Lebensdaten
1882 – 1923
Geburtsort
Wien-Fünfhaus
Sterbeort
Kitzbühel
Beruf/Funktion
Arbeiterschriftsteller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118740601 | OGND | VIAF: 12324492
Namensvarianten
  • De Profundis (Pseudonym)
  • Petzold, Alfons
  • De Profundis (Pseudonym)
  • mehr

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Zitierweise

Petzold, Alfons, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118740601.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich Hermann (1836–99), aus Regis b. Leipzig, Gastwirt ebd., Fabrikarbeiter, Ladenbes., Zigarrenmacher u. a., S e. Sattlermeisters in Borna;
    M Friederike Sophie Caroline (1835–1902), T d. Gottlieb Benjamin Gundlach, Schuhmacher in Freiburg/Unstrut;
    1) Alland (Niederösterr.) 1911 Johanna Kraml (1886–1914), aus Linz, 2) Heiligenkreuz 1915 Hedwig Gamillscheg (1890–1968), aus Mähr. Schönberg;
    1 S aus 1), 2 T aus 1).

  • Biographie

    P. begann, durch Armut und Krankheit behindert, u. a. eine Lehre in einer Metallschleiferei und arbeitete danach in Wien als Bauhilfsarbeiter, Laufbursche, Fabrikarbeiter, Fensterputzer, Kellner und „Geschäftsdiener“ einer Buchdruckerei. Nach kurzer deutsch-nationaler Begeisterung trat er dem „Verband der jugendlichen Arbeiterbewegung Österreichs“ in Wien-Ottakring bei. 1907 gründete P. mit Freunden die kurzlebige „Vereinigung denkender und schaffender Gehirne“ („Ikarus-Bund“). Hier kam es zum Kontakt mit dem österr. Anarchisten Rudolf Großmann (Pierre Ramus), in dessen Organ „Wohlstand für alle“ P. später Beiträge veröffentlichte. 1908 erkrankte er an TBC. Freunde ermöglichten seit 1909 Heilstättenaufenthalte in Alland b. Wien. 1919 übernahm P. die Leitung der Buchhandlung Moser in Kitzbühel, wo er seit 1918 als sozialdemokratischer Gemeinderat amtierte. Unterstützt wurde er seit 1917 durch eine Ehrenpension der Stadt Wien.

    P. schrieb Gedichte, Romane, Erzählungen, Skizzen und ein Drama, die vor allem in Zeitungen und Zeitschriften der Arbeiterbewegung, insbesondere der „Arbeiter-Zeitung“ Wien, aber auch in bürgerlichen Verlagen erschienen. Seine frühe Lyrik lehnt sich an die Vormärz-Autoren Freiligrath (Trotz alledem, 1910), Heine und Herwegh an, später auch an Rilke („Dem Bruder Franz dieser Zeit“ widmete er seine Dichtung „Franz von Assisi“, 1918). Charakteristisch ist seine Verbindung sozialer Thematik mit religiöser Ausrichtung, wobei er sich am Pantheismus Goethes und der frühen Mystik Meister Eckharts und Jakob Böhmes orientierte (P. an Bröger am 4.8.1911) und gleichzeitig die Gewißheit zu vermitteln suchte: Gott wird die sozial Gedrückten der Gesellschaft erlösen. Seine Autobiographie „Das rauhe Leben“ (1920; Neuaufll. bis 1979) findet noch heute interessierte Leser. Wie H. Exenberger 1980 nachgewiesen hat, wurde sie in den Ausgaben verschiedener Verlage seit 1932, also schon vor Beginn des Nationalsozialismus z. T. im nationalistischen und antisemitischen Sinne gekürzt und verfälscht und P. zum unpolitischen Heimatdichter stilisiert (vgl. d. Ausgg. 1932, 1940, 1941, 1947, 1948 u. 1964). Erst die Ausgabe von 1979 greift auf den Text der Erstausgabe 1920 zurück. Im Blick auf das Gesamtwerk ist zu sagen, daß gerade die Verbindung beider Momente, des sozialpolitischen Engagements und der Heimatdichtung, P.s große zeitgenössische Popularität ausmachte.

  • Werke

    Weitere W Lyrik: Der Ewige u. d. Stunde, 1912;
    Johanna, Ein Buch d. Verklärung, 1915;
    Der Dornbusch, Soz. Gedichte, 1919;
    Gesang v. Morgen bis Mittag, 1922. – Prosa: Memoiren e. Auges, 1912;
    Erde, Ein Roman, 1913;
    Sil, d. Wanderer, 1916;
    Der feurige Weg, Ein russ. Rev.roman, 1918;
    Der Franzl, 1920;
    Der Totschläger u. a. Geschichten, 1920;
    Menschen im Schatten, 1920;
    Das Lächeln Gottes, 1922;
    Sevarinde, 1923. – Drama: Verklärung, Legende in e. Akt, 1917. – Auswahlbde: Das Leben e. Arbeiters, Jugendweihe 1925, 1925;
    Ein Bruder so wie du, Das A. P.-Buch, 1957;
    Einmal werden sich d. Tage ändern …, 1959;
    35 unterschlagene P.-Gedichte, Ausgew. u. zus.gestellt v. H. Exenberger, Mit Vorwort v. F. G. Kürbisch, o. J.Briefe: Briefwechsel A. P. – Stephan Zweig, Eingel. u. kommentiert v. D. Turner, 1998. – Übers. aus d. Jiddischen: Drei Gedichte v. M. Rosenfeld, in: Arbeiter-Ztg., Wien, 18.9.1923. – W-Verz.: Wilpert-Gühring. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Wien, Hss.slg. d. österr. Nat.bibl.; Dortmund, Fritz-Hüser-Inst. f. dt. u. ausländ. Arbeiterlit.

  • Literatur

    R. Herle, A. P., Versuche e. Monogr., Diss. Wien 1928 (W, L);
    E. Glaser, A. P., Ein Btr. z. Problem Arbeiterdichtung, Diss. Wien 1935 (W, L);
    A. P., Btrr. z. Leben u. Schaffen, 1972 (W-Verz., L): H. Exenberger, A. P. u. d. Freidenker, in: Geist u. Ges. 12, 1982, S. 20-24;
    ders., in: Sozialist. Erziehung, Wien, Nr. 5, 1982, S. 130 f.;
    A. P. 1882-1923, hg. v. F. Patzer, 1982;
    M. Marschallek, A. P.s Jahre b. d. anarchist. Bewegung, Die Fäuste ballt, in: Arbeiter-Ztg., Journal, Wien, v. 24.9.1982;
    E. Kirschner, Die Tagebücher A. P.s 1904-22, Diss. Innsbruck 1984 (W, L);
    G. Albrecht u. a., Dt. Schriftst.lex., 1960, S. 429 f.;
    Lex. sozialist. dt. Lit. v. d. Anfängen bis 1945, 1964, S. 396 f.;
    G. Heintz (Hg.), Dt. Arbeiterdichtung 1910 bis 1933, 1974, S. 398-401;
    Albrecht-Dahlke II/2;
    ÖBL;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Lex. sozialist. Lit., Ihre Gesch. in Dtld. bis 1945, 1994;
    Hist. Lex. Wien. – Verfilmung: A. P., Das rauhe Leben (Regie: H. Pils, Drehbuch: F. Mitterer, ORF-Koproduktion, 7.5.87 ORF, 24.4.1989 ZDF).

  • Porträts

    Foto v. F. Jünger, Wien (vor 1914), Abb. in: Wiener Tagebuch Nr. 2 v. Febr. 1980, S. 21;
    Zeichnung v. G. Ambrosi, 1916, Abb. in: Büchergilde 1948/1;
    Ölgem. v. A. Walde, 1917 (Kitzbühel, Heimatmus.), Abb. in: Das Fenster, Tiroler Kulturzs., 1974, S. 24;
    Büste v. G. Ambrosi, Abb. in: Bücherschau, Wien, H. 76, Juli bis Sept. 1982.

  • Autor/in

    Rainer Noltenius
  • Zitierweise

    Noltenius, Rainer, "Petzold, Alfons" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 275-276 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118740601.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA