Lebensdaten
1869 – 1939
Geburtsort
Inzersdorf bei Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
sozialdemokratische Politikerin
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118595792 | OGND | VIAF: 10222719
Namensvarianten
  • Dworak, Adelheid
  • Popp, Adelheid
  • Dworak, Adelheid
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Popp, Adelheid, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118595792.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N. Dwořak, Weber;
    M N. N.;
    Wien 1894 Julius P. (1849-1902), Pol., Kassier d. SDAP (s. ÖBL);
    2 S (beide früh +); Schwager Wilhelm P. (1863-1925), Schausp. u. Regisseur (s. ÖBL).

  • Biographie

    P., fünfzehntes Kind einer Weberfamilie, mußte seit ihrem 6. Lebensjahr zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. 1879 übersiedelte sie mit ihrer Mutter nach Wien, wo sie in ärmlichen Verhältnissen ohne Schulbildung lebte. Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Österreichs (SDAP), die sich 1888/89 zu formieren begann, forderte bereits 1892 das allgemeine Wahlrecht „ohne Unterschied des Geschlechts“; eigene „Arbeiterinnen-Bildungsvereine“ und die „Arbeiterinnen-Zeitung“ wurden gegründet, und P., seit 1891 Mitglied des Wiener Arbeiterinnen-Bildungsvereins, 1892 mit ihrer Redaktion betraut. 1893 wurde sie Vorsitzende des Frauen-Lese- und -Diskutierclubs „Libertas“, 1898 des Frauen-Reichskomitees, 1904 Vorstandsmitglied der SDAP. In den folgenden Jahrzehnten engagierte sie sich für frauenspezifische Forderungen, wie die Abschaffung des § 30 des österr. Vereinsgesetzes, der es Frauen verbot, sich politisch zu organisieren, und für das Frauenwahlrecht. Beides wurde mit der Gründung der Republik Österreich 1918 realisiert. P. gehörte zu den sechs Sozialdemokratinnen, die während der gesamten Dauer der Ersten Republik ein Nationalratsmandat innehatten (1919-33/34). Am 3.4.1919 betrat sie als erste Frau das Rednerpult des Nationalrats. Die ehemalige Arbeiterin sprach zum „Gesetzesantrag zur Abschaffung des Adels, aller seiner Vorrechte und Privilegien und der zu ihm gehörigen Orden, Titel und Würden“. Im Parlament versuchte P. aus der Opposition heraus, vor allem die Reform der Abtreibungsparagraphen 144-146 und des Familienrechts voranzutreiben. Innerhalb der Partei bekämpfte sie als mitreißende Rednerin die Diskriminierung von Frauen, zugleich gelang es ihr, verschiedene Positionen der sozialdemokratischen Frauen zu integrieren. Auf der Sozialistischen (II.) Internationale war sie Vorsitzende des „Internat. Frauenkomitees“.

    Seit 1902 Witwe, verlor P. einen Sohn im 1. Weltkrieg, den zweiten infolge einer Grippeepidemie. Eine Freundinnengruppe wirkte als soziales Netz und half ihr in der Zeit des austrofaschistischen Ständestaates zu überleben; eine Tumoroperation verhinderte ihre Verhaftung, aber auch ihre Emigration. – Das Leben der ersten weiblichen Parteiangestellten Österreichs steht für den Aufstieg der SDAP, für die Frauenemanzipationsbewegung vor dem 1. Weltkrieg, für die frauenpolitischen Forderungen der Ersten Republik, aber auch für deren Zerstörung durch die Errichtung des Ständestaates 1933/34 und den Anschluß Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland 1938.

  • Werke

    Jugend e. Arbeiterin, hg. u. eingel. v. Hans J. Schütz, 1977 (enth.: Die Jugendgesch. e. Arbeiterin, Nachdr. d. 1922 ersch. 4. Aufl.;
    Erinnerungen, Aus meinen Kindheits- u. Mädchenjahren, Nachdr. d. 1915 ersch. 1. Aufl.);
    Bll. d. Erinnerung, in: Archiv, Mitt.bl. d. Ver. f. Gesch. d. Arbeiterbewegung 4, 1964, H. 2 u. 3;
    Der Weg z. Höhe, Die soz.dem. Frauenbewegung Österr., 1929, ²1930. – Hg.: Freie Liebe u. bürgerl. Ehe, Schwurger.verh. gegen d. Arbeiterinnenztg. durchgeführt b. d. k. k. Landes- u. Schwurger. in Wien am 30. Sept. 1895, mitgetheilt nach d. b. d. Verh. aufgenommenen stenograph. Protokoll, 1895 (gegen A. P.);
    Gedenkbuch: 20 J. österr. Arbeiterinnenbewegung, 1912.

  • Literatur

    Die Frau, Nr. 2, 1929;
    G. Hauch, A. P., Bruch-Linien e. soz.dem. Frauen-Karriere, in: F. Severit (Hg.), Das alles war ich, Politikerinnnen, Künstlerinnen, Exzentrikerinnen d. Wiener Moderne, 1998, S. 27-52 (P);
    dies., Vom Frauenstandpunkt aus, Frauen im Parl. 1919-1933, 1995;
    dies., Der diskrete Charme d. Nebenwiderspruchs, Zur soz.-dem. Frauenbewegung vor 1918, in: W. Maderthaner (Hg.), Soz.demokratie u. Habsburgerstaat, in:|Sozialist. Bibl., Abt. 1, Bd. 1, 1988, S. 101-18;
    R. Köpl, in: E. Prost (Hg.), „Die Partei hat mich nie enttäuscht …“, Österr. Soz.demokratinnen, unter Mitarbeit v. B. Wiesinger, 1989, S. 5-43;
    ÖBL;
    Hist. Lex. Wien (P).

  • Autor/in

    Gabriella Hauch
  • Zitierweise

    Hauch, Gabriella, "Popp, Adelheid" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 622-623 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118595792.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA