Lebensdaten
1575 – 1639
Geburtsort
Gemünden/Wohra (Hessen)
Sterbeort
Ulm/Donau
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe ; Philosoph
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118891804 | OGND | VIAF: 45100384
Namensvarianten
  • Dieterich, Konrad
  • Dieterich, Conrad
  • Dietereichus, Cunradus
  • mehr

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Dieterich, Konrad, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118891804.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Nikolaus ( 1584), Schultheiß in Gemünden, S des Barth., Bürger in Gemünden;
    M Elis., T des Joh. Zinn, Ratsmitglied in Gemünden, u. der Marg., T des Pfarrers Heinr. Orth in Lohra aus Marburger Rats- u. Gelehrtengeschlecht;
    B Johannes (1572–1635), Superintendent in Gießen;
    Marburg 6.1.1601 Marg. ( 1642), T des Daniel Lüncker d. J., Gutsbesitzer in Dagobertshausen u. Ratsverwalter in Marburg, u. der Ursula Vigelius;
    3 S, 2 Töchter; Neffen (Söhne des Johannes) Helwig (1601–55), fürstlicher Leibarzt in Darmstadt, Berlin u. Kopenhagen, Joh. Konrad (1612–67), Prof. der klassischen Philol. in Gießen, Gg. Theodor (geadelt als v. Rondeck, 1678), Dr. iur., kaiserlicher WGR u. Resident in Hamburg, Reichshofrat; Großneffe (Sohn des Gg. Theodor) Joh., kaiserlicher Resident in Hamburg, zeichnete sich durch umsichtige Berichterstattung üb. pol. Vorgänge aus.

  • Biographie

    D. besuchte 1590 die Universität Marburg als Student der Philosophie und Theologie, seit 1595 als höherer Stipendiat und Privatdozent. Nach kurzer Verwendung als Feldprediger bei dem Grafen Philipp zu Solms-Laubach wurde er 1600 Kaplan in Marburg, mußte aber bei Einführung des Calvinismus 1605 mit den anderen lutherischen Theologen Marburg verlassen und erhielt noch im gleichen Jahr die Professur für Ethik und die Leitung des Pädagogiums in Gießen. 1607 war er Dekan, 1609 Prorektor der Universität. Seine Lehrbücher der Dialektik, Logik, Rhetorik und Katechetik erschienen in zahlreichen Auflagen. 1614 folgte er einem Ruf als Superintendent nach Ulm. 25 Jahre lang beeinflußte er das städtische Kirchen- und Schulwesen entscheidend. Seine zeitnahen kirchlichen, pädagogischen und sozialen Ordnungen, seine religiösen Erbauungs-, Belehrungs- und Kontroversschriften gaben dem kirchlichen Leben Ulms die bis in die Aufklärungszeit gültige Form. Seine Predigten sind kulturgeschichtlich wertvolle Zeitbilder. Die Reorganisation der Stadtbibliothek, des Gymnasiums und dessen Erweiterung zu einer philosophisch-theologischen Studienanstalt gehen auf ihn zurück. Als Politiker und als Berater in kirchlichen und religiösen Fragen stand er in Verbindung mit dem ganzen evangelischen Schwaben.

  • Werke

    u. a. Analysis Logica Evangeliorum Dominicalium et Festivalium, Gießen 1608-10, Leipzig 171715;
    Institutiones dialecticae …, Gießen 1609, Leipzig 151722;
    Institutiones catecheticae …, Gießen 1613, Leipzig 241722;
    Institutiones rhetoricae …, Gießen 1614, Marburg 171712;
    Institutiones oratoriae …, Gießen 1613, Leipzig 181722;
    De formula Concordiae …, Gießen 1614;
    Der kleine Catechismus Lutheri …, Ulm 1616;
    Zuchtbüchlein in Versen, ebd. 1616;
    Christl. Kirchen-Gesäng, ebd. 1617, ³1679;
    Sonderbare Predigten von unterschiedenen Materien, Ulm 1619 bis 1632, Leipzig ³1669-70;
    Poenitentia Davidica …, Ulm 1620, Gießen ⁶1728;
    Philos.- u. theol. Traum-Discurs, Ulm 1624, 2 Aufl.;
    Predigten üb. d. Buch d. Weißheit, Ulm 1627. Nürnberg ⁸1675.

  • Literatur

    ADB V;
    A. Weyermann, Nachrr. v. Gelehrten … aus Ulm, 1798, S. 145-157 (W-Verz., 98 Schrr.);
    H. A. Dieterich, Ein Münsterpfarrer a. d. Zeit d. 30j. Krieges, in: Münsterbll. 3/4, 1883, S. 1-61;
    J. Greiner, Die Ulmer Gelehrtenschule z. Beginn d. 17. Jh. u. d. akad. Gymnasium, in: Ulm-Oberschwaben 18, 1912, S. 1-86;
    ders., Gesch. d. Ulmer Schule, ebd. 20, 1914, S. 1-90;
    E. Schott, Der Ulmer Münsterpfarrer K. D. …, in: Zs. f. Gesch. d. Erziehung u. d. Unterrichtsw., Jg. 8/9, 1918/19, H. 2, S. 114-130;
    O. Leube, Chunrad D. u. s. Nachfahren, 1935;
    H. Dieterich, K. D. u. s. Briefwechsel, 1938;
    F. Fritz, Ulm u. s. ev. Kirche im Za. d. 30j. Krieges, in: Bll. f. württ. KG, NF 45, 1941, S. 50-73;
    - Zu N Gg. Theod. u. Groß-N Joh.:
    Dipl. Vertr. I; zu Joh.:
    R. Lorenz, 3 Jhh. Volk, Staat u. Reich, 1944.

  • Porträts

    Ölgem. v. A. Schuch 1629 (Münstersakristei Ulm);
    Kupf. u. a. v. Lucas Kilian 1615, 1628, 1629, 1634, v. Wolfgang Kilian um 1630.

  • Autor/in

    Max Huber
  • Zitierweise

    Huber, Max, "Dieterich, Konrad" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 672 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118891804.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Dieterich: Konrad D., geb. 9. Jan. 1575 in dem oberhessischen Städtchen Gemünden an der Wohra, studirte in Marburg anfangs Philosophie und griechische Sprache, dann, nachdem er 1594 Magister geworden war, Theologie und wurde Major an der Stipendiatenanstalt. Schon jetzt hatte er sich innerlich für die Concordienformel (obschon sie in der hessischen Kirche keine Geltung hatte) entschieden. Von Reisen durch Franken, Baiern und die Pfalz zurückgekehrt, nahm er 1599 bei dem Grafen Philipp von Solms-Laubach die Stelle eines Feldpredigers, nach dessen Tode aber die eines Archidiaconus zu Marburg an, wo er nun mit den Häuptern des hessischen Lutherthums in den regsten Verkehr trat. Mit diesen mußte er daher, als Landgraf Moritz von Hessen-Kassel auch in Marburg seine das Lutherthum ausschließenden „Verbesserungspunkte“ einführte, Marburg verlassen. Dafür wurde er schon 1607 an der eben errichteten lutherischen Universität zu Gießen zum Professor der Philosophie und Director des Pädagogiums ernannt. Zum größten Leidwesen des Landgrafen Ludwig V. zu Darmstadt verließ er 1614 diese Stellung, indem er einem Rufe auf die|Stelle eines Superintendenten nach Ulm folgte, wo er 1620 zugleich zum Director des großen Theils auf sein Betreiben errichteten Gymnasiums ernannt wurde und am 22. März (oder Mai) 1639 starb. Die Zahl seiner hinterlassenen Schriften ist sehr groß. Darunter finden sich viele Predigten, Gelegenheitsreden, erbauliche Tractate, kleinere Abhandlungen und Disputationen vor, welche letzteren großentheils die Erläuterung und Vertheidigung des lutherischen Dogmas zum Zwecke haben. Unter den Predigten verdient besondere Erwähnung: „Das Buch der Weisheit Salomonis in unterschiedenen Predigten“, 1627, 2 Bde. fol.; 68 Predigten, welche 8 Auflagen erlebten und auch für den Sprachforscher beachtenswerth sind, weil sie eine reiche Ausbeute an seltenen Sprüchwörtern, sprüchwörtlichen Redensarten, Anspielungen und Vergleichungen bieten. Außerdem edirte er jedoch vier größere Werke, welche eigentlich seinen Ruhm begründeten, nämlich: „Institutiones dialecticae“ (Gießen 1609); „Institutiones catecheticae“ (Gießen 1613); „Institutiones rhetoricae“ (Gießen 1613) und „Institutiones oratoriae“ (Gießen 1613). Alle diese vier Werke erhielten in zahlreichen neuen Auflagen weite Verbreitung, die weiteste jedoch seine „Institutiones catecheticae“, ein Lehrbuch der lutherischen Dogmatik in katechetischer Form, welches bis ins 18. Jahrhundert gegen 20 Auflagen erlebte und auch neuerdings wieder aufgelegt ist. Zu bemerken ist, daß hierin noch die reformatorische Unterscheidung canonischer und apokryphischer Bücher des Neuen Testaments festgehalten und die Christologie des Martin Chemnitz im Gegensatz zur Tübinger Lehre sehr bestimmt vertreten wird.

    • Literatur

      Vgl. Strieder, Grundlage einer hessischen Gelehrtengeschichte, Bd. II, S. 29—38. Weyermann, Ulmische Gelehrten, S. 145—157.

  • Autor/in

    Heppe.
  • Zitierweise

    Heppe, Heinrich, "Dieterich, Konrad" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 157-158 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118891804.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA