Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Familie
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 121979652 | OGND | VIAF: 27941687
Namensvarianten
  • Plant
  • Planta
  • Plant

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Planta, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121979652.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die Dienstleute des Bischofs von Chur in Zuoz (Oberengadin) sind erstmals 1244 urkundlich faßbar. Seit Ende des 13. Jh. stieg die Familie sozial und wirtschaftlich auf und war um 1350 das bedeutendste Engadiner Ministerialengeschlecht. Die P. nahmen die wichtigsten lokalen Ämter (Kanzler, Ammann, Richter etc.) ein und besaßen umfangreiche Lehen und Pfandschaften (Bergwerksrechte, Fisch- u. Lämmerzehnten; Burgen Steinsberg, Castelmur u. Vicosoprano), vorwiegend aus dem Besitz des Bischofs von Chur. Vom Engadin dehnten sie ihren Einfluß auf die benachbarten Talschaften aus (Bergell, Puschlav, Münstertal, Oberhalbstein). Hauptsitz der P. blieb Zuoz, doch erscheint schon Ende des 13. Jh. vorübergehend eine Nebenlinie in Samaden, um 1420 ließ sich ein Zweig in Zernez nieder (P.-Wildenberg). In der 2. Hälfte des 15. Jh. schränkten die Engadiner Dorfgemeinden die Vorrechte der P. ein, und der Bischof von Chur errang von den P. usurpierte Bergwerksrechte zurück. Dadurch wurde ihre Position kurzfristig tangiert, seit dem Ende des 15. Jh. dehnten sie ihren Einfluß auf weite Teile der drei rätischen Bünde aus 1244 erscheint Andreas als Inhaber des Kanzleramtes im Oberengadin. Conrad (erw. 1311-38), der umfangreiche Bergwerksrechte besaß, erhielt 1332 von Kg. Heinrich von Böhmen das Bergwerk Fuldera als Lehen. Sein Sohn Ritter Ulrich (erw. 1320-57) übernahm den Besitz und erweiterte ihn erheblich. 1347 war er als Dienstmann Bürge für den Bischof von Chur gegenüber dem Grafen|von Tirol und 1357 Mitsiegler des Bündnisses zwischen dem Markgrafen von Brandenburg und dem Bischof von Chur. Heinrich (erw. 1367-1403) erscheint wiederholt als Rechtsvertreter und Schiedsrichter im Oberengadin. 1367 war er zusammen mit anderen P. Vertreter des Oberengadins in der sog. Gründungsurkunde des Gotteshausbundes, ebenso Ritter Thomas (erw. 1356-1406). Dieser war Ammann im Oberengadin und eroberte 1374 im Namen des Papstes Stadt und Burg Chiavenna. 1375 herrschte er zusammen mit dem Vogt von Matsch auch über Bormio. Der Ammann im Oberengadin, Thomas' Sohn Gaudenz (erw. um 1388-1424), erscheint als Dienstmann des Bischofs von Chur bei der Bündniserneuerung mit Österreich 1415. Ital (erw. 1367-1406) war 1406 Mitsiegler des erneuerten Bündnisses zwischen dem Bischof von Chur und Österreich. Durch seine Gattin Anna v. Schauenstein (erw. 1372-89) besaß er die Herrschaft Haldenstein. Der Kastellan von Ramosch, Heinrichs Sohn Parzival (erw. 1411-31), wurde 1431 in der Fehde mit Österreich gefangengenommen, auf Befehl von Ks. Sigismund jedoch wieder freigelassen. Mit Domherr Friedrich ( 1453) gelang den P. in der 1. Hälfte des 15. Jh. der Einsitz ins einflußreiche Churer Domkapitel. Hartmann, Enkel des Ital, war 1450 Hauptmann der Engadiner im Schamserkrieg. Seine Tochter Angelina ( 1509), 1478 zur Äbtissin des Klosters Müstair gewählt, baute die Klosteranlage entscheidend um. 1499 wurde sie im Schwabenkrieg von den Österreichern gefangen genommen und vorübergehend deportiert.

    In der 1. Hälfte des 16. Jh. gelangten Angehörige der P. vermehrt zu politischem Einfluß im Churer Rheintal, am Vorder- und Hinterrhein, wo sie vorübergehend die Herrschaften Löwenberg, Rhäzüns und Hohentrins besaßen. Der Herr zu Rhäzüns war einer der Hauptherren des Grauen oder Oberen Bundes. Eine Linie P.-Zuoz lebte seit der Mitte des 16. Jh. in Chur, die P.-Wildenberg seit dem frühen 17. Jh. in Malans und die P.-Sameden seit dem 19. Jh. in Reichenau. Sie hatten hauptsächlich die Richterämter im Ober- und Unterengadin inne, dazu stellten sie vereinzelt die Häupter im Oberen Bund, im Gotteshausbund und im Zehngerichtenbund. In den Bündner Untertanenlanden Veltlin, Chiavenna und Bormio besetzten die P. zwischen 1512 und 1798 vielfach die finanziell einträglichen Ämter. Während des 16. Jh. verstärkt sich ihr Einfluß im Churer Domkapitel.

    Ende 16. Jh. bis zum Niedergang der Republik der Drei Bünde bildeten die P. neben den Salis den mächtigsten Geschlechterverband. Conrad (erw. 1502-12) siegelte 1502 den Friedensvertrag der Drei Bünde mit Österreich, befehligte 1512 bei der Eroberung des Veltlins durch die Drei Bünde die Gotteshausleute, worauf er erster Landeshauptmann des Veitlins wurde. Rudolf (erw. 1567-69) erwarb um 1567 aus der Erbschaft seiner zweiten Frau, Ursula v. Capaul, die Herrschaft Löwenberg. Johann ( 1572), Dr. beider Rechte, erhielt 1558 die Herrschaft Rhäzüns von Österreich als Pfand, 1568 kaufte er auch die Herrschaft Hohentrins. Er war Hauptexponent der kath. Partei in Bünden und wurde 1573 wegen politischer Verstrickungen, nicht ohne Zutun der Salis, hingerichtet. Später führte sein Sohn Johann ( 1615), ebenfalls Dr. iur. utr. , die Herrschaft Rhäzüns, die bis 1674 im Pfandbesitz der Planta-Wildenberg blieb, weiter. Thomas (1520–65, s. Gatz III) war 1549-65 Bischof von Chur. Wegen Kontakten zum Protestantismus wurde er bald nach seiner Wahl nach Rom zitiert, wo er im Okt. 1551 zum Bischof geweiht wurde. 1551/52 nahm er am Trienter Konzil teil. Pompejus (1570–1621) studierte in Basel, konvertierte später zum Katholizismus, wurde 1605 Rat des Erzhzg. Maximilian von Österreich und 1614 vom Bischof von Chur mit der Landvogtei Fürstenau und 1615 mit dem Marschallamt belehnt. Zusammen mit seinem Bruder Rudolf (1569–1638) führte er die span.-österr. Partei in Bünden an. Durch das von der franz.-venetian. Partei veranlaßte Strafgericht zu Thusis 1618 wurden die beiden Brüder als vogelfrei erklärt. Pompejus wurde am 25.2.1621 von Jürg Jenatsch (1596–1639) auf Schloß Rietberg im Domleschg ermordet, was C. F. Meyer in einer Novelle literarisch gestaltete.

    Vom 16. bis 18. Jh. weisen die P. eine bemerkenswert große Zahl an Studierenden auf, seit dem 18. Jh. traten sie auch wissenschaftlich hervor. Gaudenz (1757–1834), gen. „der Bär“, studierte die Rechte in Wien. Als oppositioneller Patriot war er ein radikaler Verfechter der Franz. Revolution. 1797 von den Drei Bünden zu Bonaparte nach Oberitalien entsandt, gelang es ihm indessen nicht, das Veltlin, Chiavenna und Bormio den Drei Bünden zu erhalten. 1798 weilte er als Gesandter in Paris, 1800 wurde er zum Präfekten im Kanton Rhätien eingesetzt. Nach 1803 wirkte er als Haupt des Gotteshausbundes, als Mitglied der kantonalen Regierung und als Tagsatzungsabgeordneter.

    Andreas Rudolf (1819–89) studierte die Rechte in Zürich, Berlin und Heidelberg und|reiste anschließend durch Frankreich, England und Holland. Er war Großbauer, Besitzer der Bäder in Bormio und Mitbegründer der Kuranstalten von St. Moritz und Tarasp. 1848-69 und 1876-81 gehörte er dem schweizer. Nationalrat an, wo er insbesondere auf den Gebieten des Straßen-, Post-, Forst- und Landwirtschaftswesens hervortrat. Alfred (1857–1922, s. DBJ IV, Tl.), Dr. iur., seit 1885 Rechtsanwalt in Reichenau (Graubünden), gehörte 1896-1914 ebenfalls dem schweizer. Nationalrat an und war liberal-demokratischer Fraktionspräsident der Bundesversammlung. Als Experte für Wasserwirtschafts-, Finanz- und Eisenbahnpolitik kam ihm das Hauptverdienst am Ausbau der Eisenbahn in Graubünden zu. 1914-18 übernahm er den Posten eines Gesandten der Schweiz beim Kgr. Italien in Rom, wo er auch die Zentralmächte vertrat, 1919-22 war er Gesandter beim Deutschen Reich. Martin (1727–72, s. ADB 26) studierte Theologie und Naturwissenschaften in Zürich. 1750 wurde er Prediger der deutsch-ref. Gemeinde in London. 1761 gründete er mit Johann Peter Nesemann (1726–1801) das pädagogisch fortschrittliche Seminar in Haldenstein (später in Marschlins). Er beschäftigte sich auch mit dem Bau von Maschinen und verbesserte die Elektrisiermaschine. Joseph (1744–1827) kam mit seinem Vater Andreas Joseph, Professor der Mathematik in Erlangen, nach London, studierte Recht und Philologie in Utrecht und Göttingen und reiste durch Frankreich und Italien. Als Bibliothekar am Brit. Museum in London (seit 1799 Oberbibliothekar) weckte er als einer der ersten durch seine „Geschichte der roman. Sprache“ (engl. u. dt. 1776) das Forschungsinteresse für das Rätoromanische. Der Sprachwissenschaftler Robert (1864–1937, s. 2) begründete das „Dicziunari Rumantsch Grischun“ und das „Rätische Namenbuch“. Adolf (1820–95, s. Pogg. V) richtete mit Kekuie v. Stradowitz in Reichenau (Graubünden) ein chemisches Laboratorium ein und widmete sich in München der Bienenkunde. Als Privatgelehrter publizierte er zahlreiche wissenschaftliche Abhandlungen. Der liberale Ständerat Peter Conradin (1815–1902, s. 1) engagierte sich vor allem in der Verkehrs- und Rechtspolitik, pflegte aber auch literarische und historische Interessen. Seit 1853 führten Peter Conradin (1829–1910) und Jacques Ambrosius (1826–1901) als erstes schweizer. Unternehmen einen florierenden Handel in Ägypten, vorwiegend mit Baumwolle.

  • Quellen

    Qu Codex Diplomaticus, hg. v. Th. v. Mohr u. C. v. Moor, Bde. II-IV, 1852-64; L'anniversari da Zuoz, hg. v. C. Wieser, S. Margadant u. G. Danz, in: Annalas da la Società Retorumantscha, 1986, Bündner ÜB, Bde. I-II, bearb. v. E. Meyer-Marthaler u. F. Perret, 1955–73, III, bearb. v. O. P. Clavadetscher u. L. Deplazes, 1997. – Peter v. Planta-Fürstenau, Erinnerungen, hg. v. B. Hartmann, 1942. – E. Meyer-Marthaler, Fam.archiv v. P. [im StA Graubünden], 1959.

  • Literatur

    C. v. Moor, Stemmatographie […] de P., 1872;
    Peter v. Planta, Chronik d. Fam. v. P., 1892, E. Meyer-Marthaler, Die ältesten Urkk. d. Kreisarchives Zuoz, in: Bündner Mbl. 1946, S. 110-22;
    E. Grüner u. K. Frei, Die Schweizer. Bundesverslg. 1848-1920, I, 1966, S. 622-24;
    Bedeutende Bündner aus 5 Jhh., 2 Bde., 1970;
    W. Kundert, in: Das Bistum Chur, Helvetia Sacra, I/1, 1972;
    Iso Müller, Gesch. d. Klosters Müstair, 1978, S. 74-95;
    P. E. Grimm, Die Anfänge d. Bündner Aristokratie im 15. u. 16. Jh., Diss. Zürich, 1981, S. 211 f.;
    O. P. Clavadetscher u. W. Meyer, Das Burgenbuch v. Graubünden, 1984, S. 237-40;
    P., Geneal., bearb. v. Marius v. Planta u. Leonarda v. Planta, 1985;
    A.-M. Deplazes-Haefliger, Die P. im 13. u. 14. Jh., in: Jb. d. Hist.-antiquar. Ges. v. Graubünden, 1992, S. 77-157;
    Anita Müller, Schweizer in Alexandrien 1914-1963, 1992;
    P. C. v. Planta, Die P. im SpätMA, 1997;
    R. Donatsch, Fam. P. Malans, 1998;
    A. Collenberg, Die Bündner Amtsleute in d. Herrschaft Maienfeld 1509-1799 u. in d. Untertanenlanden Veltlin, Bormio u. Chiavenna 1512-1797, in: Jb. d. Hist. Ges. v. Graubünden 1999, S. 1-118;
    HBLS;
    Lex. MA;
    Schweizer Lex.

  • Autor/in

    Anna-Maria Deplazes-Haefliger, Ursus Brunold
  • Familienmitglieder

  • Zitierweise

    Deplazes-Haefliger, Anna-Maria; Brunold, Ursus, "Planta" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 502-504 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121979652.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA