Lebensdaten
1739 oder 1733 – 1808
Geburtsort
Grönenbach (Allgäu)
Sterbeort
Frankfurt/Main
Beruf/Funktion
Maler ; Kupferstecher ; Zeichner
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 103084053 | OGND | VIAF: 66871710
Namensvarianten
  • Prestel, Amadeus
  • Prestel, Theophilus
  • Prestel, Johann Gottlieb
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Zitierweise

Prestel, Johann Gottlieb, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd103084053.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N.;
    M N. N.;
    1772 ( 1786) Maria Katharina Höll (1747–94), Malerin u. Kupferst., übersiedelte nach der Trennung nach London, wo sie großen Ruhm erwarb u. auch ihre Kinder aufzog (s. ThB; Frankfurter Biogr., P);
    3 S, 1 T, Christian Erdmann Gottlieb (1773–1830), Kupferst., eröffnete 1805 in F. e. eigenen Kunsthandel, Johann Adam (1775–1818), Maler u. Kupferst., Michael Gottlieb (1779–1815), Kupferst. u. Kunsthändler, Ursula (1777–1845, 1805 Johann Georg Reinheimer), Malerin (alle s. ThB);
    E Ferdinand August Christian (1826–90), S d. Christian Erdmann Gottlieb, übernahm d. vom Vater gegr. Kunsthandlung.

  • Biographie

    P. war zunächst Schüler der Maler Zeiler in Reutte, danach ging er 1760 für neun Jahre nach Italien. In Venedig lernte er den Kupferstecher Joseph Wagner und den Maler Giuseppe Nogari kennen, der ihn in der Malerei unterwies. Als Nogari ihn jedoch mit seiner Nichte verheiraten wollte, floh P. 1762 nach Rom. Dort war sein vierjähriger Aufenthalt künstlerisch wenig erfolgreich, er galt als „ingrato tedesco“. Seinen Lebensunterhalt verdiente er mit Farbenreiben, der Herstellung von Pinseln oder mit Arbeiten, die der Konservierung von Gemälden dienten. Seit 1766 lebte und arbeitete er in Florenz; 1769 kehrte er über Bologna und Venedig nach Deutschland zurück und ließ sich in Nürnberg nieder. Hier versuchte er sich einige Jahre als Bildnismaler in Öl- und Pastellmalerei, schuf Radierungen traditioneller Art und erteilte Zeichenunterricht. Seit 1773 arbeitete er zusammen mit seiner Frau und ehemaligen Zeichenschülerin Maria Katharina Höll an der Faksimilierung berühmter Künstlerzeichnungen. 1775, nach einem Aufenthalt in Zürich, wo er einige Illustrationsaufträge zu Lavaters „physiognomischen Fragmenten“ erhielt, widmete sich P. diesen Arbeiten systematisch. Die Kombination verschiedener Drucktechniken (Clair-obscur-Schnitt, Crayonradierung u. v. a. Aquatintaradierung) erlaubte die perfekte Imitation der Originale. 1776-80 und 1779-82 erschienen die Sammelwerke nach der Kollektion des Nürnberger Patriziers Paulus Praun (1548–1616) und des Hamburger Sammlers Gerd Joachim Schmidt. 1781 kündigte P. die Herausgabe eines Kupferstichwerks nach den Gemälden Adrian van der Werffs in der Düsseldorfer Galerie „auf eigene Kosten und Gefahr“ an. Das Unternehmen endete mit dem Zusammenbruch der Firma, P. verließ Nürnberg und ließ sich mit Hilfe des Sammlers und Kunsthändlers Heinrich Sebastian Hüsgen (1745–1807) in Frankfurt/Main nieder. 1783 war das sog. „Kleine Kabinett“, eine Auswahl nach Originalen aus verschiedenen Sammlungen, vollendet. Nach dem zweiten Zusammenbruch der Firma 1786 und der Trennung von seiner Frau verlegte sich P. auf Gemäldereproduktionen und eröffnete eine eigene Kunsthandlung, die er bis zu seinem Tod betrieb. Die aus der Familie Prestel hervorgegangenen Stecher zählten Ende des 18. Jh. zu den bekanntesten Reproduktionsgraphikern Deutschlands, deren Produktion die Vielgestaltigkeit des zeitgenössischen bürgerlichen Kunstgeschmacks widerspiegelt.

    Unter Bezugnahme auf die von P.s Enkel Ferdinand August Christian (1826–90) fortgeführte Kunsthandlung „F. A. C. Prestel“ gründete 1924 der Kunsthistoriker Hermann Loeb (1897–1963) in Frankfurt den „Prestel Verlag“ (1940 v. Dr. iur. Paul Capellmann, 1947, nach München verlegt).

  • Literatur

    ADB 26;
    G. C. Braun, Einige Züge aus d. Leben J. G. P.s, 1819;
    F. Gwinner. Kunst u. Künstler in Frankfurt am Main, 1862, S. 366-73;
    E. Rebel, Faks. u. Mimesis, Stud. z. dt. Reproduktionsgraphik d. 18. Jh., 1981, S. 83-113;
    Bürgerl. Slgg. in Frankfurt 1700-1830, Ausst.kat. Hist. Mus. Frankfurt 1988, S. 115-18;
    Kunst d. Sammelns. Das Praunsche Kab., Ausst.kat. Nürnberg 1994, S. 316;
    ThB;
    Dict. of Art;
    Frankfurter Biogr.;
    Zur Verlagsgesch.:
    G. Olzog u. J. Hacker (Hg.), Dok. dt.sprachiger Verlage, 121995;
    Prestel Verlag 1924-1999, hg. v. J. Tesch, 1999.

  • Porträts

    Selbstporträt (im Atelier vor d. Staffelei), Radierung, abgeb. in: Bürgerl. Slgg., Abb. 73 (s. L).

  • Autor/in

    Peter Prange
  • Zitierweise

    Prange, Peter, "Prestel, Johann Gottlieb" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 704 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd103084053.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Prestel: Johann Gottlieb P, geboren am 18. November 1733 zu Grönenbach an der Iller, Bezirksamt Memmingen, am 5. October 1808 zu Frankfurt a. M. Er änderte seinen Vornamen Gottlieb gewöhnlich in Amadeus um und schrieb sich J. A. Prestel. P. war der Sohn eines Schreiners und in dem Handwerk seines Vaters auferzogen. Die Beschäftigung bei der Herstellung des seinem Wohnort benachbarten Klosters Ottobeuern und die Anleitung der dort arbeitenden Maler, Gebrüder Zeiler aus Tirol, regten zuerst den in ihm schlummernden Kunstsinn an. Zu weiterer Ausbildung wanderte er zu Fuß nach Italien, zuerst nach Venedig, wo Nogari und der Kupferstecher Josef Wagner sich seiner annahmen, dann in Begleitung eines Mainzer Domherrn nach Rom. Dort bildete er sich vier Jahre lang in rastlosem Fleiße weiter aus und erwarb seinen Lebensunterhalt durch Anfertigung von Copien. 1766 verließ er Rom|und verweilte nun drei Jahre in Florenz, kehrte aber dann in die Heimath zurück. Er ließ sich in Nürnberg als Porträtmaler und Zeichenlehrer nieder und verheirathete sich daselbst. P. versuchte sich in Nürberg auch mit dem Grabstichel und im Aetzen, anfänglich nur in Umrissen, dann in Rothstift- und Tusch' manier. Hierdurch kam er ganz selbständig und ohne fremde Unterweisung auf die Handzeichnungsmanier, durch deren umfangreiche Anwendung er bei seinen Zeitgenossen in großes Ansehen kam, wenngleich die Blätter jetzt nur noch kunsthistorisches Interesse haben. P. veröffentlichte außer vielen Einzelblattern drei Sammlungen: 1) Das Schmidt’sche Cabinet (G. J. Schmidt in Hamburg) 1779, 30 Blätter; 2) Das Praun’sche Cabinet, 1780, 48 Blätter; 3) Das kleine Cabinet, 1782, 36 Blätter. Dennoch ließen Prestel's Charakterfehler, sein Eigensinn und seine Unverträglichkeit, ihn nicht zu einem rechten Gedeihen in Nürnberg kommen. Er verlegte 1783 seinen Wohnsitz nach Frankfurt, wo er wieder, unter Beistand seiner Frau und mehrerer Schüler, besonders Anton Radl's, eine Anzahl Werke in seiner Manier herausgab, unter welchen die Brabeck’sche Galerie zu Söder besonders zu nennen ist. Seine sämmtlichen Blätter mögen sich auf mehr als 600 belaufen. Nach seinem Tode erschienen (1814) von seinem ältesten Sohn und seinem Schwiegersohn Reinheimer herausgegeben, noch 50 Blätter nach Meistern verschiedener Schulen, gr. Fol. Prestel's Frau. Maria Katharina geb. Höll, geb. am 22. Juli 1747 in Nürnberg, mußte sich 1786 von ihrem Manne trennen und zog nach London, wo sie eine selbständige Existenz als Künstlerin sich gründete und am 16. März 1794 starb.

    Der älteste Sohn Christian Erdmann Gottlieb, geb. am 12. August 1773 zu Nürnberg, folgte 1793 der Mutter nach London und blieb daselbst bis 1800 Kupferstecher und Musiklehrer. 1800 kehrte er nach Frankfurt zurück, gründete 1805 einen Kunsthandel und war mehr als Kenner denn als Künstler geschätzt. Er starb am 1. April 1830 und ist der Vater des bekannten Kunsthändlers Ferdinand P. in Frankfurt.

    Der zweite Sohn Joh. Adam, am 25. Januar 1775 in Nürnberg geboren, Maler und Kupferstecher, starb am 17. October 1818; er ist der Vater des 1804 gebornen Pferdemalers Joh. Erdmann Gottlieb P. zu Mainz.

    Der dritte Sohn. Michael Gottlieb, geb. am 12. Juli 1779 zu Nürnberg, von 1789—93 in England, am 13. März 1815. Kunsthändler, führte ein unstätes Leben, dagegen war die Tochter J. G. Prestel's, Ursula Magdalena, geb. am 27. November 1777 in Nürnberg, seit 1805 Frau des Kunsthändlers Joh. Georg Reinheimer (nicht Steinheimer, wie Nagler, Künstlerlex. schreibt, 1776—1820) in Frankfurt. 1845 in Brüssel, in jeder Beziehung eine ausgezeichnete Frau, als Malerin und Kupferstecherin die fleißige und talentvolle Gehülfin ihrer Mutter in London (bis 1794) und dann ihres Vaters.

    Der schon genannte Joh. Erdmann Gottlieb P., geb. am 19. April 1804 in Frankfurt, 4 am 7. Mai 1885 in Mainz, zeigte schon in früher Jugend Anlage zum Zeichnen und Liebe zu Pferden. Er bildete sich in Frankfurt zum Bereiter aus und kam als solcher folgeweise nach Darmstadt und München. Hier trat er 1822 in die Kunstakademie, studierte zugleich Anatomie und Thierheilkunde und blieb bis 1826. Nun zog er nach Wien und dann nach Ungarn, wo er sich der Darstellung des Pferdes in der Freiheit und Wildheit hingab. Seine Bilder verschafften ihm einflußreiche Bekanntschaften in Sportkreisen, besonders die des Grafen Moriz Sandor, mit welchem er in Ungarn, Griechenland und Spanien längere Zeit reiste. Das 1868 erschienene „Sandoralbum“, die waghalsigen Reiterstücke des Grafen darstellend, ist eines der bekanntesten Werke Prestel's. Von 1828—35 lebte P. in Rom, dann wurde er nach Stuttgart berufen, wo er bis 1837 ausschließlich für den König von Würtemberg malte.|Der Herzog von Nassau ernannte ihn hierauf zum Hofmaler und zum Generaldirector seiner verschiedenen Gestüte. An kein stetiges Leben gewöhnt, verließ P. 1845 diesen Posten, um einige von österreichischen Edelleuten erhaltene Aufträge auszuführen. Einen ehrenvollen Antrag des Kaisers von Desterreich, welcher seine künstlerische Thätigkeit für den Rest seines Lebens an Wien fesseln wollte, lehnte P. ab, erhielt aber den Titel eines Hofmalers und malte zwischen 1850 und 1860, wo er auch dem Kaiser auf die Gemsjagden folgte, eine Reche von Bildern. Seit 1840 verheirathet, lebte P. seit 1861 in Deutschland mit seiner Familie, machte aber jedes Jahr eine Reise nach Desterreich. Seit 1873 machte Krankheit ihn unfähig zu malen. Er war nicht nur einer der ausgezeichnetsten Thier-, besonders Pferdemaler, sondern auch im Stande, sein Lieblingsthier plastisch darzustellen. Seine Bilder befinden sich meist im Besitz des Kaisers von Oesterreich, auf Schlossern des österreichischen und ungarischen Adels und denen des Herzogs von Nassau.

    • Literatur

      Gwinner, Kunst und Künstler in Frankfurt, 1862 S. 366. Zusätze 1867 S. 72. — Fr. Rittweger in Frankfurter Zeitung, 18. Mai 1885. — Familiennachrichten.

  • Autor/in

    W. Stricker.
  • Zitierweise

    Stricker, W., "Prestel, Johann Gottlieb" in: Allgemeine Deutsche Biographie 26 (1888), S. 573-575 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd103084053.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA