Biography

Die W. stammen von den →Grafen von Scheyern ab. Gfn. →Haziga von Scheyern († um 1103) gilt nach der Chronik des Scheyerner Abtes →Konrad v. Luppurg (reg. 1206–25) als ihre Stammmutter. Sie brachte ihren Besitz in ihre zweite Ehe mit dem ebenfalls nach Scheyern benannten Gf. →Otto (um 1020 – v. 1078, s. NDB 19) ein, der als erster männlicher Angehöriger der Dynastie ab der Mitte des 11. Jh. bis etwa 1078 als Hauptvogt der Freisinger Kirche bezeugt ist. →Kamillo Trotter (1862–1938), auf den eine Zählung der frühen W. zurückgeht, benennt ihn als Otto II. und Sohn eines von ihm postulierten →Otto I., der 1014 als Graf im Kelsgau genannt wird, wo die W. später über umfangreichen Besitz verfügten. Die abweichende Zählung der Grafen von Scheyern folgt hier dem bisher in der NDB verwendeten Schema. Über die Herkunft der Familie gibt es in der Forschung nur Vermutungen, aus der Vererbung der Freisinger Bistumsvogtei und Besitzkontinuitäten wurde die Verwandtschaft mit verschiedenen Dynastien, u. a. den →Luitpoldingern (s. NDB 15), wie sie schon Bischof →Otto von Freising (reg. 1138–58) postulierte, erschlossen.

Die Grafen von Scheyern übernahmen weitere Vogteien über Kirchen und Klöster zwischen Paar und Isar und auf dem Nordgau (Ensdorf). Wohl vor 1100 errichteten sie auf einer Anhöhe zwischen Ilm und Paar die namensgebende Burg als Mittelpunkt ihrer Grundherrschaft. Außerdem verfügten sie über die Burgen Dachau und Valley, nach denen sich eigene Linien benannten, sowie Wartenberg im Besitz der Hauptlinie. Die →Grafen von Dachau, ab 1152 Herzöge von Meranien, starben 1182, die →von Valley 1268 aus.

Erstmals nannte sich Hazigas Enkel (nach Trotter Großneffe) Gf. →Otto IV. († 1156), verheiratet mit →Heilika (Eilika) v. Lengenfeld († 1170), 1115 nach der Burg Wittelsbach bei Aichach, wohin er seinen Sitz verlegte. Die Burg Scheyern übertrug er den Mönchen des von Haziga in Bayerisch Zell (Margarethenzell) gestifteten und mehrfach transferierten Hausklosters, das zum Memorialort und zur Grablege für die W. wurde. 1120 verlieh Ks. →Heinrich V. Otto IV. das Amt des Pfalzgrafen in Bayern. Sein Sohn →Otto V. (um 1120–83) begegnet häufig in der Umgebung Ks. →Friedrichs I. (1122–90), Ottos Bruder →Konrad (um 1130–1200, s. NDB XII) wurde Erzbischof von Mainz (reg. 1161–65 u. 1183–1200) und Salzburg (reg. 1177–83) sowie 1165 Kardinal.

Herzöge von Bayern

Gestützt auf die Nähe zu den →Staufern (s. NDB 25), vollzog sich der Aufstieg der W. Nach der Absetzung →Heinrichs des Löwen als Herzog von Bayern erteilte Ks. Friedrich I. am 16.9.1180 Pfalzgraf Otto V., künftig Hzg. Otto I. († 1183), die Belehnung mit dem Hzgt. Bayern. Dessen Kern bildeten der Hausbesitz der W. mit Schwerpunkt zwischen Paar und Isar sowie die verbliebenen hzgl. Güter.

Seine Nachfolge trat sein Sohn →Ludwig I., „der Kelheimer“ (1174–1231, s. NDB 15) an.

Er heiratete 1204 die Witwe Gf. →Alberts III. v. Bogen († 1197), →Ludmilla von Böhmen (1170–1240), und sicherte sich so die Übernahme des Bogener Erbes. Nach der Ermordung Kg. →Philipps von Schwaben (1177–1208) durch seinen Cousin Pfalzgf. →Otto VIII. (v. 1180–1209, s. NDB 19) empfing Hzg. Ludwig 1208 von Kg. →Otto IV. (1175/76–1218) die Bestätigung der Erblichkeit des Herzogtums und die Reichslehen des geächteten Pfalzgrafen sowie des Markgrafen von Istrien aus dem Hause →Andechs-Meranien. 1214 wurde Ludwig mit seinem Sohn →Otto II., „der Erlauchte“ (1206–53, s. NDB 19), der 1212 die Welfin →Agnes von Braunschweig (1202–67) geheiratet hatte, von Kg. →Friedrich II. (1194–1250) mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein belehnt. 1225 erwarb Ludwig, 1226–28 Reichsverweser Kg. →Heinrichs (VII.) (1211–42), Heidelberg, das zur Residenz der Pfalzgrafen wurde.

Otto II. übernahm den ungeteilten Besitz und wurde durch das Aussterben von Dynastenfamilien wie der Andechs-Meranier, der →Bogener, der →Falkensteiner und der →Wasserbur|ger zum reichsten Grundherrn in Bayern. Die ersten Herzöge festigten das Territorium durch Städtegründungen wie Kelheim, Landshut, Straubing, Landau/Isar, Ingolstadt, Deggendorf, Dingolfing oder Burghausen. Nach dem Verlust Österreichs 1156 und der inneralpinen Gebiete im Hochmittelalter bauten sie das deutlich verkleinerte Bayern zum Territorialstaat aus. Otto II. wurde als letzter W. in Scheyern beigesetzt.

Erste Landesteilung

Erbteilungen schwächten den politischen Einfluß des Hauses Bayern im Spätmittelalter. Otto II. hinterließ die Söhne →Ludwig II. (1229–94, s. NDB 15) und →Heinrich XIII. (1235–90, s. NDB VIII). Diese traten zunächst als gleichberechtigte Erben die Herrschaft über Bayern und die Pfalz an, vollzogen aber 1255 die erste Teilung des Landes. Seitdem führten alle W. den Titel eines Herzogs von Bayern und Pfalzgrafen bei Rhein. Ihre Schwester →Elisabeth († 1273) war mit Kg. →Konrad IV. (1228–54) verheiratet und Mutter des letzten →Staufers →Konradin (1252–1268).

Hzg. Ludwig II., nach Hinrichtung seiner ersten Gemahlin →Maria von Brabant († 1256) „der Strenge“ genannt, erhielt die Pfalzgrafschaft bei Rhein und das obere Bayern. Da der Pfalzgraf als Königswähler bei einem Interregnum als Reichsvikar fungierte, war die Pfalz das für das Reich wichtigere Fürstentum. Außerdem übernahm Ludwig mit der Konradinischen Schenkung das Erbe seines Neffen auf dem Nordgau und am Lechrain.

Aus seiner dritten Ehe mit →Mathilde (Mechthild, um 1251–1304), einer Tochter Kg. →Rudolfs von Habsburg (1218–91), hinterließ er zwei Söhne. Der ältere →Rudolf (1274–1319, s. NDB 22) behielt die Pfalzgrafschaft mit dem Nordgau, während er sich mit dem jüngeren →Ludwig IV., gen. „der Bayer“ (1281/82–1347, s. NDB 15) ab 1310 die Herrschaft über Oberbayern teilen mußte. Unter Ludwig II. verstärkte sich die Entwicklung Münchens zur Residenz, er ließ sich aber in seiner Sühnestiftung Kloster Fürstenfeld beisetzen.

Hzg. →Heinrich XIII. von Niederbayern nutzte Landshut mit der Burg Trausnitz als Residenz, hier befand sich im Kloster Seligenthal die Grablege seiner Linie. Er hinterließ aus seiner Ehe mit →Elisabeth († 1271), einer Tochter Kg. →Belas IV. von Ungarn († 1271), drei Söhne: →Otto III. (1261–1312, s. NDB 19), →Ludwig III. († 1296) und →Stephan I. (1271–1310, s. NDB 25). Otto III. ließ sich 1305 zum König von Ungarn krönen und führte diesen Titel auch nach seiner Absetzung 1307. Mit der Ottonischen Handfeste übertrug er 1311 die Niedergerichtsbarkeit über die Hofmarken an den Adel. →Heinrich d. J. XV. (1312–33, s. NDB VIII), Sohn Ottos III., war bei dessen Tod noch unmündig, ebenso wie die Söhne Stephans I., →Heinrich d. Ä. XIV. (1305–39, s. NDB VIII) und →Otto IV. (1307–34). Die Vormundschaft beanspruchte Hzg. Ludwig IV. und konnte sie 1313 mit dem Sieg von Gammelsdorf gegen Österreich behaupten. 1331 erfolgte eine weitere Landesteilung, doch erlosch mit dem Tod →Johanns, des Sohnes von Heinrich XIV., 1340 die ältere niederbayer. Linie der W. Das Land fiel darauf an Ks. Ludwig „den Bayern“.

Kaiser Ludwig der Bayer und die Generation seiner Söhne

Der einzige röm.-dt. Kaiser des Mittelalters aus dem Hause Bayern übte faktisch seit 1313 die Herrschaft über Ober- und Niederbayern aus. Seine Königswahl 1314 durch die luxemburg. Partei erfolgte im Konflikt mit seinem Bruder Rudolf, der die Wahl des habsburg. Kandidaten →Friedrich „des Schönen“ von Österreich (1289–1330) unterstützt hatte.

Nach der Schlacht von Mühldorf 1322 konnte Ludwig seine Herrschaft durchsetzen, die durch den Konflikt mit Papst →Johannes XXII. (um 1244–1334, reg. seit 1316) und dessen Nachfolgern überschattet blieb. Er verfolgte eine das ganze Reich umspannende Hausmachtpolitik: Im April 1323 belehnte er seinen ältesten Sohn →Ludwig V. (1315–61, s. NDB 15) mit der Mark Brandenburg, 1342 verheiratete er ihn mit der Erbin von Tirol, →Margarete („Maultasch“) (1318–69, s. NDB 16), was den W. zwar die Gfsch. Tirol, aber auch die Feindschaft der Luxemburger einbrachte.

Nach dem Tod seiner ersten Gemahlin →Beatrix von Schlesien-Schweidnitz († 1322) heiratete Ludwig „der Bayer“ 1323 die älteste Tochter des Gf. →Wilhelm III. von Holland-Hennegau, →Margarete († 1356, s. NDB 16), und erwarb damit die Anwartschaft auf dessen Grafschaften.

Nach der Kaiserkrönung 1328 schloß Ludwig „der Bayer“ 1329 mit den Söhnen seines verstorbenen Bruders Rudolf, →Rudolf II. (1306–53, s. NDB 22) und →Ruprecht I. (1309–90, s. NDB 22), den Hausvertrag von Pavia, der die Aufteilung der bayer. und pfälz. Territorien unter die ludovizianische und die rudolfinische Linie bei wechselseitigem Erbrecht festschrieb. Die Alternation der Kurstimme kam nicht zustande, weil diese seit der Goldenen Bulle von 1356 der Pfalz reserviert blieb. Da die bayer. W. die Kur verloren hatten, entbehrte Bayern des Schutzes der Goldenen|Bulle für die Kurlande: der Primogenitur und der Unteilbarkeit. Alle Söhne galten als prinzipiell zur Herrschaft berechtigt, was eine Fülle von Erbteilungen auslöste.

Die beiden älteren Söhne Ks. Ludwigs aus erster Ehe teilten 1349 im Landsberger Vertrag den Hausbesitz unter sich, während die vier Söhne aus zweiter Ehe noch unmündig waren. Ludwig V. übernahm Bayern-München mit den Erwerbungen in Franken und Schwaben, die Gfsch. Tirol und die Mark Brandenburg. Sein Bruder →Stephan II. (1313/19–75, s. NDB 25) erhielt Bayern-Landshut mit den niederl. Besitzungen. 1350/51 bekamen auch die jüngeren Brüder eigenständige Herrschaftsanteile.

→Ludwig VI., „der Römer“ (1330–64/65, s. NDB 15) und →Otto V., „der Faule“ (1346–79, s. NDB 19) erhielten den Anspruch auf die Mark Brandenburg. Die jüngsten Söhne →Wilhelm I. (1329/33–89, s. ADB 43) und →Albrecht I. (1336–1404, s. NDB I) übernahmen 1353 das landwirtschaftlich reiche Gebiet um Straubing mit dem Bayer. Wald und die niederl. Grafschaften. Damit existierten in Bayern drei Teilherzogtümer mit den Residenzen München, Landshut und Straubing.

Nach dem Tod Ludwigs, „des Brandenburgers“ 1361 erbte sein mit →Margarethe von Österreich († 1366) verheirateter Sohn →Meinhard (1344–63, s. NDB 16) Oberbayern und Tirol, doch verstarb er bereits im Jan. 1363. Während Tirol an Österreich fiel, besetzte Stephan II. unter Verletzung des Erbrechts seiner Brüder Oberbayern und vereinigte es mit Niederbayern. Darauf gingen die übergangenen jüngeren Brüder Ludwig VI. und Otto V. zu den Luxemburgern über, es kam zum Hausstreit zwischen Bayern und Brandenburg. In der Mark regierte nach dem Tod Ludwigs „des Römers“ 1365 Otto V. allein, der 1366 die Tochter Ks. →Karls IV. (1316–78), →Katharina (1342–95), heiratete. Mit dem Vertrag von Fürstenwalde von 1373 mußte er Brandenburg gegen eine Abfindung und Pfandbesitz in Neuböhmen an die Luxemburger abtreten.

Landesteilungen des Spätmittelalters

Hzg. Stephan II. hinterließ bei seinem Tod 1375 drei gleichberechtigte Söhne: →Stephan III., „den Kneißel“ (den Prächtigen) (um 1337–1413, s. NDB 25), →Friedrich, „den Weisen“ (um 1339–93, s. NDB V) und →Johann II. (um 1341–97). Unter der Federführung Stephans III., der mit →T(h)addea Visconti (um 1350–81) verheiratet war, gelang es zunächst, das verbliebene Territorium zusammenzuhalten. Ihre Tochter →Elisabeth (Isabeau de Bavière) (1370–1435, s. NDB X) heiratete 1385 Kg. →Karl VI. von Frankreich (1368–1422), was für das ganze Haus eine Mehrung an Reputation bedeutete.

Hzg. Johann II. setzte 1392 eine neuerliche Teilung des Landes durch. Friedrich „der Weise“ übernahm Niederbayern, Oberbayern wurde in zwei wirtschaftlich ertragsgleiche, aber zerrissene Territorien aufgespalten. Stephan „der Kneißel“ bekam das neue Teilherzogtum Ingolstadt mit dem nordwestl. Oberbayern und Besitz im Inntal, Johann II. Oberbayern mit dem südl. Nordgau.

Straubinger und Ingolstädter Linien

Von den Söhnen Ludwigs „des Bayern“ lebte Hzg. Albrecht I. am längsten, der seit 1357 als Statthalter und ab 1389 allein das Teilherzogtum Straubing und die Grafschaften Hennegau, Holland, Seeland und Friesland regierte.

Er verlegte Residenz und Verwaltung in die Niederlande nach Den Haag, wo er Verwaltung und Wirtschaft reformierte. 1385 fand in Cambrai die Doppelhochzeit seines Sohnes →Wilhelm IV. (II. als Hzg. v. Bayern-Straubing, 1365–1417), Graf von Holland und Seeland, mit →Margaretha von Burgund (1374–1441) und seiner Tochter →Margarethe (1363–1423) mit →Johann „Ohnefurcht“ (1371–1419), dem Erben des Hzgt. Burgund, statt.

Nach dem Tod Wilhelms IV. regierte zunächst seine Tochter und Erbin →Jakobäa von Bayern-Holland (1401–36, s. NDB X), die Witwe des →Dauphins Johann von Touraine (1398–1417), die niederl. Grafschaften. Doch machte ihr Onkel →Johann III. (1374–1425, s. NDB X) ihr die Herrschaft streitig, der 1418 das Bistum Lüttich aufgab und heiratete, um die Dynastie fortzusetzen. Nach seiner Ermordung konnte sein Neffe Hzg. →Philipp „der Gute“ von Burgund (1396–1467) die holländ. Besitzungen an das Haus Burgund bringen.

In Ingolstadt übernahm 1413 Hzg. →Ludwig VII., „der Gebartete“ (der Bärtige) (1368–1447, s. NDB 15) die Regierung, der sich häufig bei seiner Schwester Isabeau de Bavière aufhielt und Pair von Frankreich wurde. Der Gegensatz zwischen ihm und →Heinrich XVI., „dem Reichen“, von Landshut (1386–1450, s. NDB VIII) wurde zu einem bestimmenden Element der Geschichte Bayerns in der ersten Hälfte des 15. Jh.

Nach dem Erlöschen der Linie Bayern-Straubing forderte Ludwig „der Bärtige“ das Erbe für sich. Kg. →Sigismund (1368–1437) aber teilte es mit dem Preßburger Spruch 1429 unter den drei bayer. Linien. Trotzdem brachen bald neue Kämpfe aus, schließlich nahm →Ludwig VIII., „der Bucklige“ (1403–45, s. NDB 15) wegen eines innerfamiliären Streits seinen|Vater Ludwig VII. in Haft, mit dem die Ingolstädter Linie 1447 erlosch.

Landshuter Linie

Als erster der Herzöge von Bayern-Landshut erhielt Hzg. Friedrichs Sohn Heinrich XVI. aufgrund des Reichtums durch Bodenschätze, Landwirtschaft, Handel und eine effiziente Verwaltung den Beinamen „der Reiche“.

Seinen Hauptgegner Ludwig VII. konnte er bezwingen und 1447 das gesamte Ingolstädter Erbe übernehmen. 1450 trat sein Sohn →Ludwig IX., „der Reiche“ (1417–79, s. NDB 15) die Herrschaft an, der 1452 →Amalia von Sachsen (1435–1502) heiratete. Seinen Krieg gegen das Expansionsstreben des Mgf. →Albrecht Achilles von Brandenburg-Ansbach (1414–86) beendete der Prager Friede 1463. Er konnte Herrschaften im schwäb. Raum als Ansatzpunkte für seine Territorialpolitik gewinnen. Ludwig IX. gründete 1472 die Univ. Ingolstadt.

Der letzte Herzog der Landshuter Linie war →Georg, „der Reiche“ (1455–1503, s. NDB VI), der 1475 Prn. →Hedwig (1457–1502), eine Tochter Kg. →Kasimirs von Polen (1427–92), geheiratet hatte. Die Gründung des Schwäb. Bundes begrenzte seinen Expansionsdrang. 1485 schloß er einen Pakt mit Bayern-München, der die wechselseitige Erbfolge vorsah.

Im Widerspruch dazu setzte er in seinem Testament 1496 seine Tochter →Elisabeth (1478–1504) und deren künftigen Gemahl Pfalzgf. →Ruprecht (1481–1504, s. ADB 29) als Erben ein, was zum Landshuter Erbfolgekrieg führte.

Münchner Linie

In München herrschten am Beginn des 15. Jh. die Söhne Johanns II., die Herzöge →Ernst (1373–1438, s. NDB IV) und →Wilhelm III. (1375–1435, s. ADB 42); ihre Schwester →Sophie (1376–1428, s. NDB 24) war mit Kg. →Wenzel (1361–1419, s. NDB 27) verheiratet. Ernst war mit →Elisabeth (Elisabetta) Visconti (1374–1432) verheiratet.

Ihr Sohn →Albrecht III., „der Fromme“ (1401–60, s. NDB I) söhnte sich mit seinem Vater aus, obwohl dieser seine nicht standesgemäße Gattin →Agnes Bernauer († 1435, s. NDB II) hatte hinrichten lassen, um den Bestand der Dynastie zu sichern. 1438 wurde Albrecht III. durch den Prager Landtag zum König von Böhmen gewählt, doch verzichtete er auf habsburg. Druck darauf, die Krone anzunehmen.

Mit dem Erdinger Vertrag 1450 überließ er das Ingolstädter Erbe Bayern-Landshut. Der Lauinger Vertrag 1451 zwischen ihm, Ludwig IX. und Friedrich von der Pfalz sicherte den Frieden in Bayern. Mit seiner zweiten Ehefrau →Anna von Braunschweig († 1474) hatte Albrecht III. fünf Söhne.

Seine Nachfolge traten zunächst die älteren Söhne →Johann IV. (1437–63) und →Sigismund (1439–1501, s. NDB 24) an. Der drittälteste Sohn →Albrecht IV., „der Weise“ (1447–1508, s. NDB I) wurde zunächst für den geistlichen Stand ausgebildet, errang aber nach dem Tod seines Vaters mit Hilfe der Landstände Anteil an der Regierung. Seine Alleinherrschaft ab 1465 machte ihm der jüngere Bruder →Christoph „der Starke“ (1449–93, s. ADB IV) streitig, der in verschiedene Verschwörungen verstrickt war. Albrechts IV. Ausgreifen nach Tirol in Auseinandersetzung mit Ks. →Friedrich III. (1415–93, s. NDB V), dessen Tochter →Kunigunde von Österreich (1465–1520) er ohne dessen Einwilligung 1487 heiratete, scheiterte ebenso wie sein Vorgehen gegen die Freie Stadt Regensburg, wo er seine Residenz und eine Universität einrichten wollte. Albrecht IV. unterwarf sich 1492 dem Augsburger Spruch Kg. →Maximilians (1459–1519). Sein Versuch, weite Teile des alten Stammesherzogtums zurückzugewinnen, war damit gescheitert. Die Übernahme von Bayern-Landshut konnte er nach dem Sieg im Landshuter Erbfolgekrieg durchsetzen. Allerdings sah der Kölner Schiedsspruch von 1505 die Einrichtung des neuen Fürstentums Pfalz-Neuburg für die Söhne Pfalzgf. Rupprechts und Elisabeths vor, weitere Teile Bayern-Landshuts fielen an Kg. Maximilian (im Tiroler Inntal), das Hzgt. Württemberg und die Reichsstadt Nürnberg.

Hzg. Albrecht IV. sicherte die neu gewonnene Landeseinheit durch die Primogeniturordnung vom 8.7.1506, der sein Bruder →Wolfgang (1451–1514, s. ADB 44) sowie die Landschaft zustimmten. Danach sollten die im Hzgt. Bayern vereinigten Fürstentümer unteilbar sein, vererbbar nach dem Recht der Erstgeburt in männlicher Linie. Sein ältester Sohn →Wilhelm IV. (1493–1550, s. ADB 42) mußte aber unter dem Druck der Landstände seinem Bruder →Ludwig X. (1495–1545, s. NDB 15) die gemeinschaftliche Regierungsführung zugestehen. Dieser nahm in Landshut Residenz, verzichtete zur Sicherung der Landeseinheit aber auf eine Ehe. Ebenfalls von der Erbfolge ausgeschlossen war ihr Bruder →Ernst (1500–60, s. NDB IV; Gatz III), der das Hochstift Passau (1516–1540) und das Erzstift Salzburg (1540–1554) als Administrator regierte. Gemeinsam wehrten sie der Reformation und konnten in wechselnden Koalitionen die Position Bayerns stärken und zur Vormacht unter den kath. Fürsten ausbauen.|Hzg. →Albrecht V. (1528–79, s. NDB I) war bei seinem Herrschaftsantritt 1550 der einzige überlebende Sohn Wilhelms IV. und knüpfte an die Politik ausschließlicher Katholizität seines Vaters an. Seit 1546 war er mit Ehzgn. →Anna von Österreich (1528–90), einer Tochter Kg. →Ferdinands I. (1503–64, s. NDB V), verheiratet. Er errichtete für seine Sammlungen die ersten Museen (Kunstkammer im Marstall, Antiquarium) nördlich der Alpen.

Bei seinem Tod 1579 hinterließ er ein politisch und kirchlich gefestigtes, jedoch mit Schulden beschwertes Land.

Sein mit →Renata von Lothringen (1544–1602) verheirateter Sohn →Wilhelm V., „der Fromme“ (1548–1626, s. ADB 42), trat 1579 die Regierung an, dankte wegen der hohen Schuldenbelastung aber 1597/98 ab. Seine persönliche Frömmigkeit traf sich mit strenger kath. Kirchlichkeit, welche die Leitlinie für seine Innen- (Errichtung der Michaelskirche und des Jesuitenkollegs München) wie Außenpolitik (Kölner Krieg 1583) bildete. Sein Bruder →Ferdinand (1550–1608) begründete die Nebenlinie der 1736 erloschenen →Grafen von Wartenberg, aus der dessen Sohn →Franz Wilhelm (1593–1661, s. NDB V; Gatz II) zum Administrator mehrerer norddt. Hochstifte, Bischof von Regensburg (reg. 1649–61) und Kardinal aufstieg.

Wilhelm V. instrumentalisierte die Kirchenpolitik für seine Hauspolitik. Dies galt für seinen Bruder →Ernst (1554–1612, s. NDB IV; Gatz III), der 1583 Kf.-Erzbischof von Köln wurde, wie für seine Söhne →Philipp Wilhelm (1576–98, s. Gatz III), 1579/80 Bischof von Regensburg und 1596 Kardinal, sowie →Ferdinand (1577–1650, s. Gatz III), 1612 Kf.-Erzbischof von Köln, der die Nachfolge seines Onkels Ernst auf fünf Bischofsstühlen im Nordwesten des Reiches antrat. 1642 erreichte Ferdinand die Wahl seines Neffen →Maximilian Heinrich (1621–88, s. NDB 16; Gatz II) zu seinem Koadjutor in Köln, der 1650 seine Nachfolge übernehmen konnte.

Kf. →Maximilian von Bayern (1573–1651, s. NDB 16) kann als Muster eines Fürsten des konfessionellen Absolutismus gelten. Seine erste Ehe mit →Elisabeth Renata von Lothringen (1574–1635) blieb kinderlos; erst aus seiner zweiten Ehe mit Ehzgn. →Maria Anna von Österreich (1610–65), einer Tochter Ks. →Ferdinands II. (1578–1637, s. NDB V), gingen zwei Söhne hervor. Der Gründer des kath. Fürstenbündnisses der Liga sanierte die Staatsfinanzen, führte Bayern durch den 30jährigen Krieg und gewann für seine Linie die mit dem Erztruchsessenamt verbundene Kurwürde und die rekatholisierte Oberpfalz, was in den Westfälischen Friedensschlüssen abgesichert wurde.

Sein Sohn →Ferdinand Maria (1636–79, s. NDB V) war beim Tod seines Vaters 1651 erst 15 Jahre alt und stand zunächst unter der Vormundschaft seiner Mutter. Der Tod Ks. →Ferdinands III. (1608–57) stellte ihn vor die Entscheidung, sich mit franz. Unterstützung, wie es seine Gemahlin →Adelaide (Adelheid) von Savoyen (1636–76, s. NDB I) favorisierte, zum Kaiser wählen zu lassen, doch lehnte er dies in realistischer Einschätzung der bayer. Möglichkeiten ab.

Nach Ferdinand Marias Tod führte sein Bruder →Maximilian Philipp (1638–1705) die Vormundschaft für den noch unmündigen Erben.

Kf. →Max Emanuel (1662–1726, s. NDB 16) unterstützte nach seinem Regierungsantritt 1680 Ks. →Leopold I. (1640–1705) bei der Befreiung Wiens 1683 und in den anschließenden Türkenkriegen. 1685 heiratete er die Kaisertochter Ehzgn. →Maria Antonia (1669–92, s. NDB 16), die über ihre Mutter Erbansprüche auf die span. Krone hatte. 1688 konnte Max Emanuel die Wahl seines erst 17jährigen Bruders →Joseph Clemens (1671–1723, s. NDB X; Gatz II), bereits seit 1685 Bischof von Freising, zum Kurfürsten von Köln durchsetzen. 1692 wurde mit →Joseph Ferdinand (1692–99) der ersehnte Erbe geboren. Kg. →Karl II. von Spanien (1661–1700) setzte ihn 1698 zum Universalerben der span. Monarchie ein, doch vereitelte der frühe Tod des Kurprinzen diese Pläne. Max Emanuel versuchte trotzdem, die Span. Niederlande zu erhalten, und schlug sich im 1701 ausgebrochenen Span. Erbfolgekrieg auf die Seite Frankreichs. Nach der Niederlage von Höchstädt 1704 und der Verhängung der Reichsacht mußte er Bayern verlassen; die Regentschaft hatte er seiner zweiten Gemahlin →Therese Kunigunde (1676–1730, s. NDB 26) übertragen, einer Tochter des poln. Kg. →Johanns III. Sobieski (1629–96). Der Friede von Rastatt brachte 1714 die Restituierung Bayerns und die Aussöhnung mit Österreich. 1724 wurde →Clemens August (1700–61, s. NDB III), ein Sohn Max Emanuels, zum Erzbischof und Kurfürsten von Köln gewählt. 1724 schlossen sich die Kurfürsten von Bayern, Köln, Trier und von der Pfalz zu einer Wittelsbachischen Hausunion zusammen, um gemeinsam ihre Hausinteressen zu fördern. Bayern und Pfalz einigten sich zur gemeinsamen Ausübung des Reichsvikariates.

Der älteste Sohn, Kf. →Karl Albrecht (1697–1745, s. NDB XI), war seit 1722 mit der zweiten Tochter Ks. →Josephs I. (1678–1711) Ehzgn.| →Maria Amalia (1701–56, s. NDB 16) verheiratet. Obwohl sie einen Erbverzicht unterschrieben hatte, erhoffte er sich eine Stärkung seiner Ansprüche auf die österr. Erbfolge gegen die Pragmatische Sanktion Ks. →Karls VI. (1685–1740) von 1713. Nach dessen Tod beanspruchte Karl Albrecht dessen Erbe und ließ sich am 8.12.1741 in Prag zum König von Böhmen krönen. Am 25.1.1742 wurde er als Karl VII. zum Kaiser des Hl. Römischen Reichs gewählt, am 12. Febr. krönte ihn sein Bruder Clemens August. Bereits 1745 starb der Kaiser, der von Österreich aus Bayern vertrieben worden war.

Sein Sohn →Maximilian III. Joseph (1727–77, s. NDB 16) beendete mit dem Frieden von Füssen (1745) die Auseinandersetzung mit Österreich, sicherte die Unterstützung der Kaiserwahl des Gemahls von Kgn. →Maria Theresia (1717–1780), →Franz Stefan von Toskana-Lothringen (1708–65), zu und betrieb eine Ausgleichspolitik. 1759 gründete er die Bayer. Akademie der Wissenschaften. 1761 und 1763 erloschen mit dem Tod der letzten wittelsbachischen geistlichen Reichsfürsten, Clemens August von Köln und Kardinal →Johann Theodor von Freising, Regensburg und Lüttich (1703–63, s. Gatz II), diese Quasisekundogenituren. Mit mehreren Verträgen (1766, 1771 und 1774) sicherte Maximilian III. Joseph die wechselseitige Erbfolge von Bayern und Pfalz.

Mit seinem Tod 1777 erlosch die bayer. Linie der W.

Pfälzer Kurlinie

Pfalzgf. →Rudolf († 1319), Sohn Ludwigs „des Strengen“, vermählt mit →Mechthild (um 1280–1323), einer Tochter Kg. →Adolfs von Nassau (v. 1250–98), trat 1294 die Herrschaft über die Pfalz und Oberbayern gleichzeitig als Vormund für seinen Bruder Ludwig IV. an, mit dem er sich 1310 in die Regierung über Oberbayern teilen mußte. Nach heftigen Auseinandersetzungen verzichtete er 1317 auf die Ausübung seiner Regierung. Seine Söhne →Rudolf II. († 1353) und →Ruprecht I. († 1390), die ihren minderjährigen Neffen, den Sohn →Adolfs (1300–27), →Rupprecht II. (1325–98, s. NDB 22) vertraten, schlossen 1329 mit Ludwig „dem Bayern“ den Hausvertrag von Pavia. Er sicherte ihnen bei der nächsten Wahl die Kurstimme zu, außerdem erhielten sie die Rheinpfalz und den Großteil des Nordgaus mit Amberg (Obere Pfalz). 1338 teilten die drei Pfalzgrafen ihr Territorium. Rudolf II. verheiratete seine Tochter →Anna (1329–53, s. NDB I) 1349 mit Kg. →Karl IV. (1316–78), was diesem die Chance bot, in der Oberpfalz ein an Böhmen grenzendes Territorium–Neuböhmen – aufzubauen.

Kf. Ruprecht I. erweiterte seine Herrschaft durch Reichspfandschaften sowie den Erwerb von Zweibrücken, Simmern und Bergzabern und erhielt mit der Goldenen Bulle 1356 die erbliche Kurstimme. Er gründete 1386 die Univ. Heidelberg. Seine Nachfolge trat 1390 sein Neffe Ruprecht II. an. Dessen Sohn →Ruprecht III. (1352–1410, s. NDB 22), der mit →Elisabeth von Nürnberg (1358–1411) verheiratet war, wurde 1400 nach der Absetzung Kg. →Wenzels (1361–1419) zum röm.-dt. König gewählt. Er konnte das Pfälzer Territorium erweitern, doch mißlang der Versuch, die Kaiserkrone zu erwerben. Mit Eheschließungen seiner Kinder griff er in die europ. Politik aus.

Nach seinem Tod wurde das Pfälzer Territorium unter den vier überlebenden Söhnen geteilt: Das Kurpräzipuum um Heidelberg und die Oberpfalz um Amberg fielen an seinen Sohn →Ludwig III. (1378–1436, s. NDB 15).

Pfalzgf. →Johann (1383–1443), der mit →Katharina von Pommern (1390–1426) verheiratet war, erhielt einen Teil der Oberpfalz um Neumarkt, Pfalzgf. →Otto (1390–1461, s. NDB 19) gründete die 1499 erloschene Linie Pfalz-Mosbach im südl. Odenwald und Pfalzgf. →Ste-phan (1385–1459) erhielt die Territorien um Simmern im Hunsrück und Zweibrücken.

Die Neumarkter Linie konnte nach Skandinavien ausgreifen. Johanns Sohn Pfalzgf.→Chri-stoph (1416–48, s. NDB III) wurde nach der Absetzung Kg. →Erichs VII. 1440 zum König von den in der Kalmarer Union vereinigten Reichen Dänemark, Norwegen und Schweden gekrönt, doch starb er kinderlos. Pfalz-Neumarkt wurde darauf mit Pfalz-Mosbach vereinigt.

Kf. →Ludwig III. (1378–1436) heiratete 1401 in erster Ehe →Blanca (1392–1409), eine Tochter Kg. →Heinrichs IV. von England (1366/67–1413), zeigte selbst aber kein Interesse am röm.-dt. Königsthron. Er vertrat Kg. Sigismund auf dem Konstanzer Konzil. Sein Sohn Kf. →Ludwig IV. (1424–49, s. NDB 15), der →Margarete von Savoyen (um 1420–79) geheiratet hatte, starb bereits 1449. Für ihren unmündigen Sohn →Philipp „den Aufrichtigen“ (1448–1508, s. NDB 20) führte der Onkel →Friedrich I., „der Siegreiche“ (1425–76, s. NDB V) die Vormundschaft. Zwar hatte er bereits 1436 auf seinen Erbteil verzichtet, übernahm aber mit der „Arrogation“ von 1451 die Regierungsgewalt auf Lebenszeit und adoptierte seinen Neffen, dessen Erbrecht er durch den Verzicht auf eine eigene Heirat garantierte. In den darauf mit Ks. Friedrich III. und wechselnden Koalitionen ausbrechenden Kämp|fen konnte sich Kf. Friedrich behaupten.

Schließlich heiratete er in morganatischer Ehe eine Augsburger Bürgerstochter, mit der er über ihren Sohn →Ludwig (1463–1524) zum Stammvater der Grafen und Fürsten von Löwenstein-Wertheim (s. NDB 15) wurde. Ein weiterer Sohn Ludwigs III., →Ruprecht von der Pfalz (1427–80, s. NDB 22; Gatz III), wurde Erzbischof und Kurfürst von Köln.

Kf. Philipp „der Aufrichtige“, der mit →Margarethe von Bayern-Landshut (1456–1501) verheiratet war, führte ab 1476 die Politik seines Onkels fort. Ihr drittgeborener →Sohn Ruprecht (1481–1504) heiratete →Elisabeth (1478–1504), die Tochter Georgs „des Reichen“, doch konnte er ihre Ansprüche auf Bayern-Landshut gegen Bayern-München und Kg. Maximilian I. im Landshuter Erbfolgekrieg nicht durchsetzen. Für die Söhne dieses Paares, →Ottheinrich (1502–59, s. NDB 19) und →Philipp (1503–48, s. ADB 26), wurde das Herzogtum Pfalz-Neuburg eingerichtet.

Kf. Philipps Sohn Kf. →Ludwig V. „der Friedfertige“ (1478–1544, s. NDB 15) übernahm 1508 die Herrschaft über die Kurpfalz, während sich der jüngere Bruder →Friedrich II. „der Weise“ (1482–1556, s. NDB V) mit der Stellung als Regent von Pfalz-Neuburg für seine Neffen begnügte. Weitere Brüder wurden mit geistlichen Pfründen als Bischöfe versorgt: →Philipp (1480–1541, s. NDB 20; Gatz III) von Freising (reg. 1498–1541) und Naumburg (reg. 1517–41), →Georg (1486–1529, s. ADB VIII; Gatz III) von Speyer (reg. 1513–29), →Heinrich II. (1487–1552, s. ADB XI; Gatz III) von Worms (reg. 1524–52), Utrecht (reg. 1524–29) und Freising (reg. 1541–52), →Johann (1488–1538, s. NDB X; Gatz III) von Regensburg (reg. 1507–38). Ludwig V. erlitt durch die sich konsolidierende Reichsritterschaft territoriale Verluste, gegenüber der Reformation verhielt er sich zwar ablehnend, bekämpfte sie aber nicht. Nach seinem kinderlosen Tod trat sein Bruder →Friedrich II. († 1556), der mit →Dorothea von Dänemark (1520–80) verheiratet war, die Nachfolge an.

Nach dessen kinderlosem Tod kam die Kurpfalz 1556 an den Neffen Ottheinrich von Pfalz-Neuburg, wo seine Begeisterung für Kunst und Architektur zu einer Überschuldung führte. Wohl aus religiöser Überzeugung, aber auch in der Hoffnung auf Säkularisationsgewinne hatte er 1542 die Reformation mit der von →Zwingli (1484–1531) beeinflußten Neuburgischen Kirchenordnung eingeführt. In der Kurpfalz wurde nach seinem Regierungsantritt die Augsburger Konfession beachtet, doch ließ er einen Bildersturm durchführen und setzte calvinistisch gesinnte Ratgeber ein. Mit seinem Tod 1559 erlosch die ältere Kurlinie.

Jüngere Kurlinie Pfalz-Simmern

1559 blühten nur noch die Nebenlinien Pfalz-Simmern und Zweibrücken, welche die Söhne Pfalzgf. →Stephans (1385–1459), eines jüngeren Sohnes Kg. Ruprechts, mit →Anna († 1439), der Erbtochter von Veldenz, begründet hatten: →Friedrich I. von Simmern (1417–80) und →Ludwig von Zweibrücken-Veldenz (1424?–1489, s. NDB 15). →Friedrich III. „der Fromme“ (1515–76, s. NDB V) aus der Linie Simmern trat 1559 als Kurfürst die Nachfolge in der Kurpfalz an, wo er das ref. Bekenntnis mit der Einführung des Heidelberger Katechismus (1563) durchsetzte. In der Oberpfalz stieß dies auf den Widerstand der Bevölkerung, die darin von seinem Sohn Statthalter Pfalzgf. →Ludwig VI. (1539–83, s. NDB 15) unterstützt wurde. Deshalb bestimmte Friedrich III. aus konfessionellen Gründen für seinen zweiten Sohn →Johann Casimir (1543–92, s. NDB X) ein eigenes Territorium, das 1576 mit den Zentren Kaiserslautern und Neustadt an der Weinstraße als Pfalz-Lautern eingerichtet wurde.

Kf. Ludwig VI. bemühte sich, in der Kurpfalz wieder das Luthertum zu etablieren und unterzeichnete die Konkordienformel. Nach seinem frühen Tod übernahm der Bruder Johann Casimir die Administration für seinen Neffen →Friedrich IV. „den Aufrichtigen“ (1574–1610, s. NDB V), und setzte erneut den Calvinismus durch. Im Kölner Krieg 1583 erlitt er eine Niederlage gegen Bayern. Kf. Friedrich IV., der →Luisa Juliana von Nassau-Oranien (1576–1644) heiratete, machte die Kurpfalz 1608 mit der Gründung der Union zur Vormacht des Protestantismus im Reich. 1610 folgte ihm sein Sohn →Friedrich V. (1596–1632, s. NDB V), der 1613 →Elisabeth Stuart (1596–1662, s. NDB IV), Tochter Kg. →Jakobs I. von England und Schottland (1566–1625), heiratete. Als calvinist. Haupt der prot. Partei wählten ihn die gegen das Haus Österreich aufständischen Stände 1619 zum König von Böhmen. Der „Winterkönig“ unterlag 1620 in der Schlacht am Weißen Berg bei Prag der Koalition Ks. Ferdinands II. mit Maximilian von Bayern und der Liga. Mit der Verhängung der Reichsacht verlor Friedrich V. seine Kurwürde und mußte im Exil leben. Sein jüngerer Sohn →Ruprecht (Rupert), gen. „der Kavalier“ (1619–82, s. NDB 22) avancierte zum Herzog von Cumberland und zeitweiligem Oberbefehlshaber der Armee und Flotte Kg. →Karls I. von England (1600–49).

Für den älteren Sohn Friedrichs V., →Karl (I.) Ludwig (1617/18–80, s. NDB XI), der mit den Westfälischen Friedensschlüssen 1648 die verkleinerte Kurpfalz zurückerhielt, wurde eine achte Kurwürde eingerichtet. Mit dem Tod seines Sohnes →Karls II. (1651–85, s. NDB XI) erlosch die Kurlinie Pfalz-Simmern, der die Erbfolge durch Vertrag mit →Philipp Wilhelm (1615–90, s. NDB 20) von Pfalz-Neuburg geregelt und die konfessionellen Verhältnisse festgeschrieben hatte. Karls II. Schwester →Elisabeth Charlotte (Liselotte von der Pfalz) (1652–1722, s. NDB IV) heiratete 1671 Hzg. →Philipp I. von Orléans (1640–1701), den Bruder Kg. →Ludwigs XIV. von Frankreich (1638–1715).

Linien Pfalz-Zweibrücken, Kleeburg, Neuburg, Sulzbach und Birkenfeld

Pfalzgf. →Ludwig II. von Pfalz-Zweibrücken (1502–32), verheiratet mit →Elisabeth von Hessen-Kassel (1503–63), förderte die Reformation in seinem Territorium, sein Sohn →Wolfgang (1526–69, s. ADB 44) setzte sie mit der luth. Kirchenordnung von 1557 durch. Er war 1551–57 Statthalter der Kurpfalz und nahm danach verschiedene militärische Dienste an. Bei seinem Tod hinterließ er aus seiner Ehe mit →Anna von Hessen-Kassel (1529–91) fünf Söhne, die eigene Territorien erhielten: →Philipp Ludwig (1547–1614, s. NDB 20) übernahm Neuburg, →Johann I. (1550–1604, s. NDB X) Zweibrücken, →Ottheinrich (1556–1604) Sulzbach, →Friedrich (1557–97) Vohenstrauß und →Karl (1560–1600) Birkenfeld an der Nahe. Johann I. von Zweibrücken legte in seinem Testament die 1611 vollzogene Teilung seines Landes unter seine drei Söhne fest, welche die Linien Zweibrücken, Landsberg und Kleeburg bildeten.

Könige von Schweden

→Johann Casimir von Kleeburg (1589–1652, s. NDB X) heiratete die Schwester Kg. →Gustav II. Adolfs von Schweden (1594–1632), →Katharina Wasa (1584–1638). Ihr ältester Sohn →Karl Gustav (1622–60, s. ADB 15) wurde 1649 vom schwed. Reichstag zum Thronfolger proklamiert und bestieg nach der Abdankung Kgn. →Christinas (1626–89) als Karl X. Gustav 1654 den Königsthron. Er erweiterte sein Reich und errang die Vorherrschaft über die Ostsee. Während der Zeit der Vormundschaft für seinen Sohn ging diese Machtstellung zunächst verloren, Kg. →Karl XI. (1655–97) setzte dann aber eine absolutistische Herrschaft durch und legte den Grund für den neuerlichen Aufstieg Schwedens. Sein Sohn Kg. →Karl XII. (1664–1718) widerstand den Angriffen von Dänemark, Rußland und Polen und trug den Krieg nach Polen und in die Ukraine. Erst 1714 konnte er nach Schweden zurückkehren und fiel 1718 in Norwegen.

Mit seinem Tod endete die wittelsbachische Herrschaft über Schweden. Über Kleeburg und Zweibrücken (erloschen 1661) herrschte der 1696 zur kath. Kirche konvertierte Pfalzgf. →Gustav Samuel Leopold (1670–1731, s. NDB VII), mit dem diese Linie ausstarb.

Kurlinie Pfalz-Neuburg

Pfalzgf. Philipp Ludwig war mit →Anna von Jülich-Kleve-Berg (1552–1632) verheiratet. Ihr Sohn Hzg. →Wolfgang Wilhelm (1578–1653, s. NDB 28) heiratete 1613 Hzg. Maximilians Schwester →Magdalena von Bayern (1587–1628), was durch seine Konversion zum kath. Glauben möglich geworden war. Gleichzeitig sicherte ihm dies die Unterstützung Bayerns für die Durchsetzung seiner Erbansprüche auf Jülich und Berg, die kath. blieben, während Pfalz-Neuburg teilweise rekatholisiert wurde. 1653 folgte Herzog Philipp Wilhelm in der Herrschaft, der meist in Neuburg residierte.

Wegen der Eheschließungen der Töchter aus seiner zweiten Ehe mit →Elisabeth Amalia von Hessen-Darmstadt (1635–1709) galt er als „Schwiegervater“ Europas: →Eleonore Magdalene (1655–1720) mit Ks. Leopold I., →Maria Sophie (1666–99) mit Kg. →Peter II. von Portugal (1648–1706), →Maria Anna (1667–1740, s. NDB 16) mit Kg. Karl II. von Spanien, →Dorothea Sophie (1670–1748) mit zwei Herzögen von Parma, →Leopoldine Eleonore (1679–93) starb als Braut Max Emanuels von Bayern.

Mehrere Söhne avancierten in der Reichskirche: →Ludwig Anton (1660–94, s. NDB 15; Gatz II) als Hoch- und Deutschmeister (1684–94) und Bischof von Worms (1691–94), →Alexander Sigmund (1663–1737) als Bischof von Augsburg (1690–1737, s. Gatz II), →Franz Ludwig (1664–1732, s. NDB V; Gatz II) als Bischof von Breslau (1683–1732) und Worms (1694–1732), Hoch- und Deutschmeister (1694–1732), Kurfürst von Trier (1716–29) und Mainz (1729–32).

Auf dem Erbweg erhielt Philipp Wilhelm 1685 die Kurpfalz, doch mußte er sie im Pfälzer Erbfolgekrieg gegen Frankreich behaupten. Die Nachfolge trat sein Sohn Kf. →Johann Wilhelm (Jan Wellem) (1658–1716, s. NDB X) an, der Düsseldorf zur Residenz mit bedeutender Gemäldegalerie ausbaute. Nach der Achterklärung über Max Emanuel von Bayern erhielt er 1708 die mit dem Erztruchsessenamt verbundene Kurwürde und die Oberpfalz, die er 1714 wieder verlor.

Da er ohne Erben starb, trat 1716 sein Bruder Kf. →Karl III. Philipp (1661–1742, s. NDB XI) die Nachfolge an und verlegte seine Residenz nach Mannheim. Er söhnte sich mit der bayer. Linie der Wittelsbacher aus und schloß 1724 die Hausunion, in der sie sich auf die gemeinsame Ausübung des Reichsvikariats und die Bestätigung älterer Erbverträge verständigten. Der Mangel an Erben in den Hauptlinien führte zu ihrem Zusammenrücken, 1742 erlosch Pfalz-Neuburg.

Linie Pfalz-Sulzbach

Die nachgeborenen Söhne Philipp Ludwigs von Pfalz-Neuburg, →August (1582/83–1632) und →Johann Friedrich (1587–1644), erhielten eigene Herrschaften in Sulzbach und Hiltpoltstein in der Oberpfalz, die zunächst ev.luth. blieben. Augusts Sohn Hzg. →Christian August von Pfalz-Sulzbach (1622–1708) konvertierte 1656 zum kath. Glauben und führte eine tolerante, den Wissenschaften zugewandte Herrschaft. Sein Urenkel →Karl Theodor (1724–99, s. NDB XI) wurde 1733 Herzog von Pfalz-Sulzbach. 1742 erbte er die Kurpfalz, die er in aufgeklärtem Geist regierte. 1763 gründete er in Mannheim die Akademie der Wissenschaften und förderte Musik und Theater.

Mit dem Aussterben der Münchner Linie 1777 wurden in Ausführung der Hausverträge Bayern und Pfalz unter Karl Theodor vereinigt, der seine Residenz nach München verlegen mußte. Der trotzdem ausgebrochene Bayer. Erbfolgekrieg endete mit dem Verlust des Innviertels an Österreich (Friede von Teschen 1779). Der Kurfürst plante den Tausch Bayerns an Österreich gegen die Errichtung eines Kgr. Burgund. Die Münchner Opposition dagegen um Hzgn. →Maria Anna von Pfalz-Sulzbach (1722–90, s. NDB 16), die Witwe des →Clemens Franz von Bayern (1722–70), gewann die Unterstützung des nächsten Erbanwärters →Karl II. August von Pfalz-Zweibrücken (1746–95, s. NDB XI). Nach dem Tod seines Erbprinzen 1761 blieb Karl Theodor ohne legitimen Erben, obwohl er noch 1795 Ehzgn. →Maria Leopoldine von Österreich-Este (1776–1848, s. NDB 16) geheiratet hatte.

Linie Pfalz-Birkenfeld

Darauf ging die Erbfolge für Bayern und Pfalz auf die Linie Pfalz-Birkenfeld über, die Pfalzgf. →Karl (1560–1600) 1569 begründet und die mit Hzg. →Christian III. (1674–1735) 1731 die Herrschaft über Zweibrücken übernommen hatte. 1775 fiel die Regierung an seinen Neffen Hzg. →Karl II. August (1746–95), den Sohn des Pfalzgf. →Friedrich Michael (1724–67, s. ADB VII u. 49) aus der Ehe mit →Maria Franziska Dorothea von Pfalz-Sulzbach (1724–94). Der ksl. Generalfeldmarschall konvertierte anläßlich seiner Hochzeit zum kath. Glauben.

Nach dem Tod Karls II. August gingen die Erbansprüche auf seinen Bruder Pfalzgf. →Maximilian Joseph (1756–1825, s. NDB 16) über.

Nach dem Tod Kf. Karl Theodors übernahm er 1799 als Kf. Maximilian IV. Joseph die Herrschaft über das vereinigte Pfalz-Bayern.

Zuvor hatte er 1797 mit dem letzten noch erbberechtigten Wittelsbacher, Pfalzgf. →Wilhelm von Zweibrücken-Birkenfeld-Gelnhausen (1752–1837), den „Ansbacher Hausvertrag“ geschlossen. Wilhelm wurde 1799 zum Begründer der Nebenlinie der Herzöge in Bayern. Sein Enkel Hzg. →Maximilian in Bayern (1808–88, s. NDB 16) heiratete Prn. →Ludovika von Bayern (1808–92). Ihre Tochter →Elisabeth (1837–98, s. NDB IV) heiratete Ks. →Franz Joseph I. von Österreich (1830–1916, s. NDB V), die Familie wurde durch ihre Brüder, den Augenarzt Dr. med. Hzg. →Karl Theodor (1839–1909) und den Generalleutnant Hzg. →Maximilian Emanuel (1849–93) fortgesetzt. Karl Theodors Tochter →Elisabeth Gabriele Valerie (1876–1965, s. Biogr. Nat. Belge V) heiratete den späteren Kg. →Albert I. der Belgier (1875–1934). Die Familie erlosch im Mannesstamm mit dem Tod der Herzöge →Ludwig Wilhelm (1884–1968), bekannt als Jagdschriftsteller und Förderer der Volksmusik, und →Luitpold Emanuel (1890–1973). Hzg. Ludwig Wilhelm adoptierte seinen Großneffen Prinz →Maximilian Emanuel von Bayern (* 1937).

Königliches Haus Bayern

Mit der Annahme des Königstitels durch Maximilian I. Joseph wurde Bayern 1806 zum Königreich erhoben. Durch die napoleonischen Umwälzungen hatte es seine Pfälzer Territorien verloren, wurde aber durch Säkularisation und Mediatisierung in Franken, Schwaben und später in der Rheinpfalz entschädigt. Aus der ersten Ehe Max Josephs mit →Auguste Wilhelmine Marie von Hessen-Darmstadt (1765–96) gingen die Söhne →Ludwig (1786–1868, s. NDB 15) und →Karl (1795–1875, s. ADB 15) sowie die Töchter →Auguste Amalie (1788–1851) und →Karoline (Charlotte) Auguste (1792–1873), die in zweiter Ehe Ks. →Franz II. von Österreich (1768–1835, s. NDB V) heiratete, hervor. Die Ehe Auguste Amalies mit dem Stiefsohn →Napoléons, →Eugène de Beauharnais (1781–1824, s. NDB 14), begründete die Dynastie der Herzöge von Leuchtenberg. Aus der zweiten Ehe Max Josephs mit →Karoline von Baden (1776–1841) stammen|fünf Töchter: →Elisabeth (1801–73) heiratete den späteren Kg. →Friedrich Wilhelm IV. von Preußen (1795–1861, s. NDB V), →Amalie (1801–77) den späteren Kg. →Johann I. von Sachsen (1801–73, s. NDB X), →Maria (1805–77) den späteren Kg. →Friedrich August II. von Sachsen (1797–1854, s. NDB V), →Sophie (1805–72, s. NDB 24) den Ehzg. →Franz Karl von Österreich (1802–78), aus welcher Ehe Ks. Franz Joseph I. hervorging, und →Ludovika Wilhelmine (1808–92) Hzg. Maximilian in Bayern. Gestützt auf seinen Minister →Maximilian Gf. v. Montgelas (1759–1838), gestaltete Kg. Maximilian I. Joseph Bayern zu einem Verfassungsstaat mit arrondiertem Territorium.

Kg. Ludwig I. (reg. 1825–48) war mit →Therese von Sachsen-Hildburghausen (1792–1854, s. NDB 26) verheiratet. Er sorgte für die innere Integration des Königreichs mit den neuen fränk. und schwäb. Gebieten sowie eine intensive Förderung von Kunst und Kultur.

Sein Philhellenismus führte dazu, daß die europ. Großmächte seinen zweitgeborenen Sohn →Otto (1815–67, s. NDB 19) zum König von Griechenland (reg. 1832–62) proklamierten.

Nach dem Rücktritt Ludwigs I. während der Märzrevolution 1848 konnte sein Sohn Kg. →Maximilian II. (1811–64, s. NDB 16), der mit →Marie von Preußen (1825–89) verheiratet war, das Königreich konsolidieren, scheiterte aber mit seiner Trias-Politik. Nach dem frühen Tod des Förderers der Wissenschaften folgte ihm sein Sohn Kg. →Ludwig II. (1845–86, s. NDB 15) in einer schwierigen Phase. Während er sich durch die Förderung der Musik →Richard Wagners und seine Schlösserbauten dauernde Verdienste erwarb, mußte er mit dem Beitritt Bayerns in das kleindt. Kaiserreich 1870/71 auf wesentliche Souveränitätsrechte verzichten. Kurz nach seiner Entmündigung durch das bayer. Kabinett und der Übernahme der Regentschaft durch seinen Onkel Prinz →Luitpold von Bayern (1821–1912, s. NDB 15) fand er 1886 den Tod im Starnberger See.

Da Ludwigs Bruder Kg. →Otto (1848–1916) regierungsunfähig war, führte Prinzregent Luitpold die Regierungsgeschäfte in der nach ihm benannten Prinzregentenzeit, die durch technische und soziale Innovationen wie eine kulturelle Blüte gekennzeichnet war. Der älteste Sohn aus seiner Ehe mit Ehzgn. →Auguste Ferdinande von Österreich-Toskana (1825–64) amtierte zunächst ebenfalls als Prinzregent, nahm aber als →Ludwig III. (1845–1921, s. NDB 15) 1913 die Königswürde an. Er mußte Bayern in den 1. Weltkrieg führen, in dem sein Bruder Prinz →Leopold (1846–1930, s. NDB 14) als Oberbefehlshaber Ost zum Generalfeldmarschall avancierte. Ihre Schwester Prinzessin →Therese (1850–1925) wurde wegen ihrer herausragenden naturwissenschaftlichen Forschungen zum Ehrenmitglied der Bayer. Akademie der Wissenschaften ernannt.

Da die Gemahlin Ludwigs III. Ehzgn. →Maria Therese von Österreich-Este (1849–1919) als Stuart-Erbin galt, betrachteten die Jakobiten ihren Sohn →Rupprecht (1869–1955, s. NDB 22) als Thronprätendenten von England und Schottland. Im 1. Weltkrieg avancierte Kronprinz Rupprecht zum Generalfeldmarschall und Oberbefehlshaber einer Heeresgruppe, trat aber frühzeitig für einen Verständigungsfrieden ein. Während Ludwig III. nach der Revolution 1918 am 13. Nov. keinen Thronverzicht leistete, sondern nur die Beamten und Soldaten von ihrem Treueid entband, protestierte Rupprecht gegen die Ausrufung der Republik. Der Freistaat Bayern leistete mit der Einrichtung des Wittelsbacher Ausgleichsfonds (WAF) 1923 eine gewisse Entschädigung für die Dynastie, während diese ihre umfangreichen Kunstsammlungen in der Wittelsbacher Landesstiftung und durch Übertragung an den WAF für die Öffentlichkeit bewahrte. Nach dem Scheitern des Versuchs, im Febr. 1933 die NS-Machtergreifung in München durch die Ausrufung Rupprechts zum König oder Generalstaatskommissar zu verhindern, protestierte er gegen die „Gleichschaltung“ Bayerns. Seit Ende 1939 in Italien im Exil, konnte er sich 1944 einer Verhaftung durch die Gestapo entziehen, während seine zweite Ehefrau →Antonia von Luxemburg (1899–1954) und ihre Töchter in Konzentrationslager verschleppt wurden. Auch der einzige überlebende Sohn aus seiner ersten Ehe mit Hzgn. →Marie Gabriele in Bayern (1878–1912), Erbprinz →Albrecht (1905–96), wurde mit seiner Familie in Konzentrationslagern inhaftiert.

Nach Kronprinz Rupprechts Tod 1955 führte Albrecht, der sich wissenschaftlich dem Jagdwesen widmete, den Titel Herzog von Bayern. Nach dessen Ableben übernahm 1996 sein ältester Sohn als Hzg. →Franz von Bayern (* 1933), der sich einen internationalen Ruf als Experte für moderne Kunst erworben hat, die Aufgaben des Familienoberhaupts.

Neben den Nachfahren Prinzregent Luitpolds (Luitpoldiner) blüht die auf dessen Bruder Prinz →Adalbert (1828–75) zurückgehende Linie der Adalbertiner, die wegen dessen Ehe mit Infantin →Amalie von Borbón (1834–1905) enge Verbindungen nach Spanien unterhält.

Sein ältester Sohn →Ludwig Ferdinand (1859–1949), Prinz von Bayern und Infant von Spanien, verheiratet mit seiner Cousine Infantin →María de la Paz (1862–1946), praktizierte als Facharzt. Ihr Sohn, der Historiker Prinz →Adalbert von Bayern (1886–1970), wurde erster bundesdt. Botschafter nach dem 2. Weltkrieg in Spanien. Sein Sohn Prinz →Konstantin (1920–1969) war Landtags- und Bundestagsabgeordneter.

Die W. herrschten über 738 Jahre in Bayern, aber auch in der Pfalz und zeitweilig in den nordischen Königreichen sowie in Griechenland, sie stellten zwei röm.-dt. Kaiser und einen König, sie sind mit den meisten europ. Dynastien verwandt und agierten immer auch auf europ. Ebene. Seit der Belehnung mit dem Hzgt. Bayern und der Pfalzgfsch. bei Rhein führten alle Angehörigen des Hauses diese beiden Titel, die Benennung W. rückte in den Hintergrund. Seit dem Spätmittelalter ist die Bezeichnung Haus Bayern, seit dem 19. Jh. Königliches Haus üblich, die Benennung Haus Wittelsbach und W. wird verstärkt erst nach 1918 verwendet.

Die große Bedeutung der Dynastie liegt in der Förderung von Kunst und Kultur. Schon Ludwig dem Bayern diente die Hofkunst nicht nur als Ausdruck der Frömmigkeit und zur Förderung der Memoria, sondern zur Repräsentation. Die 1558 von Hzg. Albrecht V. gegründete Hofbibliothek (als Grundstock Bibliothek des →Johann Albrecht Widmanstetter, seit 1571 mit derjenigen von →Johann Jakob Fugger, seit 1777 mit der Mannheimer Hofbibliothek vereinigt) entwickelte sich zur Bayer. Staatsbibliothek. Seit 1523 wurden Hofmusiker in München engagiert, daraus sowie aus der 1777 aus Mannheim transferierten Hofkapelle ging das Bayer. Staatsorchester hervor. Auch die Förderung von Komponisten wie →Orlando di Lasso (1530/32–94) durch Albrecht V. oder Richard Wagner durch Ludwig II. ist hervorzuheben. Die erstrangigen Kunstsammlungen der 1836 eröffneten (Alten) Pinakothek in München setzen sich zusammen aus Münchner, Düsseldorfer, Mannheimer und Zweibrücker Beständen sowie Erwerbungen Ludwigs I. aus den Sammlungen der Brüder Boisserée. Das Kunst- und Naturalienkabinett bildet einen Kernbestand des 1855 von Kg. Maximilian II. gegründeten Bayer. Nationalmuseums, der Staatlichen Münzsammlung und der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns.

Zahlreiche Residenzen, Burgen und Schlösser gehen auf die W. zurück. Im 19. Jh. erkannte Kg. Ludwig I. als Auftraggeber, Bauherr und Sammler die Chancen einer großangelegten Kunst- und Kulturpolitik, sein mäzenatisches Königtum war damals in Europa wohl einmalig. Bewußt betrieb er seine Kunstpolitik, um die Bedeutung Bayerns europaweit zu stärken.

Die 1472 von Hzg. Ludwig „dem Reichen“ in Ingolstadt gegründete Universität wurde 1800 zunächst nach Landshut und 1826 nach München verlegt. 1868 gründete Kg. Ludwig II. hier zudem die neue Polytechnische Schule (1877 Kgl. Bayer. Technische Hochschule, seit 1970 Technische Univ.). In diese Traditionen stellen sich auch die W. der Zeit nach 1918, indem sie den umfangreichen Kunstbesitz des Hauses in öffentlichen Sammlungen zugänglich machen und durch zeitgenössisches Kunstmäzenatentum beständig erweitern.

Der Ausbau Bayerns vom mittelalterlichen Territorialstaat bis zum modernen Verfassungsstaat erfolgte kaum durch militärische Erfolge, sondern durch diplomatische Mittel und eine effiziente Verwaltung. Die lange Kontinuität der wittelsbachischen Herrschaft festigte den bayer. Staat auch über die Umbrüche des 19. und 20. Jh. bis in die Gegenwart.

Primary Sources

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Literature

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– LexMA;
Dict. of Art;
Hist. Lex. Bayerns.

Author

Citation

Weiß, Dieter J., "Wittelsbacher" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 325-336 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118634232.html#ndbcontent