Lebensdaten
1921 – 1998
Geburtsort
Solingen-Ohligs
Sterbeort
Freiburg (Br.)
Beruf/Funktion
Geograph ; Klimatologe
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Weischet, Wolfgang

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Zitierweise

Weischet, Wolfgang, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140067.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N.;
    M N. N.;
    Berlin 1943 Ingeborg Hempel;
    1 S Wolfgang, 1 T Gabriele.

  • Biographie

    Im Anschluß an das Abitur 1939 am Humboldt Gymnasium in Solingen studierte W. Meteorologie und Geophysik an der Univ. Hamburg und seit 1941 an der Univ. Berlin, wo er 1942 sein Studium als Diplom-Meteorologe abschloß. Nach Kriegseinsätzen begann W. 1945 in Bonn ein Zweitstudium der Geographie und wurde 1948 bei dem Landschaftsökologen Carl Troll (1899–1975) mit einer Arbeit zu den Schneedeckenverhältnissen im Rhein. Schiefergebirge zum Dr. rer. nat. promoviert. Es folgte eine Assistentenzeit an der Univ. Köln und seit 1952 an der Univ. München bei dem Geomorphologen Herbert Louis (1900–85). 1954 mit der Schrift „Die Geländeklimate der Niederrheinischen Bucht und ihrer Rahmenlandschaften“ (gedr. 1955) für Geographie in München habilitiert, reiste W. 1955 nach Chile. Er verbrachte mehrere Langzeitaufenthalte in Chile, u. a. 1959–61 als Direktor des Instituto de Geografía y Geología der Univ. Austral in Valdivia und 1963 des Instituto de Geografía der Univ. de Chile in Santiago. W. arbeitete insbesondere zur physischen Geographie verschiedener Regionen Chiles. Die Befunde faßte er in zahlreichen Aufsätzen und der umfangreichen Länderkunde „Chile, seine länderkundliche Individualität und Struktur“ (1970) zusammen, einem Standardwerk der regionalen Geographie.

    1961 wurde W. als Direktor des Instituts für Physische Geographie an die Univ. Freiburg (Br.) berufen (Dekan 1966). Rufe an andere Universitäten, z. B. München und Münster,| lehnte er ab. Mit einer Konzentration auf lokale und regionale Klimafragen, insbesondere die Stadtklimatologie, erfolgte in Freiburg (Br.) eine wissenschaftliche Neuorientierung. Interdisziplinäre Projekte mit methodischen Innovationen, u. a. dem erstmaligen Einbezug von Thermalfernerkundung, führten ihn zu einer Baukörperklimatologie. Seine Beschäftigung mit klimatologischen Problemen mündete 1980 in einer umfassenden Neubearbeitung von Joachim Blüthgens Lehrbuch „Allgemeine Klimageographie“. Außerdem verfaßte er in dieser Zeit das erfolgreiche Studienbuch „Einführung in die Allgemeine Klimatologie“ (1977, ⁸2012 mit W. Endlicher).

    Über seine Forschungen in Südamerika wurde W. auf die ökologischen Probleme Amazoniens aufmerksam, die bei einer Rodung der Regenwälder und einer agrarischen Nutzung in den immerfeuchten inneren Tropen auftreten. Er zählte zu den ersten Wissenschaftlern in Deutschland, die auf die grundlegenden Tragfähigkeitsprobleme der tropischen Landwirtschaft hinwiesen. In seinem auch international stark beachteten Buch „Ökologische Benachteiligung der Tropen“ (1977, ²1980) stellte er die These einer nutzlosen Landnutzung auf und plädierte für ökologisch nachhaltige Nutzungsformen. Über zwei Jahrzehnte befaßte er sich aus geographisch-integrativer Sicht mit der agrarischen Tragfähigkeit feuchttropischer Tiefländer. Wegen des „ökologischen Handicaps der Tropen in der agrarwirtschaftlichen Entwicklung“ plädierte er nachdrücklich in vielen Vorträgen, u. a. in der Freiburger Gesellschaft für Länder und Völkerkunde, für den Schutz der tropischen Regenwälder als Naturerbe und Genressource. Durch diese Arbeiten schuf W. grundlegende Erkenntnisse zur Tropenökologie. W. forschte zu Amazonien und zur Klimatologie anderer Lebensräume wie der nordchilen. Wüste, Nordwestargentinien, Patagonien und Florida. Nach seiner Emeritierung 1989 faßte er seine umfassenden klimageographischen Kenntnisse in einer zweibändigen „Regionalen Klimatologie“ der Erde zusammen (1996, 2000 postum mit W. Endlicher). W.s Schüler sind u. a. Cesar Caviedes (* 1936), Dieter Havlik (* 1939), Wilfried Endlicher (* 1947), Eberhard Parlow (* 1952), Gunter Menz (* 1956) und Dieter Scherer (* 1960).

  • Auszeichnungen

    |Mitgl. d. Leopoldina (1982);
    silbernes Stadtsiegel Freiburgs (Br.) (1986).

  • Werke

    Weitere W Die Schneedecke im Rhein. Schiefergebirge u. ihre synopt.-meteorol. Bedingungen, 1950 (Diss.);
    Unters. d. klimat. u. lufthygien. Verhältnisse d. Stadt Freiburg i. Br., in: Arb.ber. e. interdisziplinären Arb.gruppe, Stadtplanungsamt Freiburg i. Br., 1974 (mit W. Nübler u. A. Gehrke);
    Stadtklimatol. Konsequenzen v. Line-Scanner-Aufnahmen d. Oberflächentemperaturen im Tagesgang (Bsp. Freiburg i. Br.), in: Symposium Erderkundung DFVLR – DGP, 1975;
    Der Einfluß v. Baukörperstrukturen auf d. Stadtklima am Bsp. v. Freiburg i. Br., in: E. Franke (Hg.), Stadtklima, 1977 (mit W. Nübler u. A. Gehrke);
    Die Grüne Rev., Erfolge, Möglichkeiten u. Grenzen in ökol. Sicht, 1978;
    Was geht uns d. trop. Regenwald an? Nutzlose Nutzung bringt uns um e. unschätzbares, unwiederbringbares Erbe d. Natur, in: Trierer Geograph. Stud. 9, 1993, S. 321–31;
    The Persisting Ecological Constraints of Tropical Agriculture, 1993 (mit C. N. Caviedes);
    Nachlaß: Univ. Freiburg (Br.), Inst. f. Phys. Geogr.

  • Literatur

    |H. Goßmann, in: Freiburger Univ.bll. 37, 1998, S. 169 f.;
    W. Endlicher, W. W. 1921–1998, Versuch e. Würdigung v. Lebensweg u. klimatol.-ökol. Werk, in: Petermanns Geograph. Mitt. 143, 1999, S. 228–33 (W, P).

  • Autor/in

    Wilfried Endlicher
  • Zitierweise

    Endlicher, Wilfried, "Weischet, Wolfgang" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 663-664 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140067.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA