Lebensdaten
1891 – 1956
Geburtsort
Helsen bei Arolsen
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Bischof von Berlin
Konfession
katholisch
Namensvarianten
  • Weskamm, Wilhelm Franz Johannes
  • Weskamm, Wilhelm
  • Weskamm, Wilhelm Franz Johannes

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Zitierweise

Weskamm, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140908.html [29.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz (1863–1931), aus Wehrden (Westfalen), Eisenbahnbeamter;
    M Therese Oppermann (1864–1936);
    4 jüngere Geschw (2 früh †) Franz Johannes Josef (1893–1985, Therese N. N.), Reichsbahninsp., Theresia Maria Elisabeth (1902–99, Johannes Beckebaus).

  • Biographie

    Nach dem Besuch der kath. Volksschule in Arolsen und des Gymnasiums Petrinum in Brilon studierte W. seit 1909 an der Phil.-Theol. Hochschule Paderborn Theologie. Nach Empfang der Priesterweihe 1914 und kurzer Kaplanszeit in Daseburg ernannte ihn Bf. Karl Joseph Schulte (1871–1941) im Dez. 1914 zum Sekretär und 1916 zum stellv. Leiter der „Kirchlichen Kriegshilfe“ (Vermißtensuche u. Kriegsgefangenen-Hilfe) in Paderborn. 1918 zum Domvikar erhoben, widmete sich W. der Jugendseelsorge und der Betreuung des St. Pius-Arbeiter-Bunds. 1932 wurde er Pfarrer von St. Norbert in Merseburg, 1942 Landdechant des Dekanats Halle/ Saale und auf Vorschlag des Paderborner Ebf. Lorenz Jaeger (1892–1975) Pfarrer von St. Sebastian in Magdeburg. Der Erzbischof verlieh ihm den Titel Propst und übertrug ihm das Kommissariat für den sächs. Anteil des Erzbistums. 1944 folgte W.s Ernennung zum Landdechanten des Dekanats Magdeburg und nichtresidierenden Paderborner Domkapitular.

    Bei Kriegsende als Delegat für den sächs. Anteil Paderborns mit erweiterten Vollmachten ausgestattet, sorgte W. für die Einrichtung neuer Seelsorgestellen und deren Besetzung durch Priester aus dem Westfälischen, um die kirchliche Betreuung der Katholiken, deren Zahl durch den Zustrom von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen stark angewachsen war, zu gewährleisten. Um angesichts des drohenden Abbruchs der Verbindung des Ostteils der Erzdiözese mit dem Westteil die ordnungsgemäße kanonische Leitung des ersteren zu sichern, wurde W. am 17. 10. 1949 zum Paderborner Weihbischof (Titularbf. v. Rando) mit Sitz in Magdeburg ernannt und am 30. 11. 1949 von Ebf. Jaeger in der dortigen St. Sebastian-Kirche geweiht.

    Aufgrund der konkordatsmäßigen Wahl durch das Berliner Domkapitel wurde W. am 4. 6. 1951 in der Nachfolge von Kard. Konrad Gf. v. Preysing als Bischof nach Berlin transferiert und am 31. 7. 1951 in St. Sebastian zu Berlin-Wedding inthronisiert. Eine seiner ersten Personalentscheidungen betraf die Ablö-| sung des Generalvikars Maximilian Prange (1893–1965) und des verantwortlichen Leiters der Bistumspresse Walter Adolph (1902–75); beide waren dezidiert „westberlinisch“ orientiert. W. setzte damit ein Signal für eine Umorientierung der Bistumsleitung auf die Gesamt-DDR hin. Dabei ging es ihm als diasporaerfahrenem Seelsorger um die Schaffung von Voraussetzungen für die kath. Minderheitskirche und für ein bfl. Wirken in ihr unter möglichster Vermeidung von Konfrontation und Konformismus mit dem sozialistischen Regime. Unter diesem pastoralen Blickwinkel traf er als Vorsitzender der Berliner Ordinarienkonferenz (1951–56) im Einvernehmen mit deren Mitgliedern seine für alle Bistümer und Jurisdiktionsbezirke der DDR geltenden Entscheidungen. So konnten von ihm in kirchenpolitisch schwierigsten Jahren das Priester- oder Pastoralseminar in Huysburg bei Halberstadt, das Spätberufenenseminar Norbertinum in Magdeburg und v. a. das für die Kirchen in der DDR bedeutsame Phil.-Theol. Studium mit Alumnat in Erfurt begründet oder mitinitiiert werden (alle 1952). Daß der 75. Dt. Katholikentag 1952 nach Berlin einberufen wurde, war ebenfalls v. a. W.s Initiative zu verdanken, desgleichen der Wiederaufbau der Berliner St. Hedwigs-Kathedrale, in der er noch während der Wiederaufbauphase am 25. 10. 1953 die erste – und für ihn einzige – Pontifikalmesse feierte. Seit 1954 erschien für den Ostteil seiner Diözese die Kirchenzeitung „St. Hedwigsblatt“.

    W.s bfl. Wirken in Magdeburg und insbesondere im geteilten Berlin in realistischer Einschätzung der politischen und gesellschaftlichen Situation hatte für das Überleben der kath. Kirche in der DDR wegweisende Bedeutung. Sein Einsatz für den Liturgiker und Ökumeniker Johannes Pinsk (1891–1957), der eine übersteigerte Marienverehrung kritisierte, brachte ihn zuletzt in scharfen Konflikt mit Rom. Ohne diesen bereinigen zu können, verstarb W. nach langer Krankheit. Sein Nachfolger wurde 1957 der bisherige Bischof von Würzburg, Julius Döpfner (1913–76).

  • Auszeichnungen

    |Dr. theol. h. c. (Würzburg 1955);
    W.-Str., Berlin-Marienfelde.

  • Literatur

    |Bf. W. W. z. Gedenken, hg. v. G. Puchowski, 1956 (P);
    U. Nusser, in: W. Knauft (Hg.), Miterbauer d. Bm. Berlin, 50 J. Gesch. in Charakterbildern, 1979, S. 195–207;
    M. Höllen (Hg.), Loyale Distanz? Katholizismus u. Kirchenpol. in SBZ u. DDR, Ein hist. Rückblick in Dok., Bd. I, 1994, S. 255–412, Bd. II, 1997, S. 1–22;
    J. Pilvousek, Die kath. Kirche in d. DDR, in: E. Gatz (Hg.), Kirche u. Katholizismus seit 1945, Bd. I, 1990, S. 132–49;
    ders., Gesamtdt. Wirklichkeit, pastorale Notwendigkeit, Zur Vorgesch. d. Ostdt. Bf.konf., in: Von Gott reden in säkularer Ges., FS f. K. Feiereis, hg. v. E. Coreth, 1996, S. 229–42;
    T. Schmitz, Die Bf.wahlen in Berlin zw. 1945 u. 1989, in: Theologia et jus canonum, FS f. H. Heinemann z. Vollendung seines 70. Lebensj., hg. v. H. J. F. Reinhardt, 1995, S. 605–17;
    G. Klein, (Erz-)Bm. Berlin, in: E. Gatz (Hg.), Die Bistümer d. dt.sprachigen Länder v. d. Säkularisation bis z. Gegenwart, 2005, S. 91–115;
    T. Thorak, W. W. u. Johannes Pinsk, Theol. Innovationen im Spannungsfeld d. Antimodernismus, in: Jb. f. mitteldt. Kirchen- u. Ordensgesch. 2, 2006, S. 177–99;
    ders., W. W., Diasporaseelsorger in d. SBZ/ DDR, 2009 (P);
    N. Trippen, Von Königstein n. Erfurt, Westdt. Vorgesch. u. Folgen d. Gründung d. Priesterseminars in Erfurt, in: S. Holzbrecher u. T. W. Müller (Hg.), Kirchl. Leben im Wandel d. Zeiten, Perspektiven u. Btrr. d. (mittel-)dt. Kirchengesch.schreibung, FS f. J. Pilvousek, 2013, S. 499–512;
    Berliner Biogr. Lex.;
    Wer war wer DDR;
    Biogr. Hdb. SBZ/ DDR;
    BBKL 25 (W, L);
    LThK³;
    Gatz V (P);
    Munzinger;
    Nachlaß: Diözesanarchiv Berlin(P).

  • Autor/in

    Manfred Weitlauff
  • Zitierweise

    Weitlauff, Manfred, "Weskamm, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 878-879 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140908.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA