2013. (P) (Onlineressource), dt. u. d. T. Ungleiche Brüder. Der SS-Massenmörder und der KZ-Häftling, in: Einsicht 10. Bulletin des Fritz Bauer Instituts (2013), S. 49–55. (P)
Alex J. Kay, Transition to Genocide, July 1941: Einsatzkommando 9 and the Annihilation of Soviet Jewry, in: Holocaust and Genocide Studies 27 (2013), H. 3, S. 411–442.
Alex J. Kay, The Making of an SS Killer. The Life of Colonel Alfred Filbert, 1905–1990, 2016 (P), dt. 2017.
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Porträts
Fotografie, 1929, Abbildung in: Alex J. Kay, The Making of an SS Killer. The Life of Colonel Alfred Filbert, 1905–1990, 2016, S. 16.
Fotografie, 1927, Abbildung in: ebd., S. 18.
Fotografien, 1937, Abbildung in: ebd., S. 31–33.
Fotografien, 1959, Abbildung in: ebd., S. 97 f.
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Autor/in
→Alex J. Kay (Potsdam)
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Zitierweise
Kay, Alex J., „Filbert, Alfred“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/12517926X.html#dbocontent