Lebensdaten
1876 – 1942
Geburtsort
Hildburghausen
Sterbeort
Göttingen
Beruf/Funktion
Germanist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117293598 | OGND | VIAF: 13081318
Namensvarianten
  • Unger, Rudolf Johann Heinrich Ludwig
  • Unger, Rudolph
  • Unger, Rudolf
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Unger, Rudolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117293598.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Albert (1841–1911), Geh. JR, 1893–1905 Oberlandesger.rat in J., Dr. iur. h. c.;
    M Julie Nonne (* 1856);
    Urur-Gvm Friedrich Karl Forberg (1770–1848), Philos. (s. ADB VII);
    1908 Elisabeth (1883–1970), T d. Georg Goetz (1849–1932), Klass. Philol. in J., Geh. Reg.rat (s. NDB VI), u. d. Sophie Jaenisch (* 1857);
    1 S Gerhart (1912–83), Philol.

  • Biographie

    Nach dem Besuch humanistischer Gymnasien in Meiningen und Jena (seit 1893) studierte U. 1895–97 Jura und Volkswirtschaft in Heidelberg und München, 1897/98 Klassische Philologie in Berlin und Heidelberg sowie kurzzeitig Dt. Philologie in Freiburg. 1899 kehrte er nach München zurück, wo er 1902 bei Franz Muncker (1855–1926) mit der Arbeit „Platen in seinem Verhältnis zu Goethe“ (gedr. 1903, Neudr. 1977) promoviert wurde und sich 1905 habilitierte. Das germanistische Studium wurde begleitet von kunstgeschichtlichen, psychologischen und v. a. von durch Wilhelm Dilthey geprägten philosophischen Studien; 1902 hörte U. zudem Rudolf Eucken in Jena. Seit 1905 lehrte er als Privatdozent, seit 1911 als ao. Professor in München. Rufe führten ihn nach Basel (1915–17), Halle/Saale (1917–20), Zürich (1920/21), Königsberg (1921–24), Breslau (1924/25) und Göttingen (1925–42).

    Das aus der Habilitationsschrift hervorgegangene Buch „Hamann und die Aufklärung, Studien zur Vorgeschichte des romantischen Geistes im 18. Jh.“ (2 Bde., 1911, ⁴1968) begründete U.s Ruf als wichtigster Vertreter der geistesgeschichtlichen Methode der Germanistik. Bereits 1908 hatte er mit der Programmschrift „Philosophische Probleme in der neueren Literaturwissenschaft“ für Aufsehen gesorgt. Darin empfahl U. die Verbindung von Philosophie und Literaturgeschichte. Ausgehend von der Annahme einer autonomen Entwicklung des geistigen Lebens trug er mittels typologischer Verfahren zur hermeneutischen Erschließung des Faktenreichtums bei, den der Positivismus nur angesammelt, aber nicht gedeutet hatte. Im Unterschied zu anderen geistesgeschichtlich geprägten Germanisten, insbesondere jenen aus dem George-Kreis, gab U. ein traditionelles, von der philologischen Methode geschultes Wissenschaftsverständnis nie auf. Sein Hauptgebiet war die Romantik, deren Verständnis sich für U. aus ihrer Vorgeschichte sowie aus der Analyse der Schriften Friedrich v. Hardenbergs (Novalis) ergab. Der typologische Grundzug der Geistesgeschichte wird von U. in der Schrift „Weltanschauung und Dichtung, Zur Gestaltung des Problems bei Dilthey“ (1917) diskutiert. Neben der Geistesgeschichte, die historische Prozesse und literarische Werke aus ideengeschichtlichen Entwicklungen ableitet, war eine weitere von U. initiierte methodische Neuerung die Problemgeschichte, die sich allgemeinen Fragen wie der Todesproblematik in der dt. Literatur widmete (Lit.gesch. als Problemgesch., 1924). Zu U.s Schülern zählen Paul Böckmann (1899–1987), Gerhard Fricke (1901–80), Clemens Lugowski (1904–42) und Werner Milch (1903–50). U.s problemgeschichtlicher Ansatz wurde mehrfach aufgegriffen, so von Karl Eibl (1940–2014) (Die Entstehung d. Poesie, 1995).

  • Auszeichnungen

    A Dr. theol. h. c. (Königsberg 1923);
    Mitgl. d. Goethe-Ges. (1910), d. Kant-Ges. (1921), d. Ges. d. Wiss. Göttingen (1929), d. Ges. f. Theatergesch. u. d. Allg. Dt. Sprachver.

  • Werke

    Weitere W Hamanns Sprachtheorie im Zus.hange seines Denkens, 1905;
    Von Nathan z. Faust, Zur Gesch. d. dt. Ideendramas, 1916;
    Herder, Novalis u. Kleist, Stud. über d. Entwicklung d. Todesproblems in Denken u. Dichten v. Sturm u. Drang z. Romantik, 1922;
    Ges. Stud., 3 Bde., 1929–44, Neudr. 1966;
    Hg. u. a.: Johann Georg Hamann, Sibyllin. Bll. des Magus, 1905;
    Heinrich Heine, Sämtl. Werke, 10 Bde., 1910 (Haupthg., eigene Ed. d. Bde. 1 u. 2);
    Johann Wolfgang Goethe, Ann., Biogr. Einzelheiten, 1910; Briefe v. Dorothea u. Friedrich Schlegel an d. Fam. Paulus, 1913; – Nachlaß: Niedersächs. Staats- u. Univ.bibl. Göttingen; DLA Marbach.

  • Literatur

    L T. Geissendoerfer, U.s „Objective“ Treatment of Literary Problems, in: The Journ. of English and Germanic Philol. 32, 1933, H. 1, S. 70–76;
    W. Boehlich, R. U., Ein Btr. z. Gesch. d. dt. Lit.wiss., in: ZDP 70, 1948/49, S. 418–47;
    R. Rosenberg, Zehn Kap. z. Gesch. d. Germanistik, 1981, S. 182–201;
    B. Fleischmann, Die Entwicklung d. lit.wiss. Position R. U.s u. Gerhard Frickes zw. d. Ersten u. Zweiten Weltkrieg, Eine Unters. zu e. Kap. d. Wiss.gesch. d. Germanistik, Magisterarb. FU Berlin 1983 (DLA Marbach);
    U. Hunger, Germanistik zw. Geistesgesch. u. „völk.|Wiss.“, Das Seminar f. Dt. Philol. im Dritten Reich, in: H. Becker (Hg.), Die Univ. Göttingen unter d. NS, 1987, S. 272–97;
    K. Weimar, Das Muster geistesgeschichtl. Darst., R. U.s Einl. z. „Hamann u. d. Aufklärung“, in: Ch. König (Hg.), Lit.wiss. u. Geistesgesch., 1910–1925, 1993, S. 92–106;
    A. Bonk, Dt. Philol. in München, 1995, S. 461 f.;
    W. Kunicki, Germanistik in Breslau 1918–1945, 2002, S. 47 f.;
    G. Schenk (Hg.), Phil. Denken in Halle, Abt. 3, Bd. 7, 2006, S. 11–25;
    D. Werle, Modelle e. lit.wiss. Problemgesch., in: Jb. d. Dt. Schillerges. 50, 2006, S. 478–98, bes. S. 491–95;
    Ph. Ajouri, Gibt es ewige Probleme in d. Dichtung?, in: Scientia Poetica 14, 2010, S. 265–77;
    Internat. Germanistenlex. (W, L);
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Killy; Göttinger Gel. II (P)

  • Autor/in

    Alexander Nebrig
  • Zitierweise

    Nebrig, Alexander, "Unger, Rudolf" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 636-637 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117293598.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA